Mein Sohn ist 6 Jahre alt und kam heute mit einer traurigen Nachricht vom Kindergarten nach Hause. Die Mutter seines Freundes ist gestorben. Und ja, leider ist das kein schlechter Scherz unter Kindern.
Mich traf diese Nachricht wie ein Schlag in den Magen. Ich kannte die Frau mehr oder weniger. Also wir hatten uns ein paar mal zufällig getroffen, waren noch im Februar mit den Kindern rodeln. Und jetzt ist sie weg. Ihr Sohn besucht die gleiche Gruppe wie meiner. Es gibt auch noch eine jüngere Schwester, die in eine andere Gruppe geht. Beide Kinder sind mir sehr ans Herz gewachsen, vorallem das Mädchen ist einfach nur entzückend. Mir tut die Familie von Herzen leid. Die beiden Kinder trifft exakt das gleiche Schicksal wie mich. Ich kann also nachfühlen was dieser Horror für sie bedeutet. Und wenn ich erst an den Papa der beiden denke ... auch mit ihm habe ich im Winter Bekanntschaft gemacht, ein sehr netter Mann. Leider Gottes ist es nie dazu gekommen Telefonnummern zu tauschen, weder mit ihm noch der Mutter. Ich hatte mir vorgenommen das nächste mal darum zu bitten wenn man sich im Kiga über den Weg läuft, aber irgendwie kam es nie dazu. Ich würde der Familie gerne helfen. Der Mann wird aber wohl kaum daran denken mich um Hilfe zu fragen, wo er mich doch erst einmal gesehen hat.
Im Kiga gibt es eine Art Postfach für jedes Kind. Ich habe daran gedacht einen Zettel in das Fach des Jungen zu legen. Ich habe an sowas gedacht "Lieber xy, ich würde mich freuen wenn du zu mir nach Hause zum spielen kommst! Du darfst auch gerne deine Schwester mitbringen und meine Mama kümmert sich um alles! Bitte gib meiner Mama Bescheid, dein xy." ... Meint ihr so ein Angebot geht? Ist es dafür noch zu früh? Lieber 1 Monat warten?
Die Kinder gehen weiter in den Kiga. Heute gab es eine kleine Runde in der die Gruppe ein Lied für die Mutter und eine Kerze angezündet hat. Oh Mann, ich kann es noch immer nicht glauben.
Mutter von Freund gestorben (Kinder)
Liebe kiki,
ich finde dein Angebot toll. Für die Kinder ist ein wenig Ablenkung bestimmt gut und der Papa kann seinen Tränen ungehindert freien lauf lassen. Auch gibt es viel zu erledigen nach einem Todesfall. Das funktioniert nicht so gut mit Kind.
Es ist dir hoch anzurechnen, dass du den Mut hast, Kontakt zu der Familie herzustellen. Das traut sich nicht jeder.
Als mein Bruder vor 14,5 Jahren tödlich verunglückt ist, haben die Leute die Straßenseite gewechselt, wenn sie meine Mama gesehen haben. Denn sie nicht wussten, wie sie mit ihr umgehen sollten. Dabei wünscht man sich doch nichts mehr, als ein bisschen "Alltag".
Wenn der Papa dein Angebot nicht annehmen möchte, dann ist das auch noch so. Aber du hast wenigstens den Versuch gestartet.
Viele liebe Grüße
Melanie
Danke für deine Meinung. Ich habe auch schon überlegt die Pädagogin um ihre Meinung zu fragen. Sie kennt ja die Familie doch viel besser als ich. Ich will den Papa auf keinen Fall überfahren, andererseits denke ich mir wenn ich in seiner Situation wäre würde ich mir so ein Angebot wünschen.
Hallo!
Das glaube ich auch. Wenn es ihm zu früh ist sagt er das sicher, aber ich denke, dass er dankbar für die Hilfe ist...
ich persönlich würde jedoch keinen Zettel schreiben, sondern dem Vater direkt eine Nachricht zukommen lassen, in welcher Form auch immer...
LG
Ich finde dein Angebot sehr toll und gut durchdacht. Tatsächlich ist es sehr "praktisch" wenn die Kinder in der Zeit der Planung der Beerdigung nicht dabei sind. Denn das macht es alles noch viel realer und schwerer für den Vater. Er weiß vermutlich gerade nicht wohin mit sich. Besonders wenn der Tod so überraschend ist, gibt es so viel, was man erstmal sortieren muss. Natürlich haben die Kinder einen ebenso schweren Verlust erlitten, aber meiner Erfahrung nach gehen (kleine) Kinder ganz anders mit Tod & Trauer um, als wir Erwachsenen.
Als mein Mann damals verstarb, kam meine Tochter knapp 1 Woche später in den KiGa. Ich war froh sie vormittags "abgeben" zu können, um für mich zu sein. Natürlich ist man für sein Kind da, aber man kann nicht immer stark sein.
Viele Eltern haben mich noch Wochen gemieden (wir kannten uns/sie wussten es durch die Krippe), weil sie nicht wussten, wie sie mit mir umgehen sollen.
Ich war sooo froh über die "neuen" Mütter, die mich nicht kannten und somit keine Ahnung hatten. Das war zumindest etwas normaler Alltag.
Versuch die Normalität zu erhalten, wo es nur geht. Und wenn das ein paar Spiel-Nachmittage mit den Kids sind, nur zu!
Gibt es denn nicht die Möglichkeit die Telefonnummer des Mannes ganz klassisch durch's Telefonbuch o.ä. rauszufinden? Oder eben, wenn er die Kinder in den KiGa bringt, einfach mal kurz abfangen und ihn fragen?
Oh. Moment... Jetzt lese ich erst deinen zweiten Beitrag...
Sorry, aber "ach du schei*e" 🙈
Das ändert die Situation natürlich...
Ignoriert doch einfach kein Kommentar zu diesem Beitrag hier 😉
Trotzdem fand' ich die Idee im großen und ganzen gut. Wenn auch im nachhinein irgendwie nicht mehr so durchführbar
Vielen Dank für dein Kommentar
Ich stehe nun mit der Oma der Kinder in Kontakt. Es wundert mich wie gefasst sie auf mich wirkt. Aber vielleicht überspielt sie es auch nur. Dennoch gehe ich ganz normal mit ihr um so wie mit den Kindern. Ich denke uns allen tut das gut. Ich kann mir sehr gut vorstellen wie es sein muss wenn man gemieden wird ... Schrecklich!
Ich bin doch sehr überrascht wie sehr mich die Tragödie berührt. Ich hatte die Mutter der Kinder sehr gerne und ja, sie fehlt einfach, auch mir. Gestern habe ich sehr viel geweint. Es fiel mir in den letzten Tagen schwer die Situation zu akzeptieren.
Ich habe der Oma noch nicht gesagt dass ich ihre Schwiegertochter kannte. Ich würde sie irgendwann gerne fragen ob ich eine Kerze an das Grab stellen darf. Meinst du dass das unangebracht wäre?
Ich würde sowas tatsächlich da rein tuen. Eher ans Kind in erster Instanz gerichet. Aber auch gerne an die Familie. Das man signalisiert, das jemand da ist um einen zu helfen wenn man danach sucht. Das bedeutet nicht das man sich aufdrängt oder hinterher laufen muss ob das tatsächlich benötigt wird. Aber Anteilnahme ist doch etwas schönes und aufbauendes.
Meine Schulfreundin hat mit 10 Jahren ihren Bruder (18 Jahre älter und ein bisschen auch Vaterfigur gewesen, weil ihren kannte sie nicht) bei einem Unfall gestorben. Ich hatte das Bedürfnis als Kind ihr ein Geschenk zu machen und eine Karte wo ich reingeschrieben habe (gut mit 10 Jahren kann man selbst schreiben) das ich jederzeit als ihre Freundin für sie da sein werde.
Ich würde hier auch mal mit deinem Sohn sprechen. Was in ihm vorgeht nachdem er das erfahren hat... und ob er solche Bedürfnisse hat, seinem Freund gegenüber irgendwas an Aufmerksamkeit zu geben (egal in welcher Form). Und gerne diesem Bedürfnis nachkommen. Denn auch im Alter von 6 Jahren ist es duchaus nicht unüblich mit Freunen mitzutrauern. Man ist ja schon empathiefähig. Manchmal bekommen Kinder dann auch die Sorge, ihnen könnte das auch passieren und wie es ihnen dann ginge etc.
Deine Idee mit der Karte ist jedenfalls sehr gut und wenn ich ein Angehöriger wäre, ich würde mich "freuen" insofern man in der Situation überhaupt zu Freude im Stande ist. Denn auch für den Vater kann es eine Entlastung sein, seine Kinder an einen wohlbehüteten Platz zum Spielen abgeben zu können um selbst die Zeit für Trauer und Verarbeitung zu finden... oder durch den Kontakt dann auch zu dir, wieder ins Alltagsleben zurück zu finden.
Meinen Sohn spreche ich nicht darauf an. Es wurde mir davon abgeraten. Aber er soll wissen, dass er mit mir darüber reden darf wenn er das will. Ich glaube zumindest für ihn geht der Alltag ganz normal weiter, ohne dass etwas "komisch", oder anders ist. Er hat mir aber heute gesagt dass er seinen Freund gerne zuhause besuchen möchte. Ich hab gesagt dass ich dass mit der Oma von seinem Freund erst abklären muss. Ich komme mir irgendwie komisch vor zu denen nach Hause zu gehen. Lieber würde ich die Kinder zu uns nach Hause einladen.