Ich glaube, meine Mutter stirbt...

Hallo ihr Lieben,

Ich muss mir mal was von der Seele schreiben.

Nachdem ich im März schon meinen besten Freund verloren habe, scheint nun meine Mutter zu gehen. Lungenkrebs.

Sie ist doch erst 57 Jahre alt.

Nachdem was ich weiß hieß es immer, sie hätte gute Prognosen zumindest noch eine Weile gut zu leben, aber jetzt, kein Jahr nach der Diagnose, denke ich, dass es zu Ende geht.

Seit über einer Woche geht es ihr sehr schlecht. Sie hat Schmerzen, muss sich ständig übergeben und ist körperlich am Ende. Doch das ist noch nicht das schlimmste. Scheinbar baut sie nun auch geistig deutlich ab. Immer wieder stellt sie dieselben Fragen, kann sich plötzlich nicht mehr orientieren ( Warum steht mein Bett im Flur? ) . Denkt mitten am Tag, dass es Nacht ist oder redet irgendwie wirr. Vorgestern hat sie sich plötzlich angezogen und wollte irgendwo hin, bevor sie im Bad zusammen gebrochen ist.

Ins Krankenhaus will sie nicht. Sie hat von Anfang an gesagt, dass sie zu Hause sterben möchte.

Ich denke es ist jetzt wohl bald soweit.

Ich kann mich nicht so kümmern wie ich vermutlich sollte. Ich ertrage es nicht. Meine Psyche spielt schon lange nicht mehr mit. Ich habe Panikattacken und bin in Therapie.

Eigentlich wollte ich nach euren Erfahrungen fragen, aber jetzt kommt mir das falsch vor.

Ich hoffe nur noch auf Besserung, wie auch immer die aussehen mag.

LG DarkBuffy

1

Hallo DarkBuffy,

es tut mir sehr leid, was du gerade durchmachen musst #liebdrueck

Ist denn deine Mama alleine daheim? Oder ist dein Papa auch noch da? Deine Mama sollte nicht mehr alleine sein. Wenn ihr professionelle Hilfe braucht, dann wendet euch an ein Hospiz oder eine Palliativstation, die betreuen auch daheim. Die betreuen auch sehr gut die Angehörigen!

Ich wünsche euch alles erdenklich Gute, für deine Mama einen schmerzfreien Weg, egal in welche Richtung.

Meine Mama ist ganz plötzlich, ohne Vorwarnung mit 55 Jahren gestorben. Das war für alle sehr schlimm! Es ist 3,5 Jahre her. Der Schmerz hört nie auf, aber man lernt mit ihm zu leben!
Und heute denke ich, dass ihr Tod auch etwas Gutes hatte (so makaber das klingen mag #gruebel) Ich bin mit meinem Papa wieder ganz eng aneinander gerückt, wir verstehen uns besser denn je. Und das macht mich wiederum glücklich :-)

LG Jenny

2

Hallo Jenny,

vielen Dank für deine Nachricht.

Mein Vater kümmert sich um sie, so gut er kann.

Leider lehnt sie jegliche Hilfe ab. Mein Vater hat gestern Morgen einen Krankenwagen gerufen, weil es ihr so schlecht ging, aber sie hat sich geweigert mitzufahren. Sie will es einfach nicht. Genauso wenig wie Hospiz oder Palliativ- Medizin. Ich denke, sie will es nicht wahr haben, keiner will das, und ich bin ja auch kein Hellseher, kann nicht sagen, ob es jetzt wirklich schon soweit ist. Aber es kommt mir so vor, und meinem Vater wohl auch.

Wir können nicht gut über diese Dinge reden, meine Familie war immer etwas "schwierig". Ich denke, deswegen kann ich mich auch nicht so kümmern, wie ich es sollte. Ich habe nie Fürsorge oder dergleichen erfahren.

Mein bester Freund ist im März ebenfalls an Lungenkrebs gestorben und bei ihm war es auch so, dass er geistig so abgebaut hat und dann tot war.
Ich warte nun jeden Tag auf den Anruf, dass es bei meiner Mutter soweit ist.

Vielleicht interpretiere ich jetzt zuviel in deinen Text hinein und täusche mich, aber du denkst auch, dass es jetzt zu Ende geht, oder?

Ich danke dir für deine lieben Worte.

Lg DarkBuffy

3

Hallo DarkBuffy,

nein, du interpretierst nicht zu viel rein. Wir (unsere Familie) haben in den letzten 12 Monaten 2 geliebte Menschen (Oma und Opa meines Mannes) an Krebs sterben sehen. Es ist leider so, dass es irgendwann unübersehbar ist und man nur noch hofft, dass sie nicht mehr lange leiden müssen. Sie waren beide zum Glück schon sehr alt, da konnte man besser mit umgehen, am Schwersten ist es uns bei der Ticktack gefallen, weil sie das beste Stück unseres Mittleren war und es innerhalb von 4 Wochen ging (Diagnosestellung bis zum Tod), sie war 89. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass man um jemand so Alten so weinen kann. 1 Woche später kam unser Jonathan auf die Welt. Heute denke ich oft, dass die Ticktack uns ihn geschickt hat, damit wir wieder Freude empfinden. Thorben leidet heute noch oft unter ihrem Verlust, aber er lernt damit umzugehen.
Sie waren beide kurz vor ihrem Tod nicht mehr richtig ansprechbar, durch den Wind etc... Allerdings waren beide im KH, wir wollten es so und sie dann auch.

Alles Liebe.

Wenn du schreiben willst, dann schreib mir ruhig #liebdrueck

weitere Kommentare laden
4

Hallo,

Ich vermute dass die Bewußseinstörungen (oder der geistige Abbau ) sich zum einen eine Nebenwirkung auf Medikamente sein kann, zum Anderen ziehen sich manche Sterbende mental zurück. Eine Art eigener Schutzmechanismus, weil sie selber mit der Realität nicht umgehen können/wollen und sich machtlos ausgeliefert fühlen/sind.

Mein Vater war vor seinem Tod ganz klar!
aber mein Vater hatte sein Schicksal akzeptiert und wollte noch ordnen was es zu ordnen gab. danach ist er ins Bett und da blieb er. Er schlief wohl immer öfter und länger bis er ganz einschlief (so die Erzählung seiner Frau) Der lange Schlaf ist natürlich unter anderem durch das Morphium erklärbar.

Also da ich die geistige Klarheit auch von anderen Verstorbenen kenne, würde ich es eher auf die mentale Situation und die Medis "schiebe" , als auf den nahenden Tod.

LG und viel Kraft
Karna

9

Hallo Karna,

danke für deine Antwort.

Woher auch immer es kommt, hoffentlich hört es bald auf.

Ich hab da nicht so viele Erfahrungen bisher. Mein bester Freund ist im März gestorben, auch am Lungenkrebs, und bei ihm war es auch so. Zuerst hat er nur noch geschlafen und dann war er plötzlich so verwirrt. Einen Tag später war er tot.

Heute ist meine Mutter wieder ganz klar, sie war gerade wach. Ach, ich weiß auch nicht. Wir können wohl nur abwarten.

LG DarkBuffy

8

Ja es ist hart jemanden so früh gehn lassen zu müssen. Meine Mutter starb mit 49 an einem Hirntumor. Nach 20 Jahren mit guten und schlechten Jahren, war es ihr wirklich gegönnt.

Holt euch Hilfe von einer Hospizstation. Diese Leute sind gold wert. Unsere Mutter war auf einer Palliativ station und ich glaube sie wurde in all den Krankenhausaufenthalten nie würdevoller/ respektvoller und liebevoller behandelt wie auf der Palliativstation.

Wie lange es dauert, kann kein Mensch voraussagen. Aber wünsche euch alles Gute

10

Ihr Lieben,

zuerst einmal danke für eure Anteilnahme.

Wie bereits geschrieben hat mein Vater vorhin mit der Ärztin gesprochen und natürlich keine guten Nachrichten bekommen.

Meine Mutter hat nun mehrere Metastasen im Kopf und muss sofort ins Krankenhaus, auch, weil es meinem Vater zuviel wird. Er kann nicht mehr. Laut Ärztin hat meine Mutter noch maximal ein halbes Jahr, eher weniger.

Ich denke, sollte sie nochmal aus dem Krankenhaus kommen, werden wir uns um diesen Hospizdienst bemühen.

Danke für eure Tipps und Erfahrungen.

LG DarkBuffy

11

Liebe darkbuffy,

so eine Nachricht, ist wirklich schwer verkraften.
Manchmal ist das Leben echt unfair zu einem.

Darf ich dich was fragen?
Wie steht deine Mama dem Thema sterben entgegen? Weiß sie das oder verdrängt sie es?
Sucht euch in eurer nähe ein ambulanten Hospizdienst, ich selbe arbeite auch als Sterbebegleitung und ich kann dir nur sagen für den kranken Menschen und auch für die Angehörigen ist es einfach gut, jemand an seiner Seite zu haben. Das kann ganz viel bewirken! Zwar keine Heilung aber man kann irgendwann besser damit leben. Sei einfach für deine Mama da, sorge aber auch gut für dich, denn du wirst noch ganz viel kraft brauchen. Geniesst die Zeit!

Die Palliativmedizin kann deiner Mutter, die Schmerzen nehmen, so dass das Leben noch bis zum schluss lebenswert ist.

Wenn ich dir irgendwie helfen kann, melde dich einfach bei mir!

14

Hallo,

vielen Dank für deine Nachricht.

Ich denke, meine Mutter verdrängt das.

Sie spricht zwar schon seit einiger Zeit davon, dass sie befürchtet, nun sterben zu müssen, aber sie akzeptiert das natürlich nicht. Sie will nicht gehen.

Gestern, als sie "klar" war, habe ich mal angeschnitten, dass wir uns um jemanden kümmern könnten, der zu ihr nach Hause kommt und ihr hilft wenn mein Vater arbeiten muss oder mal eine Pause braucht. Da ist sie mir fast an die Gurgel gegangen. Sie wäre noch kein Pflegefall und möchte auch nicht so behandelt werden.

Sie weiß auch nicht, wie schlimm es jetzt aussieht. Von dem halben Jahr haben wir ihr nichts gesagt, nur das sie Metastasen im Kopf hat. Ich weiß nicht, ob die ihr das im Krankenhaus noch sagen, aber wir haben es nicht fertig gebracht.

Ich weiß nicht, wie das weitergehen soll. Ich kann im Moment keinen klaren Gedanken mehr fassen. Obwohl ich davon überzeugt war, auf diese Situation vorbereitet zu sein, wirft mich diese Prognose nun vollkommen aus der Bahn.

Trotzdem danke für den Tipp.

Wenn ich wieder klar denken kann und mir einfällt, welche Fragen ich dir stellen muss, werde ich mich mit Sicherheit melden.

LG DarkBuffy

weitere Kommentare laden
12

Ich bin im Moment in der gleichen Situation, bloß mit Schwiema....die schon auf der Palliativstation ist. Wenn du Interesse an Kontakt hast, bitte per PN.
LG und #liebdrueck

13

Hallo,
meine Mutter ist dieses Jahr im April nach langem Kampf an Blasenkrebs verstorben.
Sie hat auch rgendwann so wirres Zeug geredet, das ist glaub ich normal.
Es hat dann aber noch ne ganze weile gedauert bis sie nedgültig gegangen ist.
Wir haben hier ein Hospiz in der Nähe, das hat uns sehr geholfen. Die Menschen dort helfen nicht nur den sterbenden zu gehen sondern auch den Angehörigen es zu akzeptieren.

15

Hallo,

danke für deine Nachricht.

Ich weiß nicht, ob meine Mutter ihre Meinung noch ändert. Zurzeit möchte sie auf gar keinen Fall in ein Hospiz, vermutlich, weil sie sich dann eingestehen muss, dass es nun zu Ende geht. Sie ist noch nicht so weit.

Mein bester Freund kam kurz vor seinem Tod auf diese Palliativstation und fand es dort sehr angenehm. Den Tipp haben ein paar andere ja auch schon gegeben.

Ich weiß nicht. Wir müssen abwarten, wie sie sich jetzt auf diese ganze Situation einstellen kann, sofern man das überhaupt kann.

Lg DarkBuffy

19

Ich habe die Diskussion hier ein wenig verfolgt. Auch ich kann euch nur zum ambulanten Hospizdienst, zum Hospiz oder zur Palliativstation raten.
Wenn deine Mutter ablehnt, dann versuche doch mal eher mit Ich-Argumenten zu arbeiten:
"Ich brauche Hilfe!"

"Papa braucht ab und zu eine Pause, weil er sich solche Sorgen Macht."
"Wir brauchen Leute, mit denen wir reden können"

Im Übrigen bin ich sehr sicher, dass deine Mutter genau weiß, was los ist. Ich glaube, jetzt ist angesagt auch offen und ehrlich mit ihr darüber zu reden.

Gruß
Susanne

22

Hallo ihr Lieben,

Ich danke euch allen für euren Beistand und eure Tipps. Es ist tröstend, dass alles nicht ganz alleine durchstehen zu müssen.

Deshalb, und auch wegen der Diskussion über die Wünsche des Kranken und der Versorgung durch die Familie, möchte ich euch die Neuigkeiten nicht vorenthalten.

Die Ärzte haben uns heute gesagt, dass meine Mutter das Krankenhaus wahrscheinlich nicht mehr verlassen wird. Sie darf nicht mehr alleine bleiben, und da mein Vater noch arbeitet und ich auch nicht immer kann, können wir sie nicht mehr ausreichend Zuhause betreuen, so leid uns das auch tut. Da die Verwirrtheit aber wohl auch zugenommen hat, bekommt sie das scheinbar eh nicht mehr richtig mit.

Mein Vater wird jetzt als ihr Betreuer eingesetzt, damit er Entscheidungen für sie treffen kann. Auch wird eine Pflegestufe beantragt.

Die Ärzte versuchen jetzt wohl noch die Metastasen etwas einzudämmen damit sie es angenehmer hat. Wenn sie nichts mehr tun können kommt sie auf die Palliativstation.

Auch wenn es schwer ist konnte ich heute merken, dass mein Vater erleichtert ist. Wir hätten es gerne getan aber unsere Grenzen sind erreicht. Jetzt bleibt uns nur noch zu hoffen, dass sie nicht mehr allzu lange leiden muss.

Auch wenn ich es noch nicht begreifen kann.

LG und danke.

DarkBuffy

23

Du hast ja schon viele Ratschläge bekommen - noch eine Ergänzung: Als der Vater meines Schwiegersohns starb, war mein Schwiegersohn bis zum Ende bei ihm. Da kam immer ein Sozialarbeiter des Krankenhauses - zu seiner Unterstützung...damit er mal jemand zum Reden hatte, mal eine rauchen gehen konnte usw. Er empfand das als sehr hilfreich.
Frag mal nach, gibts auf dieser Palliativstation bzw in dem Krankenhaus sicher auch.
Manchmal machen das auch Pfarrer - auch diese seelische Hilfe würde ich annehmen, egal, ob Du in einer Kirche bist oder nicht.

Ich wünsche Dir viel Kraft und alles Liebe !
LG Moni