Hallo ich bin 45 Jahre, meine Tochter ist 16, die Schwangerschaft war nicht geplant.
Der Vater und ich waren 5 Jahre zusammen als es passiert ist.
Er war auch absolut dagegen und wollte eine Abtreibung,
Ich hab mich dann halbherzig für das Kind entschieden, die Beziehung war sofort zu Ende, ich hab ihn nie wieder gesehen.
Er hat tatsächlich nie danach gefragt, sein Kind mal zu sehen oder kennenzulernen.
Er hat auch nie Unterhalt bezahlt, konnte er auch nicht da er nur Mindestlohn verdient hat.
Ich hab durch die Entscheidung für das Kind eine befristete Stelle nicht verlängert bekommen, war dann arbeitslos.
Meine Wohnung konnte ich nicht halten und habe dann vom Amt eine andere zugewiesen bekommen, in einer wirklich üblen Gegend der Stadt.
Ich konnte zunächst gar nicht arbeiten da ich keinen Kita Platz bekam und als ich einen hatte, war meine Tochter ständig krank so dass ich zwei weitere Jobs verloren habe und immer wieder arbeitslos wurde.
Es war keine schöne Zeit , das Geld immer knapp, allein mit Kind ohne Unterstützung.
Heute bin ich besser dran, aber es waren harte Jahre in denen ich immer nur versucht habe irgendwie durch zu kommen.
Ich bin unheimlich müde, kaputt und alt geworden.
Ich liebe meine Tochter, aber, ich muss sagen, 16 Jahre Stress und Kämpfen, das würde ich nicht wieder so machen.
Ich würde mich rückblickend nicht nochmal für das Kind entscheiden, wenn ich gewusst hätte, was danach kommt.
Mittlerweile lebe ich in einem etwas besseren Stadtteil, kleine 2 Raum Wohnung, finanziell ist es noch immer knapp aber ich verdiene mein eigenes Geld und habe seit 6 Jahren eine unbefristete Stelle.
Meine Tochter hat die Schule geschmissen und lebt jetzt in einer Einrichtung vom Jugendamt, sie ist psychisch belastet, Borderline, Depressionen.
Auch sie hat also Probleme, an denen ich zumindest beteiligt bin.
Ausserdem leidet sie massiv darunter dass ihr Vater sie nicht wollte, kein Interesse hatte und sie ihm völlig gleichgültig ist.
Wie ist es Euch ergangen mit der Entscheidung fürs Kind, wie seht ihr eure Situation Jahre später wenn die Kinder in der Pubertät oder erwachsen sind?
Vielleicht gibt es hier Geschichten die mir Hoffnung machen, dass es noch besser wird und das jetzige Ergebnis nicht das Ende ist.
Ungeplantes Kind bekommen, meine Geschichte
Naja was möchtest du hören? Ich finde deine Aussagen sehr traurig. Das materielle sollte doch wirklich zweitrangig sein. Zu sagen, du hättest sie besser nicht bekommen, damit du es dir finanziell besser ergangen wäre.. hm.. ich hoffe du hast sie das nie spüren lassen.
Ändern kannst nur du alleine etwas. Unterstütze deine Tochter, zeig ihr dass du hinter ihr stehst und für sie da bist.
Das materielle kann dann unwichtig werden, wenn die Grundbedürfnisse erfüllt sind. Wenn man aber in einer unsicheren Gegend wohnt, nicht genug zu essen hat oder niemals etwas unternehmen kann, weil für all das kein Geld da ist, dann ist das schon ein existentielles Problem.
Nun ja in Deutschland verhungert man so schnell nicht.
Ich finde es sehr mutig, dass du diese Geschichte teilst und denke es geht nicht nur dir so. Viele trauen es nicht das zuzugeben.
Ich kann dir leider keinen konkreten Rat geben weil ich keine Erfahrung habe aber ich denke du hast gute Chancen, dass nochmal einiges positiver wird. 16 ist ein schwieriges Alter, als junge Erwachsene sieht die Welt bestimmt anders aus. Ich wünsche es dir 🍀
Ich bin in einer heilen Familie aber mit wenig Geld aufgewachsen. Und ja, das ist hart und hinterlässt Spuren. Kein Führerschein wenn andere ihn machen, nach den Sommerferien nie von tollen Urlauben erzählen wenn alle anderen nach und nach das dürfen (danke dafür Lehrer 😅), nicht wissen wie man die Klassenfahrt bezahlt (Eltern arbeitet und sind leicht über den Satz, wo das JC das übernommen hätte). Das alles ist Scheiße, das alles ist belastend auch wenn einige sich das hier nicht vorstellen können.
Liebe Messina,
Danke, dass du deine Geschichte hier teilst.
Meine älteste Tochter ist etwas jünger als deine und war von uns beiden geplant.
Das nicht-verlängern einer befristeten Stelle in dieser Situation kenne ich allerdings auch. Genauso wie die schwierige Jobsuche mit Kleinkind(ern).
Da denkt man sich bei der befristeten Stelle "macht nix, ich hab doch immer schnell was gefunden, bin ja gut in meinem Job" und schwanger oder mit Kind zählt das alles nicht mehr...
Anders als du war ich ja aber in einer Partnerschaft und mein Mann hat ausreichend Geld verdient, so dass kleiner Teilzeit-Job bei mir reichte.
Deine Geschichte hat mir gerade noch mal klar gemacht, wie dicht ich damals dran war, wirklich bedürftig zu sein. Das waren damals - als ich ja auch kein "eigenes" Geld verdient habe - immer meine Albträume. Was, wenn meinem Mann was passiert? Was, wenn er mich verlässt? Ok, bisl abgesichert war ich.
Aber dennoch: ich habe die letzten 12 Jahre ganz anders leben können als du. Und darüber entscheidet die Anwesenheit oder Abwesenheit eines Mannes?? Schlimm, oder?!?
Aber der eigentliche Grund dafür sind Jobs, die einfach befristet sein dürfen! Arbeitgeber, die eine Mutter wegen kranker Kinder entlassen...!
Auf solche Mißstände muss man hinweisen!
Dass deine Tochter so leidet, tut mir unendlich leid.
Ich hoffe, sie kriegt die Kurve und kann sich ein schönes Leben aufbauen!
Dir scheint es jetzt besser zu gehen - hoffentlich schwappt das zu ihr rüber.
Denn das möchte ich dir mitgeben:
1. Du bist nicht schuld! Du bist einfach Teil einer zum Teil kaputten Gesellschaft...
2. Deiner Tochter kannst du gerade jetzt ein Vorbild sein! Wenn du ihr vorlebst, wie das Leben lebenswert sein kann, auch in kleinen Dingen, kann sie davon viel mitnehmen.
Und wenn es nur die gemütliche Tasse Tee Zuhause oder der mühsam zusammengesparte Glühwein in toller Weihnachtsmarkt-Athmosphäre ist (was immer du magst).
Schön, dass du hier im Forum schreibst - und blöd, dass du da gleich so angegangen wirst.
Ich denke, dir selbst wird es guttun, zu wissen, dass du selbst nicht schuld bist.
Was du nicht tun solltest: deiner Tochter gegenüber über die schwierigen Umstände jammern. (Du merkst, das wird schon in einem forum falsch eingeordnet).
Du sagst, du fühlst dich alt.
Aber du kannst dich wieder jünger fühlen und das Leben genießen!
Denn um als jammernde Alte herumzusitzen, sind wir noch zu jung 😉
Alles Gute für die nächsten 16 Jahre!
Hi,
puh, da habt ihr ein ganz schönes Paket zu tragen. Ich habe etliche SuS aus schwierigen familiären Verhältnissen, die in der Pubertät mit psychischen Problemen kämpfen mussten, die es aber irgendwie schafften sich, zumindest augenscheinlich, zu berappeln und dann ein eigenständiges Leben aufbauen konnten. Hoffnung gibt es, aber deine Tochter muss da schon auch selbst tätig werden. Ich hoffe für sie, dass sie dafür die richtige Unterstützung erhält.
Ich bin ein ungeplantes Kind, dessen Vater nie etwas von wissen wollte, Unterhalt hat er aber gezahlt. Meine Mutter hatte allerdings einen solide bezahlten Beruf, wir hatten nie große finanzielle Schwierigkeiten, ich konnte „teilhaben“, Hobbys, Urlaube, Klassenfahrten waren nie ein Problem. Ich denke, das macht den Unterschied.
Auch wenn laut gerufen wird, dass hier „niemand verhungern muss“, ist es eine Riesenbelastung, wenn man es nicht schaffen kann, sich und sein Kind anständig zu versorgen, das hinterlässt natürlich Spuren. Du bist leider ein Beispiel dafür, dass es im „System“ noch großen Verbesserungsbedarf gibt, damit Kinder nicht durch das Raster fallen müssen. Ich drücke dir die Daumen, dass ihr beiden eine unbeschwerte Zukunft vor euch habt.
vlg tina
45 Jahre - da bist du exakt in der Blüte deines Lebens 🤗. Das nur dazu.
Ich lese deine jahrelange Belastung förmlich heraus. Du fühlst dich alt und ausgelaugt. Bist du gesund? Schaust du auf dich? Vitamintabletten (ja, ich nehme die, ohne zu wissen, ob sie überhaupt nützen - ich glaube daran), Friseur, lecker gebrühter Tee/Kaffee zuhause… was macht dich glücklich und was würdest du dir gerade jetzt wünschen, ausser natürlich, dass es deiner Tochter wieder gut geht?
Ich kann mein Päckchen nicht mit deinem vergleichen. Habe zwei Teenies, bin verheiratet. Das Finanzielle war zwischendurch ein grosses Thema.. Als Kind immer in armen Gegenden gewohnt - ja, wir waren arm.. Umso stolzer und befreiter bin ich heute, dass ich es da rausgeschafft habe. Auch du darfst trotz aller Widrigkeiten sehr, sehr stolz auf dich sein 🙌.
Hallo,
Ja, ich bin gesund, aber einfach erschöpft und mental und psychisch angeschlagen.
Ich hatte nie einen Tag ohne Sorgen, immer war was anderes.
Ich mache Yoga und nehme auch Nahrungsergänzungsmittel auf Anraten meines Arztes.
Mittlerweile bin ich auch in den Wechseljahren, bekomme eine Hormontherapie.
Ich hatte nie wieder eine Partnerschaft, nie hätte ich gedacht, dass ich alleine bleibe.
Aber ich hatte weder die Zeit, noch die Möglichkeit jemand kennen zu lernen.
Zum Glück habe ich durch meine ehrenamtliche Tätigkeit einige Freunde gewonnen, daher bin ich nicht völlig alleine.
Meine Eltern sind schon lange tot, ich bin in einer Mittelschichtfamilie aufgewachsen, eigenes Haus mit Garten, meine Mutter war Teilzeit beschäftigt , mein Vater selbstständig, ich hatte eine schöne und auch materiell unbeschwerte Kindheit , es gab Urlaube, Hobbies, nie war es finanziell eng.
Das konnte ich meinem Kind nicht bieten, ich hatte nicht mal Geld für Klassenfahrten ,die zum Glück vom Förderverein übernommen wurden.
Ich war seit meinem 15. Lebensjahr nie mehr im Urlaub, meine Tochter natürlich auch nicht, sie kennt unsere Stadt und die nähere Umgebung.
Ich hatte auch nie ein Auto, meine Tochter musste ständig verzichten, sogar zum Geburtstag oder Weihnachten gab es oft nur eine Kleinigkeit.
Kleidung meist second Hand und Kleiderkammer und Lebensmittel oft von der Tafel.
Daher arbeite ich da heute auch ehrenamtlich mit, denn diese Arbeit ist so wichtig und hat mich oft gerettet.
Ich bin 45 und hoffe, dass meine Kindheit nicht die einzige gute Zeit in meinem Leben bleibt.
Danke für deinen Beitrag, er hat mich etwas aufgemuntert.
Ich finde es irgendwie traurig aber gleichzeitig auch sehr ehrlich was du schreibst . Du hast es wahrlich nicht leicht gehabt die letzten Jahre und auch jetzt noch nicht um so schlimmer muss es sich für dich als Mutter anfühlen das deine Tochter so große Probleme hat und es ihr psychisch so schlecht geht das sie in einer Einrichtung lebt . Es klingt als wenn du dich indirekt dafür mit verantwortlich fühlst das muss aber nicht sein genetische Komponenten können auch mit rein spielen sie ist auch mitten in der Pubertät was auch nicht einfach ist . Ich wünsche dir für die Zukunft das deine Tochter erkennt und versteht wie schwierig euer Weg war, das du dich für sie entschieden hast und trotz allem immer für sie da bist . Ich verstehe auch das du ehrlich zugibst rückblickend hättest du anders entschieden das heißt nicht das du dein Kind nicht liebst, im Gegenteil sogar ! Ein Kind groß ziehen ist eine große Verantwortung alleine ohne Hilfe und zusätzlich mit sehr knappen finanziellen Mittel noch viel mehr . Im ungeplant schwanger Forum ist die Tendenz fast immer für das Kind und gegen Abtreibung das man es schon schafft welch schwierigen Weg und welche Sorgen das mitbringen kann das noch lange nicht alles gut geworden ist wenn das Kind erstmal da ist wie es wirklich ist so einen harten Weg zu gehen das wissen die wenigsten oder es wird tabuisiert .