Schwangerschafts-Cholestase – meine Totgeburt und meine Ratschläge

Hallo Muttis mit Schwangerschafts-Cholestase,
dies ist ein weiterer Schritt in meiner Trauerarbeit, der mir wirklich schwer fällt, denn es hätte ja auch verhindert werden können...
Damit dieses schwere Schicksal nicht noch mehr Babys, Mamis, Eltern, Geschwister unnötig erleiden müssen, möchte ich euch warnen, sensibilisieren, was auch immer.

Leider ist mein Sohn dieses Jahr im Juli während der Geburt gestorben, da alle Ärzte und Hebammen in meiner Geburtsklinik (*** [vom urbia-Team editiert. Name der Klinik entfernt.] ***) die Risiken der Schwangerschafts-Cholestase währen der Geburt nicht hinreichend kannten und daher auch keinerlei Vorsichtsmaßnahmen getroffen haben (Dauer-CTG-Überwachung bei Wehentätigkeit, ggf. Notkaiserschnitt) als ich mit Wehen ins Krankenhaus gekommen bin. Das war wohl das größte Versagen der Klinik, da dadurch keiner mitbekommen hat, dass es meinem Sohn im Bauch nicht mehr gut geht. Aber auch schon vorher sind einige Behandlungsfehler passiert; denn mit der frühzeitigen Einnahme des richtigen Medikaments hätte es vielleicht ja auch gar nicht so weit kommen müssen.
Auch wenn die Diagnose der Schwangerschafts-Cholestase 3 Tage vor der Geburt fest stand, kannte KEINER die Risiken des schweren Sauerstoffmangels bzw. von Herzrhythmusstörungen beim Kind, die während der Wehen eintreten können. Daher wurden im Kreißsaal von Ärzten und Hebammen auch keinerlei Maßnahmen getroffen, um den Herzschlag meines Kindes zu überwachen. Im Gegenteil - ich wurde nach dem Aufnahme-CTG auf Station geschickt und sollte „schauen wie lang ich es durchhalte“. Als ich nach 3 Stunden wieder in den Kreißsaal zurückgekommen bin und dort eine weitere halbe Stunde meine Wehen weggeatmet habe, hat mich eine andere Hebamme ans CTG genommen. Aber da waren die Herztöne meines Babys leider schon weg und ich musste ein wunderschönes gesundes totes Baby bei 36+6 still zur Welt bringen. Damit das nicht auch weiteren Babys und Müttern passiert, habe ich beschlossen meine Story im Internet zu verbreiten - auch wenn es mir nach wie vor schwer fällt und nun wissend, wie alles hätte so leicht auch gut ausgehen können. Ich möchte die groben Fehler und Ratschläge möglichst kurz für euch zusammenfassen, denn VORSICHT Muttis, dieses Vorgehen ist nicht unüblich!!! Ich habe intensive Forschungsarbeit betrieben um herauszubekommen was alles schief gelaufen ist. Mehrere Hebammen und Frauenärzte, mit denen ich gesprochen habe, haben mir gesagt, dass sie diese Risiken auch nicht kannten und mich auch aus dem Kreißsaal geschickt hätten...
1. Kontrolle der Gallensäure
Leider wurde bei mir – obwohl ich über die typischen Anzeichen (Juckreiz, Schlaflosigkeit) geklagt habe und auch gesagt habe, dass es jetzt immer schlimmer wird - über 3 Wochen die Gallensäure nicht gemessen. Denn sobald sie über den Referenzwert (10) liegt, sollte so schnell wie möglich mit Ursofalk begonnen werden. Die ersten Tage kann die Dosis auch höher liegen als auf der Verpackung angegeben, aber das muss mit dem Arzt besprochen werden.
2. Während der Wehen – Besteht auf Dauer-CTG-Überwachung
Bleibt im Kreißsaal, lasst euch nicht mehr raus schicken – und wenn dann nur mit portablen CTG (das gibt’s nämlich auch) und bittet, dass ihr den Oberarzt wegen der Bedenken sprechen dürft. Schließlich muss der ja schnell sein, wenn ein Notkaiserschnitt notwendig werden sollte.
3. Kaiserschnitt als Option
Könnte ich die Zeit noch mal zurückdrehen, wäre ich das Risiko des Sauerstoffmangels für mein Kind währen der Geburt gar nicht eingegangen. Schließlich hat keine Frau gerne einen Notkaiserschnitt, selbst wenn noch mal alles gut geht. Wenn daher eure Gallensäurewerte (trotz Ursofalk) weiterhin stark erhöht sind (> 35/40), überlegt euch einen geplanten Kaiserschnitt oder eben Kaiserschnitt mit der ersten Wehe.

Alles Gute Euch!
Lennymom mit Lenny im Herzen

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Hallo, es tut mir sehr leid, was dir passiert ist und ich kann deinen Schmerz verstehen - ich habe meinen Sohn ebenfalls still zur Welt gebracht, allerdings nicht auf Grund eines Behandlungsfehlers. Das macht die Sache noch unerträglicher, weil man es hätte verhindern können. Ich wünsche dir/ euch viel Kraft, das Erlebte zu verarbeiten und irgendwann wieder positiv in die Zukunft zu schauen. Die Liebe zu deinem Kind stirbt nie und irgendwann werden die Tage wieder heller! Alles Liebe und Gute❤️

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Hallo,

es tut mir schrecklich schrecklich leid was euch passiert ist, umso mutiger finde ich dass du dich überwinden konntest deinen Text zu verfassen und verbreiten. Ich hoffe dass du damit vielen Müttern und Babys dieses Schicksal ersparen kannst. Ich werde sicherlich daran denken, sollte es zu ähnlichen Symptomen kommen.

Euch wünsche ich für die Zukunft weiterhin ganz viel Kraft und viele liebe Menschen die euch helfen, diese schwere Zeit zu überstehen. Fühl dich ganz fest umarmt. Ich wünsche dass bald die Sonne wieder ein bisschen für euch scheint. ❤️

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Oh mein Gott!!! Es ist einfach nur schrecklich und ich könnte heulen!!! Ich möchte dir ganz ganz viel Kraft senden und hoffen, dass ihr das irgendwie schafft.
Ich danke dir für deinen Beitrag. All das hätte ich gar nicht gewusst und ich bin definitiv sensibilisiert für dieses Thema. Wenn bei mir oder jmd im Bekanntenkreis eine Cholestase hat, werde ich an deine Worte denken.
Ganz liebe Grüsse

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Hallo Lennymom,

es treibt mir die Tränen in die Augen - es ist so schlimm, was Dir widerfahren ist.

Ich hatte die letzten 3 Wochen vor der Entbindung auch Cholestase. Meine FÄ schickte mich 10 Tage vor Entbindung ins KH zur Überwachung. Ich bekam zum Glück Ursofalk in der Klinik, wusste jedoch die Auswirkungen auf das Kind auch nicht. Macht einen ja keiner drauf aufmerksam. Mein Sohn kam mit einem Apgar von 0 auf die Welt, wurde jedoch zum Glück zurück geholt. Er hat den Spitznamen Lenny.

Aufgrund der Parallelen geht mir deine Geschichte noch näher.

Ich schick Dir ganz viele Umärmler aus der Nähe (ich wohne auch bei Nbg)

Liebe Grüße

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Wirklich sehr sehr schlimm was Dir passiert ist, und vielen Dank für die Aufklärungsarbeit die Du betreibst!!
Ich selbst hatte diesen Fall (meine 1. Tochter ist leider Schwerstbehindert auf Grund eines Gendefektes) mein 2. Sohn also 3. Kind konnte sich nicht drehen im Bauch er saß mit dem Kopf in meiner Leber und es kam am Ende der SS zu einer Cholestase. Nur durch meine Tochter die Erfahrung im Umgang mit Oberärzten etc. konnte ich alles richtig einordnen und auch die Beschwichtigung von Frauenarzt und Geburtsklinik überwinden.
Ich habe sowohl das Medikament Ursofalk bekommen und auf einen Kaiserschnitt zu 37+0 bestanden. Zum Glück ist mein jüngster kerngesund - das Kindstodrisiko von 1% war mir definitiv zu hoch diese Zahl hatte ich vorab recherchiert. Es ist erschreckend für mich von Euch zu lesen :-( Ich hatte mit meinem bestehen auf den schnellstmöglichen Kaiserschnitt recht, wie traurig das Euch das passieren musste und Euer Sohn nicht mehr bei Euch sein kann. Es ist fürchterlich !! Mein aufrichtiges Mitgefühl !