Fehlende Abgrenzung zu meiner Mutter

Hallo,

ich war noch nie in einem Forum unterwegs, aber ich weiß nicht mehr weiter.

Ich habe das Problem, dass ich mich meiner Mutter gegenüber nicht abgrenzen kann. Ich fühl mich in manchen Situationen so, als wäre ich ein Teenie.

Ich bin Ende 30 und lebe mit meinem Verlobten im Haus meiner Eltern, in einer abgeschlossenen Wohnung. Das ist alles ok, wir beide haben einen starken Familiensinn und bisher hat alles soweit geklappt. Seit einiger Zeit merke ich aber, dass ich mich zunehmend unwohl fühle.

Ich war sehr lange Single und habe bei meinen Eltern gewohnt. In der Zeit war meine Mutter sozusagen mein Partnerersatz. Wir waren mehr Freundinnen als Mutter und Tochter und haben sehr viel miteinander unternommen.
Seit 4 Jahren habe ich eine neue Beziehung und wir alle mussten uns erstmal daran gewöhnen, auch ich. Meine Mutter lebt sehr zurückgezogen und isoliert, hat keine Freunde. Ich war ihre engste Bezugsperson. Seitdem ich in der Beziehung bin, verbringe ich die meiste Zeit mit meinem Partner, was ja logisch ist. Meine Mutter kann sich aber selbst nach fast 4 Jahre nicht damit abfinden, dass ich nicht mehr viel Zeit mit ihr verbringe und mich auch sonst verändert habe.

Ich möchte mein eigenes Leben leben, aber regelmäßig kommt das schlechte Gewissen, dass ich meine Mutter im Stich lasse und ich fühle mich emotional abhängig von ihr. Ich kann mich auch nicht abgrenzen. Ich schaffe es nicht, meine Meinung zu vertreten oder ihr auch mal die Stirn zu bieten. Gerade wenn es um meinen Partner geht. Die beiden geraten öfters aneinander und ich stehe zwischen den Stühlen, weil ich mich nicht klar zu meinem Partner bekenne, sondern manchmal Partei für meine Mutter ergreife.

Es ist so schwer. Vom Kopf her weiß ich eigentlich was richtig ist, aber meine Gefühle sind so überwältigen und stark, dass ich verschüchtert bin und am liebsten nur heulen würde.

Viele Grüße

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Du hast das Problem ja schon erkannt und beim Namen genannt: Fehlende Abgrenzung.
Wenn du dir mehr Privatleben und Eigenständigkeit wünschst, solltest du mit deinem Verlobten ausziehen, mehr Abstand zwischen dich und deine Mutter bringen, auch räumlich. Das muss ja nicht gleich heißen, dass ihr euch gar nie mehr trefft. Aber geplant, für eine bestimmte Zeit, mit Anfang und Ende, und dann geht jede wieder ihre eigenen Wege.
Vielleicht beginnt deine Mutter dann wieder, mehr unter Menschen zu gehen. Denn so lange du ihr Freundin-Ersatz bist, hat sie das ja nicht nötig.
Was ist mit deinem Vater? Hast du Geschwister? Du bist nicht allein für das Lebensglück deiner Mutter veranwortlich.

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Ich würde dir das Buch " Das Kind in mir muss Heimat finden" empfehlen und ausserdem auszuziehen.

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So schnell wie möglich ausziehen, Kontakt minimieren.
Es ist ehrlich gesagt eine Frechheit, dass deine Mutter von dir erwartet, weiter für sie da zu sein.
Du bist erwachsen und nicht für ihr Glück verantwortlich. Ich bin selber Mutter und würde das nie wollen.
Ich vermute aber, dass du zusätzlich noch eine Therapie machen solltest. So wie dich es belastet.

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Es ist normal und richtig, dass du mal für den Partner und mal für die Mutter Partei ergreifst.
Es liegen beide eben nicht immer richtig in ihrer Meinung und ihrem Tun- das liegt in der Natur der Sache.
Es wäre falsch verstandene Loyalität dem Partner oder der Mutter gegenüber, würdest du immer nur einen der Beiden recht geben.

Es ist auch völlig ok regelmäßig gemeinsam etwas zu unternehmen und es ist ok die Eltern als Vertraute zu haben- man will ggf nicht alles dem Partner mitteilen.
Die Regelmäßigkeit kann ja von euch bestimmt werden und geht vom täglichen Stündchen oder wöchentlich oder monatlich.....

Ihr müsst auch nicht ausziehen um euch abzugrenzen.
Aber ein Auszug macht es einfach sichtbarer und greifbarer.
Aber die Probleme löst du damit nicht!
Du schaffst es damit Triggerpunkten aus dem Weg zu gehen- mehr nicht!

Wenn deine Mama sich telefonisch meldet und sich beklagt, wirst du dich schnell wie jetzt fühlen- egal wie schnell du auflegst.
Ein schlechtes Gewissen verfliegt nicht durch einen Auszug.

Wenn ihr auszieht schafft er sichtbar eine Änderung.
Aber deine jetzigen Probleme nimmst du mit,.Sie werden sich nicht auflösen.
Deshalb löse die Probleme. (Abgrenzung, Loslassen)
Es werden sich neue Aufgaben ergeben.
Euer Verhältnis zwischen euch dreien wird sich verändern.
Ich wünsche dir sehr , dass es sich ins positive ändert.
( ggf aber ist dein Partner der Böse und du die Undankbare und das muss man aushalten können)

Liebe Grüße
Findet einen guten Weg für euch!