Angst vor Besuch im Krankenhaus

Hallo miteinander,

nachdem sich mein Vater schon länger nicht mehr wohlfühlte, hat er sich selbst ins Krankenhaus begeben, wo er nach 14tägiger genauer Untersuchung am Darm operiert wurde.

Bei der OP wurde Darmkrebs festgestellt, wovon mein Vater jedoch noch nichts weiß. Nachdem er jetzt wieder auf seinem Krankenzimmer ist, kann er jetzt wieder Besuch empfangen.

Und genau das ist mein Problem, mir geht das alles so furchtbar nahe, dass ich bei dem bloßen Gedanken an seinen Krebs nur am Weinen bin. Und so kann ich ihn nicht besuchen, denn ich strahle alles andere als Hoffnung und Zuversicht aus...

Erfahren soll er von der Diagnose erst, wenn er sich von der OP erholt hat.

Kann mir vielleicht jemand einen Rat geben?

Gruß
ninimom

2

Moin,

wer hat entschieden, dass er die Diagnose erst nach seiner Genesung erhalten soll? Das ist weder rechtlich, noch menschlich in Ordnung, da eine solche Diagnose ja doch einen Rattenschwanz an weiteren Untersuchungen und Therapien nach sich ziehen wird!

Und wann ist der Zeitpunkt gekommen, dass er sich von der OP erholt hat, woran macht ihr das fest?
Patienten brauchen häufig einige Zeit, um sich mit der Diagnose auseunanderzusetzen, um mit den Ärzten die Fragen zu klären, die ihnen einfallen, etc.... Wann wollt ihr damit anfangen? Wenn er entlassen wird und niemanden mehr hat, mit dem er fachlich da drüber reden kann??

Sorry, das versteh ich nicht!

Bye,

Wibbi

1

Wahrscheinlich ist das jetzt nicht die populärste Antwort: Da wirst du durch müssen.

Deine Aufgabe ist es jetzt, vor allem Ruhe auszustrahlen. Du musst nicht krampfhaft fröhlich und positiv sein - zumal wohl höchstens die Ärzte wissen, ob es dazu irgendeinen Anlass gibt. Sei einfach ruhig, sei für ihn da. Das braucht er nach der Operation.

Und das ist etwas, das nimmt dir niemand ab. Sätze wie den, dass du "nur am Weinen" bist, sind kontraproduktiv. Damit verbaust du dir selbst jede Chance, ein wenig Abstand zu gewinnen.

Was ich tun würde: Mach einen langen, einen richtig langen Spaziergang, bevor du zu ihm gehst. Du musst den Kopf frei bekommen.

7

Danke für deinen konstruktiven Vorschlag.

3

Hallo,

lass dich nicht verunsichern, ich finde es persönlich ganz wichtig, dass ein Mensch stabil ist, wenn er solch eine Diagnose erhält! Ich habe schon so oft mit Krebspatienten gearbeitet und auch in der Familie einige Erkrankungen erlebt. Es ist wirklich absolut empathielos und kaltherzig, wie manche Ärzte handeln! So eine Diagnose ist erst einmal ein Schock für alle, das sieht man ja bei dir selbst. Wie soll dann erst die betroffene Person damit umgehen, wenn sie noch durch Narkose und Operation geschwächt ist und gerade in der Heilungsphase ist....?! Wichtig für dich ist jetzt erst einmal, die Krankheit deines Vaters anzunehmen. Es ist ja nicht direkt ein Todesurteil und man muss sich auch nicht komplett den Ärzten unterwerfen! Man kann ganz viel für den Heilungsprozess beitragen, indem man bewußt lebt, und zwar jede Sekunde! Eine Krankheit ist oft auch eine Chance. Niemand von uns weiß, wann er gehen wird. Das Leben ist nunmal endlich, auch wenn es viele verdrängen. Nicht selten endet es plötzlich und unverhofft, was für die Hinterbliebenen traumatisierend ist. Ihr habt die Chance, all das, was ihr vielleicht nie ausgesprochen habt, anzugehen. Oder aber auch nur den Moment zu leben! Ich kannte einen älteren Mann, der an Krebs erkrankte. Er sollte Chemotherapie erhalten, damit seine Lebenserwartung steigen sollte. Nach der ersten brach er sich wegen der starken Nebenwirkungen ab, was von den Ärzten nicht befürwortet wurde. Sie sagten, dass er dann nur noch wenige Wochen leben würde. Letztendlich kam er alle 3 Wochen in die Praxis meines damaligen Arbeitgebers und wir unterhielten uns jedes Mal ausführlich. 2 Jahre durfte er noch leben und diese so bewußt, dass mir manchmal vor Rührung die Tränen in den Augen standen. Noch wenige Wochen vor seinem Tod meldete er bei den ersten Sonnenstrahlen sein Motorrad mit Beiwagen an und machte mit seiner Frau eine Tour über die Landstraße! Wenn ich im Umkehrschluß die vielen Menschen vor Augen habe, die durch eine Chemotherapie nicht mehr in der Lage waren, das Haus zu verlassen, dann sollte man sich fragen, ob im Alter die Lebensqualität nicht Vorrang vor der -Quantität haben sollte! Das Leben ist ein ständiges Loslassen. Ich wünsche dir und deinem Vater noch viele wunderbare Momente, die du in deinem Herzen festhalten kannst und wenn der Zeitpunkt gekommen ist, dass du dankbar loslassen kannst bis ihr euch dann irgendwann wieder sehen werdet, denn davon bin ich fest überzeugt!

Liebe Grüße

6

Hallo polarsternchen,

vielen Dank für deinen Kommentar.

Ich wollte in diesem Post kein Fass aufmachen, was einem Patienten wann mitgeteilt werden muss, sondern es ging mir eher darum, wie ich meinem Vater gegenüber treten kann, ohne ihn noch zusätzlich zu beunruhigen.

Kein Mensch hier weiß, wie lange die OP her ist, seit wann mein Vater wieder ansprechbar und klar ist, deswegen werde ich mich dazu auch nicht größer äußern.

Ich halte wenig davon, einen Menschen, der aufgrund hoher Schmerzmittelgaben noch stark sediert ist, mit Therapievorschlägen zu überfallen. Zumal der histologische Befund noch nicht da ist, also noch keine Prognosen gestellt werden können.

Meiner Ansicht nach ist es in erster Linie Sache der Ärzte und meiner Mutter, irgendwelche Mitteilungen zu machen.

Mein Verhältnis zu meinem Vater ist sehr eng, daher würde ich ihm gerne Kraft und Hoffnung vermitteln und nicht, dass er sich um mich Sorgen machen muss.

Eigentlich habe ich hier auf ein paar Tipps gehofft, wie ich mich wappnen kann, diesen Besuch ohne Tränen zu überstehen.

Ich bin generell ein Mensch, der sehr nahe am Wasser gebaut hat. Diese Eigenschaft stört mich mitunter sehr, da sie mich daran hindert, das zum Ausdruck zu bringen, was ich tatsächlich meine. Ein Riesenkloß im Hals hindert enorm am Reden.

Vielen lieben Dank nochmals für deine Anteilnahme.

Gruß
ninimom

10

Ich kann dir leider keine Antwort geben...als meine Oma erkrankte, nahm mich das sehr mit. Ich fuhr zu ihr ins KH. Kaum war ich im Zimmer und sah Sie an, kamen mir die Tränen. Ich dachte an Erlebtes, an die Zukunft...ich konnte Sie so nicht sehen. Meine Mutter hingegen war zu Hause schwach, aber bei ihrer Mutter stark.
Alles Gute für euch

4

Hallo,

wurde der Krebs entfernt? Hat er gestreut?

Mein Opa bekam mit 75 die Diagnose Darmkrebs, einen künstlichen Ausgang und feiert dieses Jahr wohl seinen 92. Geburtstag.

Nicht den Kopf hängen lassen und Deinem Vater beistehen.

LG

Alexandra

8

Hallo Alexandra,

vielen Dank für deine aufmunternden Worte. Ich wünsche dir und deinem Opa alles Gute, dass alles noch lange erträglich bleibt.

Das werde ich jetzt wohl mal als positives Beispiel für meinen Vater nehmen.

Gruß
ninimom

5

Wie bitte? Der Patient ist nicht informiert, aber die Angehörigen?? Was ist das denn bitte für eine Klinik? Und "nur" Darmkrebs bedeutet nicht, dass man direkt stirbt....

9

Das wird! Meine Mama bekam die Diagnose letzten November. Op lief gut. Chemo ist zur Hälfte durch und es geht ihr erstaunlich prima. Ein guter Freund von mir bekam letzten Sommer ebenfalls diese Diagnose und steckt mitten in der Behandlung. Kopf hoch! Zusammen als Familie steht ihr das durch. Ich drück fest die Daumen, dass das Staging und Grading so positiv wie möglich verläuft. Ich finds trotzdem ziemlich krass das er als Patient noch nicht informiert wurde...
Liebe Grüße!! :)

11

Ich bin mir nicht sicher wie es bei Dir ist, aber ich kann Dir sagen wie es bei mir war.
Meine Mutti bekam auch eine niederschmetternde Diagnose-ohne Hoffnung auf Heilung. Ich war echt fertig und hab daheim nur geweint-sah aus wie ein Zombie, aber es war mir egal.

Jedoch, wenn ich bei ihr war, war ich unheimlich gefasst und stark. Ich hab es nicht absichtlich gemacht, man ist es, weil es dem Kranken einfach gut tut. Sowie ich wieder weg war ist alles aus mir herausgebrochen. Wir haben auch gemeinsam geweint, aber man merkt wenn derjenige sowas mal braucht-meine Mutti konnte das nicht ertragen.
Aber durch muss man.
Wünsch Dir Kraft