Hallo zusammen,
Ich versuche an diese Stelle meine Gedanken mit euch zu teilen und würde mich über eure Meinungen zu diesem Thema freuen.
Ich habe vor über 3 Jahren den Kontakt zu meiner Mutter ganz bewusst abgebrochen, da durch einen Zufall herausgekommen ist, dass Sie mir 6 schufaeinträge beschert hat. Als ich Sie darauf angesprochen habe, hat sie es abgestritten. Ein Jahr später (2020), hat sie wieder meine Daten (Name&Adresse) benutzt um eine Zeitungsabo abzuschließen. Als ich davon erfuhr, hab ich sie erneut zur Rede gestellt und sie hat es wieder abgestritten und meinem Vater in die Schuhe geschoben. Ich habe daraufhin keine andere Möglichkeit gesehen, als sie bei der Polizei anzuzeigen- Nachdem die Sachen mit den
Schufaeinträgen passiert ist, habe ich eine Rechtsschutzversicherung abgeschlossen, der Anwalt, mit dem ich damals telefoniert habe, hat mir sehr eindrücklich zu einer Anzeige wegen Betrug geraten, da es den Anschein machte, als ob meine Mutter nicht anders aufzuhalten sei.
Für mich war das damals eine unfassbar schwierige Zeit, denn wer zeigt schon seine eigene Mutter bei der Polizei an. Aber ich habe keine andere Möglichkeit gesehen.
Danach ging es mir tatsächlich besser, aber meine Mutter hat sich bis heute nicht mehr bei mir gemeldet. Sie tut einfach so, als wäre das nicht passiert. Das hat sie früher nicht anders gemacht. Ich habe noch 3 ältere Brüder und eine ältere Schwester. Als es früher Konflikte oder Diskussionen wegen irgendetwas gab, hat meine Mutter einfach so lange zu dem Thema nichts mehr gesagt, bis man nicht mehr drüber gesprochen hat. Sie hat immer darüber gelacht oder es weggelächelt, als wäre es in ihren Augen nicht wichtig genug, um es zu thematisieren. Ich weiß es nicht, aber ich fürchte dass sie keinen von ihren Kindern je für voll genommen hat. Ich habe meiner Mutter immer als eine Person wahrgenommen, die nur das gemacht hat, was sie wollte, ohne Rücksicht auf Gefühle anderer.
Als mein ältester Bruder eine Professurfeier (2017 oder 2018) hatte, welche höchst akademisch war, und er meine Mutter ganz bewusst vorher darum gebeten hat, keine Überraschungen zu planen ( meine Mutter ist Gesangslehrerin, freiberuflich) hat sie sich einfach darüber hinweggesetzt und einen ihrer Gesangsschüler dort singen lassen. Mir und meiner ein Jahr älteren Bruder war das so unangenehm, dass wir beide auf die Toilette geflüchtet sind, weil wir die Situation nicht aushalten konnten! Es war furchtbar, meine Mutter hat es in keinster Weise verstanden. Mein ältester Bruder (10 Jahre älter, mit der Feier) war stinksauer, hat noch versucht mich in die Pflicht zu nehmen, dass ich mit meiner Mutter reden sollte, weil ich ja so einen guten Draht zu ihr habe. Aber meine Mutter stand einfach nur daneben und hat überhaupt nicht verstanden worum es geht. Sie hat einfach nur gegrinst.
Bevor ich den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen habe, hatte ich mehrmals die Woche Kontakt zu ihr. Wir haben fast täglich telefoniert und uns mindestens alle 2 Wochen gesehen. Wobei ich dazu sagen aus, dass ich sie in 98% der Fälle besucht habe, teilweise mit bis zu einer Stunde Fahrt.
Wir sind als Kinder ständig umgezogen. Meine Brüder und ich waren auf 4 verschiedenen Grundschulen, in 4 Jahren! Insgesamt habe ich bestimmt 10-15 Schulwechsel hinter mir. Mit 18 bin ich ausgezogen. Aber die Umzieherei meiner Eltern ging nahtlos weiter, und wir (meine Geschwister und ich) haben jedes Mal geholfen. Eine Woche vorher wurden wir angerufen, dass wir uns doch bitte das kommende Wochenende frei halten sollen. Wenn wir dann nach dem Grund gefragt haben, haben wir teilweise nicht mal eine Antwort bekommen. Hingefahren sind wir aber trotzdem.
Wenn meine Eltern mal 4 oder 5 Jahre nirgendwo gewohnt haben, war das für sie schon lang.
Den Kontakt zu meinen Geschwistern habe ich nach dem kontaktabbruch zu meinen Eltern aufrecht erhalten, habe auch ganz offen kommuniziert was passiert ist. Aber im Laufe der Zeit habe ich gemerkt, wie sehr es mich verletzt, dass meine Mutter nachwievor so tut, als wäre nichts passiert und sie müsste nur lang genug warten, bis ich mich wieder „einkriege“.
Meine Mutter ist, nachdem ich den kontakt abgebrochen habe, irgendwann wieder zur Normalität übergegangen und trifft sich in regelmäßigen Abständen mit meinen anderen Geschwistern. Im Laufe der Zeit habe ich gemerkt, dass mich das extrem verletzt und belastet, auch dass ich unfreiwillig immer wieder Infos von meinen Geschwistern über meine Eltern bekomme, die ich nicht haben will. Seit knapp einem halben Jahr habe ich auch zu meiner Schwester und zu meinem ältesten Bruder den Kontakt abgebrochen.
Seit über 3 Jahren bin ich in einer Gesprächstherapie um alles aufzuarbeiten. Es tut mir sehr gut, ist gleichzeitig aber auch immer wieder schmerzhaft, vor allem in den Momenten in denen ich wieder Kontakt zu meinen Geschwistern hatte, die mir indirekt zu verstehen gegeben haben, dass ich ja das Problem habe und nicht sonst jemand.
Meine Schwester hat mir versucht klar zu machen, dass unsere Mutter für sie ja nur noch eine neutrale Person ist, und sie über sie hinweg sei. Ich frage mich, wie kann die eigene Mutter neutral sein?
Aber da ich seit knapp 1 1/2 Jahren selber Mutter bin, habe ich das Gefühl, mein Kind zu schützen.
Aber es fällt mir sehr schwer mit meiner Familie endgültig abzuschließen, obwohl es mir zumindest zum jetzigen Zeitpunkt damit besser geht.
Kontaktabbruch zu Eltern und mittlerweile auch zu meinen Geschwistern
Ich habe großen Respekt vor Dir dass Du den Schritt gegangen bist, Deine Mutter wegen des Betruges anzuzeigen- gab es da eine Verhandlung?
Was ich nicht ganz verstehe, bitte klär mich auf, falls ich was überlesen habe- warum genau hast Du den Kontakt zu Deinen Geschwistern abgebrochen?
Bist Du enttäuscht, dass sie noch mit Deiner Mutter Umgang haben, fühlst Du Dich von ihnen verraten?
Hi, danke für deine Antwort.
Ja es gab tatsächlich eine Verhandlung, aber nicht wegen meiner Anzeige, ich habe damals nur den „Stein ins Rollen“ gebracht. Da meine Mutter so oft umgezogen ist, war für die Behörden, die Adresse meiner Mutter nie so richtig ersichtlich. Da ich mit meiner Anzeige auch die damalige Adresse meiner Mutter angegeben habe, wurde sie von der Staatsanwaltschaft angezeigt. Ich wurde ebenfalls zu dieser Verhandlung als Zeugin geladen und hätte eine Aussage machen können. Da ich aber zu diesem Zeitpunkt schwanger war, und ich mich emotional nicht dazu in der Lage gesehen habe, habe ich vom Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch gemacht.
Zum kontaktabbruch meiner Geschwister: ja ich fühle mich teilweise von ihnen verraten, weil ich mir insgeheim ein wenig mehr Solidarität zwischen uns erhofft hatte. Die erste Zeit, nachdem ich den Kontakt zu meinen Eltern abgebrochen habe, habe ich regelmäßig Kontakt zu all meinen Geschwistern gehabt, aber mit der Zeit habe ich gemerkt, dass sie, wenn es um meine Mutter geht, ihr Verhalten teilweise mehr verstanden haben, als meine Situation, sie haben sie sogar in Schutz genommen bzw. sich für sie eingesetzt, von wegen: „ stell dich nicht so an, du weißt doch wie sie ist!“, „ sie wird sich eh nicht mehr ändern!“
Und egal was ich darauf gesagt habe, wurde nicht kommentiert oder weggeredet, so wie meine Mutter es immer gemacht hat und weiterhin tut.
Hm, ich weiß nicht ob man das so in "Schutz nehmen" nennen sollte, was sie da in dieser Beziehung tun.
Sie sind nicht so radikal im Kontaktabbruch, denke aber nicht, dass sie das was Deine Mutter Dir angetan hat als gut oder nicht so schlimm ansehen. Sie gehen nur anders als Du mit diesem Thema um. Du bestrafst sie ja für das was Person X getan hat.
Ich habe auch so ein Thema im Freundes und auch im Familienkreis gehabt und war echt verletzt, dass sich Freunde und Familie nicht von der Person X solidarisch abgewandt haben, weil sie mir übel mitgespielt haben. Fand das unmöglich.
Irgendwann habe ich mir aber gedacht, okay- Person X ist eine eine miese Nummer, aber wenn ich zu allen den Kontakt abbreche, wer ist dann alleine? Und Person X lebt froh und munter weiter.
Ich habe den Kontakt wieder gesucht, weil mir doch an den Personen was gelegen war, habe aber klipp und klar geäußert, dass ich zu Person X keinerlei Kontakt haben möchte, geschweige denn irgendwelche Stories dazu(außer sie hätten der Blitz getroffen, das hätte ich doch gerne erfahren).
Meinst Du nicht, Du könntest Dich unter den Vorraussetzungen wieder Deinen Geschwistern annähern?
„Ich merke dass es mir ohne den Kontakt gerade besser geht.“. hast du in einer Antwort geschrieben.
Dann ist das Dein Weg. Und der ist gut so. Die Menschen mit denen du dich täglich umgibst, die sollen die gut tun. Und wenn sie schon nicht beitragen dann wenigstens neutral wirken. Wenn es Dir schlecht im Kontakt mit ihnen geht - unerheblich ob der Auslöser bei dir zu suchen ist weil du getriggert wirst, oder bei ihnen (hier ist beides der Fall übrigens) dann geht es halt gerade nicht.
Es ist ok an das Kapitel für den Moment einen Haken zu machen. Du kannst alle Jahr selber oder in der Therapie hinspüren wie sich Kontakt anfühlen würde. Und wenn sich etwas ändert kannst du ihn ja wieder aufnehmen.
Zwei Gedanken.
Eltern sind dazu da um ihre Kinder Sorge zu tragen. Es ist ein grosser Vertrauensbruch in so einer Beziehung wenn sie dich derart hintergehen und in die scheisse reiten. Was sich deine Mutter bei euch allen geleistet hat, auch mit dem Sänger an der Antrittsvorlesung, ist dem Titel Mutter in keinster weise würdig. Da schwingt eine Spur, ja, ich weiss gar nicht wie ich das benennen soll, vielleicht vorsätzliche Gehässigkeit mit. Und es tut mir leid dass du von der eigenen Mutter mit sowas belegt wirst.
Zweiter Gedanke: solche familiären Systeme stabilisieren sich selbst. Du hast einen Ausbruch gemacht. Gigantisch übrigens. Und deine Geschwister versuchen dich einzulullen und zurück auf die familiäre Spur zu bringen. Das alte System stabilisieren. Den Dreck unter den Teppich kehren. Den Nestbeschmutzer bekehren. Ich glaube nicht mal dass die glauben was sie dir da erzählen. Sie wissen wie fies deine Mutter war, aber sie haben Hoffnung das System der Familie wieder stabilisieren zu können indem sie sich wieder zurück an den Tisch quatschten. Dieses wiederherstellen der alten Ordnung ist im Zweifel „wichtiger“ als Deine Gefühle.
Wenn du kannst, nimm das nicht persönlich.
Alles Gute. Geh deinen Weg. 😉
Hi Butterfee,
vielen Dank für deine Antwort.
Gerade dein zweiter Gedanke, bringt es total auf den Punkt!
Ich habe die letzten Jahre immer Schwierigkeiten damit gehabt, dass alles zu kommunizieren, Worte für das alles zu finden. Und du hast es mit deinem Text gerade ziemlich auf den Punkt gebracht! Danke dafür und auch für Dich alles gute!
Gern.
Es ist gut sich selbst mal zu hinterfragen. Aber ich glaube wirklich du musst nicht zweifeln an dem Weg den du gerade gehst.
You rock. 💪🏻
Dein Weg ist bemerkenswert und du kannst verdammt stolz auf dich sein, dass du Konsequenzen ziehst.
Dein Kontaktabbruch zu deiner Mutter ist natürlich schwierig für deine Geschwister, ist auch nachvollziehbar.
Du erträgst es aktuell nicht, wenn die Älteren weiterhin normalen Kontakt haben und fühlst dich verraten bzw. im Regen stehen gelassen.
Auch das kann man verstehen und natürlich kannst du für dich entscheiden, dass dir der Kontakt nicht gut tut und du den Kontakt abbrechen.
Allerdings musst du damit rechnen, dass deine Geschwister keinen Bock mehr auf dich haben, wenn du deine Entscheidung irgendwann (und sei es in Jahren) nochmal ändern solltest.
Wenn du die Tür zuschlägst, musst damit rechnen, dass diese Tür auch zu bleibt.
Hey Olaffan, danke für deine Nachricht.
Das stimmt auf jeden Fall, das Risiko ist da, dass der Kontakt nicht mehr zustande kommt, weil meine Geschwister die Tür ebenfalls „zuschlagen“.
Aber dieses Risiko bin ich bewusst eingegangen, weil ich mit der bisherigen Situation nicht mehr umgehen konnte, bzw. nicht mehr aushalten konnte.
Es fühlte sich so an als würde ich feststecken , das war kein schöner Zustand. Es gab keine Bewegung mehr zwischen uns, keiner wollte was falsches sagen oder schreiben und es wurde eher übereinander geredet als miteinander.
Hast du was das Thema angeht auch ähnliche Erfahrungen gemacht auch im Hinblick auf den Kontakt, den man nach Jahren oder einer gewissen Zeit doch wieder aufbauen möchte?
Es ist in keine vergleichbare Situation gewesen aber es wurde sehr deutlich gemacht, dass der Kontakt zu mir als Single voll Berufsleben nicht so wichtig ist (oder eben gar nicht wichtig) wie der zu anderen jungen Müttern.
Klar, kann man machen, muss auch jeder machen wie er will. Aber dieses Familienmitglied hat eben für mich auch keine Priorität mehr.