Hallo ihr!
Ich weiß nicht genau warum ich das hier schreibe, ich denke einfach zur Verarbeitung und für mich selber. Ich bin am 30.01.1993 als Zwilling zur Welt gekommen, mit meinem Bruder Louie. Auch wenn unsere Kindheit nicht immer einfach war, (was ich meinen Eltern auch nicht wirklich verübeln kann - mit 21 ungeplant schwanger und dann auch noch Zwillinge!) Wir hatten immer uns. Ich war ein sehr introvertiertes schüchternes Kind und hab 99% der Zeit im KiGa mit keinem Kind außer ihm geredet. Wir waren wie beste Freunde und haben alles gemeinsam gemacht, unsere Fantasie und unsere Abenteuerlust war immer grenzenlos. Als Teenager waren wir echt schwierig... zwei rebellische und frühreife Kinder. Jedes Wochenende Party, keinen Bock auf Schule, mit den Falschen Leuten abgeben, das ganze Programm... unsere arme Mutter denke ich mir heute Rückblickend! Jedenfalls haben wir uns trotz allem immer gegenseitig aus der Patsche geholfen und immer zusammen gehalten, egal was war! Ich glaub so ein Bund zwischen Zwillingen ist einzigartig, man kann wohl keinem Menschen näher sein als wenn man mit ihm zusammen im Mutterleib herangewachsen ist. Er hat mir einige male das Leben gerettet, und ich ihm... mein Bruder war der erste bei dem ich mich geoutet habe, und er war auch der einzige der mich nach meinem Outing noch ganz normal behandelt hat und den es wirklich null gejuckt hat das ich auf Frauen stehe. “Eine Sache mehr die wir gemeinsam haben!“ hat er immer gesagt.
Wir waren beide immer gesund, es gab nicht einen stärkeren und einen schwächeren wie es halt oft bei Zwillingen ist, nein wir waren beide “der Starke“.
Im Dezember 2013 wurde bei meinem Bruder ein Magenkarzinom festgestellt. Erst standen die Chancen auf Heilung gut, dann ging alles ganz schnell. Therapie schlägt nicht an, Teilentfernung des Magens, Entfernung des gesammten Magens, verschlechterung des allgemeinen Zustands... schließlich war sein Immunsystem so am Ende das ihn eine einfache Infektionskrankheit von uns genommen hat. Die letzten Wochen mit meinem Bruder waren sehr intensiv, ich wollte es nicht war haben, bin nächtelang am Laptop gesessen und hab recherchiert ob es noch irgendwas gibt was ihm helfen könnte. Ich hab Geld gesammelt für irgendwelche obszönen Medikamente aus dem Ausland die noch irgendwelche Hoffnung versprochen haben. Ich bin durchgedreht, hab die Ärzte angschrien dass sie “unfähigen Vollidioten“ doch etwas machen sollten. Er wurde immer ruhiger, und als klar war das er es wohl nicht schaffen würde hat er irgendwie seinen Frieden gefunden. Er hat in der letzten Zeit viel gebeten und uns gut zu geredet “Ich bin niemals weg, solange ihr noch an mich denkt!“ Er hatte keine Angst mehr, er war einfach bereit zu gehen. Als er gestorben ist war für mich der Schmerz am Anfang so groß das ich meinte ich müsste sterben, ihm folgen. Durch den Zusammenhalt in der Familie und durch Therapie konnten wir aber halbwegs “gut“ damit umgehen, sofern man in dieser Situation von gut reden kann. Für mich ist mein Bruder nicht weg, so wie er gesagt hat. Er ist nicht fort gegangen, er ist nur vorgegangen, und irgendwann wenn der Tag für mich kommt sehe ich ihn wieder. Er ist immer da so wie früher, nur das ihn jetzt halt niemand hören oder sehen kann, ich fühle trotzdem ganz stark dass er bei mir ist. Oft rede ich im Gedanken mit ihm und in meinen Träumen ist es so als wäre er nie weg gewesen, ich sehe sein Gesicht so detailliert vor mir als hätte ich ihn gestern zu letzt gesehen. Nichts wird meinen Bruder je ersetzt können, ich habe es mir aber zur Aufgabe gemacht ihn stolz zu machen in dem ich meine Ziele erreiche und glücklich werde. Wenn ich einen Sohn bekomme wird er ohne Zweifel den Namen “Louie“ tragen - zu ehren meines wundervollen geliebten Bruders.
Mein geliebter Zwillingsbruder Louie
Hey du,
Deinen Verlust kann ich nicht nachvollziehen, er muß nahezu unerträglich sein.
Umso mehr bewundere ich deinen Optimismus, dein Vetrauen in das Schicksal und deinen Umgang mit der Trauer.
Du hast da einen wunderbaren ( im wahrsten Sinne des Wortes) Weg gefunden, deine Trauer auch weiterhin zuzulassen, ohne dass sie dich lähmt.
Sie gibt dir sogar Kraft.
Hut ab, vor deiner Stärke, ich wünsche dir von unbekannter Seite alles erdenklich Gute für deinen weiteren Weg!
Du wirst irgendwann eine großartige Mutter für deinen Sohn sein!
lg
von berikaki
deren Kinder nur existieren, weil ihre Schwiegermutter vor vielen Jahren, nach dem plötzlichen Unfalltot ihrer Eltern, zum Trost noch ein Kind bekommen hat.
Meinen Ehemann und den Vater meiner beiden kostbaren und inniggeliebten Schätze.
Hallo !
Ich beneide Dich.....um dieses Jahre ,die Du mit DEinem Zwillingsbruder hattest ,um diese besondere ,innige Verbindung ,die längst nicht jeder erleben darf! Auch ich glaube daran ,dass er Dich weiterhin begleitet und jetzt gut auf Dich aufpasst!
Ich denke er würde wollen ,dass Du lebst...dass Du viele Dinge erleben und genießen sollst....für ihn mit!
Dieser Rucksack voll Liebe reicht bestimmt für ein langes Leben
Ich weiß wie es ist einen geliebten Menschen zu verlieren ,meine Tochter starb bei einem Verkehrsunfall mit 19Jahren.
ich weiß dass sie von mir erwartet ,dass ich weitermache ,mich um ihre Geschwister kümmere. Sie möchte mich nicht traurig sehen....
So sehe ich das....und irgendwann sehen wir uns wieder......
ich wünsche Dir alles Liebe .....irgendwann einen tollen Sohn und vielleicht noch vier-fünf Geschwister für ihn .
Liebe Grüße Iris
Liebes Sonnenmaedchen,
dieser Name Louie ist wunderschön. Er passt zu all den wunderschönen Dingen wie du Deinen Bruder beschreibst. Er lebt in Dir weiter. Dieses Glück haben nicht viele. Es gibt tolle Bücher die einem helfen über so schreckliche Dinge hinwegzukommen bzw damit irgendwie leben zu können. Vielleicht ist das langfristig etwas für dich. Wie lange ist das jetzt her wenn ich fragen darf ?
kulo