Bald ist der 2. Todestag meines Papas.
Ich habe meist das Gefühl, dass er einfach nur mal in Urlaub ist oder ich einfach schon lange nicht mehr bei meinen Eltern war und ihn darum schon lange nicht mehr gesehen habe. Es ist so weit weg, dass er Tod ist, so surreal, unwirklich. Versteht ihr was ich meine?
Und dann kommen die Momente, in denen es mir wieder mit voller Wucht bewusst wird, dass ich meinen Papa NIE mehr wieder sehen werde, dass er nie meinen Sohn kennenlernen wird und nie so eine Freude an meiner Tochter haben wird wie ich. Und das tut so unendlich weh und es reißt mir der Boden unter den Füssen weg und ich fühle mich so verzweifelt. Diese schlimmen Momente kommen mal öfters, mal ne Zeit wieder lange nicht.
Warum ist das bei mir so? Ich habe das Gefühl, dass es nie besser wird. Ich hatte keine tagelange Verzweiflung, keine Wut, nur so wie oben beschrieben. Und ich habe angst, dass es immer so weiter geht, mein restliches Leben so weh tut weil ich es nicht richtig verarbeite. Oder ist es normal? Sollte sich nach 2 Jahren nicht mal was verändern?
Ich habe seit seinem Tod große Verlustangst und Ängste, dass meinen Lieben was passiert. Kann es damit zusammenhängen, dass ich in meiner Trauer stecken geblieben bin?
2.Todestag-ist so Trauer?
Hey!
Ich denke mal, dass solche Reaktionen völlig normal sind. Ich selbst hatte so einen Verlust zum Glück noch nicht, kann mir aber denken, wie sich das anfühlt.
Manchmal bedrängt der Mensch gerne, anstatt Trauer zuzulassen . Da das aber unbewusst geschieht und nicht absichtlich, erwischt es einen dann umso heftiger.
Wenn du Angst hast, ewig mit solchen Reaktionen auf deinen Verlust zu leben, empfehle ich dir eine Therapie. Viele Menschen kommen mit solch harten Verlusten nicht klar und da ist eine Therapie wahrscheinlich genau das richtige. Es ist keine Schande, es ist eine große Chance.
Ich wünsche dir alles gute für die Zukunft
Eine für deinen Papa
hallo,
wie alt war dein papa und wie ist er gestorben?
als mein vater starb war ich gerade 14 jahre jung und es war für mich vernichtend. kein anders wort beschreibt es besser. von einem tag glückliche kindheit in vernichtende unermessliche trauer gestürzt.
ich habe damals nicht gedacht, dass ich jemals wieder glpücklich sein könnte. wie auch? alles glück war ja weg!
ein jahr habe ich gebraucht um mich wirklich zu fangen. dieses jahr ist in meiner erinnerung wie ein nebel. an manche sachen erinnere ich mich, an manche nicht wirklich.
ich habe mich fast jede nacht in den schlaf geweint.
doch nach und nach wurde die trauer erträglicher und ich habe zurück ins leben gefunden. mit meiner mama und geschwistern. diese kleine gemeinschaft war enorm wichtig für uns.
jetzt sind es 20 jahre. und glaub mir, die zahl ringt mir ehrfurcht ab. auf der einen seite scheint es so lange her und auf der anderen seite erst so kurz.
ich würde sagen 2 jahre nach dem tod meines vaters wurde ich wieder glücklich. bzw. konnte glück wieder dauerhaft zulassen. die trauer wurde nicht weniger, aber nicht mehr so schmerzhaft. anders als du habe ich den verlust jeden tag gespürt, da ich ja noch so jung war und zu hause gelebt habe. ich weiß aber aus der erfahrung mit dem tod meines lieben opis ein paar jahre später, wie das ist, dieses gefühl, das er dir gleich entgegenkommt, wenn du bei ihm zu hause bist. udn dann die erkenntnis, das er wirklich weg ist. es ist also wirklich normal, wie du dich fühlst.
die zeit heilt alle wunden ist abgedroschen, aber es steckt wahrheit drin. ich würde es etwas abändenr in: die zeit hilft wunden zu verschließen. die narben bleiben udn wenn man pfleglich mit ihnen umgeht, dann sind sie teil deines lebens, erinnerungen an schlimmes, hindern dich aber nicht daran glücklich wieder - zu leben.
als mein sohn geboren wurde, hat mich das noch weiter geheilt. ich würde sagen, das war der moment, der einen meilenstein markiert hat für mich.
noch heute macht es mich unsagbar traurig zu wissen, was man so jung verstorbener papa alles verpasst. mir tut es so furchtbar leid um alles, was hätte sein können. aber das kann und vermag ich nicht zu ändern. sein platz wird immer seiner bei mir sein, aber ich habe andere menschen in mein leben gelassen, die seinen leeren platz nicht mehr so gewaltig erscheinen lassen. meinen mann, meinen stiefvater, ein so toller opi für die enkel, wie es mein papa nicht hätte besser machen können, mein sohn und meine neffen. einige auch teil meines papas. und das hilft ungemein.
sei traurig über das was fehlt, aber nimm auch wahr, was da ist. dein papa als die person, die er war ist nicht mehr. aber er ist in dir, deinen geschwistern, wenn du welche hast, deinen kindern. und die geben es an ihre kinder weiter. so gesehen ist er irgendwie ewig. das mindert nicht die trauer, aber irgendwie versöhnt es doch ein wenig, oder?
verlustängste empfinde ich auch als normal. ich kenne mich nicht mehr ohne. aber ich beneide die menschen, die in ihrem leben noch keinen so nahe stehenden geliebten menschen verloren haben udn daher noch diese sonnige naivität haben. ihnen fehlt das wissen, dass dinge einfach so passieren. das hätt ich gern zurück.
aber das geht auch nicht. deshalb muss man lernen damit umzugehen. dazu braucht man nicht zwingend hilfe von einem psychologen. aber wenn du meinst, dass es dir gut tun würde, dann zögere nicht.
ich lebe mit den ängsten. ich versuche sie mein kind nicht so spüren zu lassen udn ich denke da sgelingt mir ganz gut. aber geprägt bin ich natürlich davon, es hat einen teil von mir verändert, also hat es sicherlich doch einen einfluss auf meinen sohn. aber auch das ist nun einmal so.
mir helfen mitunter kleine dinge. mein mann trägt zum fahrradfahren einen helm, einen sichtgurt un ich weiß, er fährt vorsichtig. das tut er mir zuliebe.
er ruft mich an, wenn er irgendwo ankommt, wenn er z.b. zu seinen eltern fährt. das gibt mir sicherheit.
vielleicht charaktersache, vielleicht so beeinflusst, aber mein sohn weiß, dass er nicht einfach so verschwinden kann ohne bescheid zu sagen, er respektiert meine sorge. er ist da echt feinfühlig.
udn mit allem anderen muss man lernen zu leben. und das beste draus zu machen.
nimm deine trauer, wie sie ist und richte nicht drüber. wenn du weinen musst, dann tu das, dann aber gib dir nen ruck und mach wieder mit im leben. gib der trauer nicht zu viel raum, aber genug, damit sie n´keine überhand gewinnt.
glück hast du, auch wenn du deinen papa verloren hast. du musst es nur zulassen. das ist manchmal schwer, aber das liegt in deiner hand.
lg
Das hast du sehr treffend geschrieben.
Ich empfinde es genauso. Mein Papa starb vor 23 Jahren als ich gerade 8 Jahre alt war. Er wird mir immer fehlen, aber ich habe gelernt, mit meiner Trauer umzugehen. Meine Kinder geben mir Kraft!
lg malouis
Hallo, lass dich erstmal drücken.
Kann dich sehr sehr gut verstehen. Mein Bruder ist vor ca 1,5 Jahren durch einen besch... Unglücksfall verstorben. Es tut so weh und manchmal wenn ich meine es geht Bergauf, kommt das nächste Tief und ich fühle mich noch weiter unten als zuvor.
Meine Kinder können ihren Onkel gar nicht mehr richtig kennenlernen, ich muss ohne ihn weiterleben, der wichtigeste Mensch ging weg. Die Trauer, die Mut zerfrisst mich und obwohl es keinen Tag gibt, an dem ich nicht an ihn denke habe ich manchmal einen kleinen Lichtblick- einen ganz normalen schönen Tag.
Denke also, dass es "normal" ist, ich hasse den Spruch die Zeit heilt alle wunden- doch ich denke die Zeit , der Abstand macht vielleicht einiges erträglicher.
Deine Verlustängste verstehe ich, kenne die Gedanken, oft denke ich daran das ich meine Eltern zu Grabe tragen muss und dann alleine da stehe (obwohl ich 2Kinder und einen Mann habe) der Geburtsname dann einfach ausgelöscht ist und dann die Angst auch meinen Kindern könnte etwas passieren...
weißt du, ich wünsche mir meinen Bruder so unendlich zurück und genauso mein altes Leben...
lass dich drücken