Moin zusammen,
wir sind vor kurzem umgezogen und räumen gerade unser altes Haus, das zum Jahresende an seine neuen Besitzer übergeben wird, final aus.
Letztes Jahr haben wir nach dem Tod meiner Mutter mein Elternhaus ausgeräumt und dabei Dinge, die ihr oder mir wichtig und/oder wertvoll waren, mitgenommen, bevor der entrümpler kam. Und nun stehe ich hier und will die meisten Sachen davon gar nicht mehr haben und/oder kann sie nicht gebrauchen. Vieles habe ich schon verkauft oder verschenkt, aber am ende wird nochmal einiges wieder dem entrümpler zum Opfer fallen.
Ich habe soo ein schlechtes Gewissen dabei und weiß doch gar nicht, warum. Meine Eltern sind kriegskinder, die haben gehortet und gesammelt - vielleicht liegt es daran.
Jemand einen Rat für mich? Danke!
Entrümpelung - schlechtes Gewissen 😦
Hallo,
Meine Situation ist nicht identisch, aber mein Mann und ich sind die 4. Generation, die in meinem Elternhaus lebt. Wir haben schon wahnsinnig viel aussortiert, aber das ganze Haus ist immer noch viel zu voll. Vieles nutzen wir weiter, aber wir haben auch schon Dinge weitergegeben, weil sie unpraktisch waren oder einfach nicht unser Geschmack. Ich hatte auch teilweise ein wenig einen Kloß im Hals, ABER: Die Wertschätzung eines verstorbenen Menschen ist nicht an Objekte gebunden. Natürlich haben wir auch bestimmte Erinnerungsstücke behalten. Aber wir haben uns z.B. auch schon von sehr vielen Tischdecken und von Bettwäsche getrennt, weil sie kaputt waren und/oder es einfach viel zu viel war. Es gab fast 40 Betttücher - nur so als Dimension.
Du hast ein Recht auf ein eigenes Leben und eigene Ausstattung. Aber ja, ich verstehe, dass es schwer ist, und das ist normal.
Ganz ehrlich: ich finde, die Bürde die viele Eltern ihren Kindern antun, indem sie nie rechtzeitig ausmisten ziemlich heftig.
Nicht die Person selbst hat dann die ganze Arbeit, sondern ihre Kinder - und am besten wird dann noch ein schlechtes Gewissen gemacht, wenn das Kind nicht alles behalten will.
Löse dich von den Gedanken, alles behalten zu müssen. Picke dir 2-3 Sachen raus, die du mit schönen Erinnerungen verbindest und gebe alles andere ohne schlechtes Gewissen dem Entrümpler.
Kennst du das Buch "The gentle art of Swedish death cleaning"?
Falls nicht, dann lege ich es dir ans Herz.
Ich für meinen Teil miste immer wieder aus und mein Ziel ist es, wenn ich eines Tages in Rente gehe meine Sachen radikal auszumisten, um meinen Kindern nicht diese Bürde zu hinterlassen.
Ich durfte selbst auch schon ein Elternhaus ausräumen - ich weiß, was es bedeutet.
Absolut! Ich habe schon von meinen Großeltern massenhaft Papierkram aus den 50ern und 60ern geschreddert, weil NICHTS aussortiert wurde.
Genauso war es hier auch 🤮
Was steckt denn hinter dem schlechten Gewissen?
Dass wertvolle Sachen verkauft wurden und Dinge weggeworfen, weil man noch etwas gebrauchen könnte?
Oder ist es ein schlechtes Gewissen gegenüber verstorbenen, die es gar nicht mehr angehen kann?
Beides mMn nicht sinnvoll.
Ich habe nicht gern Gerümpel um mich, mich aber für meinen Mann entschieden der gern in dem Elternhaus das er erbt leben möchte.
Die Obere Wohnung ist unsere und wurde zuvor von den Großeltern bewohnt und wird nach und nach von uns renoviert.
Es stehen allerdings noch Krüge, und hässliche Glasteller, Deko, Geschirr und, Kannen, Tischtücher und sonstiger Deko inklusive hässlichster Kunststoffblumen, in unserer Wohnung, die wir wohl bis zum Tode seines Vaters ertragen müssen. Motto "Das ist noch gut, das kann man noch gebrauchen."
Beim Tod meiner Großmutter vor 8 Jahren, die in großen Stile gehortet hat, haben meine Eltern, mein Großvater und ich auch im großen Stile entsorgt. Ein schlechtes Gewissen ist dabei niemandem gekommen.
Es ist befreiend den Unrat loszuwerden nachdem man aussortiert hat was tatsächlichen und wirklich großen ideellen Wert hat.
Befreie dich am besten nicht nur vom Gerümpel sondern auch von den unnötigen Gewissensbissen.
Ich würde gern alles wn
Es wurde schon gesagt : ERinnerungen bewahrt man im Herzen auf.
Setze dir ein Limit in Form einer Zahl von Dingen oder berechnet in Umgzugskisten.
Es sind Erinnerungen aber nicht dein eigenes Leben, das eigene Erinnerungen schafft. Ich habe seit vielen Jahren zig Kisten Dias stehen. Gut ist, dass sie klein sind. Aber das Projekt, die endlich zu sortieren und dann die wichtigsten zu scannen gilt noch immer. Tatsächlich habe ich damals in einer Hau-Ruck-Aktion 50 Bilder aus 30 Jahren zusammengesucht für einen Bildband zum Geburtstag der Lebensabend-Partnerin meines Papas. Vermutlich gehen die Kisten mit Dias dann irgenwann alle weg und es bleibt meine Kopie von eben diesem Fotobuch übrig. Das reicht aber. Das deckt das Leben meine Papas von meiner Geburt bis zu den gemeinsamen Reise-Erlebnissen als Witwer mit sener letzten Partnerin. Das anzuschauen, weckt Erinnerungen und hilft, Dinge im Herzen zu behalten.
Das andere: Suche dir langlebige Alltagsgegenstände und nutze sie. Das schmiedeeiserne Küchenmesser, das eine Eiche-massiv-Möbelstück an dem du dich beim Laufen-Lernen abgestützt hast . Papas Werkbank nebst Werkzeug, das ja nie alt wird,... Etwas das dich dann immmer wieder mal im Alltag an deine Liebsten erinnert. Obwohl das auch schwindet. Bei mir sind es Orte und Daten, die Erinnerungen zum Leben erwecken.
Die Erinnerungen sind es, die unsere Liebsten in unseren Herzen leben lassen, nicht die Dinge.
Ich kann dich gut verstehen mir ging es ähnlich bei einigen geerbten Sachen die meine Großeltern sehr gehütet haben oder die von höherem materiellen Wert waren und ursprünglich mal teuer waren . Manches davon hat inzwischen seinen materiellen Wert verloren oder ist nicht mehr zeitgemäß . Das teuere Geschirrservice was nur an den höchsten Feiertagen hervorgeholt wurde würde sich heute keiner unter 70+ mehr in den Schrank stellen , Teeservice sowas braucht heute auch kaum jemand . Verkauft kriegt man sowas auch nicht mehr aber weiter behalten wofür ?, nahm nur Platz weg . Ich habe es nachher gespendet , Goldschmuck und eine Taschenuhr aus Gold den ich nie im Leben tragen werde und meine Kinder sicher auch nicht habe ich einschmelzen lassen schlechtes Gewissen hatte ich auch letzendlich hat aber alles seine Zeit . Die Stelle wo ich das Service hingegeben habe ist eine gemeinnützige Organisation dort kann jeder günstig einkaufen die gesamte Halle ist voll von solchen Schätzen aus frühen Zeiten . Alte Dinge haben teilweise sicher ihren Reiz ich glaube ehrlich gesagt aber nicht das wir solche Geschirrservice aus Omas Zeiten , bestickte Tischdecken und so einiges anderes jemals wieder hipp werden . Auch so manche alte unmoderne dunkle Möbel ich kann mir nicht vorstellen das sich das heute noch jemand hinstellt
Werf den alten Müll bloß weg und belaste dein Leben nicht, mit den ,vermutlich teilweise stinkenden , unbrauchbaren Gegenständen, deiner toten Familie. Hebe ein-zwei Sachen auf und gut .
Als mein Vater starb hat meine Mutter mir nicht ein Stückchen von ihm überlassen. Sie hat alles entsorgt. Ich hätte so gerne einen Bildband behalten, den er so gerne mochte oder eins seiner Hemden. Nichts, alles weg, fertig.
Wir hängen zu sehr an Dingen. Erinnerungen und Liebe tragen wir in unseren Herzen und sie brauchen im Grunde keine Hülle.
Mach dich frei vom schlechten Gewissen.
Wobei ich das wirklich hart und übergriffig finde. Warum durftest du nicht ein bisschen behalten, das wenig Platz weggenommen hätte?
Das hatte mit dem Platz nichts zu tun, ich war Ende 30 als er verstarb und habe einen eigenen Hausstand. Sie wollte es einfach nicht, denn sie hat schon einige Dinge aufbewahrt. Und ich habe mich in dem Moment nicht durchsetzen können, weil ich mental keine Kraft hatte durch den Verlust und selbst damit zurechtkommen musste.
Heute wäre ich stärker, aber ich würde wohl auch nichts mehr haben wollen. Meine Einstellung hat sich geändert: Ich trage Erinnerungen im Herzen.
Setze dir eine Regel:
x Dinge behältst du. Das können 10 oder auch 100 sein. Nicht mehr.
Mache Fotos von allem, was irgendjemandem mal wichtig war, drucke die aus und packe sie parallel in einen Ordner "weggegebene Sachen" oder "Erinnerungsfotos" oder so. So hast du die Sachen nicht ganz aus dem Sinn.
Überlege dir aber beim Weggeben, ob du diese Sache wirklich nie wieder haben möchtest. Ich habe auch schon Bücher entrümpelt und mir zwei Jahre später nachgekauft.
Grundsätzlich reicht vielleicht eine kleine Erinnerungskiste. Alles, was da nicht rein passt, kommt weg.
Wie du richtig schreibst: Deine Eltern waren Kriegskinder. Das ist jetzt schon mehr als 70 Jahre her. Diese Sachen mögen noch wichtig für SIE gewesen sein, haben aber für dich vermutlich größtenteils keine Relevant mehr.
Überlege auch, wie es wäre, wenn bspw. dein Enkel Sachen aufgeben "müsste" aus schlechtem Gewissen, die ihm wichtig sind, seinen Eltern wichtig waren, seinen Großeltern wichtig waren und seinen Urgroßeltern. So viel Platz hätten die meisten Menschen gar nicht.