Schlechtes Gewissen wegen PDA und Vergleich unter Frauen.

Hallo ihr lieben,

ich möchte mal mein Herz ausschütten und suche auch etwas nach Zuspruch oder aufmunternden Worten.

Meine Tochter kam im März 2024 auf die Welt. Die Geburt ging insgesamt 11 Stunden. 4 stunden davon habe ich ausgehalten ohne Schmerzmittel und pda. Da war ich dann bei 5cm. Dann wollte ich eine PDA und habe sie auch relativ schnell bekommen. Ich hatte von Anfang an echt Angst vor der Geburt und mir in den Kopf gesetzt dass ich eine pda möchte. Am Ende kam es zu einem geburtstszillstand und sie wurde mit der saugglocke geholt inklusive Dammschnitt und riss in der Vagina. Ich hatte die Tage im Krankenhaus echt schmerzen im Schritt beim sitzen, aufstehen und gehen und bin auch gehumpelt.

Trotzdessen, dass ich eine pda wollte hab ich mich im Nachhinein oft gefragt ob es richtig war. Ob ich schwach bin ? Das andere es auch ohne schaffen, ob ich meiner Tochter und mir die saugglocke hätte ersparen können, die ich als sehr schmerzhaft empfunden habe und gefühlt beim einführen um mein Leben geschrien habe.

Naja, nun wird meine Tochter bald 1 und ich denke darüber gar nicht mehr groß nach und bin froh dass es einfach geschafft war.

Nun ist es so, dass eine Freundin von mir frisch hat. Sie hatte plötzlich starke Wehen, war noch
in der Badewanne und 3 Stunden später war ihr Kind da.
Sie hat natürlich auch gelitten und die Wehen als schmerzhaft empfunden, ich möchte das gar nicht klein reden es ist von jeder Frau eine starke Leistung egal wie. Ihr geht es schnell nach der Geburt (1 Tag später) wieder fit, wurde etwas gemäht hat aber keine Schmerzen im Schritt und hatte keine pda etc.

Nun merke ich irgendwie wie mich das Thema extrem aufholt, ich habe ein schlechtes Gewissen weil ich es nicht ohne geschafft habe, weil ich mich danach sehr schwach gefühlt habe trotz dass ich sogar eine pda hatte und ich mein empfinden auch so erzählt habe meinem Kreis. Habe das Gefühl man denkt jetzt vielleicht ich habe mich angestellt und übertrieben. Fühle mich schlecht als Frau, da man es ja eigentlich von der Natur ohne schaffen sollte.. Ich hasse Vergleich unter Kindern und auch das Thema mit Geburten und trotzdem erwische ich mich gerade wie ich es tue..
Ich weiß nicht wieso aber es nimmt mich echt mit.
Versteht es nicht falsch ich freue mich sehr für sie dass es ihr gut ging und dass es schnell ging und alles, aber diese Gedanken und Gefühle meinerseits machen mich irgendwie fertig ..

Kennt das jemand ?

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Also ich kann dir dazu nur sagen, wenn nach 2 Kaiserschnitten bei mir mal solche Gedanken aufkamen - in sehr kleinem Ausmaß - dann denke ich einfach, wie völlig albern das ist. Wir können froh sein, dass es heutzutage solche Möglichkeiten gibt. Denn nein, das schaffen eben nicht "die anderen Frauen auch alle". Wenn ich mich recht erinnere, dann war die Sterblichkeitsrate von Frauen unter der Geburt früher immens hoch.
Und naja.. let's face it. Ich wäre wohl schon zweimal gestorben, wenn ich vor 300 Jahren gelebt hätte.

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Hachja, die Natur. Die Natur ist ne grandiose Sache, die aber durchaus nennenswert durch medizinische Fortschritte optimiert werden konnte. Das gilt für die Geburtsmedizin so wie für alle anderen Bereiche.

Fühlst du dich schwach, wenn du beim Zahnarzt eine Spritze bekommst, weil früher einfach jemand mit der Zange den Zahn rausgerissen hat? Wenn nicht, prima. Genau so ist es in der Geburtshilfe.

Mein drittes Kind musste per KS geholt werden. Die Natur hatte es in dem Fall leider so vorgesehen, dass das Kind sich kurz vor ET in Querlage manövriert und alle Wendungsversuche sind gescheitert. Ich fand es schade, aber da früher die Konsequenz gewesen wäre, dass mein kerngesundes Kind und ich vermutlich eben beide gestorben wären, ist das tatsächlich ein sehr geringes Übel.

Geburten sind wahnsinnig individuell. Ich hatte davor 2x kein Schmerzmittel, aber eben auch schnelle und unkomplizierte Geburten. Es ist ein Unterschied, ob man 3 Stunden Wehen hat oder 48 🤷🏼‍♀️

Du hast das getan, was dir in der Situation am sinnvollsten erschien, und das ist okay. Du bist nicht schwach.

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Hey
Wir sind da leider immer sehr hart zu uns selbst...
Überlege dir mal, was du deiner Freundin sagen würdest, wenn eure Geburtserfahrungen vertauscht gewesen wären. Würdest du ihr sagen, sie sei "weniger stark" oder nicht gut genug deswegen? Bestimmt nicht... 🙃

Ich hatte eine sehr ähnliche Geburtserfahrung wie du und bin im Reinen damit. Mir geht es gut, meinem Sohn geht es gut - das ist die Hauptsache.

Und falls es dir hilft: in den meisten KH kann man sich auch später noch melden und die Geburt mit einer Hebamme nochmals besprechen. Manche finden so ihren Frieden.

Liebe Grüsse und fühl dich gedrückt wenn du magst 🤗

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Es ist einfach sehr unterschiedlich und niemand muss sich schwach fühlen.
Bei K1 hat es nach Blasensprung mit Einleitung gute 36 Stunden gedauert. Nichts ging mehr voran - es hieß PDA oder Kaiserschnitt. Also PDA. Dadurch entspannte sich alles und sie kam ohne Komplikationen endlich. Ich war dennoch komplett k.o. danach.
Bei K2 ging es mit Wehen los, nach 3,5h zu Hause sind wir ins KH, Muttermund 6-7cm geöffnet, kam dann weitere 3,5h später ohne jegliches Schmerzmittel und Verletzungen. Mir ging es danach super.

Also es kommt sehr auf den Verlauf an was man aushalten kann und hängt keinesfalls an dir. :)

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Also erst einmal das Schmerzempfinden ist bei jedem Menschen anders. Keiner empfindet die Schmerzen gleich in seinem Körper und deshalb sind da Vergleiche vollkommen sein zu lassen. Dazu hat jeder unter der Geburt andere schmerzen. Manche haben mehr Glück als andere.

Wegen der Natur. Nein hättest du nicht schaffen müssen. Ist dir eigentlich klar, dass eine solche Geburt ein Risiko ist zu sterben für uns Frauen? Das war früher ganz normal und heutzutage überleben wir, weil die moderne Medizin uns hilft. Früher war das einfach nur, dass man da durch musste. Es gab doch einfach keinen anderen Ausweg und Verhütung erst recht nicht. Du kannst davon ausgehen, dass viele Frauen ungewollt schwanger waren und das einfach weil Frauen sowieso keine Rechte hatten keiner darüber geredet haben.
Ich kann dazu nur sagen, dass immer noch Fehlgeburten totgeschwiegen werden oder sowas. Also mach dir keinen Kopf. Du hast ein Kind auf die Welt gebracht. Wie am Ende ist doch vollkommen egal.

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dem kann ich im übrigen auch zustimmen, wenn man bei mir in gefühlt letzter Sekunde keinen secundären KS angesetzt hätte, wären wohl sowohl ich als auch mein Baby verstorben unter der Geburt.
Ich bin sehr dankbar dafür, dass es diese medizinische Möglichkeit heutzutage gibt obwohl meine Geburt bis kurz vor Schluss, wo es dann ebend zu der Komplikation kam, ziemlich schön war.
Aber nur weil er zum Schluss per KS geholt werden musste und ich ebend nicht geschafft habe auf natürlichem Wege, bin ich sehr stolz auf mich, und das solltest du auch sein auf dich. Und das darfst du, trotz pda auf jeden Fall.

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ach Mensch, da hast du ja aber auch was mitgemacht.
Ganz ehrlich, ich finde diese pda ja oder nein Diskussion unnötig. Es gibt sie und man kann sich dafür oder dagegen entscheiden. Und beide Entscheidungen haben ihre Gründe. Diese Gründe liegen ganz bei der Frau. Und bei dieser allein.
Eine Freundin von mir wollte auch keine pda, und hat sie letztendlich doch genommen, hatte auch damit zu hadern. Das zu verarbeiten braucht ebend Zeit. Es hat aber absolut nix damit zu tun ob man stark ist oder nicht. Das sagt gar nix aus.

Bei mir war das mit dem Stillen so, alle in meinem Umfeld konnten Stillen und ich habs nicht geschafft. Bei allen hat das aus meiner Sicht problemlos geklappt und nur ich war zu schwach dafür.
Aber so ist es nicht. Es gibt viele viele Einflussfaktoren warum etwas klappt und warum etwas nicht klappt. Es hat tatsächlich ein ganzes Jahr gedauert, bis ich damit abschliesen konnte. Gib dir also noch ein bisschen Zeit und suche vllt. das Gespräch mit selber "betroffenen", das hat mir total geholfen.

Zum Schluss: Eine pda ist eine Möglichkeit der Schmerzlinderung unter der Geburt, was ist daran verwerflich sie zu nutzen wenn man für sich entscheidet, dass man diesen Weg nutzen will? Absolut gar nix.

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In der heutigen Episode von "Dinge, die Sie einen Mann nie sagen hören werden": ich bin so stolz, es ohne Schmerzmittel geschafft zu haben!

Hast du dir schon Mal einen Weisheitszahn ohne Betäubung ziehen lassen? Würdest du dir eine Kopfplatzwunde ohne Betäubung nähen lassen?

Warum genau soll es dich zur besseren Frau oder Mutter machen, wenn du Schmerzen ohne Schmerzmittel ertragen kannst? Dafür gibt's keinen best-mommy-award.

Es ist keine Leistung!
Und Kinder kriegen ist kein Leistungssport!

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Ich kenne deine Gefühle nicht aber mach dir bewusst, wie individuell Frauen, Babys und eben auch Geburten sind.

Niemand hatte deine Geburt, niemand hatte deine Schmerzen, nur du!

Ich hatte nix, mein Kind kam unter 1Std., kaum drei Presswehen. Nicht im Ansatz hatten wir beide die gleichen Schmerzen, also waren die Wege auch unterschiedlich.

Jede Geburt ist einzigartig und nur du kennst die Schmerzen, die du hattest! Für deine Geburt war eine PDA notwendig und bei anderen nicht.
Bei anderen ist warm Wasser nötig, bei anderen nicht.

Ich hatte nicht mal ein Kreisbett nötig, bei vielen anderen schon. Deshalb bin ich aber nicht Superwoman, sondern vielleicht so blöd, dass ich nicht geschnallt habe, dass die Geburt losgeht.

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Du hast einen kompletten Menschen aus quasi nichts erschaffen. Du hast deinen Körper dafür hergegeben, hast Risiken in Kauf genommen, hattest Beschwerden danach und musstest heilen - wen interessiert da die Schmerzmitteleinnahme bei der Geburt?

Und WARUM sollte man das ohne Schmerzmittel tun? Ich bin da echt pragmatisch - wenn's sehr weh tut gibt's Medikamente. Tut eine Geburt sehr weh? Meistens ja. Nehm ich also Medikamente - auch ja. Es gibt keinen Preis fürs "Aushalten", wichtig ist nur, dass alle möglichst heile aus der Sache rauskommen. Das ist auch heute keine Selbstverständlichkeit.