Mein Leben wird besser - meine Mutter immer schlimmer...

Guten Morgen ,

ja, das ist nicht mein erster Beitrag dieser Art. Ich eröffne ihn trotzdem, weil es gefühlt immer schlimmer wird.

Bin ja nun seit 4 Wochen mit Freund in gemeinsamer Wohnung, es läuft wirklich gut! Wir lachen viel miteinander, haben viel Nähe, ich fühle mich wohl und aufgehoben.

Wenn das Wörtchen wenn nicht wäre..

Meine Mom, seit 30 Jahren Single, ohne Freundinnen (inzwischen) kam noch nie gut damit klar, wenn ich mich durch Veränderungen in meinem Leben von ihr entfernte. Sie war immer schon sehr gut darin, mich durch emotionale Erpressung wieder in ihr von depressiven Verstimmungen und Lebensfrust gefüllten Boot zu ziehen. WIR sind dann nämlich GEMEINSAM traurig, und natürlich bekam ich des Öfteren schon depressive Züge "diagnostiziert". Wir beiden Armen - tja, und jetzt hab ich

-einen manierlichen Job
- einen Partner (nach Jahren als Single)
- eine Zukunftsplanung!

Alles Dinge, die sie sich versäumt hat aufzubauen.

Meinen Freund lehnt sie ab, ohne ihn zu kennen (außer sie ist gut gelaunt, dann findet sie ihn nach meinen Erzählungen ja doch nett etc), unsere Wohnung? Warum soll sie sich die denn anguggn kommen, sie hat ja Bilder von mir geschickt bekommen... Alles so "voll in die Fresse" - "was interessiert mich dein Leben, wenn da jetzt jemand anders die Hauptrolle spielt? Und ich arme Mutter ausgegrenzt werde..."

Natürlich hätte ich mich ja auch so verändert! Das wäre ja "immer so gewesen, wenn ich einen Freund gehabt hätte, dann hätte ich so ein "Pseudo-Selbstbewusstsein einwickelt".

Tja, und ne Woche davor und danach ist sie dann wieder wie Zucker, und nett und liebenswürdig. Jetzt naht Xmas, ich in meiner dämlich-naiven Art dachte natürlich "ach komm, die reisst sich schon zusammen, feiern wir zu Dritt bei mir/uns.." Auch in dem Wissen, dass das schwierig wird weil die Zwei sich nicht kennen und er im Grunde nicht viel an Xmas hat und natürlich keine Kenntnisse von den genau einzuhaltenden Weihnachtsbräuchen" (unausgesprochen, aber bekannt).

Nach der gestrigen Tirade (s.o., meine Wohnung etc, Einfluss meines Freundes auch mich) würde ich am Liebsten den Kontakt abbrechen. Es reicht mir so dermaßen, mein Leben lang versuche ich, ihr Seide unter die Füßchen zu legen, ein ganz doll braves Mädchen zu sein ( versuche sogar, meinen Freund dahingegend zu "briefen" und lasse es, sobald ich es merke!) weil ich endlich mal stressfreie Kontinuität in unserer Beziehung wünsche!

wie gesagt, sie ist recht labil, ihre "Störung" kommt wohl aus ihrer Kindheit - ihre Mom war definitiv borderline, Kriegsvertriebene, was das mit der Seele einer 14jährigen halt so macht...

Dennoch möchte ich nicht immer auf von ihren Launen abhängig sein wie mit 12 - happy, wenn sie mal happy ist - gestresst, wenn sie wieder um sich schlägt und die ganze Welt hasst.

Kennt das jemand - gibts da Tipps und Erfahrungen?

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"Nach der gestrigen Tirade (s.o., meine Wohnung etc, Einfluss meines Freundes auch mich) würde ich am Liebsten den Kontakt abbrechen."

Dann mach das.

Und das:

"mein Leben lang versuche ich, ihr Seide unter die Füßchen zu legen, ein ganz doll braves Mädchen zu sein ( versuche sogar, meinen Freund dahingegend zu "briefen" und lasse es, sobald ich es merke!) weil ich endlich mal stressfreie Kontinuität in unserer Beziehung wünsche!"

ist alles andere als gesund für deine Psyche! Du musst lernen, deiner Mutter Grenzen zu setzen. Und wenn du beschließt, den Kontakt abzubrechen (vielleicht auch erstmal für ein paar Monate), dann musst du das auch durchziehen. Also auch keinen Whatsapp Kontakt, keine Mails, nichts.

Vor dem Kontaktabbruch kannst du natürlich nochmal mit deiner Mutter ein ernstes Gespräch führen. Gut ist auch, sich zu notieren, was dich an der Beziehung stört, damit du das in Gegenwart deiner Mutter besser formulieren kannst. Aber ganz ehrlich? Ich denke nicht, dass deine Mutter sich großartig ändern wird. Wahrscheinlich würde es ihr erst gut gehen, wenn dein Freund dich verlassen und du wieder bei ihr leben würdest. Dann hätte sie dich wieder unter totaler Kontrolle.

Und Kontrolle hat nichts mit Liebe zu tun. Es kann sein, dass deine Mutter dich nie so lieben kann, wie du es dir immer gewünscht hast. Von daher würde ich Konsequenzen ziehen, wenn du merkst, dass du nicht mehr kannst.

Du bist erwachsen und managst dein Leben ziemlich erfolgreich!

Kannst ja mal googlen nach "toxischer Beziehungen zwischen Müttern und Töchtern". Auch bei Youtube gibt es da einiges zu sehen. Ich bin ja der Meinung, wer sich informiert, kann aus dem Kreislauf aussteigen. Denn eines ist auch klar: Solltest du zum ersten Mal den Kontakt abbrechen, wird deine Mutter alles daran setzen, wieder in dein Leben zu treten.

Ich habe schon von Fällen gelesen, wo die Mutter vor der Haustüre stand und verlangte, reingelassen zu werden. Da musste dann die Polizei gerufen werden. Manche reagieren eben sehr extrem, wenn sie merken, dass sie keine Kontrolle mehr über die andere Person haben. Und deswegen ist es wichtig, dass du dich informierst und gedanklich wappnest für den Fall der Fälle.

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Wow,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort!

Der beste (wenn auch simpelste) Tipp: Zuhause aufschreiben, was einen stört um es in einem Gespräch besser zusammenzubekommen und sich nicht zu zerfransen! Wieso kommt man nicht auf so einfache Sachen selbst..

Ich sag ja: Sie ist nicht die pure Horrormutter. Es gibt auch wirklich schöne Zeiten, und dass ihr Leben rein objektiv nicht dolle ist seh' ich auch.

Nur kann das eben nicht zu einer Belastung für mich werden, wenn ihre Stimmungsschwankungen durchbrechen.

Hab irgendwo den Spruch gelesen "erwarte nicht von Deiner Mutter so zu sein, wie sie noch nie gewesen ist". Das hilft, eine "aber sie ist doch meine Mutter!"-Idealisierung hinter sich zu lassen.

Parallel würde ich sie lieber in psychologischer Behandlung sehen - auch für ihre eigenen Traumata. Nur wird das abgetan mit "ach, jetzt bin ich schon so alt, das nützt ja nichts mehr..."

Esel --> Brunnen --> saufen muss er selber.

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Sehr gerne liebe Nappi 😊

Natürlich kannst nur du entscheiden, ob du den Kontakt abbrichst oder erst einmal reduzierst.

Was ich dir noch raten kann, wäre, sollte sie dir mal wieder ihr Leid klagen, wie einsam sie doch ist und wie schlecht es ihr geht: Gar nicht reagieren. Nennt sich auch Grey Rocking und wird besonders im Umgang mit Narzissten angewendet.

Du brauchst dich für dein Leben nicht zu rechtfertigen. Deine Mutter ist ganz alleine für ihr Leben verantwortlich. Und wir Menschen sind leider oft dahingehend gepolt, dass man sich verteidigt, wenn man sich ungerechtfertigterweise kritisiert fühlt. Doch so etwas gibt den Menschen nur Zündstoff.

Von daher kann ich dir nur raten, auf Provokationen seitens deiner Mutter gar nicht mehr zu reagieren. Damit gibst du ihr nicht die Möglichkeit, mit dir Streit anzufangen.

Du schreibst, dass es auch schöne Momente gibt und das glaube ich dir sofort. Allerdings werden die Stimmungsschwankungen immer Teil deiner Mutter sein und du musst für dich entscheiden, wie lange du diesen noch ausgesetzt sein kannst.

Sollte deine Mutter versuchen, aktiv deine Beziehung sabotieren zu wollen oder deinen Freund permanent schlechtreden, würde ich ihr das nicht durchgehen lassen. Nur weil es ihr mies im Leben geht, muss es dir auch nicht so ergehen.

Alles Gute dir!

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Ich würde mich ebenfalls stark distanzieren bzw den Kontakt abbrechen. Dazu möchte ich dir den "schlauen" Spruch mitgeben: es ist immer einer der macht und einer der machen lässt.
Will damit sagen, so lange du zulässt, dass deine "Mutter" die Macht hat, dich runterzuziehen und dich nach ihrer Stimmung und Pfeife tanzen zu lassen, wird sie das tun. Sie ist erwachsen, sie kann das auch alleine (mit ihrem Spiegelbild) machen. Stehe du ab jetzt nicht mehr zur Verfügung. Du kannst ihr gerne dazu die Hintergründe erläutern/schreiben zum Verständnis. Vielleicht bewegst es was in ihr, vielleicht kannst du aber auch einfach endlich glücklich werden.

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Ich war auch in Deiner Situation, als mir mein Kopf gesagt hat, dass Kontaktabbruch wahrscheinlich besser wäre, doch das Herz machte mir ein schlechtes Gewissen.
Seit Jahren hab ich nun den Kontakt abgebrochen und kann Dir sagen, dass da eine riesen Balast von einem fällt, die einem vorher gar nicht bewusst war. Ich möchte jetzt nicht für alle sprechen aber das Thema narzisstische Mütter nenne ich mittlerweile mein Studium.
Und noch etwas wichtiges: Es ist auch nicht fair, dass Deine Mutter und Deine Oma ihre Themen nicht verarbeitet haben, denn das ist generationenübertragbar. Ich befasse mich aktuell total mit Familienaufstellung, um genau solche Fluche zu stoppen und mich davor zu lösen.
Blut mag zwar dick sein, aber leider nicht immer gut… Geniess Deine Zukunft mit Deinem Freund und mehr Sorglosigkeit! :)

Bearbeitet von Daisy.91
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Ich wäre stinkend sauer auf sie, wenn sie mir mein Leben nicht gönnt.
Das würde ich ihr auch vorwerfen, damit sie mal etwas zum Nachdenken hat. Es dreht sich eben nicht immer alles um sie. Ihr gefällt ihr Leben nicht? Gut, dann muss sie etwas ändern.
Macht sie es nicht, will sie es nicht.
Ihre Zukunft liegt in ihren Händen, nicht in deinen.

Es ist höchste Zeit an dich zu denken.
Genieße dein neues Lebensgefühl.
Das ist so wichtig.
Wenn du eine Pause von ihr brauchst, nimm sie dir. Ohne schlechtes Gewissen.

Mein Vater hat sich nie geändert, aber ich mich.
Als ich begriffen habe nicht mehr für ihn verantwortlich sein zu müssen, ging es mir immer besser.
Er blieb bis zu seinem Tod auf der Strecke liegen.
Traurig, aber hätte ich meine Einstellung nicht geändert, wäre ich mit liegen geblieben.

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Hallo Abnehmerin :-) ,

vielen Dank für deine Antwort!

Ja, ich habe wirklich Sorge, auch auf der Strecke liegenzubleiben.

Es ist einfach so unfassbar, dass die "liebende Mutter" einem unfaire Anforderungen reindrückt. Dadurch stellt man selbige kaum in Frage - und hinterfragt sich dauernd selbst, ob man nicht vielleicht doch die "Böse" ist..?

"Am ersten Advent war ich ja ganz alleine zuhause!" Ich: "Ähm, du hast also weder eingeladen, noch gefragt ob du vorbeikommen kannst...?" Sie: "ja, jetzt wo du ja nicht mehr alleine bist denkst du ja nicht mehr daran, am Advent vorbeizukommen!" (witzigerweise war das nie so wichtig bei uns - oder für sie. Aber für einen Vorwurf reichts.)

Jstzt sehen wir uns morgen. An unserem "typischen" Treff-Tag wollte ich sie jetzt die Woche nicht mehr sehen, hallo, ich hab' endlich mal ne Woche Urlaub für mich, sonst immer 6-Tage-Woche. Und sie, ganz patzig "ach sehen wir uns dann also nur MORGEN?"

Ernsthaft - je mehr ich hier so schreibe umso dreister finde ich sie. Trotz Verständnis, dass sie mangels Eigeninitiative sonst schon alleine ist.

Dass ich mir doch echt noch ein schönes Leben machen möchte, und nicht einfach nur um sie kreise - und dann sogar noch versuche, meinen Freund mit ihr zusammenzubringen, worüber sie im ersten Moment ganz froh ist, sich gut mit ihm versteht - nur um jetzt wieder das Haar in der Suppe zu finden, warum das doch nicht so toll ist. Es ist zum Ausflippen.

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Hallo,
du hast viele gute Antworten bekommen, da schließe ich mich vielem an.
Ich wollte noch einen Eindruck hier lassen. Ich finde es interessant, dass du schreibst, dass deine Mutter es noch nie abkonnte, wenn du dich wegentwickelst...und von ihr entfernst.

Aber das was du ihr vorwirfst ist das sie loslässt. Also sie lässt deine Wohnung Wohnung sein und zeigt wenig Interesse. Das stößt dir auf.

Ich glaube du bist weniger "frei" (emotional) und distanziert als du denkst.

Auch die Idee sie, so wie sie drauf ist, deinem Partner vorzusetzen und das aus Eigeninitiative zeigt, dass du noch mehr verstrickt bist, als du vielleicht annimmst.

Ob deine Mutter einfach kein Interesse hat, oder ob sie sich ablöst (was ja normal wäre), oder ob sie in manipulativer Absicht versucht Desinteresse zu signalisieren, weil sie weiß, welche Dynamik das bei euch auslöst (nämlich, dass du dich wieder bemühst es recht zu machen und das liebe Mädchen zu sein) das weiß ich nicht.

Vielleicht magst du darüber nachdenken.