Hätte ich abtreiben sollen?

Hallo liebe community. Ich weiß nicht ob mein Beitrag hier ganz rein passt, aber ich würde gerne wissen was andere leute zu meiner situation denken.

Ich bin Ende letzten Jahres durch eine Vergewaltigung schwanger geworden, ich habe es lange niemanden erzählt, da ich mich so geschämt habe und bin auch erst viele Tage danach zur Polizei gegangen.

Es war für mich ein Schock als ich einen positiven test in der Hand hatte, aber mir war direkt klar, ich werde es austragen. Ich bin absolut kein Gegner von Abtreibungen und finde es gut das Frauen in Deutschland das Recht haben zu entscheiden ob sie das Kind möchten oder nicht, aber ich hätte es psychisch einfach nicht verarbeiten können.

Ich habe meiner Mutter, bei der ich noch wohne, nichts davon erzählt, weil ich weiß das sie mich zu einem Abbruch gedrängt hätte, wir haben auch überhaupt kein gutes verhältnis. Kann ich es ihr übel nehmen? Ich bin erst seit kurzem 18, habe mein Leben noch nicht im Griff und habe die Hälfte meiner Jugend in der Psychiatrie verbracht, klar ist ein Abbruch in ihren Augen das einzig richtige was ich machen kann, oder?

Aber mir war klar, das ich es nicht ewig vor ihr verheimlichen kann. Gestern war dann der Tag an dem ich es ihr gesagt habe, denn ich bin jetzt im 4. Monat, also schon zu spät für einen Abbruch. Sie hat genauso reagiert wie ich es mir gedacht habe, total verurteilend und beleidigend. Sie hat mich gefragt was mein Plan mit dem Kind ist, denn sie würde mich nicht unterstützen. Ich habe ihr dann erzählt das ich eine anonyme Geburt haben möchte, sprich, das Kind wird nach der Entbindung zu Pflegeeltern kommen. Diese Antwort hat ihr garnicht gepasst, sie warf mir vor das ich ein total schlechter mensch sei, erst schwanger werden und dann nicht mal selber um das kind kümmern.. nun stelle ich mir die frage, bin ich wirklich so ein schlechter mensch? Ich weiß das ich mich nicht um ein kind kümmern könnte, vorallem nicht wenn ich in meinem Umfeld keine Unterstützung bekomme.. Ich hoffe einfach das, das kleine in sehr gute Hände kommt und ein erfüllendes Leben führen wird.

Was meint ihr? Ist das die richtige Entscheidung oder seid ihr der Meinung das ein Abbruch die bessere Idee gewesen wäre?

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Hey!

Du scheinst deine Mutter gut zu kennen.

Es tut mir leid, was dir passiert ist.
Dein Umgang mit der Schwangerschaft finde ich sehr verantwortungsvoll und reflektiert.

Liebe Grüße
Schoko

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Liebe Anni, es tut mir im Herzen weh was dir passiert ist 😔 es ist einfach nur furchtbar!
Hast du denn in irgendeiner Weise einen Therapeuten oder Ähnliches? Ich möchte dir auf keinen Fall zu nahe treten aber solch ein traumatisches Erlebnis solltest du aufarbeiten, damit deine Seele heilen kann.

Wie ich aus deinem Beitrag heraus lese war dein erster Gedanke, deine Intuition, das Kind zu behalten. Und wenn es so war dann war es richtig! Du hast Respekt und Achtung vor diesem Leben gezeigt und willst, dass es weiter lebt. Wenn du es zu einer Pflegefamilie gibst, dann ist das für mich ein Akt der Liebe und des Respektes weil du möchtest dass dieses Kind das für sich beste Leben bekommt. Aus deinem Text kam irgendwie heraus, dass das Gespräch mit deiner Mutter dich erst jetzt so verunsichert hat. Lass dir da von keinem rein reden. Es tut mir leid für dich, dass sie nicht so für dich da sein kann wie du es brauchen würdest. Distanziere dich von ihren Worten und lass dich nicht runter ziehen. Wenn es sich für dich richtig anfühlt dann ist es auch richtig.

Nochmal möchte ich dir aber raten dass du dir so schnell wie möglich professionelle Hilfe suchst, mit sowas muss und sollte man nicht alleine fertig werden.

Ich wünsche dir alles Gute 🍀

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Guten Morgen liebe Anni,

deine Geschichte hört sich furchtbar an und das Trauma der Vergewaltigung alleine bräuchte schon mindestens die Unterstützung deiner Mutter. Dass du dich dafür entschieden hast, das Kind auszutragen, ist alleine deine Entscheidung und du klingst sehr reflektiert und erwachsen. Hierfür erstmal meinen größten Respekt!
Du scheinst dich schon sehr damit auseinandergesetzt zu haben und da du selber der Meinung bist, dass du für das Kind nicht da sein kannst, ist doch die Idee der ambulanten Geburt, toll. Dein Kind wird ganz sicher dann tolle Eltern finden.

Kannst du dir für deine Situation Hilfe holen? Oder bist du noch in Behandlung? Vielleicht kannst du dir durch eine Familienberatungsstelle auch Hilfe im Umgang mit deiner Mutter holen. Ihre Vorwürfe sind unfair und falsch. Du bist nicht schuld an der Situation und hast die für dich passende und richtige Entscheidung getroffen und du solltest dafür jede Unterstützung bekommen.

Ich wünsche dir, alles Gute und dass du die Situation bewältigen kannst. Und ich wünsche dir jemanden an deiner Seite, der dich begleitet und unterstützt!

Lg Flobienne

4

Es tut mir leid was du durchgemacht hast keine verdient sowas 😔

Ich finde deine Entscheidung sehr Erwachsen und reflektiert, und du bist kein schlechtes Mensch lass dir das von keinem einreden. Du willst das Kind abgeben damit es besseres Leben haben kann das ist Liebe und es ist nichts schlechtes daran. 🫂 Das ist alleine deine Entscheidung. Lass bitte keinem für dich entscheiden. Tue das was du für richtig hälst.

Schade das deine Mutter dich nicht unterstützt.

Ich wünsche dir alles gute ❣️🌹

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Nein, hast du richtig gemacht! Du hast nach deinem gewissen gehandelt und es idt aus meiner Sicht nicht verkehrt, das Kind dann in ein Pflegefamilie zu geben, wenn man sich nicht drum kümmern kann.

Wenn dir in so einem Punkt noch Zweifel kommen und du doch selbst für dein kind sorgen willst, beantrage vielleicht eine familienhelferin

Bearbeitet von Barbara47
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Ich finde du reagierst unter diesen Umständen sehr vernünftig und verantwortungsbewusst.
Ich möchte dir nahelegen eine oder zwei Familienberatungsstellen aufzusuchen und über deinen Möglichkeiten zu sprechen. Neben anonymer Geburt könntest du auch den direkten Weg der Adoption gehen, das ist minimal aufwendiger aber da gibt es für dich und das Kind einige Vorteile. Auch die Optionen die du hast, wenn du das Kind doch eventuell behalten willst, kannst du dir ja einfach mal anhören. Vielleicht besser einmal alle Optionen zu kennen, bevor du dich in einigen Jahren mit was-wäre-wenn-Gedanken plagen musst.

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Guten Morgen!

Erst einmal: du hast meinen allergrößten Respekt und bist in meinen Augen eine Heldin!
Danke dass du dem Baby -und einem potenziellen Paar- die Chance geben möchtest, eine glückliche Familie zu werden, wenn du dich für Pflege/Adoption entscheidest. Was dir passiert ist tut mir unfassbar leid und ich wünschte du hättest eine emphatischere Mutter, die dich da durchträgt. Sie klingt nicht sehr liebevoll... mit diesem Schritt den du gehst bist du vermutlich bereits eine weitaus bessere Mama für das kleine als deine es für dich je war, auch wenn ich natürlich keine Hintergründe kenne. Es ist nur eine Mutmaßung. Ich habe zwei Töchter und ich kann mir nicht ansatzweise vorstellen sie jemals so im Stich zu lassen. Egal unter welchen Umständen. Ich liebe sie über alles!
Vielleicht steht sie momentan aber auch unter Schock und muss die Neuigkeit erstmal verarbeiten? Ich denke das kannst du besser einschätzen.

Es ist wichtig dass du mit deinen Entscheidungen im reinen bist und hinter ihnen stehst und so wie es sich für mich anhört, hätte eine Abtreibung bei dir seelisch noch eine größere Verletzung hinterlassen. Also nein- ich denke für dich war es der richtige Weg.
Was deine Mutter betrifft, es wird vermutlich nicht das letzte Mal sein, dass Menschen deine Entscheidung nicht verstehen können. Mach dich stark, umgib dich mit Menschen die dich unterstützen und geh mutig deinen Weg. Vielleicht hat hier ja der ein oder andere einen Tipp, wie du dich mit "Gleichgesinnten" vernetzen könntest.

Liebe Grüße
Prinzessinmama

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Du machst das sehr gut. Denke das ist eine sehr gute Entscheidung.
Es tut mir leid, was dir passiert ist. Ich hoffe, du kannst es aufarbeiten.

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"nun stelle ich mir die frage, bin ich wirklich so ein schlechter mensch?"

Nein. Du wirkst sehr reflektiert und reif für dein Alter und hast für dich eine Lösung gefunden, mit der du vermutlich gut leben kannst. Was deine Mutter davon hält ist egal. Vor allem da sie ja scheinbar noch nicht mal die ganze Wahrheit kennt.
Therapeutische Hilfe solltest du dir trotzdem suchen um alles gut verarbeitet zu können. Ich drücke dich ganz fest 🫂.