Hallo Ihr!
Ich weiß gerade garnicht wie ich anfangen soll und habe bedauerlicherweise auch die Befürchtung das es ein langer Text wird und nicht immer nett klingt.
Mein Vater ist vor 1 1/2 Monaten gestorben. Seit knapp 10 Jahren litt er an einer Herzschwäche. Die letzten Jahre hatte er unter 20% Herzleistung, zuletzt nicht mal mehr 15%. Dazu kommt seit Jahren eine Niereninsuffizenz Stadium 4 also ganz schlecht. Mein Vater hatte seit einigen Jahren einen eingebauten Defibrilator und seit 1/2 Jahr noch ein anderes "Einbaugerät", was das Herz unterstützen sollte.
Jedenfalls hatte er vor einem Jahr schon mal eine sehr schlimme Zeit, war auf der Intensivstation weil er soviel Wasser eingelagert hatte und es nur noch stationär wegging. Danach war er erneut im Krankenhaus, da er ne Treppe runtergestürzt ist. Es ging ihm so schlecht nach den KH-Aufenthalten, dass er kaum 5 Meter gehen konnte ohne erschöpft zu sein.
Übers letzte Jahr dann wurde sein Zustand nicht besser, sagen wir er war gleichbleibend schlecht. Stand er 9 Uhr auf, lag er bereits 10 Uhr wieder und hat geschlafen. So ging es tagein-/tagaus bis auf wenige Ausnahmen. Meine Mutter war genervt davon, dauernd das Gerede über Krankheiten, da kann es ja nicht besser werden. Sie hat einfach nicht begriffen, wenn Organe kaputt sind, sind sie kaputt.
Anfang des Jahres hatte er wieder soviel Wasser und ist dann ins KH gekommen, wo er schließlich eine Woche später verstarb, nachdem man ihm fast 10 Liter Wasser "abgepumpt" hatte und auch noch die Leber versagte. Einen Tag vorher habe ich mich von ihm verabschiedet, er bat mich darum also hat er es wohl geahnt. Er hat kaum noch Luft bekommen, seine Haut war total dünn, er tat mir einfach so leid. Das kann man doch niemandem antun.
Meine Mutter war dabei als er eingeschlafen ist, war jedoch davon völlig überrascht?! Die Ärzte haben ihr nichts gesagt, bemängelt sie noch heute... . Auch hätte sie ihn lieber als Pflegefall zu Hause als eben tot, was ich für meinen Teil sehr egoistisch finde.
Ich für meinen Teil habe schon lange damit gerechnet, dass es so nicht mehr lange geht. Ich meine wie schlecht muss es einem Menschen noch gehen. Für meine Mutter kam es völlig plötzlich entspechend ist jetzt alles aus. Sie wollten doch noch in den Urlaub fahren und neue Stühle kaufen usw.
Ich muss ein wenig ausholen. Meine Eltern waren knapp 50 Jahre zusammen und auch fast so lange verheiratet. Sie waren immer Eigenbrötler, haben keine Freunde bzw. den ein oder anderen Anwärter immer erfolgreich vergrault, weil die ANDEREN ja so komisch waren. Hobbys hatten sie so gesehen auch keine. Mein Vater wußte sich immer zu beschäftigen, meine Mutter saß entweder stundenlang am PC oder buddelte stundenlang im Garten. Früher als sie noch arbeiten war meinte sie immer freitags schon "zum Glück ist bald wieder Montag". Um die Enkel haben sie sich nur gekümmert, wenn wir sie dazu aufgefordert haben, von selbst kam da kaum etwas. Auch war es immer so, dass alles was sie gemacht haben SO toll war und man musste sich damit präsentieren. Gut wir haben es tolleriert. In der Ehe ansich kriselte es seit Jahren. Im letzten Jahr hat mein Vater beispielsweise im Garten übernachtet, weil er es laut eigener Aussage mit ihr nicht mehr aushält. Er trug keinen Ehering mehr, machte auch keinen Hehl daraus zu sagen, würde es ihm besser gehen, wäre er schon lange weg.
Meine Mutter hat mich u. A. auf Arbeit angerufen um von mir zu fordern, dass ich sofort komme, weil sie mit ihm nicht mehr ein und aus weiß. Ihre Nachbarin hat jetzt erst kürzlich meinem Mann erzählt, wie cholerisch sie täglich war usw.
Selbst meine Kinder sind nicht mehr gern hin, weil sie schon früh am Frühstückstisch gestritten haben beispielsweise über einen fehlenden Salzstreuer.
Wörter wie "die hat doch ne Meise" wahlweise "Schaden", "die kotzt mich an", "der wird auch immer Blöder", "der Tag der wo ich dich kennenlernte war der Fehler meines Lebens" usw. war quasi Standard.
Nun weiter im Jetzt . Seit Papa tot ist, tut meine Mutter so als ob es 50 Jahre die große Liebe war, alles war so toll, liebvoll usw. Ganz ehrlich als wir mit dem Trauerredner saßen wegen der Vorbereitung der Rede kam ich mir vor als ob sie von jemandem anders redet. Auf der Schleife des Gestecks war ein ellenlanger Text von wegen wie sehr sie ihn geliebt hat usw. ...
Jedenfalls seit er nun nicht mehr da ist, ist sie total mit den Nerven am Ende, hat ein schlechtes Gewissen, bereut alles, heult nur noch, ist der Meinung es ist am Besten sie stirbt auch, alles ist ihr egal usw. Ich versuche sie wirklich aufzubauen aber alles was kommt ist kann ich nicht, will ich nicht usw. Meine Tante die direkt unter ihr wohnt, schleppt sie jeden Tag mit vor die Tür um sie abzulenken.
Mutter geht auch wöchentlich zur Psychotherapeutin habe ich zum Glück noch vor Vaters Tod eingerührt, weil sie da schon nicht mehr klar kam. Tabletten nimmt sie auch seit ein paar Tagen aber alles hilft nicht, sie wäre am liebsten tod. Auch hat sie mir unterstellt ich hätte Papa garnicht gern gehabt, weil ich nicht weiter weine. Sorry jeder geht damit anders um und ich muss ja nicht mit Mama gemeinsam weinen. Ich habe eine eigene Familie wo ich das lasse bzw. es auch so sehe, er war sehr krank und hat nun seine Ruhe, es wäre nie wieder geworden und ja ich hätte ihn gern behalten aber nicht in so einem Zustand.
Mich überfordert die ganze Situation. Ich habe wirklich alles um sie rum gemacht. Sie hat ja keinerlei Ahnung von Finanzen, Versicherungen usw.. Habe ich alles erledigt, gekündigt, umschreiben lassen, Termine gemacht, sie hingefahren, überall hin mitgegangen usw. . Sie hat keine Perspektive, für wen auch ... ist sie der Meinung. Ihre Enkel sind ihr auch zu viel...
Was würdet ihr machen? Auf der einen Art tut sie mir leid aber auf der anderen Art werde ich auch so langsam unglaublich wütend.
Sie haben mich jahreslang mit ihren Streitereien genervt, keine Geburtstagsfeier war schön. An meinem Mann haben sie auch kein gutes Haar gelassen obwohl er im Rahmen seiner Möglichkeiten immer gemacht und getan hat und auch heute noch macht. In die Kindererziehung wurde mir auch immer reingeredet, weil man meinte es ja nur gut usw.
Selbst vorletztes Jahr zu Weihnachten haben sie sich bei mir zu Hause gestritten, natürlich nur über Nichtigkeiten. Selbst meine Große hätte sie am liebsten vor die Tür gesetzt.
Was meint ihr, muss ich ihr Zeit geben, ist so ein Verhalten normal, muss ich es einfach ertragen, manchmal würde ich einfach gern nur abhauen.
Ich wollte dieses Jahr zum Geburtstag verreisen endlich mal das machen, was ich will. Da habe ich auch schon wieder ein schlechtes Gewissen sie hier mit der Tante alleine hocken zu lassen. Ach man...
Meine Mutter --> nach Tod des Vaters
Hallo,
Ich habe mich nicht durch den Trefft gekämpft- mein Patenonkel sagte immer "nirgendwo wird so viel gelogen wie auf Beerdigungen und in Traueranzeigen"
Fall 1: es ging um die Außenwirkung
Fall 2: deiner Mutter wurde bewusst, wss sie doch ann ihm hatte. Pflege ist anstrengend. Krank sein auch. Da bleiben die Emotionen nicht aus. Leute verändern sich im Alter. Einige werden stur und streitsüchtig. Und nach 50 Jahren sagt man vielleicht so einiges, was einem später doch leid tut.
Für Deine Mutter war der Tod Deines Vaters vieleicht tatsächlich ein plötzliches Ereignis, die hat die Anzeichen verdrängt. Entsprechend groß ist der Schock.
Du musst aber auch an Dich denken. Trauere wie Du es für richtig hältst. Fahre am Geburtstag weg. Sei für Deine Mutter da, aber lass Dir kein schlechtes Gewissen einreden.
Mein Vater starb nach langer Krankheit - man sah es ihm die Tage vorher an. Wir haben uns alle verabschiedet und trotzdem war ich total geschockt als er wenige Stunden später starb.
Alles Gute
Wir hatten das vor 2 Jahren mit den Schwiegereltern. Meine Schwiegermutter starb leider an Krebs, das zog sich über viele Jahre und in den letzten Monate war mehr als klar das es bald zu Ende geht. Als sie starb tat Schwiegervater ganz überrascht. Er hatte kaum Kontakte zu Außenwelt weil er alle Menschen für dumm hält. Mein Mann hat ihn mir zu uns genommen, das klappte nicht da er immer nur von Selbstmord sprach und alle Hilfen ablehnte. Alle die ihm helfen wollten hat er vor den Kopf gestossen, hat einigen sogar verboten zur Beerdigung zu kommen ( den Geschwistern und Familien seiner Frau). Uns wurde immerwieder zum Vorwurf gemacht das wir uns nicht kümmern aber 1. lehnte er alle Hilfe ab und 2. wohnte er fast 800 km entfernt und wir arbeiten beide, da fährt man nicht ständig hin. Mein Sohn hat dann den Kontakt verweigert weil er nur noch gejammert hat und uns beleidigt hat. Mein Mann hat täglich mit ihm telefoniert um zu helfen, dabei wurde er meist beschimpft. Als mein Mann ihn dann besuchte hat er sich kurz vorher umgebracht, so daß mein Mann ihn so vorgefunden hat. Ich fand das damals unmöglich von ihm und werde ihm das niemals verzeihen. Auf der einen Seite waren wir aber auch froh das der Terror endlich vorbei war. Meine Kollegin hat im Moment das gleiche erlebt, Schwiegermutter starb, Schwiegervater kapseln sich ab und will nicht mehr leben. Ich denke mehr wie helfen kann man nicht, wenn die Betroffene keine Hilfe wollen dann dränge ich mich auch nicht auf, vor allem lasse ich mir kein schlechtes Gewissen einreden.
Jeder ist für sein eigenes Glück verantwortlich, man muss es nur wollen und nicht immer anderen die Schuld geben für sein eigenes Versagen.
Ich wünsche dir starke Nerven und vor allem einen tollen Urlaub😎
LG
Visilo
Hallo
Ich denke es ist Zeit an dich selbst zu denken.
Deine Mutter wird sich sicher nicht mehr ändern egal ob du dir auf die Zunge beißt, schreist, weinst oder einfach nur einfühlsam „da“ bist.
Du musst dein Leben ändern wenn du willst dass sich etwas verändert.
Engagiere einen Gärtner der ihr hilft wenn sie jemand für den Garten braucht. Da brauchst du auch kein schlechtes Gewissen haben.
Nutze die Zeit die du mit ihr hast für andere Dinge Als dich um „ ihre „ Angelegenheiten zu kümmern. Stell den Kontakt zu tauergruppe, Bank, Gärtner und co her. Hilf ihr beim organisieren aber lebe nicht ihr Leben oder ersetzte deinen Papa.
Genieße DEIN Leben !!! Fahr in den Urlaub. Unternimm etwas mit deinem Mann oder deinen Kindern und besuche deine Mutter auf einen Kaffee.
Lass dich nich5 irritieren von ihrer Trauer. Es ist ihre Trauer und es sind ihre Gefühle auch wenn sie dir seltsam vorkommen.
Sich um seine Mutter kümmern heißt nicht sie zu bemuttern, all ihre Wünsche zu erfüllen oder kein eigenes Leben zu haben.
Finde einen Mittelweg!!
Liebe Grüße
Faxl
Mein Beileid zum Verlust deines Vaters
so viel Verständnis man auch haben mag für den Hinterbliebenen Partner aber so viel Abgrenzung muss man durchziehen wenn die Person anfängt zum Energie Räuber zu werden.
Würde das meine Mutter sein ich glaube ich hätte inzwischen mal meinen ganzen Frust / Wut und Enttäuschung an ihr direkt abgeladen und ihr ins Gesicht gesagt sie solle von ihrer heuchlerischen, zerstörerischen Art ablassen. Das der Vater durch den Tod quasi die nie durchgezogene Scheidung nun hat und das du als Kind und deine Familie es satt habt ihr gejammere , geheuchle, und ungefragte Verplanung sich an zu tun.
Sich darf sich gerne melden wenn sie von dem Tripp mal runter gekommen ist.
Und dann würde ich konsequent erst mal mein eigenes Leben mit der Familie leben die Zeit ist zu schade und zu Kostbar um sie mit solchen Menschen zu verschwenden zumal ihr es eh schon zu lange mitgemacht habt.
Seit dem plötzlichen Tod eines Freundes und Kollegen meines Mannes 1 Woche vor Ostern im alter von 39 Jahren sieht mein Mann aktuell auch gewisse Dinge anders.
Hallo!
Ich habe erst heute deine Antwort gelesen. Im Grunde hätte ich manchmal gewaltig Lust ihr mal meinen ganzen Frust an den Kopf zu knallen aber ich bin mittlerweile 40 Jahre alt und denke nicht, dass mir das was bringt. Auch vertrete ich die Meinung, wer brüllt dem gehen die Argumente aus. Da steh ich nicht so drauf.
Aktuell geht mir die ganze Sache sehr an die Substanz und ich überlege mit ihr noch einmal in Ruhe zu reden. Erst heute waren wir Hinterbliebenenrente beantragen und sie heulte da wieder und meinte eigentlich braucht sie die eh nicht mehr. Da wurde mein Ton schon schärfer und ich habe sie gefragt was das eigentlich soll.
Auch war sie am Samtag in ihrem Garten obwohl sie ja niemanden da sehen will , was ja bei 20 Grad und strahlendem Sonnenschein auch so unwahrscheinlich ist. Und wie erwartet kamen viele und waren laut ihren Aussagen wieder so geschockt, haben sie bedauert usw.. ... Im Normalfall lag mein Vater wenn überhaupt auf der Gartenliege und hatte zu keinem seiner Gartennachbarn ein gutes Verhältnis also wie bitte sollten diese Menschen realistisch etwas einschätzen. Meiner Meinung nach hascht sie nahezu nach Mitleid.
Mittlerweile hat meine Mutter über 10 Kilo abgenommen, ist fahrig, zittrig, vergisst viel, ist beratungsresistent. Ich kann und will mich darauf nicht mehr einlassen. Was will man machen, wenn ein Mensch nicht will?
Jetzt sollen wir sie zum Wandern mitnehmen und radfahren , sie war sonst nie wandern und auch kaum radfahren. Wir haben auch unseren Freundeskreis und da haben wir echt keine Lust drauf.
Ja sie hat niemanden außer ihre Schwester, die nun auch noch an Brustkrebs erkrankt ist (zum Glück im Anfangsstadium mit guten Heilungschancen) aber dafür kann ich doch nichts.
Es ist gruselig, manchmal wünschte ich mir es wäre Ruhe für immer.
Übrigens die Ausstellung einer Bankvollmacht für den Sterbefall für mich hat sie noch immer nicht ausgefüllt und als ich ihr es heute nochmal hinlegte, hat sie gemeint sie muss erstmal sehen. Toll bin ich der Arsch der dann den Arsch gemacht hat oder was?!