Ich boykottiere mich immer selbst

Hallo in die Runde,

ich bräuchte bitte ein paar Anregungen, wie ich über meinen Schatten bzw. meine Abwehrstrategien springen kann.

Ich bin schon über Jahre in therapeutischer Behandlung, z.B. im Sommer 5 Monate Psychiatrie zur Stabilsierung, derzeit in einer Tagesklinik, die aber bald endet, sonst nur ambulant.

Letzte Woche ist mir eher wie Schuppen aus den Augen gefallen, dass ich mich erst dann auf Dinge einlassen kann, wenn klar ist dass sie enden.

Beruflich habe ich schon immer prokrastiniert und erst begonnen, wenn der Druck enorm war - natürlich alles mit Verspätung, wenn keine Verlängerung mehr ging.
Menschen lasse ich grundsätzlich nicht an mich heran, Nähe verursacht Misstrauen, kein Mensch weiß wirklich, wie es mir geht (mein Mann nicht, die wenigen Freunde nicht - man kennt mich nur als gute und loyale Zuhörerin die für alle da ist)

Nun weiß ich, dass die Tagesklinik bald endet und - fast wie ein Schalter - fühle ich mich bereit, mit dem Therapeuten dort tiefer zu gehen und bereue, dass ich das nicht schon zu Beginn der TK konnte, denn jetzt ist keine Zeit mehr etwas zu bearbeiten.

Meine Schutzmauern sind (bewusst und unbewusst) so stark, dass eigentlich alle daran scheitern, auch ich. Und nur, wenn keine Gefahr mehr von dem Gegenüber ausgeht bröckelt plötzlich Mauer ab und etwas in mir schreit - so hilf mir doch! Und falls es aber jemand möchte, mach ich sofort wieder dicht.

Mir ist dieses Muster, dass sich schon ewig durchzieht, erst letztens bewusst geworden. Was mach ich nun damit? Ich wei praktisch, dass bei einer neuen Therapie (die startet im März), das Spiel von vorne losgehen wird weil ich einfach nicht aus meiner verdammten Haut schaffe. Ich blockiere irgendwie so lange, bis die Zeit um ist.

Wie löse ich diese Blockade? Wie schaffe ich es, mal von Anfang ein bisschen zu vertrauen? Mich zu öffnen?

BTW: Ich bin komlex traumatisiert, Bindungstrauma durch Inobhutnahme durch das JA mit 1 1/2, Adoption mit 3, ständig zwischen Loyalität und Gefallenmüssen gefangen gewesen, jahrelanger *** in der frühen Jugend durch Gleichaltrige, und ich bin trotzdem immer wieder zu denen, weil ich dort irgendwie wichtig war.

Im Alltagsleben kann ich hervorragend funktional sein, kein Mensch sieht mir an, wie beschissen es mir eigentlich geht.

Was kann ich tun?

Bearbeitet von mussinschwarz
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Hallo mussinschwarz,


letzte Woche hast du in meinen Augen einen sehr großen Schritt geschafft. Du hast erkannt was dich ausbremst. Ja, die Tagesklinik endet bald. Aber es ist jetzt bekannt das du sehr lange braucht bis du dich öffnen kannst. Das kann ein Ansatz bei der neu beginnenden Therapie sein.


"Ich bin komlex traumatisiert, Bindungstrauma durch Inobhutnahme durch das JA mit 1 1/2, Adoption mit 3, ständig zwischen Loyalität und Gefallenmüssen gefangen gewesen, jahrelanger *** in der frühen Jugend durch Gleichaltrige, und ich bin trotzdem immer wieder zu denen, weil ich dort irgendwie wichtig war."

Du bist komplex traumatisiert und hast zu dem was du erlebt hast eigene Schutzstrategien entwickelt. Die meiste Zeit werden sie auch wichtig gewesen sein. Aber jetzt bremsen sie dich aus. Vielleicht kannst du in ganz kleinen Schritten diese Schutzstrategin wieder zurück fahren. Du hast uns heute einen tiefen Einblick in dich und dem was du erlebt hast erlaubt. Vielleicht kannst du es noch weiter ausbauen. Wenn du es auf diesem Weg schaffst, kann es einen Grundstein für die neue Therapie sein.

Die Probleme ziehen sich wie ein roter Faden durch dein Leben. Schon als Kleines Kind hast du sehr negatives erlebt. Ich vermute, das du bei deinen Adoptiveltern dich nicht wohl gefühlt hast und es an vielem gefehlt hat( ich kann mich aber auch täuschen). Dann kam es zum jahrelangen *** durch gleichaltrige. Du bist immer wieder zu denen weil du dort wichtig warst. Das spricht für mich dafür das zu Hause ( bei deinen Adoptiveltern) etwas nicht so gelaufen ist wie man es sich wünschst. Dort dürfte auch der Kampf zwischen" Loyalität und Gefallenmüssen " stattgefunden haben. Allein dieser Kampf kann einen jungen Menschen innerlich zerreißen und verhindert das dieser junge Mensch seine eigene Persönlichkeit entwickeln kann.

Du hast es aber geschafft eine Maske aufzubauen hinter die niemand schauen kann. Erfahrungsgemäß sind Betroffene die perfekten " Schauspieler". Sie spielen ihre Rolle wirklich perfekt. Diese Perfektion führt aber zu einem anderen Problem. Was sich einst zum Schutz entwickelt hat bremst jetzt nötige Hilfe und Unterstützung aus. Niemand weiß wie es dir wirklich geht. Niemand kann ahnen vor welchen Problemen du stehst. Dadurch bekommst du nicht die nötige Hilfe und Unterstützung und es wird an Verständnis fehlen wenn es doch mal nicht so läuft wie es laufen sollte.

Fange in ganz kleinen Schritten diesen Schutzwall zu durchbrechen und ihm die Macht über dich zu nehmen und schäme dich bitte nicht für das was dir angetan wurde.

Wenn du möchtest kannst du mich auch über PN/VK anschreiben.


Viele Grüße

blaue-Rose

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