Fühle mich einsam, kann aber auch keine Kontakte herstellen und pflegen

Hallo,

ich werde bald 50 und bin der ruhige, vermeidende, passive Typus. Ich kann leistungstechnisch mit anderen einfach nicht mithalten, war meist die langsame usw. Da ich nicht allzu hässlich war, naja, ich bin in die Jahre gekommen und da will auch keiner mehr so wirklich was von einem....... Jedenfalls nicht, wenn man nicht gewisse Tricks auf Lager hat. Jammern tue ich leider auch sehr viel, weil ich mich seelisch mies fühle und nicht weiß, wie es ändern kann......

Vielleicht werde ich eine Therapie machen. Alleine schaffe ich das wohl in diesem Leben nicht mehr. Habe zu lange alleine herumgewurschdelt und ja im Grunde nichts hingekriegt.....

Ich bin verheiratet und kann mich da nicht beklagen, was das Einbeziehen versuchen meines Partners angeht. Trotzdem ist es so, dass ich das Gefühl habe, Almosen zu bekommen, damit ich mich nicht so mies fühle, aber keiner so wirklich Zeit mit mir verbringen möchte?! Ich habe nichts zu erzählen und wenn, kommt es uninteressant rüber. Ich erlebe nichts, bin aus dem Leim gegangen, esse Unmengen an Zucker und Schokolade - und jammere, was das Zeug hält.

Alles nicht so gut!!!!

Meist sind es Menschen, die sog. Alleinunterhalterqualitäten besitzen, wie mein Mann. Dann hänge ich quasi hintendran. Wenn ich was machen wollte, hat es ihn eigentlich nicht so wirklich interessiert. So gibt man sich selbst, den letzten Rest, irgendwann auch noch auf. Nein, ich bin nicht belastbar und schnell zu destabilisieren. Das nutzt er manchmal auch ganz gerne aus, glaube ich.

Er hat zwar so richtige Freunde auch nicht, ist aber weit weniger alleine als ich. Klar, er muss dafür mehr leisten - das kann ich nunmal auch nicht.

Ich weiß nicht, wie ich meine Situation verbessern kann. Ich bekomme recht schlecht eine wirkliche VErbindung zu anderen und darf z. B. auf der Arbeit auch meist nur zugucken, wie die anderen ständig im Kontakt miteinander sind. Sogar die Praktikantin beginnt jetzt langsam, an mir vorbeizuziehen. Das nervt und ich habe große Ängste.......

Um eine Therapie komme ich nicht herum. Aber dieses: ja, dann machen se doch oder naja, dann lassen sie es doch, wenn sie nicht können oder wollen. Das bringt auch nicht weiter oder?

LG

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Hey du, wir kennen uns ja schon bereits von meinem Thread und ich muss sagen ich sehe echt Gemeinsamkeiten. Obwohl ich noch etwas jünger bin mit fast 30.

Ich hab ohne Hin schon eher wenig soziale Kontakte und höre von ihnen eher selten etwas. Was meine sozialen Kontakte betrifft bin ich einfach nicht erfüllt. Ich tue mir auch schwer neue Kontakte zu knüpfen bzw. andere Menschen sind ja auch anstrengend.

Ich denke von mir selbst auch, dass ich uninteressant bin.

Es wäre für mich sehr erfüllend wenn einfach mehr Interaktion bestehen würde. Mich jemand anruft oder mit mir was abmacht und mir zeigt, dass ich wichtig bin.
Schon seit meiner Jungend kenne ich dieses Gefühl nicht wirklich. Ich hab mich mittlerweile glaub ich damit abgefunden.

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Ich glaube, die Menschen, die viele Kontakte haben, kümmern sich selber drum, rufen ständig an, drängen sich auf und finden Menschen, für die das anregend, kein Problem ist oder so?!

Und Menschen, die einen hohen Unterhaltungsfaktor haben, sind irgendwie nie allein. Ob sie sich nicht auch alleine fühlen, weiß man nicht.....

Tja......

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Ja,ich denke auch Menschen, die eine sehr lustige Art haben und andre gut unterhalten können sind sicher beliebt.

Aber das liegt mir eben auch nicht so.

Ich bin ja noch jung aber bekomme sehr selten mal eine Whatsapp schon traurig manchmal.

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Ich habe Gottseidank (wieder) viele Kontakte, aber nicht, weil ich mich "aufdränge" sondern wieder Anteil nehme an meinen Mitmenschen.
Du klingst so grausam deprimiert und negativ, wie ich auch etliche Jahre hinter mir habe.
Schwierige Jahre mit meinem kranken Mann, seine Pflege, sein Tod, der Tod meiner besten Freundin, der Kontaktabbruch meines Sohnes mit der gesamten Familie, die Zeit nach dem Tod meines Mannes - später Corona samt Isolation - ich war einfach nur fett, ein Neutrum und depressiv. Hatte zwar einen Verein, war aber auch dort mehr oder weniger nur als Köchin anerkannt, die Leute konnten mit mir irgendwie nichts mehr anfangen. Ich war freundlich, aber distanziert.
Irgendwie wartete ich nur noch vollkommen schwarz sehend aufs Altersheim....mit gut Mitte 60....
Also - ich weiß sehr gut, wie das ist, wenn man sich Scheiße fühlt.
Ich hatte allerdings das Riesenglück, am 1.4.23 einen traumhaft motivierenden, positiven und mitfühlenden Mann kennenzulernen, der mir half, mein Leben um 180 Grad zu drehen, auf den Kopf zu stellen und eine vollkommen neue Frau aus mir zu machen.
Warum schafft das Dein Mann nicht? Hast Du nicht eine beste Freundin, die Dir helfen könnte. Wann Du eine Therapie bekommst, steht nämlich in den Sternen bei DEN Wartezeiten.
Kannst Du mal mit Deinem Mann reden, inwieweit er Dir helfen könnte, das Leben wieder positiver zu sehen?
Ich habe mich Schritt für Schritt ins Leben zurückgekämpft, nahm über 30 kg in 7 Monaten ab, kaufte mir endlich wieder bunte Klamotten, wurde wieder sportlicher, gehe täglich in der Natur walken, egal, bei welchem Wetter, bin auf alle meine Vereins- wie auch andere Freunde zugegangen, hab erklärt, wie es mir gegangen ist und bat um Hilfe. Und - oh Wunder - ALLE sprangen sofort an, weil ich endlich ehrlich war. War mehrmals im Krankenhaus und morgens ratterte sich das WA zutode mit guten Wünschen, bekam Besuche, Fürsorge - es war einfach nur rührend und schön - bis heute.
Ich entdeckte meinen alten Musikgeschmack wieder, bin jede Woche beim Stammtisch in einer Rockkneipe, treffe neu kennengelernte Freunde, war beim Weihnachts-Rockkonzert mit diesen, fahre in Urlaub zu Freunden, ALLEINE - früher undenkbar. Mein Freund geht wandern mit seinen Freundesgruppen, da kann ich nicht mithalten, also urlauben wir halt extra - unternehmen aber auch gemeinsame Ausflüge.

Man kann das Ruder immer herumreißen, aber man muss es wollen und man braucht Hilfe, alleine hätte ich das nicht geschafft. Rede offen mit Deinem Mann und EINE Freundin wirst Du ja sicher haben. Wenn man ehrlich und freundlich zu den Menschen ist, helfen sie einem, das erlebe ich fast täglich....ich saß an meinem 70. Geburtstag strahlend in einer herrlich bunten Bluse auf einer Harley Davidson und feierte mit meinen Freunden - dieses Bild hängt in Vergrößerung in meinem Wohnzimmer - und so will ich bleiben - und nie mehr zurück - ich bin endlich wieder eine FRAU und werde auch so wieder von anderen gesehen :-)
Alles alles Gute für Dich - Du schaffst das. Die Sonne scheint bei uns vom blauen Himmel - geh raus und lauf ein Stück - mache ich auch gleich.
LG von Moni

Bearbeitet von Circle-Of-Life
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Du hast schon den ersten und wichtigsten Schritt gemacht - du hast dein Problem erkannt.

Ich finde es auch gut, dass du eine Therapie machen willst.
Aber mach es auch - sprich nicht nur darüber.
Suche dir doch heute schon im Internet ein paar Therapeuten raus und telefoniere sie ab.

Mach kleine Schritte.
Ich habe mir zum Beispiel vorgenommen, jeden Tag raus zu gehen, spazieren zu gehen - schon alleine die Bewegung und frische Luft hilft einem positiver zu denken.

Du erkennst selbst, dass das Jammern keine gute Eigenschaft von dir ist.
Wenn du dich also das nächste Mal dabei erwischst, wie du jammern willst - versuche dich selbst zu stoppen.

Du könntest ein Dankbarkeits- / positives Tagebuch führen
Was ist gut in deinem Leben?
Scheinbar hast du einen Job, einen Mann, ein schönes Zuhause? Kinder?

Versuche jeden Tag etwas Positives zu finden - und wenn es so etwas Kleines ist wie dass die Sonne scheint.

Ich denke, wenn du zu dir selbst wieder ein positiveres Verhältnis hast, dann kommen auch wieder die sozialen Kontakte.

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Ich habe nur eine Freundin, die nicht vor Ort ist und eine Bekannte, mir der ich mich mit unseren Kindern treffe. Ich denke bei mir liegt es daran dass ich älter bin als die anderen Mamas. Ich hatte unseren Sohn mit fast 39 bekommen. Er ist jetzt 4.
Ich hatte mal kurz Kontakt mit einer Frau in meinem Alter, die ich in einer Facebook Gruppe kennengelernt hatte. Aber da sie sich nie gemeldet hat, ist der Kontakt eingeschlafen.Ich drängen mich nicht auf.
Ich bin auch etwas enttäuscht, dass keiner meiner Kursteilnehmer Interesse hat, nach dem letzten Kurstermin gemeinsam wegzugehen. Kein Problem. Ich gehe damm halt alleine ins Kino.Ich 🙂
Ich vermisse schon manchmal Freundinnen. Ich gehe jetzt drei Mal alleine ins Theater, weil wir keinen Babysitter haben und mich die Stücke interessieren.Ich sage mal, es gibt Schlimmeres. Ich treibe viel Sport. Das ist mein Ausgleich. Weil ich nicht mit Freundinnen weggehe, spare ich einiges. Deshalb gönne ich mir hin und wieder neue schicke Klamotten, die ich nicht unbedingt brauche, Make up, einen Duft und Modeschmuck. Das ist nichts Teures. Ich kaufe günstige Marken und viel Iim Sale.

Mein Friseur hat mal gesagt Freunde lernt man im Kindergarten und in der Schule kennen.
Ich freue mich, dass unser Sohn im Kiga viele Freunde hat. Ich finde es aber schade, dass er nur zu einer Geburtstagsparty eingeladen wurde. Vielleicht liegt es daran, dass icj kaum Kontakt mit anderen Mamas habe. Wir haben gefeiert und die Mamas die da waren, reden trotzdem kaum mit mir oder fragen nach Playdates
Als ein anderes Kind ihm hämisch seine Einladung gezeigt hat, hat es mir richtig weh getan. Ich habe gesagt: xxx hat gar keine Lust auf so eine langweilige Party. Er geht mut seinem Kumpel zum Indoor Spielplatz. Das ist viel toller. Dann kam das Geschrei Mama ich will auch zum Indoor Spielplatz 😀😀😀

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Sorry, aber du klingst total negativ und negative Leute meide ich meistens, weil sie mich runterziehen.
Das mit dem Kind finde ich auch irgendwie schräg. Nicht, dass dein Kind am Ende drunter leidet. Das ist wirklich nicht böse gemeint, aber du musst deine Augen öffnen. Du wirkst so unzufrieden, dabei hast du ein Zuhause, Du hast Kinder du hast einen Job und du hast einen Mann. Das ist so viel mehr als viele jemals haben werden. Jammerst du oft, wenn du mit anderen Eltern sprichst? Neben meinem Job und meinen Kindern und sonstigen Verpflichtungen möchte ich mit positiven Menschen zusammen sein. Natürlich jammere ich auch mal bei meiner Freundin oder eine Freundin erzählt mir was gerade mal wieder schlecht läuft. Aber grundsätzlich unzufriedene Leute, die es immer raushängen lassen, sind anstrengend und machen keine Lust auf mehr. Ich hatte auch mal eine Bekannte, das war eine Kindergarten Mutti die Kinder haben sich sehr gut verstanden und ich fand sie eigentlich ganz nett. Aber egal was man gesagt hat sie hat’s immer geschafft, was negatives zu finden. Ich sage: ach schön, die Sonne scheint. Sie sagt: die Fenster sehen schmutzig aus. Im Herbst sage ich:schau mal die schönen bunten Blätter, sie sagt : total nervig, wenn der ganze Garten voller Blätter ist. Das merkwürdigste war, als sie mir erzählte, dass es bald in den Urlaub geht. Ich habe ihr natürlich viel Spaß gewünscht und mich für sie gefreut aber sie erwiderte nur, dass es ja eigentlich mit Kindern egal ist, ob man zu Hause oder im Urlaub ist. Die Kinder sind ja immer stressig. Ich finde sowas einfach traurig und habe auch private Treffen mit ihr immer abgelehnt. Die meisten meiner Freunde kenne ich tatsächlich aus meiner Jugendzeit. Eine meiner besten Freundinnen habe ich kennen gelernt, als unsere großen Kinder zusammen eingeschult worden. Wir waren die einzigen Helikoptermuttis, die ihre Kinder buchstäblich bis in die Klasse begleiten wollten (lange ist es her. Die Kinder sind nun Teenies und ich total entspannt.)😅. Wir standen da jeden Morgen und haben uns kaputt gelacht über uns selber. aus unseren Familien sind richtig dicke Freunde geworden. Man muss den Menschen gegenüber einfach offen sein und sie nicht mit Negativität abschrecken- weil die gibt es schon mehr als genug. Ich weiß, es ist leichter gesagt als getan, gerade wenn man Depressionen hat aber du hast diesen Beitrag hier ja nicht umsonst verfasst und denke, dass du ehrliche Worte möchtest. Ich wünsche dir alles Gute

Bearbeitet von CocoX
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Wieso bin ich negativ? Ich mache das beste daraus, dass ich kaum Freunde habe. Ich rede nicht nur über negative Dinge. Es liegt daran, dass wir neu hergezogen sind und alle schon ihre Kontakte haben
Ich leide auch nicht groß darunter, alleine ins Kino oder Theater zu gehen. Ich sehe es positiv. Weil ich wenig weggehe, kann ich mir öfter neue Klamotten, Make up, Duft oder Modeschmuck leisten und das Taxi nach dem Theater, weil kein Zug mehr fährt und ich eine längere Strecke nicht Auto fahren möchte so spät abends.Ich freue mich darüber immer.
Ich gehe gerne alleine Nordic Walking. Da kann ich Musik hören. Ich möchte gar keine Mitwalkerin.
Ich habe keine Depressionen. Allerdings bin ich nicht so zufrieden. Ich bin freiberuflich tätig und hätte gerne einen festen Job mit sicheren Verdienst, was aber in meinem Bereich schwierig ist..

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Hallo,

es liegt viel am Selbstbewusstsein. Mein Vater hat mich immer runtergemacht und kritisiert. Er kam mit sich selbst nicht klar, hat es auch so erlebt zu Hause. Aber was hilft es. So bin ich dann ja geprägt worden. Ich habe leider in der Schulzeit keine Kontakte aufgebaut. Hatte mal Freundinnen. Eine ist nach der 10. abgegangen und hat sich seltsam benommen. Eine neue in unserer Gruppe hat sich wichtig gemacht und nicht vermittelt, eher selber quasi dann eine Freundin abgegriffen, weil keiner groß was mit ihr zu tun haben wollte. Eine andere ist weggezogen, war jetzt auch nicht soo eng mit ihr. Sie hatte leider viele Probleme und hat sich mit Anfang 20 das Leben genommen. Mit einer anderen war ich mehr oder weniger so ums Eck befreundet. Die mit der ich noch lange Kontakt hatte, war enger mit ihr und telefoniert auch heute noch mit ihr. Sie ist aber weggezogen vor 12 Jahren in etwa, hat eine Familie gegründet und das Telefonieren wurde wirklich schwierig. Wenn das Kind mal schlief usw. Oder wenn man telefonierte, hat das Kind die Aufmerksamkeit dann durch viel Krach immer sich wiedergeholt. Und man hat sich irgendwie auseinandergelebt. Wir telefonieren nur noch wenige Male im Jahr. Meine Schwester war an ihrem 18. Geburtstag ausgezogen, weil es ihr zu Hause nicht so gut gefiel, hatte erst Mal den Kontakt abgebrochen. Später gab es gemeinsame Geburtstage und Weihanchten. Das Verhältnis ist besser, aber immer noch distanziert. Ich hatte einen Cousin, der wie ein Bruder für mich war. Als er die Liebe entdeckte, war ich auch dann nicht mehr so interessant und abgemeldet. Vielleicht kommt auch daher u. a. die Eifersucht. Mal abgesehen, dass es Streit gab zwischen unseren Eltern und man sich dann gar nicht mehr gesehen hat Aber naja.......

Ich gebe auch zu, dass ich nicht selber großartig die Initiative ergreife. Wenn es mir eher schlecht geht seelisch, was meistens leider der Fall ist, dann rufe ich lieber gar nicht erst an, weil ich niemanden runterziehen will. Ja, klar, liegt das viel an mir. Ich weiß nur noch nicht, wie ich das ändern kann.

Klar, das Selbstvertrauen hat extrem gelitten. Dass ich einen Mann gefunden habe, der zwar so ziemlich alles für mich machen möchte, aber selber sehr schnell in allem ist und extrem kontaktfreudig, bin ich für ihn eher weniger interessant und er hat immer lieber viel mit anderen gemacht. Ich kann mein Naturell nicht auf super extravertiert ändern. Wie soll das gehen? Und geflirtet hat er auch immer sehr viel, was mein Selbstvertrauen eher noch mehr niedergemacht hat. Und leider hatte er dann auch die Art meines Vaters (wie das immer so kommt, dass man sowas wieder in sein Leben gezogen hat?!), mich oft niederzumachen.

Ich bin tatsächlich leider sehr eifersüchtig. In dem Bezug, dass ich fast nichts mehr sehe, außer andere Frauen, wie sie ihr Leben leben und sich holen, was sie brauchen. Wie sie ihr Leben mehr oder weniger auf die Reihe bekommen und die Aufmerksamkeit einfordern - so wie auch alles andere, was sie so benötigen. Dass sie die ganze Aufmerksamkeit bekommen und ich meistens dann doof danebenstehen darf. Die sind irgendwie nie alleine. Aber ich bin die, die das ja alles nicht braucht, die alleine klar kommt usw.

Ich kann mir nicht vorstellen, im Vergleich großartig gut abzuschneiden. Immerhin wäre das ja per se schon super arrogant und überheblich, wenn ich mit einbilden würde, dagegen anzukommen. Ich weiß auch gar nicht großartig, was ich tun könnte. Nehmen wir meine Arbeit. Ich kann froh sein, da zu sein. Die Kollegen fordern die Hilfe vom Chef ständig ein, Gespräche, Rücksprachen und was weiß ich. Der rennt von einem zu anderen, redet, hilft oder auch nicht. Ich bekomme ein freundliches Guten Morgen und vielleicht manchmal noch ein kurzes Geplänkel von 2 Sätzen, manchmal sind es vielleicht etwas mehr. Ansonsten wüsste ich nicht, mit was ich ihn arbeitstechnisch großartig behelligen sollte. Und ich muss ja auch irgendwann meine Arbeit machen.

Ich empfinde das oft so, dass es woanders dann einfach schöner ist und ich irgendwie zu kurz komme. Das kann öfter auch nur subjektiv sein. Einfach weil alle ihm hinterherrennen und ihn für sich gewinnen möchten oder eben irgendwas mit ihm zu besprechen haben natürlich.

Generell muss man von Männern permanent anhören, wen sie wieder besonders hübsch fanden, als sie unterwegs waren oder es hat eine besonders hübsche Frau zu uns ins Büro gefunden. Es gibt dann wirklich kaum eine Gelegenheit, das dann nicht zu erwähnen. Ich bin jetzt nicht allerhässlichste. Leider habe ich Übergewicht aufgebaut, kleide mich nicht sooo besonders gut, könnte mich morgens ein wenig mehr herrichten. Trotzdem erhalte ich auch ein paar Komplimente. Ich komme nicht gut damit klar, wenn neue Frauen zu uns ins Büro kommen. Demnächst kommt sogar eine aus Frankreich, weil wir französisch sprechende Angestellte brauchen. Natürlich wird es wieder eine Frau sein. Mit der kann der Chef nunmal irgendwie ziemlich gut. Und eben Teilzeit, da melden sich sicher nur Frauen. Dann denke ich mir, sieht die sicher gut aus, ist lieb und nett und er wird sich für sie Zeit nehmen, ihr zu helfen und die beiden verstehen sich super. Während ich dann den ganzen Tag alleine in meinem Büro sitze und keiner das Bedürfnis empfindet, mal nach mir zu sehen - wozu auch? Oder wenn ich dann vielleicht mal reden will, ist keine Zeit mehr, weil ja andere bereits alles abgegriffen haben und das mit denen eh schöner ist?!

Ich werde mit meiner Art tatsächlich noch alle vergraulen, die mir noch geblieben sind.

Im Grunde bleibt mir nur noch, ein super übertriebenes Selbstbewusstsein aufzubauen, indem ich die beste, die tollste bin und keine mir das Wasser reichen kann. Alle haben sie ihre Defizite. Doch so richtig toll wirkt das dann auch nicht. Die anderen merken ja, wie bescheuert das ist. Eine Kollegin hatte mal geschwärmt, dass der Chef sie ja am Freitag gar nicht mehr gehen lassen wollte. Er hatte sie in sein Büro bestellt und mit ihr geredet. Am Montag kam jemand, der etwas abholen wollte und sie sollte es ihm geben. Dann kam nur ein enttäuschtes: "Achso, deshalb". Also ist das irgendwie besser? Das schreckt die Leute doch sicher auch ab, wenn man denkt, man ist die Tollste - und jeder sehen kann, es ist ganz sicher nicht so. Wie z. B. selbige Dame, die sich nach den Prüfungen immer sicher war, dass es total gut gelaufen sei und sie dann sogar bei der Wiederholungsprüfung ein Jahr später nochmal durchgefallen war. Dann noch zu jammern, hätte es auch nicht besser gemacht sicherlich. Aber so völlig daneben zu sein, macht auch nicht grade den vertrauensvollsten Eindruck.

Das hält mich irgendwie davon ab, mir andere Glaubenssätze reinzuhämmern, obwohl das wirklich dringend notwendig ist!!!!! Ich gehe einfach nur noch kaputt!!!!! Mir bleibt gar nichts übrig, als mir einzureden, dass ich die tollste bin und dem Chef die anderen sowieso einfach nur auf den Keks gehen und er gar nichts besseres finden kann als mich usw. Und damit dann sich auch nicht mehr zu sehr zurückzuziehen und ein wenig mehr auf andere zuzugehen?!

Nur wenn eine 17jährige, schlanke Süße daherkommt, kann ich mir unmöglich glaubhaft einreden, dass ich attraktiver bin als sie und ich keine Angst haben brauche, dass sie mir das Wasser abgräbt und ich früher oder später bei aller Bemühung in die Ecke gestellt werde. Oder klappt das am Ende doch noch?

LG und Gute Nacht

Voce

Bearbeitet von Voce