Bin offensichtlich das schwarze Schaf der Familie - wie verhalte ich mich zukünftig?

Hallo zusammen,
ich versuche es kurz zu machen...
Bin die älteste Tochter und schon immer ein Wirbelwind mit dem am "zu tun" hatte. Meine 14 Jahre jüngere Schwester ist das komplette Gegenteil.
Mit 19 bin ich dann weiter weg in ein anderes BL gezogen, wollte kurze Zeit später wieder zurück da mich mein damaliger Freund wegen einer neuen Frau aus der Wohnung warf. Dies wurde deutlich verneint von meiner Mutter mit der Begründung, dort würde ich auf die schiefe Bahn geraten (was vielleicht auch so gekommen wäre...). Mir ging es sehr, sehr schlecht und hätte mich nicht ein flüchtiger Bekannter meines Ex bei sich im Speicher aufgenommen und mich mit Wohnungssuche etc. so tatkräftig unterstützt - ich wäre glaube ich kaputtgegangen, wog kaum mehr 45 kg, hatte extremen Haarausfall, keine Periode mehr etc.

Nunja, ich bin meinen Weg gegangen - beruflich recht erfolgreich und bei Dingen wie Renovierung, Umzug usw. haben meine Eltern auch stets unterstützt. Als ich dann Mutter wurde und ziemlich schnell leider auch Alleinerziehend, hatte ich Phasen wo ich ziemlich überfordert war. Nach der Trennung vom Papa der Kleinen, unterstützte er kaum, zahlte nix und hinterließ mir auch noch seinen Kredit (ich war so dumm und unterschrieb Jahre vorher als Bürge).
Kurzum: in Alltagsdingen musste ich seit je her allein zurecht kommen, fast 25 Jahre.

Nun bin ich vor ca. 2 Jahren zurück in meine alte Heimat gezogen und war sehr euphorisch weil ich dachte jetzt endlich immer alles feiern zu können mit der Familie, wenn ich mal im Alltag Probleme haben sollte, ich endlich mal um Hilfe bitten könnte. Tja... Pustekuchen...
Meine Schwester kam erst gar nicht auf die Idee mich zu ihrem Geburtstag einzuladen - nur wie üblich unsere Eltern. Dann erfuhr ich, dass sie und ihr Partner wegen der Erbschaftssteuer meine Eltern darum baten, ihnen das Haus jetzt schon zu schenken. Auf meine Frage welchen Teil denn ich als Ausgleich erhalten solle, meinte sie nur: "den Rest halt" - leider ist aber kein Rest vorhanden. Das hat mich in ein tiefes Loch gestürzt und ich habe etliche Versuche gestartet mit ihr und meinen Eltern über diese Ungerechtigkeit zu reden. Einsicht meiner Schwester kam nicht wirklich und meine Eltern nehmen sie auch eigentlich komplett in Schutz - ich bin zu empfindlich, sie wollen sich nicht einmischen und ich habe übertrieben als ich mit meiner Schwester redete, sodass sie weinen musste - das fand meine Mutter sehr schlimm von mir.

Meine Schwester ist seit je her diejenige welche permanent Hilfe erhält, ich muss auch erwähnen, dass sie eine Krankheit hat die zunehmende Hilfe benötigen wird - und das verstehe ich völlig und auch ich werde stets helfen wo ich kann.
Leider leide ich ebenso an einer Krankheit, welche weniger gravierend ist - mich nichtsdestotrotz immer mal wieder etwas aus der Bahn wirft. Ich leide unter einer Angsstörung, habe dank Therapie gut gelernt damit umzugehen, nur gibt es Dinge, wenn meine Tochter bspw. tagelang Schmerzen hat, ich mich da reinsteigere und in Panik gerate. Ich denke immer sofort an das Schlimmste, bin seit Geburt an mit einem Krebskranken Vater aufgewachsen, der auch verstarb als ich 15 war - das ist lt. meiner Therapeutin der Auslöser dafür. Ja jedenfalls hatte ich eine Panikattacke und bat meine Mutter mit meiner Tochter zum Arzt zur Abklärung zu gehen. Ich weinte dabei und erklärte, dass ich sonst auch beim Arzt immer wieder weinen würde. Dies war in den letzten 26 Monaten jetzt das 3. Mal, dass ich sie um sowas bat.

Sie wollte es klären und rief mich Abends zurück... ja, sie geht mit meiner Tochter dorthin, aber das ist das letzte Mal. Ich muss das endlich in den Griff bekommen. Und mein Stiefvater meinte nur im Hintergrund: sowas könne man auch heilen. Buff...

Ich schrieb später nur, dass ich dies mittlerweile sehr gut im Griff habe, es mal deutlich schlimmer war, was sie durch die Entfernung nur nicht mitbekommen haben und man das nicht so einfach heilen könnte. Und ich geschockt über ihre Reaktion bin. Mein Partner rief wohl einen Tag später bei meinen Eltern an und klärte sie auf wie schlecht es mir geht. Aber seit nun fast 2 Wochen kommt keinerlei Reaktion oder Kontaktsuche ihrerseits. Es scheint sie nicht zu interessieren und ich fühle mich wie irgendwie mein Leben lang... ich bin denen teils zu anstrengend, dann muss ich weg oder man ignoriert mich in der Hoffnung, irgendwann ist dann mal wieder vordergründig alles gut. Ich bin schließlich auch nicht meine Schwester, die ihr Leben lang immer verwöhnt wurde und die nie zu viel ist.

Sorry für den langen Text... vielleicht hat jemand einen Ratschlag für mich.

LG

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Das ist ein Kaleidoskop von Problemen Verletzungen und auch Ungerechtigkeiten.

Ich würde mich neutral verhalten, die Therapie fortsetzen, versuchen eine gute Mutter zu sein und meinem Kind das bestmögliche Umfeld zu geben.

Darauf würde ich mich konzentrieren. Die alten Probleme in der Therapie aufarbeiten.

Und ich würde versuchen meine Probleme von meiner Tochter fernzuhalten.

Du bist jetzt Mutter und trägst Verantwortung. Es ist sehr schade dass du ungerecht behandelt wirst, aber außer der Erbschaft wo du eventuell rechtlich deinen Anteil erstreiten kannst, sehe ich wenig Hoffnung wie sich da etwas verbessern lässt.

Leb dein Leben, umgib dich mit Menschen die dir gut tun.. Freunde kann man sich aussuchen, Familie nicht :)

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Deine Antwort tut weh, da ich innerlich noch irgendwie auf ein Happy End hoffe..., aber vermutlich hast du recht. Danke dir!

Den Schenkungswunsch haben meine Eltern jedenfalls damals verneint, das Haus solle zur Alterssicherheit dienen. Vielleicht bleiben sie zumindest was das betrifft fair.

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Ich denke, wenn man jahrelang weniger miteinander zu tun hatte, dann kennt Ihr Euch heute alle gegenseitig nicht mehr so gut, wie Ihr alle aktuell wirklich drauf seid.

Deshalb:
Einfach wieder am Leben von ihnen teilhaben, hingehen, am Geburtstag anrufen, Bescheid geben, was bei Euch aktuell los ist, bei kleinen Dingen um Rat fragen, alle kleinen normalen alltäglichen Familiendinge teilen auf freundliche Weise. Mal nach einem alten Rezept fragen. Das Grab der Urgroßeltern pflegen (nur ein Beispiel). Mit ihnen mal alte Fotos anschauen. Karten spielen. Einen Herbstspaziergang machen. Bei Kleinigkeiten etwas helfen. Wenn Du wieder mittendrin bist, bist Du alles andere als ein schwarzes Schaf. Das Muster wird sich ändern.
Gleichzeitig nicht enttäuscht sein, wenn wieder was Blödes & Ungerechtes passieren wird. Man muss immer sich selbst gut schützen! Du weißt, es könnte wieder passieren und deshalb bist Du vorrsichtig und nicht naiv. Ganz wichtig: nicht naiv sein.

Irgendwie müssen sich alle langsam wieder aneinander gewöhnen. Irgendwann kannst Du dann auf einige entspannte Jahre zurücksehen und Dir denken: So schlimm sind die auch wieder nicht, es gibt Schlimmeres.
Das mit der Schwester ist hart. Ich kenne das auch. Nicht bitter werden. Wir sind jetzt erwachsen, die Zeit für Jammern ist vorbei - Kopf hoch

Bearbeitet von Inaktiv
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Danke für deinen Beitrag, aber ich habe nicht das Gefühl, dass dieses mich wieder einbringen etwas Positives bewirkt. Denn das hatte ich ja die letzten 2 Jahre getan. Ich habe eher das Gefühl, dass die wegen meiner Emotionalität ganz genau wissen, dass ich sowieso wieder den Kontakt suche weil mir Familie über alles geht. Das war ja schon immer so…

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Oh nein … aber dann durchblickst Du ja alles. Es ist sehr gut, wenn Du immer ein wenig „drüber“ stehen kannst, wie ein Regisseur bei einem Theaterstück, und alles mit Distanz beobachten kannst.
Du hast die ganzen Erfahrungen gemacht und so sensibel wahrgenommen, dass Du Bilanz ziehen kannst und Du wirkst so fein, sensibel und aufmerksam.
Ich finde, Du hast einen richtigen Erfahrungsschatz.
Vielleicht ist die Mama noch am nettesten, vielleicht könntest Du mir ihr auch mal etwas alleine machen.

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Hey zusammen,
ich brauch nochmal euren Rat...

Meine Eltern hatten sich mittlerweile entschuldigt - sie waren zu diesem Zeitpunkt einfach mit allem überfordert gewesen. Gut - ich habe es wie üblich verziehen und sie dann für eine Woche später, ebenso auch meine Schwester zu meinem Geburtstag eingeladen.

Sie kamen, es war ok. und als ich dann als nur noch meine Schwester zugegen war unser diesjähriges Weihnachten ansprach (wir hatten beschlossen zukünftig alles vorab & gemeinsam zu besprechen um weitere Konflikte zu vermeiden) kam die nächste Breitseite... Sie hätten bereits geklärt, dass unsere Eltern bei denen den Heiligabend verbringen und wegen der zu kleinen Wohnung und weil sie es gerne ruhiger hätten, können wir natürlich wie immer nicht kommen.
Das bedeutet für meine Tochter und mich, dass wir das 1. Mal an Heiligabend nicht mit der Familie verbringen werden.

Es wurde dann hitzig mit meiner Schwester weil ich es nicht verstand wegen solch einem Grund, sie beleidigte mich dann noch, schlug gegen meine Wand und knallte beim Gehen die Tür. Als ich später meine Mutter anrief und sie weinend um Aufklärung bat, gab sie mir mehr als deutlich zu verstehen, dass wieder ich mit meiner Empfindlichkeit der Störenfried wäre und man doch auch wann anders zusammen feiern könne.

Dann bin ich zerbrochen... meiner Schwester möchte ich in diesem Leben nicht mehr begegnen, soviel steht fest. Aber ich bin völlig verwirrt wie ich weiterhin mit meinen Eltern umgehen soll. Ich habe das Gefühl komplett die Brücken abreißen zu wollen um endlich Frieden zu bekommen. Gleichzeitig würde es mich wahrscheinlich kaputt machen.
Ich hoffe jemand kann mir irgendeinen Rat geben...