Hallo zusammen,
meine Mutter Ende 60 hat keinerlei sozialen Kontakte. Außer mir. Sie ist generell nicht wirklich herzlich eher genervt und mürrisch.
Enkelkinder sollen auch nicht vorbei kommen sind ihr zu laut und stressig.
Meine Mutter hatte noch nie Freunde. Mein Vater ist vor 20 Jahren gestorben. Bisher hatte sie Kontakt mit den Kollegen im Büro (nur während der Arbeitszeit) nun ist sie in Rente und ihr einziger Kontakt bin ich.
Sie würden seit sie in Rente ist gerne täglich stundenlang telefonisch bzw ich soll vorbei kommen. Arbeite, habe kleine Kinder und wohne 2h entfernt.
Vor ein paar Tage war ich dabei als eine ex Kollegin angerufen hat. Während dem Gespräch habe ich gedacht wenn ich die andere Person wäre würde ich nicht mehr anrufen meine Mutter hat immer nur ganz kurz und irgendwie schnippisch geantwortet.
Meine Schwiegermutter hat sich eine Zeitlang um Kontakt bemüht hat es aber eingestellt weil meine Mutter alle Einladungen usw abgesagt hat.
Auf der anderen Seite beschwert sie sich warum keiner vorbei kommt oder anruft.
Habt ihr auch solche Eltern? Wie geht ihr damit um?
Mutter hat keine sozialen Kontakte
Ja, ich kenne das ein Stück weit.
Allerdings war meine Mutter ziemlich gut darin sich selbst zu beschäftigen. Sie hat sehr viel gelesen, hörte Radio, Musik, machte Gartenarbeit... und ich habe noch Geschwister.
Allerdings habe ich mir auch manchmal gewünscht, sie wäre nicht so eine Einsiedlerin.
Wie sieht es bei deiner Mutter mit Selbstbeschäftigung aus?
Hat sie Hobbys?
Liest sie gerne?
Einmal konnte ich meine Mutter zu einem VHS-Kurs überreden - da war ich selbst ganz baff, dass sie das gemacht hat.
Wäre so etwas evtl. was für deine Mutter?
Gibt es Verwandte (z.B. Geschwister deiner Mutter) mit denen man den Kontakt wieder aufleben lassen könnte?
Wäre ein Haustier etwas?
Hallo,
ich kann genau verstehen, was du meinst. Bei uns ist es auch so, wie bei deiner Mutter. Sie hat keine einzige Freundin. Hobbys hat sie auch keine.
Sie ist auch eine sehr vereinnahmende Person. Sie will, dass am liebsten 24 Std. einer bei ihr ist. Erreicht sie das nicht, fängt sie an mit Manipulationen. D.h. entweder jammert sie herum, wie schlecht es ihr geht, aber es geht noch dreister, dann fängt sie an Lügen zu erfinden, sich als Opfer darzustellen und sie macht einen überall schlecht, wo sie nur kann.
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, falle nicht darauf rein, dass sie dich in Beschlag nimmt. Du wirst dein eigenes Leben verlieren. Mir ging es so, als ich auf ihr Gejammer reingefallen bin. Ich war Entertainer, Bespaßer, Arbeitskraft und Pflegefachfrau für sie. Am Ende wurde ich fort gestoßen, andere in der Familie haben die Lorbeeren aufgesetzt bekommen. Und ich habe verloren: nämlich auch meine Gesundheit.
Nie, nie wieder, würde mir das nochmal passieren. Ich habe mich distanziert und ich falle nicht mehr auf ihre Maschen rein. Du musst dir immer sagen, dass sie eine erwachsene Person ist und sie ihr Leben die ganze Zeit hätte allein regeln können und sie könnte auch heute noch jeden Tag damit anfangen.
Ich sag jetzt mal dreist, das deine Mutter selbst schuld ist wenn sie keine sozialen Kontakte hat, wenn sie sich so verhält. Allerdings sind manche Menschen auch mehr introvertiert und das würde ich ihr jetzt nicht vorwerfen, wenn es wirklich so ist. Aber ob sie nun das eine oder das andere ist, man kann sie unterstützen, aber du bist auch nicht alleine für ihre Beschäftigung zuständig wenn sie jetzt in Rente merkt das sie keine Aufgabe mehr hat oder Beschäftigung braucht ohne ihre Arbeit. Und wenn du selbst Aufgaben und eine Familie hast, kannst du das eben nicht immer stemmen. Und das hat nichts damit zu tun das du nicht für deine Mutter da bist. Und immerhin hat sich auch deine Schwiegermutter sogar bemüht, aber wenn Muttern nicht will kann man sie nicht zwingen. Dann muss sie aber auch mit den Konsequenzen leben, wie ich finde. Oder sie muss alt und mürrisch werden. Sie hat aber auch die Wahl sich ein wenig Mühe zu geben damit eben die Geschichte besser werden kann.
Wenn sie sich mal wieder beschwert wieso keiner kommt, dann sag ihr doch mal das sie die Leute auch vergrault wenn sie immer absagt und keinen Bock hat. Dann will es auch keiner irgendwann mehr versuchen. Wäre gespannt was sie dann sagt. Aber ich weiß nicht ob sie hier sehr einsichtig sein wird.
Ela
Nein, meine Eltern leben beide noch und haben durchaus ein eigenes Sozialleben.
Aber bei den kurzen, fast schnippischen Antworten fiel mir eine Szene ein:
Meine Großmutter war gestorben, ich war schon Zuhause angekommen und hörte, wie meine Mutter Kondolenzanrufe entgegennahm. Überwiegend von weiter entfernt lebenden Verwandten, die ihre Teilnahme an der Beerdigung zusagen wollten.
Meine Mutter sagte fast nur "Ja. Ja, ok. Ja. Ja, dann tschüß".
Ich habe nach einem dieser Telefonat ziemlich direkt gesagt, sie sollte doch auf "herzliches Beileid" ruhig mal mit "Danke" antworten.
Und auf die Ankündigung, zu kommen, darf man auch in Trauer sagen "schön, das freut mich".
Beim nächsten Telefonat war es, als wäre ein Schalter umgelegt. Sie gab Antworten, klar, Floskeln auf Floskeln, aber dadurch wurde das Gegenüber wieder ermutigt, Fragen zu stellen. Ein Gespräch entspann sich.
Manche Menschen tun sich echt schwer, Smalltalk zu halten. Gerade, wenn es eigentlich nix zu erzählen gibt 😉
Aber man kann das lernen. Wenn ihr ein gutes Verhältnis hast, darfst du in solchen beobachteten Situationen vielleicht auch mal ein vorsichtiges Feedback geben.
Übrigens auch als positive Bestärkung: oh, die Kollegin mag dich wohl. Toll, dass sie einfach anruft.
Denn deine Mutter sucht ja offenbar Sozialkontakte - aber eben nur bei dir, wo sie sich sicher fühlt.
Guten Morgen,
man könnte meinen wir wären verwandt Bei meiner Mutter, Ende 60, das gleiche "Spiel". Früher hatte sie Leute und Bekannte. Dann sind diese nach und nach "abhanden gekommen", deren Partner war dagegen, manche hatten plötzlich andere Lebensumstände und waren an der Bekanntschaft nicht mehr interessiert. (will heissen: sie hat die Leute wirklich nicht vergrault, aber wie es im Leben manchmal läuft).
Dann war ich jahrelang Single, was die (ungesunde) Nähe noch mehr befeuert hat.
Nun habe ich seit 1,5 Jahren einen Partner (den sie noch nicht kennt, weil das "nicht das ist, was sie sich für mich vorstellt - ich bin Ü40), wir sind jetzt zusammengezogen.
Sie ist seit 3 Jahren in Rente, ohne Freunde, ohne Bekannte, ohne Hobbies (Weil sie nichts interessiert und alle anderen Menschen sowieso nicht zu ihr "passen").
Und ich werd grad zerrieben zwischen meinem Wunsch, mein Privatleben zu genießen (was ich verdammt nochmal aufgrund meiner Geschichte auch verdient hab)und dem Druck, doch bitte die Verwantwortung für ihr Leben zu tragen (wie ich es ja immer schon getan hab).
Ich bin Einzelkind und aufgrund von Rollenumkehr (sie hatte immer schon depressive Verstimmungen und ich fühlte mich verantwortlich - schon als Kind) ist ein Weg "da raus" abartig schwierig. Man bekommt geraten "achte auf Dich- SIE ist für sich selbst verantwortlich!". Auf der anderen sEite das Gejammer der Mutter, die damit genau den richtigen Nerv trifft - den sie immer schon getroffen hat. Heut früh z.B., die Nacht war sturmbedingt mies und ich würde heut mittag gern eimfach nur abspannen, nach der Vollzeitschicht. Doch natürlich werde ich meine Mom anrufen, die "ja gestern mit keinem Menschen geredet hat" und mir 1-2 Stunden den gleichen Sermon anhören.
OK, das war jetzt ein kurzer Einblick, dass es auch anderen so geht
Doch Fakt ist: jeder Mensch ist für sein Leben (bis zu einem gewissen Grad) selbst verantwortlich. Wenn Deine Mom dir die Luft zum Atmen abgräbt nützt es nichts, sich dem immer wieder auszusetzen. Diese Denke "aber es ist doch meine MUTTER!" kann man insoweit mal hinterfragen: Erfüllt sie denn die korrekte Mutterrolle? Wie mütterlich ist es, dem Kind aus Faulheit, Selbstmitleid, Depression die Verantwortung wie einen Staffelstab zu übergeben?
Ihr zur Seite stehen. Ihr auch mal Zuspruch geben, sie vielleicht bei der Suche nach Unterstützung (Stichwort: Depression) unterstützen, das kann Dein Anteil sein. Aber nicht der Teil der absoluten Kompensation. Du kannst ihr nur helfen, wenn Du selbst nicht total platt bist.
Du kannst den Esel nur zum Brunnen führen - saufen muss er selbst. Mein Psychologe erwähnte mal in der Therapie den Spruch "der Patient muss auch scheitern dürfen". Es muss für dich auch OK sein, dass sie es eben nicht hinbekommt. Nicht hinbekommen will. Das ist dann IHRE Art, ihr Leben zu leben (oder zu vergeuden - oder so). Versuch' Dich von dem gern suggertierten "man muss helfen!" zu lösen. Der andere muss die Hilfe auch annehmen - und Du darfst beim Versuch, dem Esel das Wasser einzuflößen, nicht drauf gehen.