LANGER TEXT // Tw: Narzisstischer Missbrauch
Vorab möchte ich sagen, ich bin überglücklich Mutter zu werden. Ich passe gut auf mein Baby auf, habe sofort mit dem Rauchen aufgehört und würde nie bewusst etwas tun was auch nur im Ansatz mein Baby schaden würde.
Kurz zu mir: Ich bin Anfang 20, habe bereits Eigentum und 1A-Qualifikationen meines beruflichen Werdegangs, bzw. auch weiteren Wertanlagen. Ich habe eine super Außendarstellung und man könne, sogar ein wenig neidisch sein, wenn man mein Leben als Außenstehende Person betrachtet. Könnte man.
Ich habe als Kind, starke Misshandlungen erlebt (keine sexuellen!) und meine Bezugsperson, hat eine durchwachsene Narzisstische Persönlichkeitsstruktur. Alle Errungenschaften meinerseits, jeder Erfolg, ist eine Zuschrift für Ihre Wahnsinns, tolle Erziehung. Ich habe mich bereits in einem Alter von 12 Jahren, sämtlicher Fachliteraturen hingegeben, um verstehen zu können, warum es passiert. Meine Mutter spielte tagtäglich ein heiß-kalt Spiel, als Kind konnte ich ihr Verhalten nie deuten und es fiel mir schwer, mich auf einen Alltag einzulassen, der wortwörtlich „überraschend“ war. Überraschend, geplagt von Wutausbrüchen, von Distanzierung, Ignorierung, Herabwürdigung und Demütigung vor anderen Menschen. Eine 3 zu schreiben bedeutet Tadel, bei einer 2 war es ein „Wieso ist es keine 1“ und bei einer 1 war es keine Antwort. Nichts was ich tat war genug. Meine Mutter wechselte die Partner, vorzugsweise zu weiteren Narzissten, die sich diesen Umgang gerne anschauten und selber an mir verwirklichten. Mein Stiefvater war sehr wohlhabend, jedoch Machtbesessen. Seine Leidenschaft war es, mich jeden Tag als kleines Mädchen am Boden zu sehen, bis ich weine und vor Tränen nichtmehr sprechen kann.
Die „positiven“ Merkmale die ich mir zuschreibe, bzw. Zustände wie, dass mein Stiefvater sehr wohlhabend war, sollen euch die Scheinwelt präsentieren, in der ich tagtäglich gehaust habe. Stolz ist da nicht.
Die Geschwister die dazugekommen sind, von diversen Partner, waren meine Aufgabe. Ich hatte nie die Chance auch ein Kind zu sein. Ich wache mit 10 auf, höre meine Mutter mich rufen während sie geschlagen wird und bin schon damals verantwortungsvoll genug gewesen, um meine kleinen Geschwister zu mir zu nehmen und als Babys zu besänftigen, damit diese nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Bis mir eines Tages ebenfalls bewusst wurde, dass ich eine Traumastörung namens Parentifizierung hatte. Ich habe meine Geschwister, unendlich geliebt und… wie meine eigenen Kinder gesehen. Bis hin zu meiner Jugend, waren es meine Babys. Meine Mutter? Sagte sie hätte sowas wie Muttergefühle einfach nicht und wollte sich noch ausleben.
Wie war sie oder wie ist sie? Sie ist klug, wunderschön, humorvoll und charmant. Niemand ahnt es. Bis jemand mit ihr zusammen ist. Für sie bedeuten Kinder Bindung. Bindung zwischen ihr und dem Mann. Um so geliebt zu werden, wie sie es als Kind selber nie wurde.
Um zum Thema zurückzukommen, muss ich sagen, dass ich sehr lange in Therapie bin. Ich versuche es aufzuarbeiten, doch die Narbe sitzen tief. Heute haben Mama und ich, eine Beziehung wie beste Freundinnen. Sie konkurriert in ihrem Kopf mit mit mir, aber durch gelegentliches zurückstecken, fühlt sie sich nicht bedroht. (Ich bin in einer Co-Abhängigkeit und liebe sie auch wenn es wehtut). Alles was ich erzähle, ist natürlich nie so gewesen und im Grunde, war ich schon als Kind das pure Böse. Meine Mutter hat ständig ein anderes Lieblingskind und im Vergleich zu diesen, kommen alle nicht dagegen an. Wenn sie rätseln würde, welche positiven Eigenschaften ich hätte, würde sie nach langer Überlegung auf nichts kommen. Kontrovers für euch, dass ich aber noch den Kontakt pflege? Ich kann nicht ohne. Ohne Mama, plagen mich Albträume, ich kann nicht aufhören zu weinen und leide unter dem Kontaktabbruch. Sie hingegen kann einfach so ohne mich weiterleben. Es tut einfach zu sehr weh.
Und jetzt, hier bin ich: in den Anfängen meines Lebens, schwanger und jetzt mit der Angst mein Kind nicht so zu lieben wie eine Mutter.
Ich bin nicht stressresilent und sehr impulsiv geworden. Ich möchte nicht, dass mein Kind, sich jemals so fühlt, wie ich mich gefühlt habe. Auf keinen Fall. Aber ich habe Angst davor, ich habe Angst, die selbe Störung zu haben. Gottseidank ist mein Mann ein Sonnenschein ☀️ Mit einer tollen Familie, wo jeder so respektiert wird, wie er ist. Aber auch er, hat ab und an mit meinem Trauma zu kämpfen. Ich verteidige mich sehr stark und kann meine Persönlichkeit noch nicht klar definieren. Wer bin ich und was mag ich? Werde ich mein Kind wirklich lieben?
Hat jemand von euch Erfahrungen damit, wie man sich als Mutter mit solchen Voraussetzungen entwickelt?
Was für eine Mutter bist du, trotz Traumaerfahrungen?
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