Hallo...
meine kleine Tochter (3 3/4) konnte heute nicht einschlafen und kam irgendwann tränenüberströmt zu mir und erzählte folgendes:
Sie möchte nicht sterben, bald ist sie alt und dann muss sie auch streben. Sie hat ganz dolle Angst vor dem Sterben.
Hintergrund warum sie und ihr Bruder überhaupt schon wissen was Sterben ist:
Mein Opa ist Mitte März nach längerer Krankheit gestorben. Sie haben ihn seit er Anfang November 2017 zu einer Herz OP ins Krankenhaus musste nicht mehr gesehen. Sie haben oft nach ihm gefragt, aber weil sein Zustand sehr schlecht war, konnten wir ihn auch nicht besuchen. Schon nachdem wir Ihnen erzählt haben, dass der Ur-Opa nicht mehr lebt, waren sie sehr traurig. Ich hab dann mit Ihnen Bücher zum Thema gelesen und wir haben ihnen erzählt, dass der Opa nun ein Stern ist und auf uns aufpasst.
Hat jemand Erfahrungen mit dem Thema gemacht. Wie kann ich ihr die Angst vor dem Sterben nehmen? Ich will wirklich gern vermeiden, dass sich so ein kleiner Mensch mit so einem schweren Thema rum trägt.
Liebe Grüße,
Lise
Wie Angst vor dem Tod nehmen?
Hallo,
Einen Tipp kann ich dir leider nicht geben, bin aber auch auf die Antworten hier gespannt.
Wir haben hier das gleiche Problem. Meine Tochter ist 5 und möchte nicht groß werden weil sie dann ja irgendwann sterben muss und das möchte sie nicht. Gestern Abend im Bett sagte sie sie möchte nicht sterben, sie hat Angst zu sterben.
Sie hat den Tod von ihren beiden uromas „mitbekommen“, die eine uroma ist erst kürzlich gestorben.
Sie fragt dann auch viel wo die Oma ist und so, ich erzähle ihr dazu dass die Seele in den Himmel kommt und der Körper, den man dann nicht mehr braucht auf der Erde bleibt und beerdigt wird.
Das kann sie sich wohl alles nicht so gut vorstellen, Seele kann man schwer erklären und ich habe gemerkt dass in ihrer Vorstellung beim Körper Kopf, arme und Beine nicht dazu gehören 🙈.
Man möchte ja das Thema Tod garnicht vermeiden aber wenn es die Kindern so dauerhaft beschäftigt und auch verängstigt macht man sich so seine Gedanken...
LG
Deine Tochter muss den Tod begreifen, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Beerdigung war ja schon.
Geh mit Deiner Tochter zum Grab.
Beantworte ihre Fragen ehrlich. Lass sie in ihrer Fantasie, ob Opa ein Stern, ein Engel ist. Sag ihr aber auch, dass Du nicht weißt, ob er ein Engel oder ein Stern ist.
Vermeide nicht den Umgang mit Tod. Der Tod gehört zum Leben dazu.
Meine Enkelin war vier, als ihr erster Opa starb und acht, als mein Mann starb.
Beim ersten Opa haben die Kita-Erzieher und die Familie ganz normal mit ihr gesprochen, dass es eben so ist, dass Mensch und Tier nach einem langen Leben sterben. Für Leonie war der erste Opa ein Stern am Himmel. Abends ging sie auf die Terrasse und winkte zu den Sternen hoch und sagte dem Opa gute Nacht.....die Eltern mussten oft genug schlucken, aber für Leonie war es in Ordnung. Schon immer - bis heute - macht sie vor dem Grab aus dem Kies ein kleines Häufchen - als "Kuchen" für den Opa. Ist ihr selber eingefallen. Als mein Mann starb, war sie sogar dabei, sie saß in der Küche und hörte am Babyfon seinen letzten Atemzug. Sie verabschiedete sich sogar alleine von ihm im Schlafzimmer - sie wollte es so und legte ihm noch ein wunderschönes gemaltes Bild auf die Decke.
Bei euch hat das Kind keine Chance gehabt, sich vom Opa zu verabschieden, es wurde wohl auch vieles verschwiegen und sie machte sich dann Gedanken.
Verschweigen, schonen wollen - das alles ist kontraproduktiv. Lieber darüber reden und von mir aus sagen, dass der Opa nun ein Schutzengel für sie ist - oder ähnliches.
Leonie suchte sogar die Urne für ihren Opa aus und ging bei der Trauerfeier an meiner Seite - es war sehr berührend.
Aber sie ging immer selbstverständlich mit allem um, darf beim Gräber bepflanzen helfen, geht alleine gießen usw.
Deine Tochter muss mit Dir darüber sprechen können, sprich unaufgeregt und ruhig darüber, vermeiden hilft nicht. Irgendwann ist sie von alleine mit dem Thema durch, sie soll Dich alles fragen, was sie denkt. LG Moni
Danke für eure Antworten!
Ich glaube, ich bin etwas missverstanden wurden. Wir haben hier das Thema Tod und Sterben nie vermieden. Ich bin immer sehr offensiv damit umgegangen, wenn sie nach ihrem Uropa gefragt haben. Ich hätte meinen Kindern auch gern einen Abschied ermöglicht, das ging aufgrund des Krankheitsbildes aber nicht. Meine Frage bezog sich eher darauf wie ich ihr vermitteln kann, das Leben und Tod zusammen gehören. Das Schwierige ist eigentlich dabei, dass die meisten Erklärungen auf das Alter desjenigen beziehen, allerdings hat ein so kleines Kind doch nur sehr wenig Verständnis für Zeit.
Hallo, ich würde wie folgt weiter fortfahren:
- Jederzeit als Gesprächspartner bei Bedarf (!) anbieten
- Nur Fragen beantworten, die sie fragt und nicht von Dir aus noch mehr erzählen darüber
- Das Thema nicht extra oft aufgreifen
- Und bezüglich des Altwerdens und Tod würde ich sagen, dass man alt ist, wenn man viele Falten hat, nicht mehr gut laufen kann usw. Damit kann sie vielleicht mehr anfangen, als die reine Aussage, dass man stirbt, wenn man alt ist.
Alles Liebe
Mein Großer war ähnlich alt als meine Oma starb. Sein erster Kontakt mit dem Tod. Allerdings hat er den ganzen Sterbeprozess mitbekommen. Sie hatte Krebs und wollte keine Therapie mehr (hätte wahrscheinlich auch nicht viel gebracht bei dem Stadium in dem Alter).
Ich habe ihm eine lange Linie aufgemalt. Seinen kleinen Bruder und ihn am Anfang, uns etwas weiter, Oma und Opa etwas über die Hälfte und die urgroßeltern fast am Ende. Diese Linie ist das Leben. Jeder Mensch und jedes Tier kommt irgendwann am Ende an und stirbt genau so wie er anfang geboren wird. Und jheder geht diese Linie in seinem eigenen Tempo lang, niemand weiß wann er am Ende angelangt ist. Aber es führt kein Weg dran vorbei, dieser Punkt kommt für alle.
Für ihn war auch wichtig den Sterbeprozess mit zu bekommen, er hat gesehen das die Uroma immer schwächer wurde, weniger konnte usw. Aber er hat auch gesehen das sie keine Angst hatte
Meine Tochtet hat als sie 3 war ihren Papa durch einen Autounfall verloren. Demnach gab es auch keine Chance sich zu verabschieden.
Ich habe ihr alles, was sie wissen wollte erklärt - natürlich kindgerecht. Zum einen, die Sache mit dem Unfall, zum anderen aber auch den Tod allgemein. Sie dachte, nur alte kranke Leute sterben.
Bei ihr haben greifbarere Beispiele zum "Kreislauf des Lebens" ganz gut funktioniert.
- ein Kern wird in die Erde gepflanzt, daraus entsteht eine Blume die dann lange schön blüht. Irgendwann verwelkt die Blume aber, sie vergeht und dort kann dann eine neue Blume wachsen.
- oder aber kleine Vogelbabies (wir wohnen auf dem Land, daher sieht man die gar nicht so selten) sterben, weil sie zu schwach oder krank sind.
Das ist nicht schlimm, das gehört zum Leben dazu.
Von ihr kam irgendwann später auch der Spruch, dass es gut ist irgendwann zu sterben. Sonst wird einem ja langweilig, wenn man ewig lebt. 🙈😅
Sie sagt, ihr Papa ist jetzt irgendwo im Himmel. In den kuschlig weichen Wolken, wo es ihm gut geht. Und manchmal wenn es regnet, erklärt sie uns, dass er jetzt gerade wohl duscht.