Vater tot Trauer kaum auszuhalten

Hallo,
ich weiß, eigentlich spendet nichts so wirklich Trost und wenn ich hier lese, nach wie vielen Jahren der Schmerz immer noch präsent sein wird... so ist dies tröstlich und beängstigend zugleich. Als würde man nie wieder heil. Aber vermutlich ist es genau so, eine Wunde bleibt immer.
Mein Vater ist vor 2 Monaten plötzlich verstorben. Eine Hirnblutung. Ein so starker Mann und dann ... Es ist immer noch nicht real. Am Wochenende fahre ich zum Friedhof. Davor graut es mir,,, das ist nämlich dann real. Und das leere große schöne Haus meiner Eltern...
Ich unterstütze meine Mutter so gut ich kann, aber ich kann meinen Vater nicht ersetzen... und wenn ich fahre, oder sie von mir weg fährt ist sie oft einsam. Sie bemüht sich ganz viel zu machen.. aber sie ist einsam und weint viel. Sie dort, ich hier.
Meine Kinder können die vielen Tränen schon nicht mehr sehen. Das kann ich verstehen, aber ich denke kaum an etwas anderes... funktioniere nur so gerade eben. Ob mein Umfeld das noch lange aushält? Ich weiß es nicht.
Ich hatte 5 Fehlgeburten. Auch das war eine fürchterliche Zeit und damals war ich unendlich traurig. Heute kann ich daran denken ohne zu zerbrechen. Ob das bei meinem über allem geliebten Vater auch geht? Ich habe solche eine Angst auch nur eine Sekunde unserer gemeinsamen Erinnerungen zu vergessen!
Ein großartiger Mensch, den ich sooo vermisse
Danke fürs Zuhören!
LG

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Mein Beileid #herzlich

Ich kann dir sagen das der Schmerz nie ganz weg gehen wird, aber er wird anders. Du lernst damit umzugehen und an deinen Papa zu denken ohne zu weinen.

Mein Vater ist im März schon seit 15Jahren tot und ich weiß es noch als wäre es gestern gewesen wo ich den Anruf von meinem Bruder erhalten habe. Einen Tag zuvor war ich noch da.

Ich hatte damals eine riesen Angst von ihm zu träumen. Komisch oder? Ich war eine Zeit lang richtig wütend auf ihn, weil er einfach so von uns gegangen ist. Trauer ist bei jedem anders.

Gib deiner Mutter die Zeit die sie braucht um diesen Schicksalsschlag zu verarbeiten. Ich denke mal sie hat ihr Leben Jahrzehnte mit ihm geteilt. Sei für sie da.

Vielleicht solltet ihr euch aber auch mal nach einer Trauergruppe in eurer Nähe umschauen. Es ist keine Schande sich Hilfe zu holen wenn es alleine nicht klappt.

Weine wenn dir danach ist, aber bitte schau weiter nach vorn. Die Trauer darf nicht die überhand nehmen allein für deine Kinder. Erinnere dich an die schönen Zeiten mit deinem Vater.

Alles Liebe

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Hallo Bienchen,
15 Jahre... das ist so lange. Momentan kann ich mir nicht annähernd vorstellen was das heißt. Wie ich so lange diese Sehnsucht aushalten könnte...
Du hast recht Trauer ist so unterschiedlich. Ich wünsche mir so sehr, dass ich von ihm träume.... dann wäre er ja da. Im Traum kann alles real werden. Aber bisher träume ich nicht.
In meiner Nähe ist leider keine Trauergruppe. Meine Mutter wohnt 100 km weit weg, sie hat sich einer Gruppe angeschlossen und sagt, dass es ihr gut tut. Du hast völlig Recht 50 Jahre haben sie zusammen gelebt! Keineswegs immer mit Friede Freude Sonnenschein, aber mit Werten. Auf meinen Vater konnte sie sich immer verlassen und ich auch. Wir waren irgendwie seelenverwandt. Mit ihm konnte ich so gut diskutieren, all das fehlt mir heute sooooo sehr. Keiner mit dem ich politische Themen diskutiere, keiner der ganz ohne Egoismus mich weiter bringen will...
Ich versuche :-( mir Hilfe zu holen. Aber ich habe ernste Zweifel, ob ein Psychotherapeut der mir sagt:
Naja, wenn Sie meinen, dass sie das nicht schaffen, dann haben Sie wohl in ihrer Kindheit zuwenig Liebe bekommen... richtig ist.
Oder der mir sagt: Ihre Mutter hat es schwerer als sie (richtig!) aber sie muss damit alleine zurechtkommen (falsch! - so war unsere Familie nicht! Wir haben da andere Werte).
Sie müssen loslassen in der Gegenwart leben, die Vergangenheit ist vorbei...
Mag sein, ist aber gerade nicht hilfreich.
Ob mir das wirklich was bringt, da bin ich nicht so sicher. Ich wäre sehr froh Menschen zu finden, die ebenfalls trauern und darüber sprechen wollen. Aber auch das ist nicht einfach. Manchmal habe ich den Eindruck, dass andere gar nicht wollen, dass alte Wunden aufgerissen werden. Was ich auch gut verstehen kann. Und so bin ich noch auf der Suche.
Deine Worte zeigen mir aber, dass man durchaus seinen Liebe zu ihm über die Jahre erhalten kann, und vielleicht doch niemals verlieren wird! Danke Dir dafür!
Alles Liebe auch Dir

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Du darfst mich gerne privat anschreiben wenn du reden willst. Und wenn es einfach nur zum zuhören(lesen) ist damit es irgendwo raus ist.


Lg Tanja

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Mein herzliches Beileid. Mein Vater starb schon 1977 und irgendwie fehlte er mir immer. Vor drei Jahren starb mein Mann, der ihm sehr ähnlich war - die schmerzhafte Lücke wird wohl immer bleiben. Die meisten Leute erwarten, dass es einem nun rundum wieder "gutgeht", weil die meisten Leute mit Trauer nicht umgehen können. Das ist eben so und man muss damit umgehen. Dass Deine Kinder Deine Tränen bald nicht mehr sehen können, kann ich nachvollziehen. Es macht ihnen Angst und löst Unsicherheit aus. Rede mit ihnen, dass es Dir momentan nicht so gut geht, aber dass das sicher bald besser wird. Kinder wollen nunmal eine gut aufgelegte Mutter. Ich habe mich bei meiner Enkelin auch zusammengerissen. Wenn es dann doch mal nicht so klappte, erklärte ich es ihr und wir lenkten uns wieder ab. Zwei Monate sind noch keine Zeit, es ist ja alles noch so frisch. Ich würde Dir auch raten, in einer Trauergruppe Unterstützung zu suchen, vielleicht auch mit Deiner Mutter. Erinnerungen vergessen muss man nicht. Schreib sie auf, druck sie aus, egal wie, leg ein schönes Fotoalbum/Fotobuch an und erzähle auch später Deinen Kindern von ihm. Irgendwann kannst Du bei den Erzählungen lächeln.,LG Moni

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Hallo Moni,
Danke für Deine Antwort. Es ist etwas Trost, von anderen zu hören, dass es ganz normal ist, dass die Trauer so intensiv ist. Aber vor allem auch die Sicherheit zu gewinnen, dass er immer und immer ein Teil von mir bleiben wird.
Meine Kinder sind eigentlich gar nicht so sehr klein, als dass Sie es nicht verstehen könnten. Aber die Pubertät ist sicher auch ein Zeitpunkt in dem "Mann" Gefühle eher nicht zeigt. (und Männer tun sich da wohl oft schwer. Auch mein Mann fühlt sich oft durch meine Trauer zurückgesetzt)
Mein Vater hat eine wunderbare Vorarbeit für die Erinnerung geleistet. Er hatte einen Chronik über seinen Lebensweg angelegt. Wie er aufgewachsenen ist, die Kriegszeit als Kind, seine berufliche Zeit im Ausland usw. Eine wunderbare Erinnerung. Ich arbeite sie noch etwas auf und werde sie binden. So dass die Kids und ich eine bleibende Erinnerung haben.
Zu meinem Geburtstag wollte er mir ein Fotoalbum mit allen Kinderbildern von mir schenken. Die Bilder waren bereits alle digitalisiert auf seinem PC. Dieses Album will ich fertig machen.... Aber es tut gleichzeitig so weh. Es zeigt mir immer wieder wie sehr er mich geliebt hat. Und seine Enkel für die er der beste Großvater aller Zeiten war.
Meine Mutter ist in einer Trauergruppe. Ich wohne leider 100 km weiter weg. Hier ist keine in der Nähe und der Psychotherapeut zu dem ich gehe... naja, der erklärt mir ich hätte wohl in der Kindheit zuwenig Liebe bekommen und glaube deshalb ich schaffe es nicht... und meine Mutter müsse es alleine schaffen.
Meine Mutter weint soviel. Was sicher richtig ist aber sie hat so eine Angst.
Ich fühle mich so hilflos.
LG

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So eine Chronik habe ich für meine Enkelin auch angelegt - von meinem Mann und mir.
Haben wir zusammen letztens auch durchgeblättert - sie war begeistert. Ich nahm auch Redewendungen und "Sprüche" meines Mannes auf, über die wir oft gelästert oder gelacht haben - jetzt sind sie einfach mit ihm verbunden.
Bitte nicht falsch verstehen - aber wenn die Therapeuten alles auf die Kindheit schieben, das ist auch nicht immer richtig oder hilfreich. Meine Mutter war lieblos und egoistisch bis in die Knochen - mein Vater war auch nicht der, der mich dauernd geknuddelt und seine unendliche Liebe versichert hätte - trotzdem WUSSTE ich einfach, dass er mich liebt, einfach so, wie er zu mir war - fertig. Mein Mann hat auch nicht ununterbrochen zu den Kindern gesagt, dass er sie liebt -war ganz anders erzogen - aber durch Gesten und Handlungen und dass er für sie da war, wussten sie es einfach - wie ich auch.
Was stimmt, dass es Deine Mutter alleine schaffen muss - Du kannst ihr zuhören am Telefon, aber letztendlich musst Du ihr auch mal sagen, dass Du auch trauerst und DEINEN Weg alleine finden musst.
Es ist wirklich ein saublöder Spruch und ich hoffe, Du verzeihst ihn mir, aber das Leben muss wirklich weitergehen. Ich habe 6 Monate vor dem Tod meines Mannes meine beste langjährige Freundin durch Leukämie verloren. Nach dem Tod meines Mannes dachte ich, Himmel nochmal, wie komm ich aus dem Loch wieder raus? Hatte zudem auch noch eine dicke familiäre Enttäuschung zu verkraften, die mir sehr zusetzte. Erst 2 Jahre später habe ich mir Profihilfe "geleistet". Eine sehr liebe, patente Psychotherapeutin, die absolut nicht in der Vergangenheit herumgrub sondern mir einfach Tipps und Lebenshilfe aufzeigte, wie ich HEUTE mit allem fertigwerde. Der Frau bin ich sehr dankbar. Du kannst ohnehin Deine Vergangenheit nicht mehr leben - sondern nur die Zukunft!!!
LG Moni

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Hallo,

es tut mir sehr leid, dass Du deinen Papa verloren hast. Da Du Rat suchst,will ich dir von mir erzählen.

Ich habe meinen Papa vor 5 Jahren an Krebs verloren. Wir haben ihn damals zu hause gepflegt und ihn begleitet. Die Diagnose, dass etwas nicht stimmt War im März. Gestorben ist er an seinem Geburtstag. Ich denke immer, die Erlösung war sein Geschenk an sich selbst.
Ich habe sehr gelitten. Auch nach 5 Jahren besuche ich sein Grab nicht. Genau aus den von dir genannten Gründen. Es wird real. Ich kann das bis heute nicht. Ich denke, jeder geht mit seiner Trauer anders um. Der eine braucht ein Grab, der andere nicht.
Ich kann dir nur sagen,es wird besser. Ich denke jeden Tag an meinen Papa. Die Trauer ist allgegenwärtig. Aber ich komme besser damit klar. Man akzeptiert es mit der Zeit besser. Und kann loslassen.

Ich wünsche dir von Herzen alles Gute.

Und egal,wie Du trauern musst,mach es. Die Hauptsache ist, Du lässt der Trauer Raum.

Lg

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Hallo Marabuu,
auch Dir mein herzliches Beileid-
ich habe immer geahnt, dass es mich umhauen könnte, aber mein Dad ist dem Tod bereits 2 mal von der Schippe gesprungen und war danach jedesmal wieder wirklich fit und gut drauf, so dass ich mir -wie kindisch, ich weiß- eingebildet habe, dass es bei uns ganz ganz bestimmt so sein wird, dass wir alle ein hohes Alter erreichen. Positiv denken....
Und jedesmal wenn sich eine Stimme meldete, dass es anders sein könnte, habe ich mir fest gesagt, dass das Quatsch ist!
Ziemlich naiv.... aber selbst mit der Erfahrung von 5 Fehlgeburten konnte ich diesbezuglich noch echt naiv sein.
Väter können etwas großartiges sein. Und so wie du schreibst konntest auch du deinem Dad zeigen, dass er Dir wichtig war. Zumindest das haben wir....
Und jetzt muss ich meine Trauer irgendwie eindämmen, denn meine Kinder sind davon langsam überfordert!
LG

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Hallo
Ich möchte dir 3 Dinge sagen:
1 . Die Liebe bleibt für immer und du wirst die Liebe deines Papas immer spüren. Auch du darfst weiterlieben!!!
2. „gib jedem Tag die Chance der schönste deines Lebens zu sein“ ....das ist ein guter Spruch der mir sehr geholfen hat denn ich denke dein Papa hätte niemals gewollt dass dein Leben nicht mehr schön wird ohne ihn.
3. die Diskussionen die du so vermisst....die kann niemand ersetzten aber man kann lernen seine Worte zu hören. Wenn du in dich hineinhörst dann weißt du was er dir geantwortet hätte.

Schön dass du so einen tollen Papa haben durftest aber vergiss nie er ist ja immer da in Form von liebe die du in dir trägst für ihn und auch für allen denen du deine liebe schenkst.

Seine Mama so traurig zu sehen ist sehr schmerzhaft aber niemand wird die Lücke füllen können und jeder muss sich in einem Prozess neu aufstellen. Sei für sie da aber versuche nie in seine Rolle zu kommen....das klappt nicht!!!
Ich wünsche euch alles liebe!
Faxl

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Hallo Faxl,
diesen Spruch habe ich groß bei mir im Flur hängen. ja er hätte es gewollt und er wäre schon etwas ungehalten, wenn er sehen könnnte, dass ich mich momentan kaum fähig fühle zu arbeiten. Ich bin selbstständig und ich glaube er war schon recht stolz darauf.
Ich versuche in mich reinzuhören. vor lauter Heulerei ist das manchmal gar nicht so einfach. Er würde echt schimpfen....
Ich kann die Rolle meines Vaters bei meiner Mutter nicht wirklich einnehmen. Andererseits tut es gut, wenn ich zumindest die Arbeiten erledigen kann, die sie körperlich nicht schafft und die er mit Sicherheit erledigt haben wollte (z.B. den Garten in Ordnung bringen). Das versuche ich. Ich sehe es aber so wie du, sie ist erwachsen, sie ist eigentlich eine sehr starke Frau und es steht mir nicht zu ihr Entscheidungen abzunehmen oder sie ihr aufzudrängen. (Dieses Thema hatte ich mit meinem Vater 24 Stunden vor seinem Tod, dass ich der Meinung bin, solange Eltern fit sind, sollen sie ihr Leben sich so einrichten, wie es für sie passt und nicht wie Kinder meinen, dass es gut für sie wäre.... Mein Dad und ich waren und da sehr einig.... 24 Stunden bevor ich mit all dem alleine stand....)
Die Liebe bleibt für immer.. und ich wünsche mir sooo sehr, dass es nicht nur der Widerhall meiner eigenen Gedanken ist, wenn ich tief in mich reinhöre!
Danke für Deine Zeilen!
GP