Mein Leben entgleitet mir

Hallo zusammen,

ich brauche Ratschlag und Hilfe. Ich bin m41.

Mein Problem ist, dass mein Leben mir entgleitet bzw zu großen Teilen schon entglitten ist.

Vor etwa anderthalb Jahren hat sich meine Frau von mir getrennt und ich bin aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen. Wir haben ein gemeinsames Kind (8).

Ich wohne seit dem Auszug allein und ich kriege es nicht hin. Ich habe immer ein "Korrektiv" gebraucht, was Arbeit im Haushalt und überhaupt angeht. Die Trennung war sehr schmerzhaft für mich. Ich selber bin seit Jahren in Therapie (Anpassungsstörung diagnostiziert, aber im Moment fühlt sich alles an wie eine depressive Episode.) und leide unter sehr geringem Selbstwert, eine meiner Bewältigungsstrategien ist das Intellektualiseren. Ich komme aber mit dem Nachdenken über meine GEdanken inzwischen nicht mehr weiter. Ich fühle sie gar nicht mehr. Ich kenne kein Gefühl von Vorfreude, Erregung, Glück, Trauer usw.

Seit frühester Kindheit habe ich das Gefühl, dass ich nicht dazugehöre und nichts wert bin. Man muss mir von außen sagen, dass ich etwas wert bin, sonst kommt gar nichts bei mir an.

Ich quäle mich seit vielen Monaten damit (nach der Trennung, die nicht von mir ausging) und inzwischen wächst mir die Arbeit über den Kopf und ich kriege den Haushalt nicht mehr hin. Ich sitze in meiner freien Zeit eigentlich nur auf der Terrasse und rauche 10 Zigaretten (vor 3 Jahren habe ich eine Krebserkrankung inkl. CHemo überstanden.........) nacheinander und gucke dumm in die Gegend. Ich weiß nicht mehr, wofür ich das alles machen soll. Mein Lichtblick ist mein Kind. Ich bin auch in einer Beziehung und meine Freundin sagte letztens zu mir, als ich eine schlimme Zeit gehabt habe, dass ich ja eigentlich glücklich sein könnte, denn ich könnte JETZT alles so machen, wie ICH wollte. Das Problem ist aber dass ich gar nicht weiß, was ich machen will. Ich verkümmere total, ich habe Freunde, bei denen ich mich nicht melde, keine Freude mehr an meinen Hobbies (das war eigentlich nur Gaming und Lesen) und gehe in der Woche um 19 Uhr ins Bett und gucke bis 24 Uhr auf dem Ipad Serien und Filme, die ich schon kenne. Ich weiß nicht mehr weiter.

Ich brauche Hilfe, Wo und wie kann ich anfangen, mir sowas änliches (mehr möchte ich ja gar nicht!) wie einen SCHÖNEN Tag zu machen? Ich habe solche Unruhe im Kopf, dass ich eigentlich nur noch auf morgen und auf einen besseren Tag warte und jeden Tag stehe ich wieder als der auf, als der ich eingeschlafen bin.

Was jetzt?

2

Hallo
Dass du dich wertlos fühlst, und dein Leben offenbar eher lustlos als lustvoll erlebst, das tut mir leid. Ich finde es super stark von dir, dass du so offen bist und dich trotz der inneren Schwere damit beschäftigst. Das alleine ist für mich ein Hinweis, dass du viele Ressourcen in dir trägst. Warum du sie nicht aktivieren kannst, ist für mich die spannende Frage.

Ich habe dazu einige Fragen in meinem Kopf:

Dass du keinen Bezug mehr zu deinen Emotionen herstellen kannst, dass du keine Lebensfreude mehr aufbringen kannst, Überforderung und Leere verspürst, kann eine Depression sein. Hattest du diese Diagnose schon einmal? Falls ja: was hat dir damals geholfen?

Ein Trauma führt manchmal zu ähnlichen Zuständen. Du warst schwer krank. Du bist wieder gesund, aber manchmal nimmt der Körper/die Psyche Verletzungen mit, was sich hier unbemerkt in Blockaden manifestieren und dich damit ausnocken und erschöpfen kann. Hattest du einmal die Möglichkeit, diese Erfahrungen aufzuarbeiten? Wie hast du das gemacht? War die Auseinandersetzung eine heilsame Erfahrung?

Ein Schlüssel zu deinen Emotionen scheint dein Kind zu sein. Wie fühlst du dich, wenn dein Kind bei dir ist? Was ist anders, als wenn du für dich selbst sorgst, dein eigenes Leben mit Liebe und Fürsorge füllst?

Du schreibst von Unruhe im Kopf. Kannst du das näher beschreiben? Wie fühlt es sich an? Ist es immer so oder gibt es Momente mit dir alleine, in denen dein Kopf zur Ruhe / in einen Frieden kommt?

Du schreibst, du wachst immer wieder als der auf, mit dem du eingeschlafen bist. Was für ein schöner Satz. Wie würdest du gerne aufwachen? Wie bist du früher aufgewacht? Und wie würdest du bemerken, dass du nicht mehr als dein altes Ich, sondern so aufgewacht bist, wie du dir das wünschst?

Manchmal müssen wir tief graben, um zu uns zu gelangen. Ich wünsche dir dafür Ausdauer und Zuversicht!

Alles Liebe
Meise

Bearbeitet von fraumeise.
1

Hi,
ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, wenn ich das so lese... kurz zu mir, meine Frau hat mich auch verlassen, aber ich bin mit den Kids im Haus geblieben und ja, es ist alles verdammt schwer, aber den größten Fehler, den man machen kann ist ständig zurück zu schauen und über alles nachdenken, was mal war...was soll das bringen? Ändern kann man sowieso nichts mehr.
Diagnose "Anpassungsstörungen" habe ich auch, aber was bedeutet das schon? Man muss sich nicht jeder Situation anpassen die einem nicht gut tut, konzentriere dich bitte bloß nicht auf irgendwelche Diagnose.

Ich empfehle dir dringend an deinem Mindset zu arbeiten und deinen Focus auf deine Zukunft zu setzen...sei dankbar, für das was du hast...du hast ein Kind, eine Freundin, ein Dach über dem Kopf und Essen auf dem Tisch...du weißt gar nicht, wie viele Menschen auf dieser Welt sehr dankbar dafür wären.

Ich verstehe deinen Schmerz, weil ich es aktuell auch durchmachen muss, aber ich habe gelernt, dass Leben Veränderungen mit sich bringt und zwar immer. Auch das, was die Gefühle angeht, kann ich nachvollziehen, denn es geht mir genauso. Meine Therapeutin meinte, dass es eine Art Schutzmechanismen vom Gehirn sind, die einen vor einer kompletten Überlastung schützen, weil Körper und Seele in solchen Situationen völlig überlastet sind.

Schau nach vorne, lass die Gedanken über die Vergangenheit, gehe raus in die Natur und lasse dir Zeit zum "heilen".

Ich wünsche dir alles Gute

3

Lieber QTI-PI,

ich weiß nicht, was zwischen euch vorgefallen ist, dass deine Frau sich von dir getrennt hat. Aber du klingst, als hättest du eine ausgewachsene Depression, mit der du kämpfst, die sich aus den Erfahrungen der Vergangenheit nährt und gut gedeiht. Vor allem, dass du keine schönen Emotionen mehr in dem Umfang empfindest, wie früher, spricht u.a. dafür.
Wenn es finanziell möglich ist, wende dich bitte an professionelle Therapeuten. Denn allein kommst du da vermutlich nie mehr raus. In deiner Vergangenheit muss einiges vorgefallen sein, das du nie verarbeitet hast.

Alles Gute!

4

Hi,
ich denke du solltest dir im eigenen und im Sinne deines Kindes ärztliche und therapeutische Hilfe suchen. Bist du medikamentös eingestellt, hast du einen Therapeuten, wer hat die Diagnosen gestellt?
Dein Hausarzt kann dich in eine psychosomatische oder eine Tagesklinik überweisen, beides würde dir sicherlich sehr helfen.

5

Wenn du nicht medikamentös eingestellt bist, würde ich dir dazu raten. Sehe es ein wenig als Basis auf die du Stück für Stück aufbauen kannst. Ein positiver Tag ist der Anfang für viele.
Dazu musst du dich selbst aufraffen und vor allem dran eisern dran bleiben. Negative Gefühle vertreibt man mit positiven. Der Spruch ist nicht umsonst, auch wenn es dir momentan so erscheint.
Du hast die Wahl. Pack es an oder lass das Leben an dir vorüber ziehen.
Warte nicht auf Motivation von außen. Nur du alleine kannst dich verändern. 100 Psychologen können kein Wunder bewirken. Nur du.
Ich will damit nicht sagen eine Therapie wäre schlecht, aber im Endeffekt steht und fällt alles mit dir selbst. Therapeuten können lediglich mit Strategien und Gesprächen unterstützen

Du erscheinst dir nicht wichtig genug, aber für dein Kind bist du enorm wichtig.
Versetze dich mal in dessen Lage und frage dich was du deinem Kind raten würdest, wenn es in deiner Lage wäre.
Damit hast du die Antwort was jetzt geschehen muss.