Meine Mutter liegt im sterben

Hallo zusammen !
Meine Mama liegt im sterben und ich komm damit überhaubt nicht zurecht !
Sie hat COPD und Lungenkrebs und sag mir immer wieder es ist besser so.
Ich habe sie letzten Donnerstag besucht und dann jetzt Sonntag .
In den 3 Tagen hat sie sich optisch und psychisch so verändert das ich heulend zuhause
zusammengebrochen bin !
Mein Mann hat mich versucht zu trösten soweit er es konnte ...
Sie liegt jetzt auf der Palliativstation und mein Vater fragt ob ich sie nicht noch mal sehen möchte was ich dann verneint habe !
Ich möchte meine Mama noch halbwegs normal in Erinnerung behalten !

Bin ich egoistisch wenn ich mich so verhalte ?

Ich liebe meine Mama aber ich würde das nochmal nicht erleben wollen .

Danke fürs zuhören !

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Hallo!

Ich sehe das ein wenig anders als meine Vorschreiberin.

Natürlich ist es eine sehr persönliche Entscheidung, ob man jemanden in seinem Sterben begleiten möchte. Ich habe sehr viel Verständnis, wenn man sich dem verweigert, weil das Verhältnis einfach kein gutes ist, es Streitereien und Missverständnisse gab, wenn die emotionale Basis einfach nicht gegeben ist. Dann ermutige ich Angehörige auch schon mal, sich aus der Situation zu nehmen.

Ich habe immer wieder Probleme damit, wenn mir jemand sagt, er wolle nicht mehr kommen, weil er das Leid nicht sehen will. Ja, das ist schon ein bisschen feige, weil das Leid nämlich immer noch da ist, nur muss es der Sterbende dann mit etwas weniger oder im schlimmsten Fall ohne Begleitung aushalten bzw. erhält er bestenfalls Begleitung von eigentlich fremden (Pflege-)Personen.

"In den 3 Tagen hat sie sich optisch und psychisch so verändert das ich heulend zuhause
zusammengebrochen bin !"

Es ist erlaubt und normal, dass man zwischendurch überfordert ist und die Nerven verliert. Natürlich ist es das. Nur: So geht Sterben meist. Deine Mutter stirbt also durchaus "normal".
Wir haben verlernt das auszuhalten und das macht unsere Gesellschaft schon ziemlich roh. Alle sollen uralt werden und gefälligst fit bleiben,aber wehe, wenn nicht.

Was wäre denn, wenn du in der Situation deiner Mutter wärst? Was wären deine Wünsche? Sollen alle weg bleiben und dich "normal" in Erinnerung behalten oder hättest du gern deine Lieben ab und zu an deinem Bett sitzen?

Ich kann dir noch sagen, wie es mir immer geht. Manchmal haben wir Patienten, die sind mir unendlich nahe. In kürzester Zeit sind wir unheimlich vertraut und erfahren ganz viel voneinander. Sie sind nicht meine Angehörigen, aber es überschreitet schon eine Grenze. Wenn diejenigen sich dann auf den Weg machen und sterbend sind, verändern sie sich auch, können vielleicht gar nicht mehr so wunderbar sein wie in der Zeit davor. Manchmal "zerfallen" sie einfach. Ich merke dann immer, dass ich noch einen "Extra-Schwups" Liebe übrig habe. Dann erst recht!
An diesen Betten sitze ich besonders lange und bin einfach nur da, wenn ich Zeit habe. Dabei ist es vollkommen egal, ob es sich um eine alleinstehende Person handelt oder ob noch ganz viel Familie dabei ist. Ich sitze auch mit den Familien da.

Es fällt mir schwer, weil ich sie gern noch ein wenig länger behalten hätte, aber hinterher bin ich froh, dass ich das alles tun konnte. Ich habe dann die schönen Bilder im Kopf und auch die letzten. Ich bin dann eine Weile traurig, aber das gehört doch zum Leben. Zurück bleibt ja auch die Freude, die ich mit ihnen hatte.

LG

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Nur kurz:

Schon mal aus der sicht der Mutter überlegt, dass es für sie vielleicht auch verdammt schwer ist, ihrer tochter sowas "zumuten" zu müssen? Versteh mich nicht falsch. Aber ich weiss von meiner Mama her, dass es für sie eine qual war, uns traurig an ihrem bett zu sehen. Es tat ihr unendlich leid, dass alle ihrertwegen in solch einer situation waren. Ich selber sah das niemals so. Niemand kann was für eine krankheit. Aber meine Mama hat das so gesehen.

Da finde ich es ein bisschen hart, die fragestellerin in ein schlechtes licht zu rücken und ihr noch ein schlechtes gewissen einzureden.
Es ist wie es ist. Und jeder, wirklich JEDER darf so mit solchen situationen umgehen, wie er es möchte.

Vergiss nicht: das ist dein beruf. Das kannst du nicht vergleichen!

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Ja, ich stimme dir zu. Natürlich ist es schlimm, zu sehen, wie sich der geliebte Mensch verändert, aber es ist immer noch derselbe Mensch und ich persönlich bin der Meinung, dass man in einem solchen Moment nicht die eigenen Gefühle und Bedenken vornan stellen sollte, sondern für diesen Menschen da sein sollte, dieser Mensch stirbt und braucht seine Liebsten an seiner Seite.
Ich spreche da nicht blindlings sondern habe im letzten Herbst meinen Vater begleitet, ich habe mein ganzes Leben mit meinen Eltern in einem Haus gewohnt und in den gerade in den letzten Jahren ein sehr enges Verhältnis zu meinem Vater gehabt, er war schwer krank und hat sich sehr verändert, die letzten 1-2 Wochen hat er es nicht immer zeigen können, ob er überhaupt noch merkt, dass ich bei ihm war. Und dennoch habe ich meist sogar zweimal am Tag nach ihm geschaut. Aber ich hatte das Gefühl, es tut ihm gut, wenn ich da bin, seine Hand streichele, ihm etwas von den Enkelkindern erzähle. Heute habe ich natürlich die Erinnerung daran, wie schlecht es ihm ging, aber ich habe auch die Erinnerung an meinen gesunden Papa und vor allem das gute Gefühl, dass er sich nie alleingelassen gefühlt hat.
Sogar meine Kinder, die jüngste mit 11 das jüngste seiner Enkelkinder sind ihn bis zuletzt besuchen gegangen, waren nach seinem Tod bei ihm, meine Kleine hat ihm ein Küsschen gegeben und noch eins von der Oma, da "sie das ja nicht selber machen kann" . Ich glaube, es gehört Mut dazu, Vertrauen darauf, dass man mehr Kraft hat, als man denkt und auch der Gedanke daran, wie sehr man diesen Menschen geliebt hat, als er noch gesund war und dass es immer noch derselbe Mensch ist, nur unendlich bedürftiger.
Nicht böse sein, das ist meine persönliche Meinung, allerdings nicht theoretisch, auch nicht aus (entfernterer) beruflicher Perspektive sondern aus der Sicht einer Tochter, die vor kurzem ihren Papa hergeben musste!
LG und alles Gute und die richtige Entscheidung allen, die in einer solchen Lage sind!

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Hallo schnurzel

Es tut mir leid, was du durchmachen musst im moment. Ich war in der selben situation vor zwei jahren. Meine Mama hatte darmkrebs.
Wir wussten zwar 2,5 jahre lang, dass sie nicht geheilt werden kann. Aber wenn dann der tag x sich nähert, ist das trotzdem ganz schlimm. Ich hab heute noch die bilder im kopf, so langsam weichen sie den schönen erinnerungen, aber sie sind immer noch da. Für uns war immer klar, dass es besser ist, wenn sie gehen kann/darf. Als sie dann ging, war es sehr schlimm.
Ich war immer, bis drei, vier tage vor ihrem tod, bei ihr. Aber als sie gestorben war, war ich die einzige der Familie, die nicht mehr zu ihr aufs zimmer ging. Ich ging auch nicht zu ihr, als sie aufgebahrt war. Ich wollte das einfach nicht. Ich wollte meine Mama lebendig in erinnerung behalten. Alle haben das verstanden, niemand war mir böse.
Ich hatte manchmal angst davor, dass ich meine entscheidung mal bereuen werde. Bis jetzt stimmt es aber für mich und ich bin mir sicher, es stimmt auch noch in 20 jahren.

Du darfst das für dich entscheiden. Sag deinem Papa, weshalb du lieber nicht mehr zu deiner Mama möchtest und ich hoffe, dass er es versteht. Denn jeder geht anders mit so einer situation um.

Ich wünsche dir/euch viel Kraft für diese schwere zeit.

Alles gute
Fly

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Mit dem Sterben umgehen ist nicht leicht, ich weiß nicht was wir für ein Verhältnis zueinander hattet, aber ich persönlich finde es egoistisch sich einfach abzuwenden.. es gibt manchmal Situationen im Leben da muss man einfach durch ob man will oder nicht. Deine Mutter hat dir das Leben ermöglicht, ich finde es nur gerecht wenn man als Kind den letzten Weg mit ihr geht.
Meine Mutter ist im September verstorben. Sie kam Dienstags ins Kh und Samstag ist sie verstorben. Da gab es auch so einen krassen Verfall:( . Auch ich bin zuhause jeden Abend zusammen gebrochen. Aber ich war jede freie Minute an ihrem Bett, auch als sie ihren letzten Atemzug getan hat. Alles andere wäre für mich nicht in Frage gekommen. Sie war meine Mutter und hat IMMER alles für uns getan. Da hätte ich sie niemals allein lassen können, weder ein Tag noch beim sterbe .
Überlege gut was du tust, du kannst deine Entscheidung nicht Rückgängig machen.
Du musst für dich entscheiden was das beste ist, abnehmen kann es dir keiner. :(
Alles gute !!

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Ist Dein Nick Dein Geburtsjahr? Bist Du 54 Jahre alt? Ich frage das, weil man in diesem Alter eigentlich mit dem Tod schon mal konfrontiert wurde. Ich mache Dir überhaupt keinen Vorwurf, wenn Du nicht zu Deiner Mutter gehst, aber es kann sein, dass es Dir später leid tut. Ich saß innerhalb von 6 Monaten am Sterbebett meiner besten Freundin und an dem meines Mannes. Dass das nicht einfach war, ist klar, beide hatten sich sehr verändert. Ich bin aber heute froh, dass ich es getan habe. Zu meiner Freundin bin ich dazu 450 km gefahren, dass ich mich verabschieden konnte. Denk nochmal nach - Du kannst es nicht rückgängig machen. Alles Gute für Dich. Liebe Grüße von Moni