Kindergeburtstag nach Beerdigung

Hallo zusammen,

mich interessiert Eure Meinung zur Frage, ob man einen Kindergeburtstag am Tag einer Beerdigung feiern sollte.

Zum Hintergrund:
Der Patenonkel meines Mannes ist kürzlich verstorben. Die Beerdigung soll an einem Tag stattfinden, an dem unsere Nichte (Tochter meiner Schwägerin) ihren 5. Geburtstag feiert. Meine Schwägerin sieht keine Notwendigkeit den Kindergeburtstag zu verschieben und möchte also direkt nach der Beerdigung den Geburtstag feiern. Mein Mann und ich finden das gar nicht gut und möchten (mit unseren Kindern) an diesem Tag Abschied nehmen und eigentlich keine Party feiern. Aus Respekt an die Familie des Onkels, die wegen des relativ frühen Todes des Mannes/Vaters/Opas sehr traurig und geschockt ist, hätten wir in gleicher Situation die Geburtstagsfeier unserer Kinder einfach verschoben und für uns im ganz kleinen Kreis "gefeiert". Meine Schwägerin möchte ihrer Tochter aber "nicht den Spass verderben" und meint, eine 5-jährige versteht es nicht, wenn an ihrem Geburtstag keine Party stattfindet.

Wie seht Ihr das? Sollte man einfach dem Wunsch der Schwägerin nachkommen und trotz Bedenken und Widerwillen den Geburtstag der Nichte zuliebe mitfeiern? Wir möchten auch nicht als intolerante "Spaßverderber" dastehen, aber sollte man an so einem Tag nicht etwas pietätvoller sein?!

Bin auf eure Meinungen gespannt.....

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Ich würde wegen des Trauerfalles absagen.
Ist doch in Ordnung, wenn euch nach der Beerdigung nicht nach Feiern zu Mute ist.

Ob deine Nichte nun ihren Geburtstag feiern darf, oder nicht, hat doch mit eurer Situation in dem Moment gar nichts zu tun #kratz

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Hallo

wie ist deine Nichte mit dem Patenonkel deines Mannes verwandt?

Ich würde aber feiern, warum soll man keinen Kindergeburtstag feiern.

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Der Verstorbene ist der (Paten-)Onkel meines Mannes und meiner Schwägerin. Also der Großonkel der Nichte. Natürlich KANN man es machen. Ich frage mich nur, wie sich die Familie des Verstorbenen fühlt wenn sie hören, dass die Hälfte der Trauergäste nach der Beerdigung 10 km weiter eine Kinderparty feiert.

Man muss ja dem Kind nicht das Gefühl geben, dass die Beerdigung wichtiger ist wie der eigene Geburtstag - aber kann man es denn nicht den Umständen anpassen und auf eine große Feier verzichten?! Vielleicht haben noch mehr Gäste Unbehagen und gehen nur dem Kind zuliebe hin, obwohl ihnen an diesem Tag anders zumute ist. Klar, das Kind wird traurig sein - aber zählt die Trauer der Anderen nicht genauso?

Das Problem dabei ist, dass die Schwester meines Mannes unsere Sicht überhaupt nicht nachvollziehen kann und jetzt schon sehr sauer mit uns ist, als wir gesagt haben, dass wir nach der Beerdigung wahrscheinlich keinen Geburtstag mehr feiern möchten. Wir hatten vor 2 Jahren einen ähnlichen Fall zur gleichen Zeit mit den gleichen Personen und hatten auf einen feinfühligen Umgang gehofft. Wegen des Trauerfalls wurde ein "kleiner" Geburtstag angekündigt. Allerdings wurden dann Tisch-Feuerwerke gezündet und lauthals gesungen, während im Nachbarort der Rest der Familie um ein Baby getrauert hat... Da waren mein Mann und ich schon kurz davor zu gehen. Und jetzt wieder eine ähnliche Situation. Ich befürchte, bei so einem sensiblem Thema findet man keine Lösung, die alle zufrieden stellt...

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Eigentlich bist Du doch sehr "in Deiner Mitte" mit Deinen Gedanken - Eure Entscheidung ist aus meiner Sicht gefallen und Du solltest sie in aller Ruhe und dezidiert vertreten.
Ich persönlich verstehe Dich vollkommen und bin immer wieder erschüttert, dass unsere "Spaßgesellschaft" nicht einmal an Tagen der Besinnung und Trauer zur Ruhe kommen kann. Auch ein 5-jähriges Kind kann (und sollte!) schon verstehen, dass der Tage einer Beerdigung sich nicht für eine Feier eignet (auch wenn der Patenonkel dem Kinder nicht unbedingt nahe steht). Wo bitte ist das Problem? Jeder Geburtstag lässt sich verschieben. Lass Euch nicht aus der Ruhe bringen. Bleibt bei Euren Gedanken - Eure Schwägerin vertritt offenbar andere Werte und Gedanken, das muss man tolerieren. Umgekehrt muss sie aber auch Euren Zugang tolerieren und akzeptieren. Eine rotzige Antwort würde ich mir da auf keinen Fall bieten lassen.

LG, evi

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Ich frage mich nur, wie sich die Familie des Verstorbenen fühlt wenn sie hören, dass die Hälfte der Trauergäste nach der Beerdigung 10 km weiter eine Kinderparty feiert.

Das sehe ich ganz genauso. Auch wenn der Verwandtschaftsgrad nicht so nah ist - aber am Beerdigungstermin eines Familienmitglieds gleich eine Kinderparty zu feiern, fände ich auch ziemlich gedankenlos. Da schreien heute alle nach "Empathie" - aber beanspruchen das nur für ihre persönlichen Belange - andere Menschen ...naja, warum soll man keinen Kindergeburtstag feiern? Schrecklich. Auch den Fall, den Du im letzten Absatz schilderst ....furchtbar. Ich glaube, das könnte ich nicht so einfach wegstecken.
Du hast das richtige Gefühl. Und einem fünfjährigen Kind könnte ich durchaus erklären, dass seine Geburtstagsfeier in Gottesnamen einen Tag verschoben wird.
Wie "hardcore" muss man eigentlich gefühlsmäßig drauf sein, zuerst zu einer Beerdigung innerhalb der Familie zu gehen und dann bei einer Kinderparty fröhlich mitzumachen? Ich könnte es nicht.
LG Moni

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>> Sollte man einfach dem Wunsch der Schwägerin nachkommen und trotz Bedenken und Widerwillen den Geburtstag der Nichte zuliebe mitfeiern? <<

wenn ich traurig bin, weil jemand der mir nahe stand, gestorben ist, bin ich nicht in der Lage, dem Wunsch eines anderen, lustig an einer Feier teil zu nehmen, nach zu kommen.

Das versteht selbst ein 5-jähriges Kind!
Es muss dir auch nicht leid tun, dass ihr nicht an der Geburtstagsfeier teil nehmt. Es ist so, wie es ist.

Das hat auch nichts damit zu tun, sich zu sammen zu reissen.
Alles Gute für euch

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Hallo,
Tja, also ich persönlich würde am Tag der Beerdigung eines Verwandten, weder eine Kinderparty ausrichten noch dorthin gehen. Was hat das Kind denn davon? Alle sind traurig und in Gedanken woanders. Das spürt auch das Kind.

Allerdings habe ich auch schon nach einer Beerdigung "gefeiert". Damals wurde mein Opa beerdigt. Gegen Abend haben meine Cousinen und ich es einfach nicht mehr ausgehalten und wollten nur noch raus. Hunger hatten wir, bei Oma gabs nur belegte Brote. Also haben wir beschlossen was essen zu gehen und sind zum Griechen gefahren. Dort haben wir unseren Kummer in Ouzo ertränkt und viel gelacht. Haben uns viel erinnert. Und das war gut für uns. Keiner in der Familie hatte ein Problem mit unserer Trauerbewältigung. Aber das ist dennoch etwas anderes, als einen Kindergeburtstag im Anschluss einer Beerdigung zu feiern. Vll kannst du mit der Schwägerin nochmal reden, dass sie die Party um 1 Tag oder aufs Wochenende verschiebt.

LG

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Wo ist da der Unterschied?

Da finde ich das Kummer in Ouzo ertränken viel schlimmer.

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*Haben uns viel erinnert.*

DAS ist der Unterschied.

Sie haben kein anderes Happening gefeiert, sie haben der toten Person gedacht.

Vielleicht mal überlegen: Wenns meine eigene Beerdingung wäre, was wäre mir lieber? Wenn meine Verwandten sich abends einen geben und über Erinnerungen mit mir sprechen?

Oder wenn sie nach der Beerdigung woanders Geburtstag feiern?

Unterschied erkannt? ;-)

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Ob ihr nun den Geburtstag der Nichte mitfeiert oder nicht ist eure Entscheidung und die sollte auch akzeptiert werden.

Aber vielleicht ist so eine Geburtstagsfeier für manche gar kein so schlechter Ausklang für eine Trauerfeier.
So ein familiärer Kindergeburtstag ist doch nichts anderes als ein gemeinsames Kaffeetrinken. Man sitzt noch ein bisschen länger zusammen, redet, erinnert sich, ist aber gleichzeitig durch den Geburtstag etwas abgelenkt und merkt ganz deutlich, dass das Leben weiter geht. Ich finde das nicht pietätlos. Es trauert jeder anders. Auch das solltet ihr akzeptieren.

Außerdem das Kind hat nunmal Geburtstag, den kann man nicht mal eben aufs nächste Wochenende verschieben. Sicherlich werden ihr etliche Verwandte trotz Beerdigung gratulieren, vielleicht bekommt sie das ein oder andere Geschenk. Und sie wird sich natürlich auch ordentlich freuen und das auch nicht verbergen. Also warum nicht weiterfeiern

Aber natürlich würde ich zum einen sehen, was die enge Familie des Patenonkels plant und darauf Rücksicht nehmen. Wollen sie sich zurückziehen und ihre Ruhe haben oder wollen sie gerade nicht alleine sein und duch Famileinmitglieder zu Hause abgelenkt werden oder wollen sie vielleicht sogar mit auf den Geburtstag der Nichte?

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Hallo,

eine schwierige Situation.

Die Großmutter meiner Mutter verstarb an ihrem 4. Geburtstag. Früher auf dem Land lief es etwas anders als heute ab - die Oma wurde im Haus aufgebahrt und die Verwandten und Nachbarn sind gekommen, um Abschied zu nehmen. Der Geburtstag meiner Mutter war quasi vergessen und für ein kleines Kind ist das schon irgendwie dramatisch, denn zum einen stirbt ein Mensch und zum anderen ist ein Geburtstag gerade für Kinder eine ganz wichtige und tolle Sache. Und bis heute schwingt das irgendwie mit, denn ihre ganze Jugend über war an ihrem Geburtstag die tote Oma Thema.

Entscheiden muss das natürlich jeder selbst, aber ich würde den Geburtstag des Mädchens nicht übergehen. Du schreibst so viele Worte in Anführungszeichen: "gefeiert", "nicht den Spaß verderben". Das zeigt, das du für dich, deinen Mann und deine Kinder lieber den Tag in Trauer verbringst. Das ist okay, aber ich finde es einfach schade, wenn man darüber hinaus die freudigen Ereignisse an diesem Tag vergisst und ihnen keine Beachtung schenkt.

Viele Grüße,
lilavogel

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Vielen Dank für Eure Antworten...

Mein Mann und ich haben es gestern Abend nochmal diskutiert und sind für uns zu dem Entschluss gekommen, dass wir aus Rücksicht auf die trauernde Familie des Onkels keinen Kindergeburtstag mitfeiern werden. Meine Schwiegermutter hat innerhalb von nur 10 Monaten erst ihre Mutter und nun auch noch ihren Bruder verloren.

Ja, auch der Geburtstag ist wichtig und sollte nicht übergangen werden. Mein Mann und ich sind vielleicht einfach nur über die Kaltschnäuzigkeit meiner Schwägerin verärgert, denn es ist KLAR, dass der Geburtstag gefeiert wird - andere Meinungen zählen ja nicht. Trauer hin oder her, WIR FEIERN mit allem was dazu gehört! Als vor 2 Jahren das Baby des Cousins am plötzlichen Kindstod verstarb, hat meine Schwägerin gesagt, sie kann den ganzen Wirbel nicht verstehen, es wäre doch nur ein Baby gewesen, dass noch gar nicht lange auf der Welt war. Ich brauche nicht beschreiben, was wir für einen Zoff deswegen hatten....!

Ich habe aus euren Antworten auf jeden Fall gelernt, dass auch bei so einem Thema viel Toleranz gefragt ist. Jeder geht mit Trauer anders um. Wir werden akzeptieren, dass der Geburtstag stattfindet. Anscheinend ist es gar nicht so unüblich, den Tag nicht nur trauernd zu verbringen. Danke Euch für diese Erkenntnis....

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Es ist ganz verständlich, dass man nach einer Beerdigung sich auch Zeit nehmen möchte um den Tod zu verarbeiten.. Oder je nachdem einen Strich vielleicht unter den Verlust ziehen, damit man weiter leben kann.. Heißt nicht, dass man nicht mehr trauern kann, aber ich hoffe du verstehst was ich sagen mag..

Ganz ehrlich auch am nächsten Tag würde ich jenachdem wie sehr mich der Verlust mitnimmt, nicht gehen.. Ganz ehrlich wenn dir vorgeworfen wird, dass du nicht trauern darfst, würde ich mich mir überlegen ob solche Menschen, egal ob Familie oder nicht, der richtige Umgang für mich wären!

Nimmt euch die Zeit!