Enttäuschung über Geschlecht

Hallo!

Vielleicht kennen es manche, andere können’s vielleicht auch gar nicht nachvollziehen.

Ich habe einen kleinen Sohn und bin wieder schwanger. Wir wissen nun sicher, dass es wieder ein Junge wird.

Ich bin selbst irgendwie enttäuscht, da ich schon beim ersten Kind auf ein Mädchen gehofft habe. Einfach, weil ich mich als Frau mehr mit Mädchen identifizieren kann. Und jetzt wieder ein Junge. Aber man kann’s sich halt nicht aussuchen.

Schwierig ist aber auch in erster Linie dies: In unseren Familien gibt es nur Jungs (aktuell sechs). Und irgendwie lag alle Hoffnung, dass doch noch ein Mädchen kommt, alleine auf mir. Sonst wird es erst in der nächsten Generation wieder was.

Ich fühle mich, als hätte ich alle enttäuscht und total versagt. Vor allem die Großmütter. Ich will die langen Gesichter nicht sehen, die rollenden Augen, die dummen Sprüche nicht hören, die es schon beim ersten Jungen gab.

Daher haben wir es niemandem persönlich gesagt, sondern Karten verschickt. Diese müssten heute oder morgen ankommen, und am liebsten würde ich mein Handy in den Müll werfen weil ich die Reaktionen nicht wissen will.

Ich weiß gar nicht, was ich mir von dem Beitrag erhoffe. Vielleicht hat jemand ähnliches in der Familie erlebt und kann mal erzählen…

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Deine Verwandten wissen schon, dass der Mann das Geschlecht ‚entscheidet‘ ?

Ein bisschen Enttäuschung ist ok, jeder darf sich was wünschen.
Ein großes Drama draus zu machen hingegen ist einfach nicht cool… es ist in erster Linie ein Baby. Ein Mensch. Und es kann nichts dafür ob es einen Penis hat oder nicht.
Man weiß ja vorher dass die Chance ca 50/50 ist.

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Ich werde nie verstehen warum vor der Geburt schon so ein Theater darum gemacht wird ob das Baby Penis oder Vulva hat.

Wir wussten es nicht vor der Geburt und danach war jedem das Geschlecht schnuppe sondern alle froh, dass wir beide gesund aus der Geburt rausbekommen sind und ein süsses Baby da war.

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Oh ja, wir wollten es beim ersten Kind auch nicht wissen, die FÄ hat aber versehentlich Bescheid gesagt. Ist aber nicht weiter schlimm :) beim zweiten achtet sie besser drauf :D

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Man kann es ja trotzdem für alle anderen vor der Geburt noch geheim halten wenn man keine Lust auf die Reaktionen hat.

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Ich kann deine Enttäuschung verstehen. Ich war in der gleichen Lage. In unserer Familie gibt es „nur“ Jungs. Auch meine Enkelkinder - alle männlich.

Als vielfache Mutter und Oma kann ich dir sagen, dass ich mit meinen Schwiegertöchtern und den Freundinnen meiner Enkelsöhne tolle Frauen 😍 in der Familie habe. Dass ich die nicht selbst geboren habe, spielt keine Rolle.

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Tolle Einstellung, gefällt mir.

Wenn mehr Menschen so denken würden, würde es hier sehr ruhig zugehen...

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Tja, und bei mir ist es andersrum. Ich habe einen Sohn, der ein absoluter Sonnenschein isty und hatte mir wieder einen Sohn erhofft, da ich auch kein gutes Verhältnis als Tochter zu meiner Mutter hatte und auch im Freundeskreis viele Freundinnen sind, wo das Verhältnis zur Mutter eher schwierig ist. Gefühlt zerbrechen mitter Tochter Beziehungen in der Pubertät irgendwann. Es handelte sich bei mir auch nicht um "ach ich darf jetzt mit 13 nicht weg auf Party gehen, jetzt bin ich sauer", sondern eher in permanenter Abwertung, des äußeren, des Charakters, alles mögliche. Von einer Tante kam mal, dass meine Mutter "neidisch" auf mich wäre, was ich schon hart finde. Aber wie erwähnt. Das nur am Rande.

Nun wird es ein Mädchen, und ich habe große Angst, dass ich ebenso ein schwieriges Verhältnis haben werde. Ich weiß nicht, obwohl ich die Probleme von damals gut professionell aufgearbeitet habe, dass es nicht so kommen muss und wir ein tolles Verhältnis haben können
Eben WEIL ich weiß was man alles falsch machen kann und diese Fehler vermeiden will. Und trotzdem erlebe ich die Mädels im Umfeld auch eher bereits im Kinderalter teilweise als rebellischer, schwieriger da sozial manipulativer, geschickter, gegeneinander auszuspielen etc. Dadurch fällt es mir schwer, aktuell eine Bindung zu ihr aufzubauen im Bauch.

Wie man sieht, hängt viel von den Rollen und Beziehungen ab, die man bereits erlebt hat. Findest du dich da auch wieder? Hast du ähnliche Herausforderungen? Das einzige was ich so rauslesen könnte ist, dass du Erwartungen anderer erfüllen möchtest. Ist das sonst auch ein Problem? Könnte dir das Bewusstwerden dessen irgend wie hilfreich sein?

Ich finde auch, man darf niemandem sein Gefühl absprechen. Wir haben das Gefühl aufgrund einer Vorgeschichte, Idee ich zumindest. Diese ist valide. Die Gefühle dazu sind auch valide. Wichtig ist, dass man einen Weg findet, damit umzugehen. Sich bewusst zu machen, was dahinter steht. Will ich Erwartungen anderer erfüllen ? Lässt mich die Vergangenheit nicht los und male Katastrophenszenarien? Und dann glaube ich immer defekt doch an die Erzählung vieler erfahrenen Mütter zu dem Thema, dass, als das Kind da war, alle Zweifel beseitigt waren. Allein schon wegen Hormonen. Und das Kind von Anfang an abgöttisch geliebt wurde. Ob Mädchen, ob Junge, ob ein Zeh fehlt oder zu viele Haare da sind. Ich denke, es wird sich alles fügen.

Alles Gute dir!

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Ich habe ein Mädchen und wünsche mir trotzdem, dass Nummer 2 wieder ein Mädchen wird. Ich wünsche es mir sehr. Ich habe mich immer als Mädchenmama gesehen, weil mir mein ganzes Leben eine Schwester gefehlt hat und ich ein Mädchen aufwachsen sehen wollte (habe nur Brüder). Jetzt wünsche ich mir für meine Tochter die Schwester, die ich nicht hatte.
Aber wenn es nicht so ist, werde ich das Kind so annehmen wie es ist, denn im Endeffekt bestimmt das Geschlecht doch sowieso nicht, welche Persönlichkeit das Kind hat - ich denke, dass wir das rein rational wissen. Aber das Herz hat halt doch oft einen Wunsch. Solange man das Kind nicht dafür “verantwortlich” macht, ablehnt, in Verzweiflung verfällt oder Ähnliches, ist so ein Wunsch auch in Ordnung, finde ich. Ich weiß, dass ich einen Jungen genauso lieben werde, aber ich müsste mich erst an den Gedanken gewöhnen. Wenn ich auf keinen Fall einen Jungen hätte haben wollen (auch sowas liest man hier ja manchmal), wäre ich nicht schwanger geworden. Ich denke, du wirst dich ebenfalls recht bald damit arrangieren und dich genauso über einen Jungen freuen wie über ein Mädchen.

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Es tut mir unglaublich leid, dass deine/eure Familie dich da somit stresst.

Ich würde bei ner blöden Antwort echt ne Ansage machen, dass du ja dafür leider auch keinen Knopf hast oder auf deinen Mann verweisen, dass der wohl nur Jungs kann oder was auch immer. Meiner eigenen Mutter gegenüber wäre ich da sehr deutlich, was der Blödsinn soll.

Es würde ja auch niemand erwarten dass du plötzlich ein blondes Kind bekommst nur weil alle anderen braunhaarig sind. Oder sonstige genetische Merkmale die du nicht in der Hand hast.

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Ach, fühl dich gedrückt meine Liebe!

Mein Mann ist die 7. männliche Generation in seiner Familie und wir sind anfangs davon ausgegangen, dass es bei uns auch ein Junge wird. Ich habe immer von einem Jungen geträumt. Als es dann hieß, es wird ein Mädchen, war ich irre enttäuscht, wütend und traurig. Ich konnte mich damit überhaupt nicht identifizieren. Ich hab echt viel geweint damals. Mittlerweile bin ich sehr glücklich darüber. Ich liebe es eine Mädchen-Mama zu sein. Damals wusste ich einfach noch nicht was das Schicksal für einen Weg für mich bereit hielt und ich verstand nicht, dass alles im Leben bewusst so kommt wie es kommt. Aber natürlich gab es auch bei uns blöde Kommentare seitens Familie und Freunde. Im Sinne von "Ah, XY hast du keinen Jungen zusammen gebracht?" oder "Ach, das arme Mädchen". War uns aber damals schon egal und nachdem wir jetzt ein richtig wildes Mädchen haben, das motorisch und sprachlich mega weit ist, ist niemals wieder ein blöder Kommentar gekommen.

Lass dich nicht unterkriegen. Versuch einfach mit einem guten Spruch zu kontern:
"Ach, nachdem der 1 Junge schon so perfekt ist, dachten wir, wir schießen gleich einen Zweiten nach"
"Super oder? Die Räuberbande bekommt Verstärkung! Juhu"
"Ach ne, lass mal, den Stress tu ich mir nicht an. Dieses Glitzer & Tütü zwischen den ganzen Jungs hier"
oder ganz frech:
"Ach, vielleicht nennen wir ihn Simone (italienischer Männername) und ziehen ihm rosa an, passt doch auch"

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Ich kann dieses Trara über Mädchen und Jungen auch nicht verstehen. Wir haben uns beide Male überraschen lassen. Im Endeffekt liebt man seine Kinder bis zum Mond und zurück - egal ob Junge oder Mädchen. Hier ein passender Beitrag, der mir gerade eingefallen ist. 😉
https://youtu.be/UFZwAjtSMkY

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Ich versteh dich. Ging mir ähnlich. Nur dass es mir beim ersten Kind total egal war. Beim zweiten hätten wir beide gerne ein Mädchen gehabt, weil der Erste ein Junge ist und wir gern beides gehabt hätten und nur zwei Kinder wollen.
Nun wird der zweite eben auch ein Junge, trotzdem freuen wir uns, wenn er da ist und werden ihn lieben.

Ich finde auch man kann ruhig zu seiner Enttäuschung stehen solang das Kind noch nicht da ist und du musst dir auch kein schlechtes Gewissen machen lassen.
Wenn der Kleine da ist wirst du sowieso hin und weg sein. Ich denke es ist auch für den großen Bruder toll. Meistens können Kinder vom gleichen Geschlecht ja mehr miteinander anfangen. (Nicht immer aber meiner Erfahrung nach eben öfter)