Vorwurf Missbrauch gegen Vater der Schwiegertochter

Ich habe mich heute hier angemeldet, weil mir etwas sehr schwer auf der Seele liegt. Es geht um meine Schwiegertochter, seit 13 Jahren mit meinem Sohn verheiratet, seit 15 Jahren in einer Beziehung. Die Schwiegertochter hat eine Halbschwester, die sie nur oberflächlich kennt. Sie ist 11 Jahre älter und früh ausgezogen, sie kennen sich praktisch nicht, denn die Halbschwester hat nach ihrem Auszug den Kontakt zur ganzen Familie abgebrochen. Wir kennen die Halbschwester also nur aus Erzählungen. Sie soll eine sehr verlogene, hinterhältige, freche und aufmüpfige Person gewesen sein. Die Familie der Schwester und die Eltern kennen wir oberflächlich von Familienfeiern, eine ganz normale Familie, ganz nett. Die Mutter der Schwiegertochter leidet sehr unter dem Kontaktabbruch, sagt, sie wüsste nicht warum, sie hätte immer alles für die Tochter getan. Die Halbschwester ist aus einem Urlaubsflirt entstanden, zum leiblichen Vater bestand nie Kontakt und der Vater der Stieftochter soll sie angenommen haben, wie ein eigenes Kind.

Vor eineinhalb Wochen nun bekam die Schwiegertochter einen Brief von ebendieser Halbschwester, die sie praktisch nicht kennt und zu der 19 seit Jahren kein Kontakt besteht. Die Halbschwester eröffnete, sie wäre jahrelang vom Stiefvater, also dem Vater der Schwiegertochter missbraucht worden. Die Mutter soll es gewusst aber nichts unternommen haben. Die Schwiegertochter hat den Brief unserem Sohn gezeigt und dann wütend weggeworfen. Mein Sohn erzählt uns ein paar Tage später davon, er wusste nicht, was er davon halten soll. Der Vater der Schwiegertochter hat nie ein gutes Wort an der Halbschwester gelassen, war immer sehr schnell erzürnt, weil sie so undankbar war und seine Frau so sehr verletzt hat. Die Mutter der Schwiegertochter hat meist angefangen zu weinen, wenn es um das Thema ging, weswegen wir das Thema von uns aus nie angesprochen haben.

Ich bin nun ratlos und würde mir gerne andere Meinungen anhören. Einerseits kann ich mir das nicht vorstellen. Vor allem nicht, dass die Mutter der Halbschwester davon gewusst haben soll. Ich würde sie fast schon als Helikoptermutter bezeichnen. Andererseits geschieht so viel Missbrauch auf der Welt und tatsächlich fand ich den Schwiegervater unseres Sohnes bei unserer ersten Begegnung zunächst sehr unsympathisch. Er hatte irgendwie etwas unangenehmes an sich, was ich nicht beschreiben kann. Auf so was wie Missbrauch wäre ich aber nicht gekommen und würde ihm das ach nicht zutrauen, ich kenne ihn aber auch kaum. Und wem würde man so etwas überhaupt zutrauen? Die Familie der Schwiegertochter wohnt zweieinhalb Autostunden entfernt, man sieht sich nur bei Geburtstagen, Weihnachten und Ostern.

Mir ist aber sehr sehr sehr unwohl bei der Vorstellung, unsere Enkelin (7) übers Wochenende oder in den Ferien dort übernachten zu lassen. Meine Schwiegertochter versteht das überhaupt nicht und vertraut ihrem Vater und ihrer Mutter voll, mein Sohn ist unentschlossen. Mein Sohn und die Schwiegertochter sind unsicher, ob sie die Eltern der Schwiegertochter über die schweren Anschuldigungen informieren sollen. Sie wollen keinen unnötigen Staub aufwirbeln und schlechte Stimmung auslösen, gerade wo in ein paar Wochen Weihnachten ist und sich alle auf ein harmonisches Fest freuen und außerdem ist die Mutter Herzkrank. Mein Mann meint, der Schwiegervater sollte davon erfahren, um sich dazu äußern zu können, er selbst würde auch von solchen Anschuldigungen erfahren wollen, um sich entsprechend wehren zu können, auch juristisch.

Was mich vor allem skeptisch macht ist der lange Kontaktabbruch der Halbschwester zur gesamten Familie. Zur Schwiegertochter ist der Altersabstand ja sehr groß, auch auch zu den Geschwistern der Mutter (Tante und Onkel) und sogar zu den Großeltern hat sie den Kontakt abgebrochen. Einfach zu allen. Das erscheint mir schon sehr ungewöhnlich in dieser Radikalität, vor allem jetzt rückblickend im Hinblick auf den Brief. Meine Schwiegertochter sagt, ihre Halbschwester würde nur Unruhe stiften wollen, das hätte sie schon als Kind gerne gemacht. Aber sie selbst kannte ihre Halbschwester ja selber nicht wirklich und kennt sie fast nur aus Erzählungen. Und sie ist sehr böse auf ihre Halbschwester, weil sie der Mutter so viel Leid beschert hat, nicht einmal einen Grund für den Kontaktabbruch soll sie genannt haben. Darunter leidet die Mutter nach eigenen Aussagen am meisten, dass sie nicht mal einen Grund genannt hat. Wenn sie wüsste, was sie falsch gemacht hat, könnte sie es künftig ja besser machen, aber so hatte sie keine Chance. Auch hier denke ich, wenn das mit dem Missbrauch stimmen sollte, wäre das eine logische Erklärung. Als ich meiner Schwiegertochter all das gesagt habe, ist sie richtig böse geworden und im Streit gegangen und man würde ja sehen, dass von dieser Person nichts gutes kommt. Jahrelang kein Kontakt und dann meldet sie sich nach langer Zeit und sorgt als erstes für Streit. Aber warum sollte sie nach so langer Zeit sich melden und eine solche Behauptung aufstellen, wenn sie unwahr ist? Der Brief kam übrigens ohne Absender, was mich dann doch wieder stutzig macht. Warum schickt sie einen Brief an ihre Halbschwester wenn sie gleichzeitig keinen Kontakt will?
Danke fürs Lesen und eure Meinungen.

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Ich konnte nicht fertig lesen, da es klingt wie meine eigene Geschichte.

Ich bin auch das "missratene" Kind, das angeblich über den jahrelangen Missbrauch des neuen Partners meiner Mutter gelogen hat.
Überhaupt war ich immer das lügende Kind, das überzogene, dem man kein Wort glauben durfte.
Warum ich immer lügen musste und mich nie trauen konnte, mit der Wahrheit zu kommen, das wurde nicht dazu gesagt.

Auch bei mir glaubt bis heute keiner, der davon weiß, dass der Missbrauch tatsächlich stattgefunden hat - da hat meine Mutter ganze Arbeit geleistet. Keiner wollte glauben, dass dieser gute gute Kerl, der sich uns ja angenommen hat und uns Kinder mit akzeptiert hat, sowas tun würde.
Auch sie hat natürlich keinen blassen Schimmer, warum ich den Kontakt abgebrochen hat und ist im Bekanntenkreis die arme, verlassene Mutter, während ich mich was schämen sollte.

Soll heißen - ich würde die Aussagen der Halbschwester keinesfalls anzweifeln.

wegen eurer Enkelin könnt ihr Großeltern natürlich nichts tun. Aber ich würde auf deinen Sohn einwirken. Zeig ihm doch diesen Post und gern auch meine Antwort. Wenn diese ein Kind schützen kann - auch wenn es nur eine Eventualität ist...

Ich möcht wirklich noch mal drauf hinweisen, dass bei mir auch kein einziger geglaubt hat, dass dieser Mensch zu so etwas fähig gewesen wäre. Es hat niemand geglaubt.
Und doch war es wahr.
Rede mit deinem Sohn.

Bearbeitet von JaneDoe
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Einer guten Freundin von mir ging es leider genauso... und sie ist ein sehr ehrlicher Mensch. Es ist ja gerade so, dass die Täter darauf vertrauen, dass es ihnen niemand zutrauen würde.
Tut mir sehr leid für dich, dass du sowas erleben musstest

Liebe TE,
Bitte hör auf JaneDoe und rede mit deinem Sohn um deine Enkelin zu schützen!
Und offenbar hattest du bei der ersten Begegnung auch ein schlechtes Bauchgefühl...
Was sie beschreibt erklärt jede Form von Kontaktabbruch! Und dass sie von allen schlechtgeredet wird, heißt nicht, dass sie lügt

Bearbeitet von Schrecklich
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Schlimme Geschichte, das tut mir von Herzen leid für dich und ich wünsche dir, dass du das für dich so gut als möglich verarbeiten konntest ❤️

Und ja, leider ist sexueller Missbrauch verbreitet und wird oft Opfern nicht geglaubt.

Wie kommst du aber dazu, hier ein Urteil zu fällen aka "ich würde die Aussagen der Halbschwester keinesfalls anzweifeln"?
Kennst du den beschuldigen Mann?
Ist es derselbe Täter wie bei dir?

Ich bin tatsächlich fassungslos, dass dein Beitrag 70 Likes (bestimmt noch mehr) bekommt.

Niemand hier weiß, ob die Anschuldigungen stimmen.
Nicht einmal die TE.

Habe es weiter unten schon geschrieben aber mache es nochmal: Was sagt das denn aus hier? Niemand weiss etwas, aber die Mehrheit fällt ihr Urteil aus dem Inhalt eines Briefes, den sie nicht mal gelesen hat 😳

Ich bin gerade einfach nur geschockt.

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Ich verstehe, dass das wirklich eine schwierige Sitiation ist und dich auch nachdenklich macht.
Letztendlich hat das nichts mit dir zu tun. Lass das die Beteiligten Personen selbst klären und biete dich bei Bedarf als offenes Ohr an.

"Mir ist aber sehr sehr sehr unwohl bei der Vorstellung, unsere Enkelin (7) übers Wochenende oder in den Ferien dort übernachten zu lassen."

Es ist nicht dein Kind. Du hast das nicht zu entscheiden. Deine Wortwahl finde ich in dem Kontext besitzergreifend.

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"Es ist nicht dein Kind. Du hast das nicht zu entscheiden. Deine Wortwahl finde ich in dem Kontext besitzergreifend."

Unmögliche Aussage.

7

Wenn meine Schwiegermutter mir sagen würde "ich möchte mein Enkelkind dies oder jenes nicht tun lassen", Joa. Dann hat sie definitiv ihre Rolle falsch verstanden.

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3

Warum der Brief erst jetzt kommt, dafür gäbe es viele gute Antworten.
Vielleicht macht sie jetzt eine Therapie und es ist ein Teil davon.
Vielleicht hat sie irgendwie von ihrer Nichte erfahren und hat Angst dass sich ihre Geschichte wiederholt.

Auch warum kein Absender mit Adresse auf dem Brief steht, wäre zu erklären. Vielleicht ist es nur eine Warnung wegen ihrer Nichte. Sie möchte aber weiterhin keinen Kontakt. Nur ihre Nichte vorgewarnt wissen.
Oder es ist Teil der Therapie, dass sie davon erzählt und sie möchte gar keine Rückantwort, weil sie Angst hat, dass ihre Familie ihr dann an der Adresse auflauert.

Könnte alles stimmen oder auch nicht. Der radikale Kontaktabbruch würde für mich dafür sprechen. Aber man sollte auch niemanden vorverurteilen. Es ist eine schwierige Situation. Denn wie soll man bloß die Wahrheit herausfinden?

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"Vielleicht hat sie irgendwie von ihrer Nichte erfahren und hat Angst dass sich ihre Geschichte wiederholt"

Genau das war auch mein Gedanke.

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Die Mutter wüsste ja was Sie falsch gemacht hat wenn das stimmen sollte.

Vielleicht will sie wirklich nur unruhige stiften oder warum so ein seltsamer Brief kurz vor Weihnachten.

Warum zeigt Sie es nicht an.

So ist es für mich nach Jahren nur ein Brief auf den ich nichts geben würde.

Deine Schwiegertochter ist wütend also war da wohl nichts und Sie kann es sich bei ihrem Vater nicht vorstellen.

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Ist ja bekannt, dass Anzeigen bei sexuellem Übergriffe so viel Erfolg hat und für die betroffenen so gut verläuft.

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Ich hab damals auch keine Anzeige erstattet, weil ich genau wusste, dass ich von den Menschen, die sich meine Familie nannte, keine Rücken Deckung zu erwarten hatte.
Hatte die Frau ja scheinbar auch nicht 🤷🏻‍♀️

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Vielleicht um ihre unbekannte nichte zu schützen?
Weißt du Menschen, die traumatisiert sind, handeln nicht unbedingt rational. Vielleicht hatte sie gerade den Mut.
Schaue dir mal Biografien und berichte von betroffenen Personen an. Da wirst du immer wieder auf diese Narrative stoßen.
Die lügt. Hat sich immer alles ausgedacht, hat sich immer aufgespielt.

Ihr seid da in eine furchtbare Situation geraten. Aber der Schutz eurer Enkelin sollte es euch wert sein, da jetzt genau hinzuschauen.
Wendet euch an den Kinderschutzbund oder andere Vereine und lasst euch beraten.

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Das finde ich auch eine gute Idee sich professionelle Beratung zu holen.

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Ich verstehe nicht, wieso man das anzweifelt?

Schade, so geht es leider vielen Missbrauchsopfern.

Eure Enkelin könnt ihr stärken, präventiv handeln.

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Weil man Personen, die mit einem gebrochen haben, nicht traut.

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Das ist wo festgelegt?
Moralische Bibel für bessere Menschen?

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Das klingt alles gar nicht gut.

Ich würde auf deinen Sohn einwirken, dass sie die Enkelin vorerst nicht alleine dort übernachten lassen, bis die Sache geklärt ist.

Der Absender wurde wohl nicht angegeben, weil die Halbschwester nicht wollte, dass die Eltern ihre Adresse wissen.

Aber - woher weiß die Halbschwester die Adresse deiner Schwiegertochter??
Oder hat sie den Brief an die Adresse der Eltern geschickt?

Ich denke der einzige Weg, um die Wahrheit herauszufinden geht über die Mutter. Sie soll ja angeblich von dem Missbrauch gewusst haben. Die Schwiegertochter müsste ihr also den Brief zeigen, um herausfinden zu können, ob da etwas Wahres dran ist.

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"nicht einmal einen Grund für den Kontaktabbruch soll sie genannt haben." Jetzt hat sie einen Grund und der passt ihr auch nicht.

"und sorgt als erstes für Streit" für Streit hat sie nicht gesorgt, sondern für eine Menge Emotionen.

"Warum schickt sie einen Brief an ihre Halbschwester wenn sie gleichzeitig keinen Kontakt will?" Als Warnung der Halbschwester für ihre eigene Tochter.
Und weil sie über ihre Erlebnisse keine Diskussion führen will. Jane Doe schreibt als Betroffene ähnliches; die Frau wird wissen, was ihr Stiefvater von sich geben wird.

Bearbeitet von schokofrosch
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Unsere Pflegetochter hat drei Schwestern und sie wurde als einzige vom Vater sexuell missbraucht. Sie war auch ein sehr schwieriges Kind, hat nur ärger gemacht, gelogen... Die Eltern erzählten auch, dass die Eltern+ Jugendamt für eine Wohngruppe entschieden haben. Nach ca. einem Jahr ist unsere Pflegetochter ein anderer Mensch geworden.
Warum melde sich jetzt? Kann leider keiner sagen.

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Danke, dass ihr sie aufgenommen habt und unterstützt. Ihr seid so wertvoll für sie. 🍀