Hallo,
der obige Text sagt eigentlich schon alles.
Ich bin gezwungen, aus verschiedenen Gründen, in den Ort meiner Eltern zu ziehen. Momentan lebe ich noch eine Stunde von ihnen entfernt und das ist für mich angenehmer. Ich habe gemerkt, dass ich mich so leichter abgrenzen und mein eigenes Leben leben kann. Leider ist es so, dass ich gezwungen bin, auf unbestimmte Zeit in den kleinen Ort zu ziehen und schon jetzt, während die Vorbereitungen laufen, wird mir ganz anders. Meine Laune geht in den Keller, ich verkrampfe innerlich und ich habe Angst, dass ich jetzt einfach wieder in das Leben meiner Eltern "gezogen" werde, weil man jetzt nur 10 Minuten auseinander wohnt, kann man ja mal fragen, ob man sich auf einen Kaffee trifft...
In den letzten Jahren war es so, dass ich meine Eltern nicht mehr als 10-20x im Jahr gesehen habe und das war völlig ok für mich. Es hat mir auch die Gelegenheit gegeben, mich mal auf ein Treffen mit meinen Eltern zu freuen und gelassener mit ihnen und meinen Emotionen ihnen gegenüber umgehen zu können. Wohlwissend, dass ich entscheiden kann, wann ich mich ihnen wieder entziehen kann.
Jetzt bin ich am Verzweifeln, auch, weil ich merke, ich will es partout nicht. Ich kann nicht genau sagen, was für mich besonders schlimm ist, verschiedene Dinge sind mir schon bewusst. Aber dass es mir so zusetzt und ich eigentlich gerade auf Abstand gehen möchte, ohne es zu können, treibt mich in den Wahnsinn. Dazu kommt noch, dass ich mich im aktuellen Wohnort wohlfühle und mir überhäuf nicht vorstellen kann, in dem zukünftigen Wohnort zu leben.
Kennt ihr diese oder ähnliche Gefühle hinsichtlich eurer Eltern und könnt ihr mir sagen, woran es bei euch liegt? Ich versuche, mich besser zu verstehen, um einfach auch besser mit der Situation umgehen zu können.
Hilfe - Will nicht im gleichen Ort wie Eltern wohnen
Wer oder was zwingt dich denn zum Umzug?
Verschiedene Gründe, der einschneidenste Grund ist, dass ich Haustiere habe, die nicht ganz üblich sind und sie dort wegmüssen, wo sie gerade sind und ich seit einem Jahr auf der Suche nach einer Alternative bin, aber nicht fündig werde und aufgrund einer vererbten Wiese im zukünftigen Wohnort, dort die Möglichkeit habe, sie zu halten.
Verkauf doch die Wiese und kauf dir eine andere an deinem jetzigen Wohnort?
Hallo,
Ich kann das voll verstehen. Bei mir liegt es daran, dass meine Eltern immer sehr Grenzüberschreitend, kritisierend und abwertend mir gegenüber waren.
Vor allem meiner Mutter gegenüber durfte ich keine Grenzen gegenüber haben, da sie an Depressionen litt und ich sie emotional ständig stabilisieren musste, Haushalt machen musste etc...
Jetzt bin ich 34 und heute noch wird meine Mutter wütend wenn ich ihr gegenüber eine Grenze ziehe.
Ich wohne mit dem Auto 15 min von Ihnen entfernt und muss mich auch immer wieder abgrenzen. Meine Mutter ruft beispielsweise mindestens 10 mal am Tag an. Wenn ich nicht rangehe dann ruft sie auch gern 5 bis 10 mal hintereinander an. Seit einiger Zeit ist es um ihr Gedächtnis schlechter geworden, weswegen sich das auch noch mehr häuft und sie auch mal 20 mal anruft, weil sie vergessen hat, dass sie schon x mal angerufen hat.
Unangemeldete besuche gibt es auch hier und da. Da sind sie dann auch nicht happy wenn ich sage, dass ich gerade keine Zeit habe.
Sind sie denn übergriffig und würden dich unangemeldet besuchen?
Man kann ja „Regeln“ und Absprachen treffen, damit es für dich einfacher ist.
Ich finde 10-20 mal treffen im Jahr auch gar nicht super wenig. Das ist ca. einmal im Monat. Mehr schaffen wir mit zwei Kindern auch nicht. Aber vielleicht wirst du halt sonst auf sie treffen, je nach Ortsgrösse…
Ja, sie sind schon recht übergriffig, auch, was ihre persönliche Meinung angeht. Es zählt immer nur diese, andere Meinungen werden abgetan.
Es war bisher so, dass wir uns mal Monate nicht sehen, dann aber aufgrund von Geburtstagen / Familienfeiern mehrmals im Monat.
Der Ort ist auch recht klein, so dass man sich immer wieder über den Weg laufen würde.
Wenn sie so übergriffig sind, dann setze deutlichere Grenzen und ziehen diese auch radikal durch.
Ela
Ja wenn du nicht willst, dann tue es nicht.
Finde andere Möglichkeiten wie zb Wiese zu verkaufen und eine andere zu erwerben oder lerne mit deinen Eltern umzugehen.
Du bist ja mittlerweile nicht mehr ihr kleines Kind, sondern das erwachsene Kind.
Im Übrigen muss es dich gar nicht tangieren, wenn sie bei ihrer Meinung bleiben - du bleibst ja auch bei deiner Meinung- und das ist ok so.
Es gibt keinen Grund warum man sich auf eine Meinung einigen muss , um etwas geklärt zu haben.
Wo ist das Problem den Eltern mitzuteilen, dass du nicht auf einen Kaffee vorbei kommst wenn sie anfragen.
Wo ist das Problem nicht immer an das Telefon zu gehen, wenn sie anrufen?
Vielleicht hilft es, wenn ihr euch zusammen setzt und du erfährst, warum sie dich gern so oft sehen wollen.
Vielleicht kommt es ganz anders und ihr seht euch gar nicht oft.
Es passiert nicht selten, dass man Menschen die in der Nähe wohnen, am seltensten sieht.
Weil jeder mit seinem Alltag beschäftigt ist.
Aber wie du schon richtig beschreibst DU hast ein Problem.
Die Lösung findest du auch nur bei dir.
Ein Anfang wäre es, wenn du dir Situationen ausmalst, wie du sie gerne hättest und aufhörst dir die schlimmsten Szenarien vorzustellen, die es für dich gibt.
Das macht dich ja schon fertig bevor überhaupt etwas passiert ist und handlungsfähig macht es dich auch.
Alles Gute für dich
Wenn ein zurück ziehen keine Option ist, dann ist es keine.
Dann suche dir eine Alternative. Wiesen gibt es doch auch wo anders, wo du was pachten könntest.
Es gibt definitiv mehr Orte, als deinen aktuellen oder den Wohnort deiner Eltern ;)
Theoretisch musst du gar nichts, aber wenn es Gründe gibt wie du schreibst und es jetzt nicht anders geht bleibt dir nur die Möglichkeit gleich, sofern sie auf dich zukommen, Grenzen zu ziehen damit sich euer bisheriges Verhältnis nicht verändert. Akzeptieren sie Grenzen? Was ist , wenn ich fragen darf, überhaupt passiert das du solche Gefühle hast? Denn ich selbst hab seit fast 21 Jahren keinen Kontakt mehr zu meinen Eltern, was auch gut so ist, zwischen uns liegen außerdem 300km.
Doch etwas ist bei mir passiert und etwas muss ja auch bei euch passiert sein wenn du eben so denkst.
Ela
Hallo,
"...ich habe Angst, dass ich jetzt einfach wieder in das Leben meiner Eltern "gezogen" werde, weil man jetzt nur 10 Minuten auseinander wohnt, kann man ja mal fragen, ob man sich auf einen Kaffee trifft..."
Ja, klar kann man fragen. Du kannst und darfst aber auch nein sagen!
".... Kennt ihr diese oder ähnliche Gefühle hinsichtlich eurer Eltern und könnt ihr mir sagen, woran es bei euch liegt? Ich versuche, mich besser zu verstehen, um einfach auch besser mit der Situation umgehen zu können...."
Ja, kenne ich. Wir wohnen ca. 500 km von unseren Eltern / der übrigen Familie entfernt. Wir sehen uns 3-4 mal im Jahr. Früher war es öfter, bestimmt jeden Monat. Jeder hat sein Leben und entwickelt sich. Manche kommen damit klar, das sich Kinder weiterentwickeln und auch mal andere Meinungen haben und äußern, andere nicht. Manche lassen sich alles gefallen und äußern ihre Meinung nicht. Andere schon. Jeder Mensch ist da anders. Auf Friede Freude Eierkuchen machen und den Mund halten, ist nicht unser Ding. Wir haben gemerkt, das sich im Verhältnis etwas geändert hat und das uns das nicht mehr gut tat. Es war einfach nicht mehr schön und unbeschwert, die Familie zu besuchen, sondern anstrengend. Ständig musste man Kompromisse eingehen, wurde ungefragt verplant u.ä. Deshalb haben wir das eingeschränkt. Wenn wir die Familie besuchen, übernachten wir inzwischen meistens nicht bei einem Familienmitglied, sondern in einer FeWo o.ä. Es funktioniert sonst einfach nicht für uns.
Du fragst, wie du mit der Situation besser umgehen kannst. Ganz einfach, indem du das tust, was dir guttut. Du magst nicht ständig Kaffee trinken mit den Eltern, dann tue es nicht! Wir haben unseren Familien deutlich gesagt, was und warum das für uns nicht mehr passt. Einsicht war eher mäßig vorhanden. Aber wir haben es angesprochen, weil wir nicht lügen / Ausreden erfinden wollten. Ich würde es immer wieder so machen, auch wenn das Verhältnis sich dadurch noch etwas mehr abgekühlt hat. Alternative wäre gewesen, ständig Ausreden zu erfinden. Davon hat aber keiner was. Jetzt weiss jeder, woran er beim anderen ist und kann entweder daran arbeiten oder es so hinnehmen.
LG N.
Hey ! Ich würde das ganz genau abwägen. Wie wichtig ist dir diese Wiese und die Tiere, gibt dir das mehr Kraft als dass du down bist durch die fehlende Möglichkeit deiner Eltern dich in Ruhe dein Leben leben zu lassen?
Wenn du Angst hast, dann vor allem, weil du dich nicht abgrenzen kannst und dir das eventuell zu viel wird. Du bist für deren Glück nicht verantwortlich!
Geh in dich, überleg ob unabhängig von deinen Eltern dich der Ort und die Tiere glücklich machen und falls nicht, dann setz dich lieber für eine Veränderung ein als zurückzugehen. Man muss im Leben manchmal Abstriche machen. Es gibt Leute, die das auch nie verstehen werden, was eine gesunde Distanz bedeutet und wie wichtig es ist, dass Kinder oder Menschen ihr eigenes Leben leben. Manche Menschen sind so selbstbezogen, dass sie nur sich als Mittelpunkt sehen. Ob man da Gespräche führt oder keine, man kann es auch mit einer Wand tun.
Du siehst deine Eltern vergleichsweise ziemlich oft. Ich würde dort nicht hinziehen. Auch hätte ich lieber keine Haustiere, wenn ich ihnen nicht das bieten kann, was sie brauchen. Das muss aber jeder für sich entscheiden. Und es gibt ganz bestimmt auch noch Orte in die andere Richtung oder im anderen Bundesland, wo man mit Tieren einen Neuanfang versuchen kann.
Viel Erfolg und alles Gute!