Schuldgefühle. Ein Leben lang.

Vor ungefähr 12 Jahren ist meine Mutter gestorben. Und seid dem plagen mich schuldgefühle. Sie war immer eine gute Mutter gewesen trotz der Probleme die sie hatte, sie war körperlich und psychisch krank. Und ich eine scheiß Tochter. Ich war einfach zu wenig für sie da gewesen und es macht mich so kaputt. Ich bin einfach ein scheiss Mensch. Ich habe mittlerweile alles was ich wollte, Mann, Kind, Arbeit, alle gesund. Und denke mir immer, ich verdiene das alles gar nicht. Ich bin oft gereizt, überfordert, und dann bekommt meine schlechte Laune mein Mann und Kind ab, oder Freunde. Und ich denke mir dann wieder, was bist du für ein scheiss Mensch? Das überhaupt einer was mit mir zu tun haben will? Mein Kind sagt mir ständig wie lieb es mich hat und ich kann das manchmal gar nicht ertragen? Warum nur nicht? Was stimmt mit mir nicht? Bitte, noch ist mein Kind klein, aber ich habe Angst das es mich irgendwann hassen könnte, weil ich zu wenig Liebe zurück gebe? Ich komme mir vor wie ein Stein, und weiss nicht wie ich ihn durch brechen soll.

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Hallo pinkdisaster,


ich kann mir nicht vorstellen das du ein sch.... Mensch bist. Dafür machst du dir viel zu viel Gedanken über andere Leute.


Hast du das Gefühl schon länger oder besser gesagt schon bevor deine Mutter euch verlassen hat?

Hattest du als Kind eventuell auch schon das Gefühl?

Du hast geschrieben das deine Mutter körperlich und psychisch krank war. Wie lange hatte sie die Erkrankungen?

Ich glaube dir auch das sie eine gute Mutter war. Es kann aber auch sein das sie dir durch ihre Erkrankungen in verscheiden Lebensphasen nicht das geben konnte was du benötigt hast. Ich bin mir aber trotzdem sicher das deine Mama alles gegeben hat was sie konnte. Es kann aber sein das trotzdem etwas gefehlt hat.

Du bist oft gereizt und überfordert. Ich möchte sagen beides hängt zusammen. Dadurch das du überfordert bist wirst du auch gereizt sein. Dir werden die Erholungsphasen fehlen. Was genau überfordert dich und gibt es eventuell die Möglichkeit etwas gegen diese Überforderung zu tun?

Du hast es auch verdient das es dir gut geht. Ich kann mir auch nicht vorstellen das dich dein kind irgendwann hasst. Wenn ich richtig liege bist du sehr bemüht deinem Kind alles zu geben. Du suchst nach Hilfen damit du dein Kind gut unterstützen kannst. Wenn ich richtig liege hatte deine Tochter Probleme mit dem Lesen und Schreiben und du hast hier nach Möglichkeiten gefragt um ihr zu helfen. Das spricht sehr für dich. Ich kenne das Thema auch und weiß auch das es nicht so einfach ist den richtigen Weg zu finden um dem Kind zu helfen.

Darf ich dich fragen wie deine Kindheit verlaufen ist. Wurdest du oft gelobt und bekamst du die Liebe und Zuwendung die du dir als Kind gewünscht hast?


VG blaue-Rose

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Hallo, wäre ich an deiner Stelle, würde ich mich für etwas engagieren, was deiner Mutter etwas bedeutet hätte. ZB die Betreuung eines psychisch kranken Menschen oder ein Ehrenamt. Richte das Grab deiner Mutter schön zurecht, bitte um Vergebung und sag ihr, dass du sie lieb hast. Sie wird es tun. Sie liebte dich bestimmt sehr. Und du bist kein schlechter Mensch. Ein Kind zu erziehen ist eben viel Arbeit und die strengt an. Ich besuche ab und an den Gottesdienst und versuche mich in Dankbarkeit. Gelingt nicht immer, aber ab und an. Versuch es doch auch mal :)

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Hallo TE, das mit den Schuldgefühlen nimmt oft verzweigte Wege im Unterbewusstsein und verläuft vollkommen unlogisch.

Ein Beispiel: Wenn Menschen im Krieg oder vor allem Soldaten in gefährlichen Situationen, in denen andere neben ihnen umkommen oder verletzt werden, verschont bleiben, entwickeln sie oft Schuldgefühle, dass sie überlebt haben und können dann ihr Leben nicht mehr gut "nehmen". Das ist unlogisch, hilft den Toten und Verletzten auch nicht, aber so funktioniert unsere Psyche, vor allem nach Traumata. es gibt zahlreiche Studien dazu.

Wenn deine Mutter körperlich und psychisch krank war, wirst du das eine oder andere Trauma aus der Kindheit haben, obwohl du dich evtl. nicht mehr daran erinnern kannst. Und zusätzlich könnte es sein, dass du dich unterbewusst mit deiner Mutter "solidarisierst" und das Gefühl hast, du dürftest nicht glücklicher sein, als es deine Mutter war. So lösen dann Glück und das Erreichen deiner Ziele bei dir u. U. im Unterbewusstsein Schuldgefühle aus. Du kannst dein Glück "nicht nehmen".

Ich bin mir fast sicher, dass du nicht der schlechte Mensch bist, als der du dich fühlst. Eben ein Mensch mit Stärken und Schwächen - wie alle. Die Bösen und die Heiligen gibt es nicht.

Du solltest dir ganz dringend helfen lassen, um dein Leben glücklich "nehmen" zu können und dich von deiner eigentlich gar nicht vorhandenen, nur empfundenen Schuld zu befreien.

Es ist nämlich so: Du warst als Kind NICHT dafür verantwortlich, dass deine Mutter kein glückliches Leben hatte. Diese Verantwortung und damit das Gefühl, auch nicht glücklich sein zu dürfen hast du nur auf dich genommen aus Liebe. Kinder sind so - unlogisch. Es gibt mittlerweile viel Generationenforschung, z. B. zu Kriegskindern und -enkeln, da kannst du solche psychischen Mechanismen nachlesen.

Deine Kinder übernehmen dann später die Verantwortung für dein Unglück, darum solltest du therapeutisch an dir arbeiten. Du kannst lernen, dein Glück "zu nehmen", eben anzunehmen. Es gibt tiefenpsychologische Gespräche, Traumatherapie, holotropes Atmen, Familientherapie, Familienaufstellungen (aber nur parallel zur Therapie, sehr , sehr wirksam, aber sollte besser therapeutisch aufgefangen werden), Körpertherapie usw.. und wenn du magst Meditation. Viele Möglichkeiten, damit es dir Stück für Stück besser geht und du den Rucksack "zurück an deine Mutter gibst".

Ich habe vieles davon selbst gemacht, viele solche Schicksale wie deine mit angesehen, in Ausbildungen vertieft, ja, und was du empfindest, das geht sehr, sehr vielen Menschen so.

Wenn du einmal anfängst zu verstehen, dann kannst du das alles loslassen, was du nicht mehr empfinden willst. Und deine Kinder ganz frei davon aufwachsen lassen. Alles Gute!

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Hey, lass dich erstmal drücken.
Was denkst du, was dich zu einer schlechten Tochter macht/gemacht hat?
Dass du nicht genug da warst finde ich schwierig. Ein Kind ist nicht verpflichtet für seine (kranken) Eltern da zu sein. Andersrum schon.
Was nagt also noch an dir?

Zu der aktuellen Situation: eine Therapie zum aufarbeiten könnte helfen. Auch kleine Rituale zum Frieden schließen. Mir hilft zB schreiben und diesen Brief dann rituell zu "entsorgen" (ZB verbrennen, vergraben, ...).
Für mich klingt es ein bisschen so, als hättest du dich über Jahre in etwas versteift, was nicht mehr zu ändern ist.
Hier kann auch Meditation helfen. Komme wieder in das hier und jetzt, zu der Familie die dich liebt und braucht. Du kannst die Vergangenheit nicht ändern, aber du gestaltest jetzt deine Zukunft.
Und eine schlechte Tat macht dich noch lange nicht zu einem schlechten Menschen. Mach es besser. Jetzt.

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Was würde deine Mutter dir auf diesen Post antworten?

Ich denke sie möchten dich glücklich sehen, jetzt wo du selbst Mutter bist. Sie würde dir sagen, dass dein Verhalten von "damals" schon längst Schnee von gestern ist und ihr nichts bedeutet. Auf das Jetzt kommt es an.
Sie wäre sicherlich besorgt dich so zerrissen zu sehen und dir sagen, dass man nur aus der Vergangenheit lernen kann, um eine bessere Gegenwart zu haben.
Sie würde dich bitten zu überlegen, was du jetzt besser machen kannst, als damals.

Und dann würde sie dich bestimmt bitten deinen Frieden mit ihrem Tod und eurer Beziehung zu machen.

Kannst du das nicht, dann hole dir Hilfe, sonst belastet du dein Kind damit.

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Hallo, ja man ist als Kind nicht für seine Kranken Eltern verantwortlich. Aber ich war kein Kind mehr als es ihr immer schlechter ging. Sie hatte unter anderem Depressionen und ich konnte damit nicht um gehen, ich bekamm oft psychosomatische Beschwerden. Ich wollte dann Abstand von ihr haben und habe meine Eltern nicht mehr besucht, 3 Monate später war sie Tod....Aus dem "Abstand " nehmen wurde also ein ganzes Leben und ich komme damit nicht klar. 1 Tag vor ihrem Tod hatten wir noch telefoniert, ihr ginge es nicht so gut sagte sie, wann ich sie mal wieder besuche, da hätten schon meine Alarmglocken läuten sollen und ich wollte dann am nächsten Tag hin fahren, aber es war zu spät.... Sie war nicht immer einfach gewesen, 1x hab ich meine Eltern besucht, mein Vater öffnete die Tür, ging ins Wohnzimmer und meinte zu ihr "Deine Tochter ist da" und ich habe nur gehört wie sie genervt sagte "was will die hier" mich hat das sehr verletzt, sie wollte nie besuch haben, egal von wem, durch ihre schei.... Depressionen hat sie alle von sich gestoßen. Trotzdem hätte ich das aushalten müssen! Ich war mitte 20, kein Kind mehr!

Bearbeitet von pinkdisaster