Hallo zusammen,
Vor 5 Jahren habe ich mein erstes Kind bekommen. Die Babyzeit konnte ich nicht genießen. Mein Kind war ein Schreibaby, mein Mann monatelang beruflich weg und ich hatte noch keine Freunde mit Kindern. Letztendlich bekam ich eine postnatale Depression, die aber nicht behandelt wurde. Meine Hebamme kam eigentlich nur, um über andere Familien zu lästern. Mein damaliger Frauenarzt meinte, solange ich mich um mein Baby kümmern kann, kann es ja nicht so schlimm sein.
Jetzt mein Problem: dieses Wochenende treffen wir zum ersten Mal meine Schwägerin, die vor 2 Monaten Mutter wurde. Vorher war sie ein eher unzufriedenen Mensch. Seit der Geburt ist sie total zufrieden mit sich und der Welt. Wir freuen uns für sie. Auf der anderen Seite zeigt es mir, dass ich immer noch darunter leide, dass ich die erste Babyzeit gar nicht genießen konnte. Mir kommen echt die Tränen. Ein Stück weit bin ich sogar neidisch, obwohl ich weiß, dass das Quatsch ist.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen und kann mir einen Tipp geben?
Babyzeit nicht genossen
Schau mal ein bisschen weiter unten. Gestern hat jemand etwas recht ähnliches gepostet.
Das wurde in die Geburt- und Wochenbett Forums Kategorie verschoben.
Ja fühl ich.
Vielleicht hilft es dir zu wissen dass du nicht alleine bist und viele Mamas kein einfaches Babyjahr hatten wo einfach die Sonne aus dem Allerwertesten scheint 😂
Ansonsten hilft mir auch immer solche Themen ( bei mir z.B. nicht gestillt haben zu können) bewusst auch loszulassen
Ich weiß nicht ob es dir hilft, aber ich kann die Babyzeit auch nicht wirklich genießen. Ich bin beruflich selbstständig, dh. richtige Elternzeit habe ich nicht, da ich meinen Job nicht einfach eine Zeit lang liegen lassen kann. Ich musste beim ersten Kind schon die meiste freie Zeit nutzen, um meinen Job weiter am Laufen zu halten.
Dazu kam dann, dass mein Sohn damals ein sehr schlechter Schläfer war. Ich sehe den Grund dafür in der Stillzeit, die alles andere als einfach war. Aber ich wollte auch gern stillen und alle sagten mit wenn ich zufüttere bleibt meine Milch weg. Also habe ich mich 4 Monate lang gequält. Ich hab die ersten Wochen gefühlt 24/7 mit ihm im Bett gelegen und gestillt. Ich glaube mein Sohn wurde nie richtig satt. Dann hatte ich Brustentzündung mit Fieber. Dann hatte ich noch extrem Stillrheuma, morgens waren die Hände und Füße steif, nach einem Spaziergang tat meine Hüfte weh und ich lief wie eine alte Frau. Wir sind im ersten Jahr 2 x umgezogen. Mein Mann hat damals noch in einer größeren Stadt etwas weiter weg gearbeitet. Habe ihn alle 2 Wochen mit Baby für längere Zeit "besucht", bin also zwischen Elternhaus und Stadt gependelt. Da war mein Sohn 2-12 Monate alt. ...irgendwie rückblickend auch kein Wunder, dass mein Sohn so schlecht schlief. Das behielt er leider auch bei. Zeit seines Lebens hat er Mittagsschlaf nur gemacht, wenn ich ihn im Kinderwagen geschoben habe. Er ist nicht ein einziges Mal von allein eingeschlafen. Das war anstrengend, puh. Abends das Gleiche, es hat mega lange gedauert und er brauchte wirklich viel Einschlafhilfe. Ich wäre so unglaublich froh gewesen, wenn er allein im Beistellbett geschlafen hätte.
Ich hatte leider auch kaum richtige Unterstützung. Meine Mutter lebt schon länger nicht mehr, mein Vater hat nicht so den Draht zu kleinen Babys. Die Schwiegeroma auch nicht, die arbeitet auch noch. Die Einzige, die mich unterstützt hat, war meine damals 90 jährige Oma. Wenn ich meinen Sohn dalassen wollte, musste ich zuerst alles für die beiden vorbereiten, Frühstück hinstellen, Flaschen machen, Spielzeug herräumen...das hätte meine Oma nicht mehr gekonnt. Die Betreuungszeit musste ich natürlich nutzen um zu arbeiten.
Mein Mann hat das alles nicht so gesehen. Er ist für solche Dinge nicht so empfindsam und manchmal glaubte ich auch alles andere hätte ihn ein bisschen neidisch werden lassen. Also wenn ich einfach ein Jahr mit Baby zuhause geblieben wäre. Er hat es glaube ich nie gesehen was es wirklich heißt mit Baby zuhause zu sein, dass man für lange Zeit sehr zurückstecken muss.
Ich will mich nicht beschweren, ich hab mir das alles so ausgesucht. Aber ich hab auch kein schlechtes Gewissen deswegen. Ich kenne einige Mütter, die froh sind, wenn das erste Jahr vorbei ist. Ich denke wenn man viel Unterstützung hat, kann es alles rosig sein. Und insgesamt gibt es bei jedem Baby sehr viele schöne Momente. Aber wenn die Unterstützung fehlt, dann überwiegt glaube ich immer das anstrengende...
edit: also nein, der Text hilft dir wahrscheinlich nicht. Vielleicht ist es bei dir so, dass du diese schönen Momente aufgrund deiner Depression nicht richtig "einfangen" und speichern konntest. Bei vielen Menschen ist deshalb die Vergangenheit ja immer rosiger, als sie tatsächlich war, vielleicht fehlen dir diese Ankerpunkte...
Vllt hilft es dir, dir bewusst zu machen, dass sehr viele Mütter die Anfangszeit mit Baby nicht genießen konnten. Ich fand die ersten Monate mit meinem Sohn die Hölle und war einfach nur froh als sie vorbei waren. Dafür liebe ich die Zeit seit er ein Kleinkind ist. Ich weine der Babyzeit nicht nach, weil es einfach nur hart war und ich es mir überhaupt nicht zurück wünsche. Mein Sohn musste im ersten Lebenjahr zwei OPs hinter sich bringen, und wir lagen insgesamt einen Monat stationär. Ich bin rückblickend einfach nur froh und stolz auf uns, dass wir das durchgezogen und hinter uns gebracht haben. Auf keinen Fall würde ich nochmal da durch müssen. Dass ich das erste Jahr hätte unbedingt genießen sollen, kommt mir garnicht so arg in den Sinn. Aber da ist natürlich jeder anders.
Meine beste Freundin zum Beispiel, weint dieser Zeit sehr nach, da ihre kleine ein extrem anstrengendes Kleinkind geworden ist…. Also sie ist wirklich hardcore 😅🙈 so kann es auch laufen. Die meisten Mamas haben Phasen mit ihren Kindern, die sie nicht genießen können. Rückblickend werden sie dann sicherlich irgendwie auch traurig darüber sein, dass sie es nicht mehr aufgesogen haben.
Ist evtl der Schmerz den du damals fühlen musstest, das was dich tatsächlich belastet? Da du das nie wirklich aufgearbeitet hast?
Mir ging es auch so. Mein Babyjahr war grauenvoll. Geschrien hat Junior bis ca 7 Monate quasi den ganzen Tag durch. Ich war die ganzen Monate nirgends außer Haus, außer zu Arztterminen, wo ich jedesmal Blut und Wasser schwitzte wenn ich länger als 2min warten musste. Ich habe kaum "Süße Videos" aus der Zeit, wo er einfach nur mal zufrieden brabbelt/ lacht oder mit seinen Füßen spielt. Sowas gab es hier schlicht nicht. Es gab nur Gebrüll. Zum einschlafen, zum aufwachen und dazwischen. 😵💫
Das Gute - nach diesem Blick in die Hölle schockt mich nichts mehr (denke ich). 😅 Die Wutanfälle im Kleinkindalter finde ich tatsächlich lächerlich einfach. Ich glaube wer ein solch anstrengendes Baby hat, der ist gerüstet für den Rest und findet die Zeit danach eher einfach. Wenn man ein Anfängerbaby hat kommt die große Ernüchterung meist im Kleinkindalter. 😉
Wehmütig bin ich natürlich auch manchmal, dass mir so ein schönes, entspanntes Babyjahr nicht vergönnt war. Aber gleichzeitig habe ich über mich gelernt, was für eine unerschöpfliche Geduld und Leidensfähigkeit ich doch habe. 😄
Ich hatte unter der Geburt einen Schlaganfall und dementsprechend war das erste Babyjahr, ich war ständig bei der Physiotherapie. Schön im Sinne wie man sich das so romantisch vorher ausmalt, war da quasi gar nichts. Aber Baby und ich haben es überstanden, mir geht es gesundheitlich deutlich besser und ich habe ein fantastisches Kind. Ich schaue immer nach vorne und versuche immer das positive zu sehen. Das ist Glück oder Pech wie es einen trifft, man hat es nicht in der Hand und kann nur das beste draus machen. Also, du bist nicht allein, es ist nicht bei allen rosig. Das sowas hochkommt, kann ich aber sehr gut verstehen, das ging mir bei weiteren Geburten in der Verwandtschaft auch so, da ich aufgrund meiner Erkrankung kein weiteres Kind mehr bekommen konnte. Mein Kind ist mittlerweile fast ein Teenie und es wurde im Laufe der Zeit immer besser.
Ggf. suchst du eine professionelle Ansprechpartnerin, um das in ein paar Terminen aufzuarbeiten?
Alles Gute für dich!
Kleiner Tipp: wenn du jetzt der Vergangenheit nachweinst, bemerkst du in 5 Jahren, dass du die Kleinkindzeit überhaupt nicht genießen konntest und beneidest deine Schwägerin, die total glücklichen mit ihrem dann 5jährigen Kind im Hier und Jetzt lebt.
Was war, ist vorbei. Wichtig ist der Moment. Also richte deinen Fokus auf die aktuelle Situation, schaffe schöne Momente und sorge dafür, dass du nicht immer denkst, was wäre wenn.... Das zieht sonst einen Rattenschwanz nach sich und du betrauerst immer die Vergangenheit.
Sieh es mal so:
Ein Kind wird sein Leben lang auf die jeweils nächste Lebensphase vorbereitet.
Selbst wenn du damals gerne etwas anders gemacht hättest: für dein Kind war das sein Leben - sein bisheriges Leben hat dein Kind dazu gemacht, was und wie es ist.
Wenn es dem Kind jetzt gut geht, wenn es ein tolles Kind ist (davon gehe ich mal aus) dann ist es durch die letzten 5 Jahre so geworden. (Ok, auch durch die Gene, aber nicht nur).
Was aus dem Kind deiner Schwägerin wird, weißt du noch nicht.
Das ist auch nicht wichtig - innerhalb einer Familie sollte man sich hüten, allzu genau zu analysieren, wer wie warum ist.
Aber ich kann sehr empfehlen, auf dein Kind zu schauen und zu sagen "ok, diese Erfahrung war wertvoll für mein Kind".
Sollte dem Kind etwas fehlen, muss man natürlich sehen, wie man das ändert oder auch nachholt. Auch das geht ja, die Kindheit ist ja nicht mit 5 vorbei 😉.
In Bezug auf deine Schwägerin: klar, ist eine glückliche Mama im ersten Empfinden besser für ein Kind. Aber sie wird genauso Dinge richtig oder falsch machen, wie wir alle. Also leg ihr "dauerhaft glücklich sein" nicht auf die Goldwaage.