Midlife Crises oder nichts erreicht haben...

Ich glaube, ich stecke in einer Midlife Crises. Ausgelöst gestern Abend durch eine Mail eines Bekannten. Er hat ein Buch geschrieben und es mir geschickt.

Es ist jetzt kein Bestseller und er wird damit auch sehr wahrscheinlich kein Geld verdienen, da es sich um historische Forschungen eines kleines Ortes handelt, den vermutlich, außer die Einwohner selbst, auch kaum einer kennt. :-)

Aber darum geht es nicht. Es geht darum, dass er die Zeit hatte, sich in Archive zu setzen, alte Unterlagen zu durchforsten und das ganze in Form eines Buches zusammenzutragen. Er hinterlässt etwas für die Nachwelt.

Und dann kommen bei mir so Gedanken, was hast du eigentlich gemacht oder erreicht in Deinem Leben. Und ich muss mir eingestehen, dass da nichts ist.

Materiel gesehen, bin ich sicher in einer privilierten Lagen. Haus, zwei Autos usw. Aber ideel ist da nichts.

Ich habe keine Leben gerettet, ich habe keine Menschen gepflegt oder für Odachlose ehrenamtlich gearbeitet. Ich war in keinem Altenheim und habe den alten Leutchen Geschichten vorgelesen. Ich habe auch kein Buch geschrieben oder den Nobelpreis gewonnen.

Und warum das alles? Weil ich keine Zeit dazu hatte. Ich war damit beschäftigt, zu arbeiten, um dem Geld hinterher zu rennen, dass ich dann in mein zu Hause investiert habe. In diesem zu Hause war ich aber nur selten, weil ich ja tagsüber arbeiten musste. Und wenn ich dann zu Hause bin, muss ich hier weiter arbeiten. Das große Haus muss ja unterhalten werden.

Und dann sehe ich den o.g. Bekannten. Er schert sich nicht darum. Dann hat er halt kein schönes zu Hause oder ein E-Auto. Und was kümmert ihn die neuste Mode oder ein Handy. Er hat auch kein Handy, braucht er nicht. Dafür hat er Zeit - er hat Zeit, um sich dem zu wittmen, was ihm Freude bereitet. Er hockt in den Archiven und wühlt in alten Unterlagen und geht darin auf.

Die Ergebisse dieser Forschungen (Bücher) verschenkt er dann sogar. Er hat überhaupt kein Interesse daran, damit Geld zu verdienen. Ihm geht es wirklich um das Forschen und etwas zu hinterlassen.

Und ich bin neidisch. Ich würde mich gerne mehr im Tierschutz engagieren. Aber mir fehlt die Zeit. Es gibt hier eine Gruppe, die zweimal pro Woche für Odachlose kocht und dann Essen verteilt, würde ich auch gerne machen. Aber ich kann beruflich nicht planen, dass ich genau an diesen Tagen zu dieser Uhrzeit tatsächlich an Ort und Stelle sein kann.

Ich würde gerne mehr Zeit mit meinen Eltern verbringen. Wer weiß, wie lange sie noch da sind. Aber ich bin auch keine 20 mehr und abends müde, wenn ich mit der Arbeit fertig bin und dann wartet ja auch noch der Haushalt auf uns.

Wie findet man den Mut das Hamsterrad zu verlassen? Und bringt es dann wirklich diese Erfüllen, die ich mir jetzt vorstelle?

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Also erstmal finde ich es gesund und normal sich an einem bestimmten Punkt im Leben nochmal so grundsätzliche Fragen zu stellen. Ich bin bzw. war auch gerade an dem Punkt. Mir hat ein Coaching letztes Jahr sehr dabei geholfen, mehr Klarheit darüber zu bekommen, was ich wie in meinem Leben ändern möchte. Und das, obwohl ich davor Coachings gegenüber sehr skeptisch eingestellt war. Jetzt habe ich mir erstmal so etwas wie ein Sabbatical genommen - ein Jahr Auszeit, in dem ich eine (recht radikale) berufliche Veränderung ausprobiere, etwas mit viel Risiko, was ich aber immer schon ausprobieren wollte. Gleichzeitig versuche ich aber einen etwas weniger einschneidenden Plan B vorzubereiten. Vielleicht wäre das für dich ja auch eine Option? Beruflich mal eine Weile aussetzen oder kürzer treten? Ein freier Tag die Woche, an dem du etwas machst, was du immer schon machen wolltest? Falls das Haus sich auf Dauer wie eine Belastung anfühlt - ich weiß für mich wäre es das - dann überleg doch mal in Ruhe, was es da für Alternativen zu gäbe. Kleinere Eigentumswohnung, Gartenfläche und damit auch die Arbeit mit jemandem teilen... Ich glaube jedenfalls, dass es nie im Leben zu spät ist, um noch Dinge zu ändern. Das heißt nicht, dass du gleich im Krisemodus alles über den Haufen schmeißen musst.

Bearbeitet von Ausprobieren
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Ja, bei allem Reflektieren und sich-selbst-verwirklichen, muss man aber halt auch noch seine Existenz im Auge behalten.

Gerade letzte Woche hatte ich noch ein Telefonat, mit dem Inhalt: Mensch, mach dich doch selbstständig, ich kenne auf Anhieb 20 Kontakte, die dich direkt beauftragen würden. Klingt ja erstmal toll. Aber unabhängig, ob die Aussage ernst gemeint war und ob, auf diesem Wege Aufträge kämen, kommt die Vernunft durch.

Ich werde nächstes Jahr 50. Was würde eine Selbständigkeit bedeuten?

1. Ich müsste meine Krankenkasse selbst bezahlen
2. Ich müsste meine Rentenversicherung selbst bezahlen
3. Ich müsste alle anderen Kosten selbst bezahlen

Will ich mir das mit 50 noch antun? Ich glaube nicht.

Und die Sache mit dem Haus. Die Frage, Haus behalten oder nicht, stand schon öfters im Raum.

Ergebnis noch offen. Was wäre denn die Alternative?

1. Kleineres Haus kaufen. Dann kauft man die Katze im Sack und fängt nochmal an zu renovieren, ehe man alles so hat, wie man es gerne hätte = nochmal mehr Arbeit
2. Eigentumswohnung kaufen. Bin ich per se kein Freund von. Ich habe lange in einer WEG Verwaltung gearbeitet und weiß, was da teilweise abgeht.
3. Mietwohnung. Eher schlechte Idee, wenn man nicht weiß, ob und wieviel Rente es später gibt und dann hat man die Mietzahlungen am Bein.
4. Und hier kann ich machen was ich will. Ich kann heizen zu welcher Jahreszeit ich heizen möchte. Ich kann mit den Materialien heißen, mit denen ich möchte. In so Gemeinschaftswohnanlagen ist man immer auf andere angewiesen.
5. Wir haben noch eine Tochter, die noch zu Hause wohnt und auch so schnell nicht ausziehen wird, aufgrund der Mietpreise. Mit ihrem Verdienst abzüglich der hier üblichen Mieten, könnte sie sonst nichts mehr bezahlen. Und sie soll ja auch noch etwas Spaß am Leben haben.

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Das verstehe ich. Das sind ja alles auch ganz rationale Argumente, die ich hier nicht vom Tisch wischen will. Aber trotzdem bleibt ja die Frage, ob du mit dem Status quo jetzt so zufrieden bist oder ob es nicht doch Stellschrauben gibt, an denen du im Alltag drehen könntest. Das ist die praktische Seite.
Dann ist die Frage, wie groß ist deine Motivation etwas zu ändern. Bist du nur unzufrieden oder gibt es da tatsächlich eine bisher verdeckte Leidenschaft, die dich antreibt. Du hast ja hier das Beispiel von deinem Bekannten gebracht, der offenbar seiner Begeisterung für Lokalgeschichte folgt und dafür auch bereit ist auf bestimmte materielle Annehmlichkeiten zu verzichten. Aus Erfahrung kann ich sagen, um so etwas durchzuziehen muss man für die Sache brennen, denn das ist verdammt viel Arbeit selbst wenn sie einem Spaß macht. Das gleiche gilt für viele Ehrenämter. Ich will damit sagen, allein das Bedürfnis ideelle Werte zu schaffen, reicht da als Motivation selten aus.
Mal davon abgesehen, wenn du ein Kind groß gezogen hast, dann hast du doch schon verdammt viel Idealismus und Sinn für Immaterielles bewiesen. Die wenigsten von uns gewinnen Nobelpreise oder retten Menschenleben, aber du hast einen jungen Menschen jahrelang begleitet und umsorgt und tust das immer noch. Das ist doch ganz, ganz viel!

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Hi,
ein Klassenkamerad meiner Mutter, Jahrgang 1938, hatte auch viele Fürsprecher, die ihm geraten haben, doch sein Leben nieder zu schreiben.

Das Buch wurde auch gedruckt, und die Jahrgangskameraden bekamen ein Exemplar am nächsten Geburtstag.

Ich hoffe Dein Bekannter hat es auch vor dem Druck, von verschiedenen Menschen, die damit Ahnung haben, es Korrektur lesen lassen.

"Der Nachwelt was hinterlassen", dein Bekannter hat für einen "500 Seelen" Ort die Geschichte niedergeschrieben. Du denkst WOW, und ich denke "armes Würstchen", das Du sonst nichts anderes zu tun hattest. Hätte er im Tierschutz oder im Caritas Laden ehrenamtlich geholfen, hätte er was für die Menschheit getan, aber so......

Ich bin 52 Jahre, was hinterlasse ich meiner Nachwelt......
2 Kinder und die müssen sich 1 Haus teilen.
1 BMW R850R von 1999
Schuhe
Bücher
Und ich hoffe, sie erinnern sich an meinen schwarzen Humor.

Ich habe nicht mal Zeit für mich großartig gehabt, wie hätte ich ein Ehrenamt begleiten sollen?
Als ich fast gezwungen wurde, im Förderverein der Sprachheilschule einen Posten zu übernehmen, bot ich an, die Mitgliedschaft zu kündigen.

Ich bin stolz auf die 2 Jungs, die die letzten 3 Wochen, viel helfen mussten, da ich total flach liege.
Ich bin stolz auf mein Haus, was mein Vater und ich vor 20 Jahren, mit viel viel Eigenleistung hin gestellt habe.
Ich bin stolz mich letztes Jahr, endlich des Gatten entledigt zu haben.
Ich bin stolz, dieses Jahr nicht komplett verrückt zu werden/worden sein, mit Vollzeitarbeit, Eltern Unterstützen und noch Bewerbungen schreiben.

Ich habe dieses Jahr, 2 volle Kofferräume Klamotten und Schuhe, der Caritas gespendet. Letztes Jahr einem Kinderdorf. Mehr "gutes tun", geht nicht.

Dein Leben ist gut. Du hast auch nur ein Leben, Tochter, Haus und DICH, um die Du Dich kümmern musst.

Selbstständig mit 50 Jahren, würde ich auch nicht mehr in Betracht ziehen. Du zahlst Dich in dem Alter vermutlich bei der Krankenkasse, dumm und dämlich. Und man ist ab dem Alter, doch eher mal krank und dann??? Läuft dann noch Dein Laden weiter..........

Dir alles alles Gute

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Auch Dir danke für Deine Antwort.

Ja, jeder hat ein Pächcken zu tragen. Ich finde es schade, dass das Schreiben eines Buches über die Ortsgeschichte gerade so nieder gemacht wird. Denn jeder Ort hat eine Geschichte und somit auch seine Einwohner. Wenn hier keiner mehr forschen und aufschreiben würde, würde auch viel Wissen verloren gehen.

Ich gebe Dir Recht, dass es jemand aus München vermutlich nicht interessiert, dass ein Buch über ein 1000 Einwohnerort im Saarland erschienen ist. Aber, wenn es nur den 1000 Menschen glüchlich macht, dass sich jemand für ihren Ort interessiert hat, why not? Tut doch keinem weh.

Und wie ich schon geschrieben habe, geht es mir nicht um das Buch ansich. Ich selbst würde niemals ein Buch schreiben, dafür hab ich keine Geduld und kein Talent. Ich würde gerne im Tierschutz wieder tätig sein. Das hab ich vor ca. 15 Jahren schonmal gemacht. Aber, wenn man das richtig machen will, ist das fast ein Vollzeitjob, gerade wenn man kranke Tieren betreuen möchte, die alle paar Stunden Medikamente oder Verbandswechsel brauchen.

Und es ist schade, dass unsere Gesellschaft so aufgebaut ist, dass nur das etwas wert ist, was Geld bringt. Aber die nicht-entgeldliche Arbeit muss eben auch getan werden, denn nur so wird unsere Welt ein Stück besser.

Gerade diese Gruppe bei uns in der nächsten Stadt, die zweimal die Woche für Odachlose kochen. Ich habe gerade vorgestern nochmal gelesen, dass sie dringend Köche brauchen, die 100 Malzeiten zubereiten. Das ist eine wahnsinnige Aufgabe, für 100 Personen Gemüse zu schnibbeln usw. Das kann man nicht nebenher machen. Es findet sich aber auch keiner, der er es tut, weil eben alle ihrer Erwerbstätigkeit hinterher rennen. Das macht mich traurig, dass es hier keinen Ausweg zu geben scheint.

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@HellaSchmidt Nur eine kurze Nachfrage: du hinterlässt der Nachwelt also auch Bücher. Hast du die auch selbst geschrieben (Respekt!) oder waren das andere "arme Würstchen"?

Bearbeitet von dole76
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Hallo,

es ist normal, dass man immer wieder mal Bilanz zieht.

Aber bitte tappe nicht in diese "Vergleicherei"-Falle.
Denn es wird immer irgendwen irgendwo geben, der irgendwie mehr verdient/das größere Haus hat/sich mehr engagiert/dies oder jenes erreicht hat.

Ganz ehrlich: wichtig ist, dass Du damit fein bist, wie es Dir gerade geht und mit den Parametern handelst, die dein leben dir gibt.

Ihr habt ein eigenes Haus, welches ihr später mal euren Kindern vererben könnt.
Oder dem Tierschutz :-)
Das muss man auch erst einmal schaffen.

Du bist jetzt noch beruflich eingespannt, das ist normal.
Ehrenamtlich helfen kannst Du später immer noch, wenn es Dir die Zeit mehr erlaubt.

Sei für deine Eltern da, telefoniere alle zwei Tage oder so mit ihnen.
Es ging Familien, die "glucken" eng auf eng aufeinander, da ist so eine Harmonie, dass man das echt beneiden kann. Und andere sind quer durch die Republik verstreut, da geht das eben nicht so einfach...

Und zu deinem Bekannten: Muss denn jeder unbedingt ein Buch schreiben?
Wenn jemand ein begnadeter Krimiautor ist oder tolle Kochrezepte hat, dann gerne, vielleicht in Verbindung mit einem Blog oder so.
Aber mich interessiert jetzt auch nicht wirklich, was der Alfons Dingskirchen aus Unterbirnbach in seinem Leben alles gemacht hat oder was in dem seinem Ort los war. Echt nicht.
Auch viele Instagrammer bringen Bücher raus, über ihre Häuser. Aber muss ich mir wirklich ein Buch über die restaurierte Fachwerkbude oder die Altbauwohnung von an sich wildfremden Menschen für 40 Euro kaufen? Oder mir eine Fachfibel für hyggeliges Wohnen oder Kränzchenbinden zulegen?
Eine hat zB ein Backbuch rausgebracht mit stinknormalen Kuchen drin, die schon meine Oma gemacht hat. Nur dass sie ihre Kuchen irgendwie geometrisch schneidet oder dekoriert. Komm....


Und nur weil er sich nichts aus einem schönen Zuhause macht oder e-Auto fährt oder keinen Wert auf schöne Mode legt....das ist doch sein Bier.

Meine Schwägerin macht auch immer etwas Heckmeck und macht sich wichtig, wenn ich mir mal etwas neues kaufe.
Die tut so, als wäre es ihr Geld gewesen und ruft dann mit röchelnder Stimme rum "DREIIIIIIHUNDERT EURO für einen Mantel? Dafür kaufe ich mir drei!!!"
"Wieso muss der von Hugo sein?? Bei H&M kriegst Du auch welche!!!"
Ja, schön für sie. Ich kaufe mir eben nur einen und dafür einen Hochwertigen und den habe ich dann aber auch mal etliche Jahre lang. Basta.
Mein Geld, ich habe dafür gearbeitet, da kann ich machen mit was ich will. Und selber entscheiden, wo ich mir etwas kaufe. Ich möchte mich damit wohl fühlen und wenn es sich für mich richtig anfühlt, dann ist es gut so.
Dafür hat sie ein Pferd und weitere teure Hobbys und jeder hat eben so seine Prioritäten.

Was möchtest Du denn?

Magst Du schöne Mode oder Make-up? Dann freue Du Dich daran, Dich schick zu machen oder Dir ab und zu mal was schönes zu gönnen.

Wenn Du es bei dir zuhause gerne gemütlich hast, dann mach damit weiter. Mach dein Haus schön!
Es wird sicher auch Menschen geben, die genau das bei euch schätzen und mögen.

Kochst Du gerne, backst Du gerne, nähst Du gerne oder bist einfach kreativ in irgendeiner Art?
Dann mach halt einen Insta-Account. Der kostet Dich nichts, nada.
Und da kannst Du schalten und walten wie Du möchtest. Und vielleicht auch schöne Rezepte teilen oder kleine DIY-Hacks oder Schminktutorials oder Lerntipps....die Palette ist ewig lang.

Und wenn Dein Kind oder deine Kinder mal größer sind, hast Du immer noch Zeit, um Dich zu engagieren.
Du kannst auch erst mal klein anfangen.
Adoptiere eine Miezi aus dem Tierheim oder spende gut erhaltene Kleider.
Vielleicht gibt es mal um die Weihnachtszeit irgendeinen Glühweinstand am Weihnachtsmarkt bei euch, wo Du helfen kannst oder ein Projekt an der Schule deiner Kinder?

Meine Tochter hat letztes Jahr mit ihrer Klasse am Weihnachtsfest ihrer Schule Plätzchen verkauft.
Da wurden wir Mütter ganz schön gefordert, meine Tochter kam mit einer "Liste" und die Mädels und ich haben etliche Kilo Kokosmakronen, Butterplätzchen und Spitzbuben gemacht. Ein Saustall und unglaublich viel Arbeit aber auch die anderen Mütter haben ganz schön geächzt. Und als alles fertig war, wurden die Plätzchen von den Schülern noch abgefüllt und gewogen, aber das Ergebnis konnte sich echt sehen lassen, alle Plätzchentüten waren am Schluss ausverkauft.
Da kamen auch Spaziergänger, Rentner und Co auf den Schulhof und haben davon gekauft.

Das sind kleine Schritte, aber auch da kann man helfen.
Andere Eltern haben sich zB beim Punsch-Ausschank oder am Grill beteiligt oder beim Auf- und Abbau geholfen.

Oder hilf mit beim Laternenbasteln, beim Schultütenbasteln...oder im Elternbeirat.

Fang in kleinen Schritten an und zwar immer so, dass es sich mit deiner Familie und dem Beruf gut vereinbaren lässt.


LG

Bearbeitet von flamingoduck
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Danke für Deine ausführliche Antwort 😄.

Da kam eventuell etwas falsch rüber. Ich vergleiche nicht. Mir genügt mein Haus und mein Roadster, der dieses Jahr 23 Jahre alt geworden ist.

Sollen die anderen in ihrer Villa hausen und einen neuen Porsche vor der Tür stehen haben, juckt mich nicht.

Deine Beispiele,ob ich Spaß an Kosmetik habe oder gerne koche, kann ich nicht beantworten. Ich habe schlicht keine Zeit (Kapazitäten) darüber nachzudenken.

Mein Leben ist optimiert. Alles ist praktisch und pflegeleicht, damit ich ja keinen weiteren Mehraufwand habe. Und hinzu kommt, dass mein Mann gesundheitlich auch ein paar Baustellen hat. Er macht natürlich ein paar Sachen, ich kann mich aber auch nicht drauf verlassen. Hat er einen Tag mit vielen Schmerzen, muss ich sehen, dass ich klar komme.

Ganz fit, bin ich leider auch nicht und teste gerade verschiedene Medikamente.

2 Katzen haben wir bereits und die fordern natürlich auch noch Aufmerksamkeit.

Und nur durch die notwendigen Tätigkeiten, damit der Laden so halbwegs am Laufen bleibt, bin ich schon am Limit. Vor 20/25 Jahren hätte ich mich selbst für diese Aussage ausgelacht und mich als faul tituliert. Es geht halt aber nicht mehr.

Und dann denke ich mir, wo bleibt eigentlich die Zeit, in der ich meinen Interessen nachgehen kann? Und damit meine ich keinen Zeitslot am Samstag zwischen 15 und 15:30.

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Keine Panik! Du bist noch keine 90, sondern mitten im Leben, und das ist noch lange nicht vorbei. In einigen Jahren wirst du in Rente gehen, und dann wirst du Zeit haben, dich im Tierschutz oder in der Obdachlosenküche oder dort wo du möchtest zu engagieren. Oder zu reisen. Oder ein neues Hobby zu entdecken. Bis dahin genieße deinen Wohlstand und dein Haus und deine Familie. Du hast hart dafür gearbeitet und kannst stolz auf das Erreichte sein. Das ist im Augenblick dein "Buch". Beneide deinen Bekannten nicht um ein Leben, das du selbst gar nicht so führen wolltest. Sonst hättest du es nämlich längst getan, da du es dir hättest leisten können. Wenn dir danach ist, nimm dir Zeit für deine Eltern. Und pflege deine Freundschaften. Das Hamsterrad verlassen? Du musst es deinem Bekannten nicht nachtun, wenn du bis jetzt nicht das Bedürfnis danach verspürt hast und nur durch das Buch auf die Idee gekommen bist. Mach dir aber auch keinen zusätzlichen Stress, indem du versuchst, ihm oder anderen nachzueifern.

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Ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich schon ein paar Leute haben, die in Renten gegangen sind. Einige davon sind kurz danach oder davor gestorben oder wurden dann krank und hatten auch nichts mehr davon. Mir widerstrebt es, alles auf später zu verschieben.

Wer weiß was später ist? Später bin ich vielleicht krank oder tot oder oder oder....

Vielleicht bin ich später auch Oma und meine Tochter bekommt keinen Kita-Platz oder meine Eltern sind pflegebedürftig...

Dinge, die man machen will, auf später zu verschieben...ist, wie heute Geld auszugeben, was man noch nicht hat.... Es ist einfach eine unsichere Sache :-)

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Du hast schon sehr viel erreicht, sei stolz darauf. Die Ideen die du hier bekommen hast, finde ich sehr gut. Dein Text hat mich daran erinnert, dass ich schon immer Klavier spielen wollte und es mit 33 Jahren immer noch nicht kann. Das einzige was ich hinbekomme sind einfache Kinderlieder oder Intros von Serien, wenn sie einfach sind. Ich würde zwar mit dem Klavierspielen nichts für die Nachwelt hinterlassen, aber ich hoffe trotzdem, dass ich das in.ein paar Jahren in Angriff nehmen kann.

Ich lebe in Mannheim und hier werfen viele Menschen noch gute Klamotten auf den Sperrmüll. Diese sammel ich oft ein, wasche sie und was wir nicht gebrauchen können, kommt in die Altkleidersammlung. Ich hoffe da kommt es jemandem zugute, der es brauchen kann. Außerdem habe ich eine Weile süße Schnecken an obdachlose Menschen verteilt. Oder auch mal ein Brötchen/ne Brezel und was zu Trinken gekauft und jemandem gegeben. Oder wenn ich zum Lidl gehe und z.B. Schokobrötchen gekauft habe, dann gebe ich davon auch welche an die Leute die vor dem Laden sitzen. Meine Kinder geben einem älteren Herrn, der auf dem Spielplatz immer in den Mülleimer nach Pfandflaschen sucht, immer von ihrem Essen. Also mal ein paar Nüsse, Schokobrötchen, Banane, Fruchtriegel usw. Sie haben gesehen wie ich das gemacht habe und wollten es dann unbedingt auch machen.

An Eid möchte ich mit meinen Kindern Essen an die Menschen in unserer Umgebung verteilen, weil ich sonst nichts spende und weil ich möchte, dass meine Kinder lernen zu teilen.

Ich mache nicht viel, eigentlich würde ich gerne mehr machen, aber mir fehlt das Geld und die Zeit dazu. Aktuell haben wir auch wieder finanzielle Schwierigkeiten, daher kann ich in nächster Zeit nicht viel geben, auch wenn es schade ist. Aber es wird die Zeit kommen, da geht es wieder und dann werde ich obdachlosen Menschen sehr gerne eine kleine Freude machen. Vielleicht ist das auch für dich etwas.

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Auch wenn Du nicht viel machst, Du tust überhaupt etwas. Das finde ich toll.

Leider wohne ich soweit ab vom Schuss, dass es hier, zumindest nicht sichtbar, Obdachlose gibt.

Ich müsste halt immer 30 Minuten (ein Weg) in die Stadt fahren, um dort jemand zu unterstützen. Aber 30 Minuten hin, 30 Minuten zurück + die Arbeit vor Ort, kosten mich halt einfach bestimmt mal 3-4 Stunden, die ich nicht habe.

Wenn man so "im Vorbeigehen" etwas Gutes tun kann, ist das sehr schön. Und noch schöner finde ich, dass Du schreibst, dass es bei Euch gerade selbst finanziell etwas angespannt ist und Du trotzdem noch ein paar Cent erübrigen kannst, im einem Menschen in Not etwas abzugeben.

Finde ich ganz toll von Dir und dass Du das Deinen Kindern auch so vorlebst. :-)

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Ein sinnloses Buch zu schreiben was kaum einer lesen wird und das auch noch ungefragt an Bekannte zu schicken finde ich ehrlich gesagt eher Lebenszeitverschwendung als was erstrebenswertes...

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Ich finde es schade, dass so respektlos über einen Menschen gesprochen wird, der viel Zeit und Engagement in ein Projekt gesteckt hat.

Ja, ich habe das Buch ungefragt bekommen, mich aber dennoch darüber gefreut. Erstens, weil an mich gedacht wurde und zweitens, weil mich der Inhalt wirklich interessiert hat.

Wenn ich mir Bilder von Picasso anschaue, denke ich mir auch... Junge, in der Zeit hättest du was sinnvolles anstellen können... andere finden die Bilder klasse.... Es ist wie immer im Leben, Geschmackssache.

Aber niemals sollte man die Arbeit von anderen nieder machen.

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Ganz schön arrogant für andere Menschen einzuschätzen was sinnlos und Verschwendung ist.

Wenn der Bekannte Spaß dabei hatte und es für ihn wertvoll war, dann wird das ja wohl ausreichen oder nicht?

Jeder kann glaube ich hier etliche, in seinen Augen sinnlose, Freizeitbeschäftigungen aufzählen, aber sinnvoll müssen sie ja immer nur im Auge des Auszuführenden sein.

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Vielleicht würde dir erst mal helfen, den Ist-Zustand zu dokumentieren. Du schreibst viel über Zeit, die du nicht hast - weisst du denn überhaupt, wofür deine 24 Stunden täglich so drauf gehen? Dein Kind ist erwachsen und braucht dich nicht, dein Mann und du kochen Abends was und du bist 8-10h in der Arbeit. Was passiert mit der restlichen Zeit? Abzüglich 7-8h Schlaf sind da noch 4 Stunden frei.

Ich habe auch Haus und Garten und arbeite Vollzeit. Ich habe dennoch Zeit, um jeden Tag 2h Sport zu machen - es ist mir wichtig und das plane ich ein. Seit 30 Jahren. Ich habe Zeit, meinen Hobbys nachzugehen, weil mich das entspannt. Ich habe Zeit zu lesen und ich kann meine Freunde oder Familie am Wochenende zu treffen. Ich unternehme einiges meinem Partner wie Kino, Wandern, Gartenmarkt usw. Ihr seid 3 erwachsene Menschen. Da packt doch sicher jeder mit an. Haushalt und Einkaufen sind fix erledigt - und dann?

Mein Tipp wäre daher zu schauen, wo deine Zeitfresser sind und wenn du sie ermittelt hast, sie zu optimieren, damit du Zeit hast, dich 4h um Obdachlose zu kümmern, wenn dir das wichtig ist oder oder.

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Wo meine Zeit hingeht, weiß ich ziemlich genau.

Ich habe zwei Jobs + ein Haus mit 240m² und zwei alte Katzen, zusätzlich bin ich noch in einem Vereinsvorstand mit 400 Mitgliedern. Da könnte man jetzt argumentieren, dass das ja zusätzliche Arbeit ist. Aber ich gönne mir das als Hobby, weil es mir Spaß macht.

Erwerbstätig bin ich +/- 35 Stunden in der Woche + Fahrzeiten.

Wie oben schon erwähnt, ist mein Mann gesundheitlich nicht auf der Höhe, d.h. viele körperliche Arbeiten bleiben erstmal bei mir liegen. Damit meine ich staubsaugen, wischen, Holz machen usw.

Unsere Tochter hat leider einen Job mit schwierigen Arbeitszeiten. Sie könnte/wollte natürlich auch etwas übernehmen. Aber ganz ehrlich, abends um 8, will ich meine Ruhe und hab keine Lust, dass um diese Zeit noch einer mit dem Staubsauger durch die Bude rennt.

Die Katzen machen leider auch sehr viel Dreck, altersbedingt. So passiert halt hier und da ein Malheur, was dann natürlich auch weggewischt werden muss.

Oder das Heizen mit Holz, was wir vor 2 Jahren bei den gestiegenen Energiepreisen eingeführt haben, erzeugt auch Dreck und schon Mehrarbeit.

Und dann hab ich ja noch meine Eltern. Eigentlich noch recht fit. Aber so Sachen wie die Duschkabine entkalken, oder schwere Sachen schleppen. Teilweise Schriftverkehr, wenn irgendjemand etwas will, das bleibt bei mir liegen. Oder im Sommer die Gartenarbeit.

Tja, dann hab ich auch noch diverse Baustellen und Arzt und Physio-Termine, die ich auch noch irgendwo unterbringen muss. Da kann ja keiner für mich hingehen. :-)

Gekocht wird hier eigentlich nur noch am Wochenende, auch weil mir die Muße fehlt, mich täglich 2 Stunden hinzustellen, zu schnippeln, und anschließend die Küche wieder aufzuräumen.

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Vor ein paar Jahren kamen mir auch die folgenden Gedanken auf: Ich hinterlasse einen großen ökologischen Fußabdruck, gebe aber nichts zurück. Das heißt, ich rette mit meiner Arbeit kein Leben, übe keine ehrenamtliche Tätigkeit aus und trage nichts dazu bei, dass es die Welt irgendwie verbessert.

Ich habe dann tatsächlich mein Hamsterrad verlassen und bin dann ehrenamtlich tätig geworden, obwohl ich auch immer gedacht habe, dass es zeitlich nicht passt. Dadurch bin ich tlw. viel glücklicher, ausgeglichener geworden.

Wenn die Zeit aktuell ein Faktor bei dir ist, dass du einem Ehrenamt nicht nachgehen kannst, wären vielleicht folgende Punkte was für dich?

1. Patenschaft (egal welche): Meist geht es hier um finanzielle Unterstützung und man tut trotzdem etwas Gutes.

2. Kleinigkeiten im Alltag: Jemanden die Tür aufhalten, Platz anbieten etc. Dauert manchmal nur einen kurzen Moment zu helfen und doch sind die Menschen dann so dankbar 😊

Viele Grüße Sternen-Himmel

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Interessanter Beitrag, habe mich auch in letzter Zeit mit dem Thema beschäftigt.

Ich habe auch Freundinnen, die richtig viel erreicht haben in meinen Augen (trotz Kindern). Ich bin nicht neidisch, weil ich sehe, dass sie für ihre Themen "brannten" und Zeit und Mühe auf sich genommen haben, um etwas zu erreichen.

Ich brenne für nichts, ich flackere hin und wieder mal auf. Denke, das hat was mit Persönlichkeitsstruktur zu tun, aber auch mit dem, was man von zuhause mitgegeben bekommen hat. Ich bin sehr selten intrinsisch motiviert, etwas zu tun, aus ähnlichen Gründen wie Du - keine Zeit, müde, oftmals auch - kein Geld. Nicht jeder kann (einfach) ein sabbatical nehmen.

Was man dagegen tun kann? Akzeptieren, dass man nicht unbedingt für etwas brennt. Trotzdem seinen ureigenen Interessen nachgehen und versuchen, diese häufiger auszüben. Wenn man keine Interessen hat, rausfinden, was einem Spaß macht und gut tut. Routinen durchbrechen. Ich dachte immer, mein Traum sei es zu reisen. Transsibirische Eisenbahn, Mongolei... Schauen, was hinter diesem Wunsch steckt. Meiner war - weggkommen, Natur, andere Menschen sehen/erfahren. Das kann man auch ohne aufwendige Weltreise. Ich wollte immer einen Roman schreiben (das werde ich wohl auch tun - irgendwann). Herausgekommen ist ein Sachbuch (extrinsischer Druck, weil Projekt an mich herangetragen wurde) und eine Biographie im Rahmen eines ehrenamtlichen Projekts (das mir nicht sehr zeitaufwändig schein. War es dann doch, aber da hatte ich auch den extrinsischen Druck, es fertigzubringen. Und ich habe die Zeit gefunden - statt morgens Handy daddeln oder abends netflix habe ich eben daran gearbeitet.

Ich versuche Sachen, von denen ich denke - boah - das würde ich gern machen - im Kleinen zu integrieren, so wie es halt passt.

Oft hilft auch, für sich selbst zu verschriftlichen, was man schon alles erreicht hat.

Konkret könntest Du auch überlegen, deine Arbeitszeit zu reduzieren, um mehr Zeit zu haben für Sachen, die du gern machen würdest.