Emotional taub - normal?

Hallo,

was empfindet ihr für eure Kinder? Wie äußert sich das im Alltag? Habt ihr da zum Beispiel mehrfach täglich schöne Gefühle? Zum Beispiel, wenn euer Kind lacht oder ihr kuschelt oder was nettes sagt?

Ich frage mit dem Hintergrund, dass ich meinen Kindern gegenüber nichts fühle, bzw. nichts Schönes. Ich bin entweder gefühlsneutral oder mal genervt, niedergeschlagen. Von Außen sieht es so aus, als wäre ich liebevoll, keiner aus meinem Umfeld würde sowas denken. Im Gegenteil, oft bewundern mich Freundinnen, wie toll ich das mit den Kindern mache, heben hervor, wie geduldig ich bin etc.
Auch als meine Kinder geboren waren - da war nichts. Einfach nichts. Meine Tochter ist 6 und mein Sohn ist 2. Wenn ich vor meinem Sohn die Garantie bekommen hätte, dass das mit meinen Gefühlen den Kindern gegenüber für immer so bleibt, ich hätte ihn nicht bekommen. Die beiden können absolut nichts dafür, sie sind toll (natürlich ist es auch anstrengend, das ist klar).

Ab Montag werde ich in einer Tagesklinik sein. Ich wollte aufgrund der Psyche einfach nur eine Krankschreibung von der Ärztin Anfang des Jahres (aufgrund einer akuten Krise) und habe dann on top noch die Einweisung für eine Tagesklinik bekommen, weil ich vor der Ärztin in Tränen ausgebrochen bin bezüglich der Gefühllosigkeit. Eine ambulante Psychotherapie letztes Jahr brachte mich leider nicht voran.

Generell fühle ich keine Verbindung zu anderen Menschen und habe momentan nichts, was mir wirklich Freude macht. Ich nehme Johanniskraut, schon bald zwei Jahre, keine Ahnung ob das wirkt, ohne wäre es wohl noch schlechter fürchte ich.

Naja ich könnte hier noch ewig schreiben. Was ich mich momentan frage: Was empfindet man denn so durchschnittlich vielleicht? Oder ist das so wie es bei mir ist vielleicht normal? Vielleicht erwarte ich auch zu viel? Was sind eure Gedanken dazu?

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Man empfindet ja nicht 100% der Zeit Liebe oder Zuneigung. Die wird einem nur in bestimmten Momenten bewusst.
Wenn man aber das Gefühl hat, gar nichts zu empfinden, spricht das meines Wissens eher für Überforderung in irgendeinem Bereich. Also, irgendetwas belastet einen so sehr, dass man keinen Zugang zu seinen Gefühlen hat. Die Belastung kann auch komplett unbewusst sein, man kann dann im ersten (oder zweiten und dritten) Moment gar nicht sagen, ob einen etwas belastet und was.
Sprich mal mit deinem Partner oder Umfeld darüber, ob du eventuell seit der Geburt deiner Kinder eine starke Belastung irgendwo haben könntest, die bei dir gar nicht so an die Oberfläche kommt. Also, nicht "nur" der Alltag mit den Kindern, der ja an sich schon genug fordert, sondern irgendetwas, das du beiseite geschoben hast, das dich nicht so belastet hat, wie man das erwarten würde oder irgendwelche vergrabenen Ängste, Sorgen, Trauer usw.

Ich hatte so etwas mal und bei mir hat das zu Gedächtnisverlust (nur bezogen auf bestimmte Punkte) und Blackouts (spontan kein Zugriff auf selbstverständliche Informationen) geführt. Erst dadurch wurde mir im Nachhinein bewusst, dass ich doch eine Belastung hatte, die sich so Bahn gebrochen hat.

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Danke für deine Antwort!

Ich wüsste da jetzt nichts konkretes. Also seit Geburt meiner Tochter war es einfach sehr anstrengend und es gab viele Belastungen. Ich fühle keine Entspannung - ist das ein Gefühl? Hab ich ewig nicht gefühlt. Meditation hat mal eine Weile geholfen, also etwas beruhigt, aber seit ein paar Monaten schon, komme ich gar nicht mehr genug „runter“ um mich auf eine Meditation einlassen zu können. Wenn ich wüsste, jemand würde für mich mein Leben weiter leben, wäre gut zu den Kindern, die Kinder würden denken, es wäre ihre Mama… Ich würde auf mein Leben verzichten dann. Ist glaube ich nicht so normal, diese Gedanken zu haben, aber ich weiß auch nicht…

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Nein, das ist nicht normal. Ab und zu schon, ich empfinde manchmal sogar richtig Wut auf mein Kind. Aber gar nichts empfinden, jahrelang, nein. Warst Du schon immer so in Beziehungen, oder ist das nur im Bezug auf die Kinder? Es kann eine schwere Depression dahinter stecken, oder sogar eine noch ernsthaftere psychische Erkrankung. Gut, dass Du Hilfe suchst! Alles Gute.

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Ich war nicht schon immer so. Sehr reiche Gefühlswelt gehabt als Kind / Teenager / junge Erwachsene. Seit mein Ex-Freund sich von mir getrennt hat (inzwischen lange her 17-20 war ich da), bin ich nicht mehr ich selbst. Ich glaube, ich habe sehr große Angst, verlassen zu werden. Mein Liebeskummer damals war nicht „normal“, das hatte schon ein heftiges Ausmaß.

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War es denn schon immer so, dass du wenig gespürt hast oder liegt der Zustand erst seit der ersten Schwangerschaft vor?

Konntest du früher entspannen?

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Danke für deine Antwort. Hier nochmal, damit du auch eine Antwort erhältst:

Ich war nicht schon immer so. Sehr reiche Gefühlswelt gehabt als Kind / Teenager / junge Erwachsene. Seit mein Ex-Freund sich von mir getrennt hat (inzwischen lange her 17-20 war ich da), bin ich nicht mehr ich selbst. Ich glaube, ich habe sehr große Angst, verlassen zu werden. Mein Liebeskummer damals war nicht „normal“, das hatte schon ein heftiges Ausmaß.

Ich konnte damals auch entspannen. Nach dieser Beziehung… hmmm… ja, aber eher selten.

Bearbeitet von .nilo
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Ich bin auch nicht so der Typ, der sich ständig von Liebe durchströmt fühlt, wenn er seine Kinder anguckt. Aber wenn wir zusammen Spaß haben oder kuscheln oder so, ist das auf jeden Fall ein schönes Gefühl. Geht es dir denn bei allen Menschen so? Bei deinem Partner beispielsweise?

Natürlich kann es sein, dass du tatsächlich ein Problem hast. Zumindest ja aber Leidensdruck, das Gefühl, dass es so nicht richtig ist. Umso besser, dass die Ärztin sofort reagiert und es nicht heruntergespielt hat. Auf der anderen Seite würde ich schon auch sagen, dass man sich von außen manchmal beeinflussen lässt. Wenn in deinem Umfeld lauter Mütter sind, die ganz, ganz anders in dieser Hinsicht sind, die völlig aufgehen in ihrer Rolle und sehr starke positive Gefühle haben, setzt das natürlich unter Druck. Da fühlt man sich schnell wie ein stumpfer Eisklotz, weil man im Vergleich dazu nur verlieren kann.

Lass es einfach mal auf dich zukommen. Was davon auch immer zutreffen mag: Dort kann man dir auf jeden Fall helfen.

Bearbeitet von roseately
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Danke für deine Antwort!

Ich weiß, was du meinst. In meinem Umfeld strömen die Leute nicht über vor Liebe, aber sagen schon so etwas wie „Ich genieße gerade die Zeit mit meiner Tochter sehr“
„Ich mag gerne was mit meinem Sohn unternehmen“ etc. Mir ist das alles halt total egal und das macht mich fertig. Ich meine… man gibt ja nicht gerade wenig rein, ich kann aktuell nicht mal sagen, dass ich das gerne tue. Ich tue es nicht gerne. Aber meine Kinder haben es verdient, dass ich ihnen vorlese, mit ihnen rausgehe etc. Auf jeden Fall: Ich gebe und gebe und gebe, aber es kommt nichts zurück. Also doch, meine Kinder sind süß und meine Tochter sagt auch oft liebe Sachen zu mir, aber es kommt nicht bei mir an und daher kann ich daraus auch keine Energie nehmen. Ein Geben ohne ein Nehmen-Können.

Ja, bei meinem Partner ist es das gleiche.

Aktuell weiß ich nicht, wie man mir damit helfen könnte, aber einen Versuch ist es ja wert. Danke!

Bearbeitet von .nilo