Fühle mich so schuldig

Hallo

meine Mutter hatte 1998 Brustkrebs, linke Brust amputiert. Ansonsten alles ok.

Im Januar meinte ihr Hausarzt bei einer Routineuntersuchung, sie solle ihre Leber näher untersuchen lassen, da wären schwarze Punkte auf dieser. Meine Mutter wollte aber keine weiteren Untersuchungen.
Gleichzeitig berichtete sie, daß ihre Brustwarze der rechten Brust fürchterlich jucke und sich diese nach innen gezogen hat.

Ich habe sie dann gedrängt, daß sie zum Gyn. geht, habe nachdem ich sie überredet hatte sofort einen Termin für sie ausgemacht. Diagnose Brustkrebs.

Im Februar bekam sie die rechte Brust abgenommen. Zwei verschiedene Ärzte meinten, damit wäre es getan, sie brauche anschließend wieder !!! keine weitere Behandlung.

Diagnose nach der OP: 6 cm Tumor, 4 von 11 Lymphknoten befallen, und Metastasen in der Leber.

Nach der OP hatte meine Mutter ein Durchgangssyndrom, kannte uns nicht und war total verwirrt. Aufgrund ihres Zustandes keine Chemo, keine Betrahlung nur Antihormontherapie.

14 Tage nachdem sie wieder zuhause war fing sie an zu halluzinieren, hatte Wahrnehmungsstörungen und Angstzustände, wollte sich das Leben nehmen. Ich bin dann mit ihr zum Arzt, sie bekam was gegen ihre Angstzustände.

Die Angstzustände legten sich, aber die Hallutinationen und Wahrnehmungsstörungen wurden immer schlimmer.

Meine Geschwister meinten, es müsse was unternommen werden, sie müsse psychiatrisch behandelt werden. Nachdem sie dann am Ostersamstag wieder versucht hat sich die Pulsadern aufzuschneiden und meine Schwester (sie wohnt dort) sie gerade noch davon abhalten konnte, habe ich den Notdienst angerufen, der sie in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen hat.

Wir sind jeden Tag hin, nach einer Woche bekam sie hohes Fieber, laut Ärzte Lungenentzündung, die Entzündungswerte lagen allerdings nur bei 1,0 was nicht für eine Lungenentzündung sprach, sie lag nur noch im Bett und schlief. Nach ein paar Tagen lief sie wieder, aber nur mit Unterstützung, das Fieber blieb.

Nach einem Hirn Ct die Diagnose abgelaufener Hirninfarkt und Alzheimer-Demenz.

Nachdem sie dann nach 14 Tagen auch noch Durchfall bekam und der HB-Wert drastisch abgefallen war, wurde sie dort entlassen und in ein Krankenhaus verlegt. Sie hatten sie medikamentös eingestellt und konnten nichts mehr für sie tun. Sie bekam eine Bluttransfusion, wurde aber nach 2 Tagen mit den Worten entlassen (sie war immer noch verwirrt und wußte nicht was sie machte) für solche Patienten haben wir keine Zeit.

Wir haben sie dann nach Hause geholt, verwirrt, kaum noch auf den Beinen.

Anfang Juli brach sie zusammen und kam ins Krankenhaus, Lungenembolie.
Nach einer Woche war sie wieder zuhause, muß jetzt 2 x täglich Heparinspritzen bekommen, was ich mache, wohne gleich nebenan.

Sie kann nichts mehr, nicht mehr laufen, nicht mehr auf Toilette, nur mit 2 Personen bekommt man sie auf einen Toilettenstuhl, sie weiß meistens nicht wer wir sind und hat nach 2 Minuten wieder vergessen was man ihr gesagt hat. Ihr Zustand wird täglich schlimmer. Man kann sie keine Minute mehr alleine lassen.

Jetzt mache ich mir totale Vorwürfe, denn ich habe sie zum Gyn. geschickt und ich habe dafür gesorgt das sie in die Psychiatrie kommt. Jeden Tag denke ich nun, hätte ich das doch nicht getan, das ist alles meine Schuld.

Dieses Jahr trifft uns ein Schlag nach dem anderen. Die ganze Geschichte mit meiner Mutter.

Im Januar kam dann noch Kurzarbeit meines Mannes hinzu, im März dann Insolvenz der Firma und Arbeitslosigkeit. Sei Mai hat er wieder Arbeit.
Im Februar starb dann auch noch mein Onkel an Lungenkrebs (Bruder meiner Mutter). Ich bin selbst ambulant (Polyp Gebährmutter) operiert worden, hatte selbst einen Knoten in der Brust, der sich als Zysten entpuppte. Vor zwei Wochen brach sich mein Mann den Zeh. Und dann war noch einiges zwischendurch, was gegenüber dem anderen alles nur Kleinigkeiten waren.

Es nimmt kein Ende und der Gedanke Schuld an Mutters Situation zu haben, läßt mir keine Ruhe.

Sorry für das lange Gerede, mußte es aber mal loswerden.

Gruß
Jutta

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Hallo Jutta,

man, du Arme, du hast es echt gerade nicht leicht! Fuehl dich einfach mal gedrueckt #liebdrueck!

Was ich mich allerdings frage...
"Jetzt mache ich mir totale Vorwürfe, denn ich habe sie zum Gyn. geschickt und ich habe dafür gesorgt das sie in die Psychiatrie kommt. Jeden Tag denke ich nun, hätte ich das doch nicht getan, das ist alles meine Schuld."

Was meinst du, was waere, wenn du nicht diese Entscheidungen getroffen haettest?

LG
Barbara

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Hallo Barabara,

klar hab ich mir auch schon Gedanken darüber gemacht, was jetzt wohl wäre, wenn sie nie zum Arzt gegangen wäre.
Die Alzheimer-Demenz und den Hirninfarkt bzw. die Lungenembolie hätten wir trotzdem nicht verhindern können, denke ich.

Aber das sie nicht mehr laufen kann, ist ja erst seit sie in der Psychiatrie war und da habe ich mir schon oft gesagt, hätte ich es mal nicht getan.

Meinen Geschwistern habe ich das auch schon gesagt, sie sagen zwar auch, hätten wir das mal nicht gemacht, sie geben mir aber keinerlei Schuld, weil ich das ganze ins Rollen gebracht habe. Sie sagen, ich hätte das Richtige getan. Sie waren alle der Meinung, schon beim ersten Suizidversuch, das sie in die Psychiatrie muß, aber da haben wir das noch aufgeschoben. Beim 2. mal gab es aber keinen Aufschub mehr, nur mein Vater hat sich damals nicht dazu geäußert, er hätte sie lieber zuhause behalten.

Auch mein Vater gibt mir keine Schuld, zumindest sagt er es nicht, er sagt allerdings auch nicht, daß ich richtig gehandelt habe.

Ich weiß nicht wie er reagiert, wenn sie mal stirbt.

Gruß
Jutta

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hallo Jutta,

ach nee, ich muss mal durchatmen mir stockte echt der Atem, das ist ja so was von schlimm hab keine richtigen Worte. Deine arme Mutter was hat die bloß mitmachen müssen kann ein Mensch soviel ertragen? Aber zu deinen Schuldfragen du bist gar nicht schuld man schickt jem. zum Arzt, weil man sein Bestes will. Und ehrlich gesagt ist man als Aussenstehender meine Laie nicht den Ärzten ausgeliefert. Bleib stark ich glaube es bleiben immer Fragen offen wo man lange auf Antwort sucht. Lass dich#liebdrueck.
LG J-L

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das tut mir richtig, richtig leid, für deine mutter und für dich.

aber vorwürfe brauchst und darfst du dir nicht machen. jeder hätte so gehandelt, ganz sicher.
wenn man krank ist oder wird, ist es doch das erste, daß man zum arzt geht, und danach ins krankenhaus.

wenn man im nachhinein immer wüßte, was richtig oder falsch ist, würde man vieles nicht mehr machen.

deine mutter hat schon ein richtig großes leid zu tragen.
so schlimm wie es sich anhört, die demenz find ich in diesem fall für einen segen. wenn sie es verstehen könnte, was mit ihr los ist, das kann man nicht ertragen.

ich wünsche euch von herzen, alles gute.

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Hallo!!!!

Das ist ja echt heftig was Ihr durchmachen musstet.

Aber Schuld am Zustand Deiner Mutter hast du nicht!!

Du hast alles richtig gemacht. Ich hätte genau so gehandelt.Hol Dir doch sonst auch noch psychologische Hilfe, damit Du darüber richtig sprechen kannst.

LG Jannika

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Hallo,
Ja es ist schrecklich, auch Deine Gedankenzüge verstehe ich sehr gut, doch auch mit diesem Brusttumor hätte sie die Diagnose Demenz usw... bekommen können.

Was ich viel schrecklicher finde, bzw. vieleicht habt Ihr ja diese Hilfen schon, ist das euch die Möglichkeiten der Brückenpflege und der Demenzbetreuung nicht gezeigt oder erleutert wurden.

Oder habt Ihr eure Mum schon in die Pflegestufe einstufen lassen?

Es gibt echt viele Hilfsangebote, man muß diese nur wollenund zulassen.

LG und viel Kraft#liebdrueck für die weitere Zeit

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Hallo

sie ist in Pflegestufe 2 eingestuft. Sie braucht ja rundum Pflege, 2 Personen müssen immer da sein, einer alleine schafft es nicht. Meine Geschwister, meine Schwägerin und ich sowie mein Vater teilen uns die Arbeit (mein Mann kann leider nicht mithelfen, da er LKW-Fahrer ist und nur am Wochenende zuhause ist).

Aber ansonsten sind wir nicht beraten oder über irgendwas aufgeklärt worden. In der Psychiatrie war eine Dame die wollte mit mir ein Beratungsgespräch führen, aber da meine Mutter dann Hals über Kopf verlegt wurde und dort entlassen wurde, ist daraus nichts mehr geworden. Ich habe die Dame noch angerufen, aber die meinte, sie könne mich nur beraten, wenn meine Mutter dort noch Patientin wäre, da sie aber entlassen ist, darf sie das nicht mehr.

Alles was wir wissen, haben wir aus dem Internet.

Wir haben zwar schon Hilfsmittel wie Rollstuhl, Toilettenstuhl, Pampers, Betteinlagen verschreiben lassen, aber was wir sonst noch für Hilfe (außer einem Pflegedienst) in Anspruch nehmen könnten, wissen wir nicht. (Wir haben sogar einen Treppenlift einbauen lassen, damit sie nach oben in ihr Bett kann, die Kosten mußten wir selbst übernehmen.


Gruß Jutta

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Auch den Treppenlift kann die KK übernehmen. Ihr habt scheinbar einen ziemlich blöden Arzt beim MDK gehabt.

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