hey ihr,
ich fange einfach mal an zu erzählen und versuche mich kurz zu fassen:
voriges jahr war ich mit meinem ersten kind (ungeplant) schwanger. als ich in der 18. ssw war, wurde mein vater am herzen operiert. dabei gabs komplikationen - 5 wochen künstlicher tiefschlaf und wir jeden tag im kh folgten. meine schwangerschaft rückte so in den hintergrund, zu groß war die sorge um meinen vater. ich freute mich aufs baby, doch da war auch die große angst, meinen vater zu verlieren. dann nach 5 wochen ist er verstorben. 5 wochen auf und ab der gefühle, mal hieß es, er wird es überleben, dann wieder er wird es nicht überleben. ich wusste nicht, wie ich mit alldem umgehen sollte, ich wollte auch auf mein kind rücksicht nehmen und hab den schock und die trauer in den hintergrund gedrängt.
im januar diesen jahres wurde dann mein - gottseidank gesunder - sohn geboren. ich liebe ihn über alles und freue mich jeden tag dass ich ihn habe - doch die trauer über den verlust meines vaters ist noch immer da. ich hatte kein "ventil" um meine gefühle loszuwerden...
ich kanns noch immer nicht glauben dass er nicht mehr da ist, ich hätte ihm gerne seinen ersten enkel (von dem er wußte, dass er opa wird) noch vorgestellt. es ist alles so grausam ich kann das alles immer noch nicht glauben.
das schlimmste ist, ich kann nicht mehr weinen. ich habe meine fähigkeit, zu weinen verloren und das tut komischerweise ziemlich weh. ich weiß nicht was es war, aber ich glaube, seit der gesichte war ich zu geschockt dass ich es bis heute nicht mehr kann. kann mich vielleicht irgendwer verstehen???
wie kann ich meine trauer bewältigen??? gibts da ein buch oder sowas??? es wär mir echt wichtig...
für antworten!!!
lg lw + mäuserich *10.1.06
wie trauer bewältigen? ich schaffe es nicht... :-(
Hallo,
als allererstes möchte ich dir sagen das es mir sehr leid tut, es geht immer weiter auch wenn du es momentan nicht wahrhaben willst oder kannst.
es gibt ein sehr gutes buch das du dir evtl. kaufen kannst es heißt "Wenn die alten Eltern sterben. Das endgültige Ende der Kindheit" es ist wirklich sehr gut.
Als aller erstes musst du wissen das es verschiedenste Tauerphasen gibt. Verschiedene Sterbe- und Trauerforscher wie z.B. Kübler-Ross habe diese ergründet und aufgeschrieben.
1. Nicht-wahr-haben-wollen
In dieser Phase wird das Unabänderliche, der Tod eines Nahestehenden, verleugnet. Betroffene haben das Gefühl zu träumen. Sie wirken wie versteinert oder gefühllos.
Diese Phase kann Stunden, Tage oder Wochen andauern.
Schafft man dem Betroffenen die Möglichkeit, sich vom Verstorbenen zu verabschieden (also die Leiche zu sehen), so verhindert man, dass der Trauernde die Realität verzerrt oder idealisiert im Gedächtnis abspeichert. Hilfreich ist es ferner, wenn der Trauernde seine Gefühle äußert. Das Verbalisieren von Emotionen ist ein wichtiger Schritt für den Beginn der Trauerarbeit.
2. Aufbrechen chaotischer Emotionen
Durch eine traumatische Situation wird der Mensch mit den verschiedensten Emotionen überflutet. Während diese in der ersten Phase noch unterdrückt oder abgespaltet werden, werden diese nun völlig durcheinander erlebt. Dabei kann es sich z.B. um Schmerz über den Verlust, Zorn oder Wut sowie Schuldgefühle handeln.
3. Suchen, Sich-finden und Sich-trennen
In der Erinnerung wird das gemeinsame Leben mit dem Verstorbenen noch mal durchlebt. Schließlich erklärt sich der Betroffene mit dem Verlust einverstanden.
4. Phase des neuen Selbst- und Weltbezugs
Der Betroffen, der sich in der Trauer von anderen zurückgezogen hat, bewegt sich auf andere Menschen zu. Im Gegenzug gibt er dafür den Schmerz um den Verstorbenen in zunehmenden Masse auf.
Im Verlauf dieser letzten Phase können Aspekte der zweiten und dritten Phase vorübergehend wieder durchlaufen werden. Ein Grund dafür wäre, wenn sich die Erinnerung an den Verstorbenen wieder belebt.
Bitte beachten:
1. Trauer braucht Zeit (kann bis 8 Jahre gehen)
2. Die Phasen laufen nicht linear ab
3. Ob eine Reaktion "normal" oder "pathologisch" ist, hängt von ihrer Dauer und ihrer Intensität ab (keine vorschnelle Pathologisierung).
wenn du es nochmal genau nachlesen möchtest schau mal bei google nach trauerphasen
oder www.lebensgedanken.de/trauerphasen_und_traueraufgaben.htm.
Du schaffst das, es geht wie gesgat immer irgendwie weiter, ich weis wie das ist und ich weis auch das man irgendwann mit einem lächeln an den menschen zurück denken kann weil man das schöne sieht un d nicht nur das er nicht mehr da ist.
liebe grüße Franzi
hallo franzi,
danke für dein posting! ist sehr aufschlußreich!
ich hoffe, eines tages drüber hinwegzukommen... auch wenn ich es mir jetzt nicht vorstellen kann
ich wünsche dir und deiner familie auch alles gute!!!
lg
lw + mäuserich *10.1.06
Hallo littlewonder!
Erstmal möchte ich dir sagen das es mir sehr leid tut was passiert ist. Ich kann dich so gut verstehen. Mir erging es in meiner Schwangerschaft genauso. Als ich im vierten Monat schwanger war starb mein Vater ganz plötzlich an einem Herzinfarkt. Ich konnte und wollte es erst garnicht glauben. Das mein geliebter Vater so plötzlich weg war konnte ich nicht verstehen. Es war das schlimmste was mir bis jetzt in meinem Leben passiert ist. Ich habe sehr sehr lange getrauert und um ihn geweint. Konnte über ein Jahr lang nachts nicht schlafen und hatte ständig Angst. Angst das mein Vater plötzlich wieder vor mir steht in seinem Anzug in dem er im Sarg gelegen hat, Angst vor der Nacht, Angst vor jeder Kleinigkeit die nicht "normal" war. Meine Familie wollte mich schon zu einer Therapie schicken, aber das wollte ich nicht. Mein Baby im Bauch konnte mich zu der Zeit auch nicht aufmuntern. Ganz ehrlich ich habe mir sogar gewünscht das mein Vater noch da wäre und das ich nicht schwanger wäre. Der Gedanke das mein Vater vielleicht gehen musste weil mein Sohn auf die Welt kommen sollte machte mich fertig. Meine Schwangerschaft verlief dementsprechend ziemlich turbolent und mein Sohn kam als Frühchen zur Welt. Sogar im Kreissaal während der Geburt musste ich an meinen Vater denken und habe seinen Namen gerufen. Er hatte sich so auf sein erstes Enkelkind gefreut und er war doch erst 49.
Mittlerweile ist mein Vater 1 1/2 Jahre nicht mehr bei uns und es tut mir sooooo weh das mein Sohn ihn nicht kennenlernen durfte. Ich werde ihm gaaaaanz viel von seinem Opa erzählen so das er wenigstens durch meine Erzählungen weiß was für ein wundervoller einmaliger Mensch mein Vater war.
Ich vermisse ihn immer noch sehr und das wird sich auch nicht ändern. Aber die Trauer wird mit der Zeit weniger. Ich kann dir leider nicht sagen wie ich es geschafft habe, es ging einfach irgendwie. Mein Sohn hat viel dazu beigetragen, jetzt bin ich unendlich froh das ich ihn habe.
Ich wünsche dir alles alles Gute und halt die Ohren steif.
Liebe Grüße
Simone
Hallo Littlewonder,
auch von mir erst einmal ein ganz liebes Beileid, weil auch ich Dich so gut verstehen kann. Ich habe vor zwei Jahren meinen Vater ganz plötzlich verloren (Herzinfarkt) und bin kurz darauf schwanger geworden. Es tut mir noch immer sehr weh, dass er nie von seinem kleinen Enkel erfahren hat und ihn nicht aufwachsen sehen kann. Irgendwie hoffe ich, er sieht ihn trotzdem und begleitet sein Leben als Schutzengel. Das stelle ich mir zumindest gerne vor.
Ich hatte ein sehr enges Verhältnis zu meinem Vater und vermisse ihn noch immer täglich, auch als Opa. Auf der anderen Seite hilft mir mein kleiner Sonnenschein, zu sehen, dass das Leben tatsächlich weitergeht, und neues Leben entsteht. Jetzt gibt es ein neues Menschlein, dass meine Liebe und Fürsorge braucht, und dem ich etwas von dem weitergeben kann, was meine Eltern mit geschenkt haben. Auf eine Art leben sie dadurch in unserer Familie weiter.
Und als hätte ich nicht noch genug an meinem schlimmen Verlust zu knabbern, ist kurz vor dem ersten Geburtstag meines Sohnes auch noch meine Mutter gestorben. Sie war superfitte 60, nie krank, keine Wehwehchen, und so voller Lebensfreude, Liebe und Energie. Sie hatte eine plötzliche Gehirnblutung (Aneurysma) und ist tot zusammengebrochen.
Der Schock sitzt noch immer so tief, dass ich überhaupt nicht weiss, wie ich damit umgehen soll. Sie fehlt mir so unendlich - fast täglich haben wir telephoniert und sie war noch mehr in ihren kleinen Enkel verliebt, als ich mir das je hätte vorstellen können. Und jetzt ist sie nicht mehr da, kann ihn nicht aufwachsen sehen (oder vielleicht doch?), ihn nicht knuddeln, nicht mit ihm lachen und erzählen, obwohl sie doch soooo viele Pläne hatte. Und er hat seine liebe Omi verloren und wird sich noch nicht mal an sie erinnern können. Das tut sehr weh.
Auch ich habe mir vorgenommen, ganz viel von Opa und Oma zu erzählen. Schon jetzt spiel ich manchmal mit Nico, dass die Omi anruft und ihm sagt, wie lieb sie ihn hat, aber natürlich versteht er das noch nicht (er ist 16 Monate alt), und außerdem kommen mir dann meist die Tränen, also vielleicht ist das doch keine so gute Idee... Aber Photos werden auf jeden Fall angeschaut, und viieeel erzählt.
Die Trauer um meinen Vater ist zwar immer noch da, aber nicht mehr dieser Schlag in die Magengrube, jedes Mal, wenn ich an ihn denke (also jeden Tag). Gaaanz langsam weicht das einem Gefühl von schöner Erinnerung an meine Kindheit und Jugend und gemeinsame Erfahrungen und Gespräche, und einer großen Wärme und Dankbarkeit für einen wunderbaren Vater. Ich wünsche mir, dass das bei meiner Mutter auch irgendwann so wird und es nicht mehr so weh tut.
Das wünsche ich Dir auch. Bestimmt heilt die Zeit die Wunden, wenn auch langsam. Daran müssen wir glauben. Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute und ganz viel Freude an Deinem kleinen Spatz!
Angelika