Hallo ihr Lieben,
habe lange überlegt ob ich meine Geschichte der letzten Monate so teilen soll, aber ich glaube Input von außen ist momentan wirklich angebracht.
Ich bin letztes Jahr im März schwanger geworden, wir wollten immer Kinder, aber das ging dann überraschend schnell. Letztes Jahr im Dezember wurde dann unsere Tochter geboren und sie ist wirklich ein wundervolles Kind - ohne unsere Zwergin wäre ich auch schon längst unter der Last der letzten Monate zusammengebrochen.
Genau da ist der springende Punkt. Es fing alles damit an dass ich mich nach der Geburt doch kleinreden lassen hab. Ich hatte immer gesagt Weihnachten bei der Schwiegerfamilie gibt's nur wenn soweit alles funktioniert. Naja, was soll ich sagen. Erstes Kind, an Heiligabend gerade so eine Woche alt und die langen Gesichter mit O-Ton "Es wäre doch so schön wenn wir an Heiligabend alle zusammen wären mit dem neuen Familienmitglied."
Ich hatte eine hochkomplexe Geburtsverletzung, meine Hebamme kannte das nur aus dem Lehrbuch und dementsprechend in 20 Jahren Berufserfahrung zum ersten Mal "live" gesehen. Ich konnte dementsprechend nicht lange sitzen, stehen, gehen, liegen etc. und aus "Wir bleiben nur 2 Stunden zum Essen." wurden dann 14:30 Uhr los und 22:30 Uhr wieder bei uns zuhause. Rücksichtsvoll war das alles nicht. Stillen lief auch noch nicht wirklich rund und da ich das Gefühl hatte allen gerecht werden zu müssen habe ich in der ganzen Zeit nur einmal gestillt und sonst die Flasche gegeben (mussten sowieso zufüttern da Gewichtszunahme schlecht). Das die Milchproduktion nur in Gang kommt wenn in den ersten Wochen regelmäßig gestillt wird muss ich hier keinem erklären. Die Milch wurde schon am nächsten Tag immer weniger und schweren Herzens musste ich in Woche 6 komplett abstillen. Das war der Startschuss für ein auf und ab an Gefühlen, Bindungsproblemen und so weiter.
Ich musste/wollte recht früh beruflich wieder einsteigen, als die Maus 4 Monate alt war fing ich also mit 30% wieder in meinem Beruf an. Arbeiten tat mir tatsächlich gut, hat mir einen Ausgleich zum Hausfrau/Mutter sein gegeben und für die Kleine waren meine Arbeitstage intensive Zeit mit Papa der unfassbar viel auf der Arbeit ist. Bei meinem Arbeitgeber war ich vor einigen Jahren schonmal, bin aufgrund persönlicher Differenzen mit Kolleg*innen dann gegangen. Ich dachte das sei alles Schnee von gestern und habe gar nicht gemerkt wie sehr es mir geschadet hat in einem Umfeld zu arbeiten wo die selben Kollegen sind die mich damals zum Wechsel gebracht haben. Ende vom Lied war dann dass ich vor den Chefs ausgespielt wurde und zum Ende der Probezeit die Kündigung erhalten habe. Wäre alles nicht so wild wenn wir in der Zwischenzeit nicht umgezogen wären und die Miete doppelt so teuer ist wie in der alten Wohnung. Also zu dem ganzen Alltagsdrama noch irgendwie eine neue Arbeitsstelle suchen und das schnellstmöglich, ein Gehalt reicht nicht und am Existenzminimum möchten wir für unser Kind auf gar keinen Fall enden. Neuer Arbeitgeber wurde gefunden, bin auch zufrieden mit meiner Wahl, alles super.
Das Jahr neigt sich langsam dem Ende. Der erste Geburtstag unserer Tochter steht an, den ersten Weihnachtsfeiertag möchte ich bei uns Zuhause für meinen Teil der Familie ausrichten und sonst sind die restlichen Tage des Jahres auch streng getaktet und ich will einfach nur alles gut über die Bühne bringen.
Dann letzte Woche der absolute Schlag. Meiner Oma ging es auf ihren Geburtstag unfassbar schlecht, da ich selber vom Fach bin habe ich auf eine Verschlechterung ihrer COPD getippt. Bereitschaftsarzt, Krankenhauseinweisung, zig Untersuchungen. Bronchialkarzinom, mehr weiß man erst wenn der Pathologe alles untersucht hat was bei den Untersuchungen zusammenkam.
Meine Oma hat mich groß gezogen, familiäre Verhältnisse bei uns allgemein immer etwas schwierig. Der eine gönnt dem anderen manchmal nicht mal den Dreck unter den Fingernägeln, halten aber trotzdem immer alle zusammen wenn's ernst wird. Leider spielen die Kinder (meine Cousins und ich) in solchen Situationen aber immer die Eltern, unsere Mütter sind aktuell zerstritten und ziehen beide die "Naja, unsere Kinder regeln das schon, oder?" Schiene durch.
Wer auch immer bis hierhin gelesen hat, danke erstmal. Das hier ist nur im Groben was da alles so innerhalb von knapp einem Jahr passiert ist. Ich kann momentan auch einfach nicht mehr, fühle mich wie betäubt. Hab schon bei der Kündigung gemerkt dass dieser ganze Stress meiner Tochter und mir unfassbar in vielen Belangen schadet. Ich glaube mittlerweile ich bin im Mutter Burnout gelandet, merke das mein Kind spürt dass Mama einfach nicht so greifbar ist und vor allem weiß ich das ich distanziert bin um meine Tochter nicht zu traumatisieren.
Vielleicht war jemand in einer ähnlichen Situation, hat es irgendwie raus aus diesem Abgrund geschafft und hat eine Idee wo ich ansetzen kann. Habe am Montag schon einen Termin beim Hausarzt zwecks Mutter-Kind-Kur. Ich merke einfach dass ich die Reißleine ziehen muss, aber nur die Kur wird die familiären Verhältnisse nicht klären oder uns nicht davor schützen dass danach wieder alle erwarten "Naja, nach der Kur ist die ja jetzt mal ausgeruht und kann den ganzen Krempel wieder erledigen."
Versteht mich hier nicht falsch, ich liebe unsere kleine Familie, aber mein Mann, ich und vor allem meine Tochter leiden an der Uneinsichtigkeit meiner Familie oder eher an deren Unfähigkeit Verantwortung für die eigene Mutter zu übernehmen. Ich würde gerade für meine Tochter durchs Feuer gehen, genau deswegen bin ich froh dass ich gemerkt habe es wird Zeit für eine Kur wo es mindestens 3 Wochen lang nur um mein Kind und um mich geht.
Danke fürs lesen und ich freue mich über hilfreichen Input oder aber auch nur ein paar liebe Worte. ♥️
Ich laufe seit Monaten am Limit und bin ausgebrannt
Ich sehe es so, dass eine Kur nur helfen kann, wenn du dir Zeit und Gedanken für dich nimmst.
Passt der Job? - Ja, dann abhaken.
Passt die Wohnung und das Umfeld? - Ja, abhaken.
Passen deine Rolle und deine Aufgaben in und um deiner Familie ausserhalb? - Nein. Dann grenze ab. Was willst du in welchem Umfang bei deiner Familie (ausser Mann und Tochter) noch leisten und was willst du abgeben. Das musst du kommunizieren und das dann auch so leben. Nur so schaffst du dir Freiräume, Zeit für dich, Zeit, um Kraft zu schöpfen. Lass dich in Streits nicht mehr reinziehen - wenn du das nicht willst. Sage das und ziehe dich zurück.
Wenn nach der Kur alles ist wie zuvor, dann bist du schnell wieder am gleichen Punkt.
Alles Gute.
Hallo du Liebe,
ich habe deinen Beitrag gelesen und würde dich gerne umarmen.
Du hast im letzten Jahr soviel gemacht, geschafft und stets funktioniert.
Du hast eine kleine Tochter ❤️ und einen Mann, eine kleine Familie.
Du darfst auf dich und deine eigene Familie schauen, du MUSST nicht Weihnachten mit allen verbringen.
Rede mit deinem Mann, wie sieht er das? Und dann könnt ihr gemeinsam entscheiden was EUCH gut tut und wie ihr da Grenzen setzen könnt.
Nimm dir jedes Wochenende eine Stunde Auszeit - nur für dich. Und dein Mann soll das auch tun. Egal was da jeder für sich macht, nichts oder lesen, Badewanne oder spazieren, aber einfach mit dir selber zeit verbringen.
Hol dir Hilfe von extern, Psychologin, Familienberatung oder welche stellen gibt es bei dir?
Du bist in Ordnung, so wie Du bist.
Alles Liebe!