Letzte Worte an eine Bekannte

Hallo,
ich habe eine Frage für meine Mutter.
Eine gute Bekannte von ihr hat eine schlechte Diagnose
bekommen, jegliche Therapie lehnt sie ab.
Meiner Mutter hat sie dies über eine gemeinsame Freundin mitteilen lassen,
im Moment möchte sie keinen persönlichen Kontakt. Sie ordnet ihre Dinge.
Sie ist weit über 70, hat vor einigen Jahren bereits ihren Mann verloren
und sich nun mit ihrem Lebensende abgefunden.
Meine Mutter bat mich um Rat, weil sie ihr gerne ein paar Zeilen schreiben
würde.
Aber: was schreibt man? Ich habe selbst keine Idee, welche Worte die
Richtigen wären. Es ist keine enge Freundin, dafür aber schon über zwanzig
Jahre eine Bekannte der Familie. Es soll nicht theatralisch, nicht biblisch
und nicht geschwollen klingen. Vielleicht kann mir hier jemand helfen,
eine schöne Formulierung zu finden.
Vielen Dank,
Beniamina

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Das geht einfach nicht. Wir kennen weder Deine Mutter noch die Kranke- sowas muss persönlich geschrieben sein, sonst wirkt es aufgesetzt und falsch.
Deine Mutter soll Dir einfach mit ihren Worten sagen, was sie ausdrücken möchte und Du bringst es in eine gute Schriftform. Dann ist es sicher auch passend.
LG Moni

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Hallo,
eine Vorlage in dem Sinne meinte ich auch nicht.
Eher, ob jemand vielleicht selbst schon mal in einer ähnlichen Situation
war und einen Rat hat.
Ich habe bisher immer nur Zeilen für Hinterbliebene schreiben müssen,
das ist einfach eine andere Sache.
Man möchte dem anderen noch so viel sagen und irgendwie ist plötzlich
keine Zeit mehr. Wobei ich hier nur helfen wollen würde, mich betrifft
es (zum Glück) nicht selber.
Trotzdem danke,
lg Beniamina

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Hallo!

Da wir das Verhältnis deiner Mutter zu dieser Bekannten nicht kennen, ist es nicht möglich hier etwas dazu zu sagen.

Schwierig finde ich aber schon deine Überschrift. Ich denke, das sollte es auf keinen Fall werden: Der letzte Brief. Jetzt stell dir mal vor, du bist todkrank, alle wissen das und dann kommen laufend Abschiedsbriefe. Will man das? Sie lebt ja noch!

Wenn deine Mutter aufrichtig wissen möchte, wie es der Dame geht, und ggf. Hilfe anbieten will, dann sollte sie das genauso schreiben. Floskeln und Phrasen vermeiden, ehrlich und authentisch sein. Wenn keine oder nur eine sehr kurze Antwort kommt, dann sollte sie das akzeptieren und hinnehmen. Wenn sich mehr ergibt, dann mal sehen, was passiert.

Wenn es nur um ihre eigene Betroffenheit geht, dann sollte sie lieber keinen Brief schreiben. Todkranke und Sterbende sind sehr sensibel und durchschauen viel. Diese Bekannte kann deine Mutter jetzt nicht trösten oder es ihr leichter machen.

LG

3

Hallo und danke für deine Antwort.
Es wird leider der letzte Brief sein, so viel steht medizinisch fest.
In den nächten Tagen schon soll sie in ein Hospiz verlegt werden.

Meine Mutter will nicht wirklich noch Kontakt erzwingen und sich
eben auch nicht aufdrängen, aber sie möchte auch nicht einfach
abwarten. Die beiden hatten nur losen Kontakt über viele
Jahre, allerdings vor allem in schwierigen Zeiten.

Und es geht nicht wirklich um ihre eigene Betroffenheit, sie findet es
natürlich schlimm, kann aber die Entscheidung gegen lebenserhaltende
Maßnahmen verstehen.

Mal sehen, vielleicht finden sich die richtigen Worte doch noch.
Lg beniamina

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Hallo!

Nur weil es vielleicht der letzte Brief ist, muss man das aber nicht so formulieren. Im Grunde weißt du nie, wenn du einen Brief an irgendwen schreibst, ob es nicht der letzte ist.

Ich meine damit, dass man das Thema Krankheit und Sterben nicht ausklammern muss, aber vermeiden sollte man, dass es klingt wie der "letzte Brief". Deine Mutter darf auch Alltäglichkeiten und Banalitäten in diesen Brief schreiben. Sie kann nach der Familie fragen, z.B.

Man kann sich selbst fragen, was man sich wünschen würde, wenn man selbst in der Situation wäre. Wenn du weißt, dass deine Lebenszeit akut begrenzt ist, was möchtest du lesen und hören und was lieber nicht?

Im Hospiz dreht sich nicht permanent alles ums Sterben. Es geht ums Wetter, wer zu Besuch kommt und was es zu essen geben wird. Ganz banal, ganz alltäglich, denn das ist das, was fehlt. Das alte Leben fehlt.

LG

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Ich war einmal in einer ähnlichen Situation als ich knapp 18 war. Da war der Schulleiter meiner Schule schwer erkrankt und es war klar, dass er nicht wiederkommen würde. Er war mein Englischlehrer gewesen und hatte mich sehr unterstützt als ich mein Austauschjahr plante. Während dieses Jahrs wurde er krank und war schon nicht mehr an der Schule als ich wiederkam. Ich wollte mich aber gerne nochmal melden. Ich wusste auch nicht, was ich wie schreiben sollte. Auf Rat meiner Mutter habe ich ihm in dem Brief ein bisschen von meinem Austauschjahr erzählt, habe mich bei ihm für die Unterstützung bedankt und habe ihm alles Gute gewünscht. Über ein paar Ecken habe ich später gehört, dass er sich über den Brief gefreut hat.

Manchmal sagt also ein "ganz normaler" Brief zwischen den Zeilen alles, was man eigentlich sagen möchte.

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Hallo sime,
danke für deine Zeilen. Ich habe am Wochenende meine Mutter nochmal
angesprochen, ob sie sich schon entschieden hat und habe ihr vorgeschlagen,
vielleicht auch an die Kennenlernzeit zu erinnern, das war damals eine
lustige Zeit unter weniger lustigen Umständen. Das fand sie eigentlich ganz gut.
Einfach wirklich ein paar ganz normale Dinge und das Angebot bei Bedarf zu helfen.
Sie wird in der nächsten Woche die gemeinsame Freundin anrufen und
erstmal hören, wie es ihr jetzt geht.
Für Mamas Bekannte finde ich es schön, dass es scheibar wirklich viel
Unterstützung für diesen Abschnitt gibt, welche auch sehr "unaufgeregt" ist.
Ich glaube, das ist viel wert.

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Hallo ,

entgegen der anderen Antworten denke ich , daß ein " Abschiedsbrief " auch etwas gutes sein kann .

Fakt ist : sie kennt ihre Prognose und bereitet sich aufs Sterben vor und hat das Deine Mutter auch wissen lassen.

In Todesanzeigen haben die Angehörigen kein Problem damit den Verstorbenen zu loben und ehren. Wenn ich sowas lese hoffe ich immer , daß sie das dem Verstorbenen auch zu Lebzeiten gesagt haben.
Manche Anzeigen lesen sich wie ein letztes Zeugnis..

Warum nicht einen Brief schreiben , in dem man nochmal sagt , wie gern man mit jemandem zusammen war oder etwas unternommen hat . An welche besonderen Momente man sich erinnert und wie dankbar man ist , daß sie ein Teil ihres Lebens ist.

Irgendwie so ....

Sowas würde ich gerne hören wenn es mal soweit ist .

Alles Gute für Euch .

LG
Tina

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Hallo Tina,
danke für deine Antwort.
Genau das habe ich Mama gestern vorgeschlagen, vor allem die Kennenlernzeit
für die beiden war wirklich schön.
Ich finde es auch gut, wenn man eben noch sagen kann, wie wichtig der andere
einem war, wir hatten im Familien- und Bekanntenkreis so einige sehr
plötzliche Todesfälle.
Nächste Woche nimmt Mama mit der gemeinsamen Freundin, die ihr Bescheid
gesagt hat, nochmal Kontakt auf und fragt, wie es der Bekannten inzwischen
geht und ob vielleicht Hilfe für irgendetwas benötigt wird.
Soweit ich das mitbekomme, sind die Beteiligten "unaufgeregt" und auch meine
Mutter ist sehr gefasst. Das finde ich schön. Ich habe mal auf einer Palliativstation
gearbeitet und war immer fasziniert von Frieden, der von Sterbenden und
ihren Angehörigen ausgehen kann. Das würde ich mir für mich, wenn es einmal
so sein sollte, auch wünschen.
Lg beniamina

9

Kurz vor dem Sterben werden "Bekannte" unwichtig. Es gibt keine ehrlichere Zeit im Leben für das was wichtig ist und was nicht. Und deine Mutter ist ihr nicht (mehr) wichtig. Daher: keinen Brief. Bei (Abschieds-)Briefen kann man viel mehr falsch als richtig machen.

Wenn deine Mutter weiß, was die Bekannte z.B.sehr gern gegessen hat könnte sie ihren Lieblingskuchen backen und einen halben davon im Hospiz vorbei bringen oder ihr Lieblingsessen zubereiten und im Hospiz für sie abgeben. Auch sterbende Menschen leben. Meist sogar ganz besonders bewusst. Ein Stück Kuchen ist unverfänglich klingt nicht nach vorweggenommenem Tod.

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Hallo!

Meine Lieblingsweisheit lautet: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint!

Nein, keinen Kuchen ungefragt mit ins Hospiz nehmen! Niemals! Man kann fragen, ob man zu Besuch kommen soll oder darf, man kann fragen ob man was mitbringen soll, vielleicht Kuchen? Man muss aber gut auf die Antwort hören und sich daran halten! Das ist wichtig.

Nahrungsaufnahme ist im Hospiz ein großes Thema, bzw. eher die Nicht-Nahrungsaufnahme. Viele können und oder wollen nicht mehr essen. Sie haben Übelkeit, Schluckstörungen, Schmerzen oder sind schlicht zu erschöpft. Ein Kuchen kann da enorm überfordern oder gar Übelkeit erst auslösen.

Ja, sterbende Menschen leben, aber sie sind sehr reduziert und eingeschränkt.

LG

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Na ja, immerhin hat sie meiner Mutter extra über eine Freundin die Situation
ausrichten lassen. Sie möchte nur momentan selber keinen Kontakt.
Vielleicht ändert sich das aber auch noch und meine Mutter kann sie besuchen,
das wird sich zeigen. Und wenn nicht, dann finde ich es schon schön, wenn
meine Mutter die Nachricht nicht einfach nur hinnimmt und die Beziehung abhakt.

Kuchen geht vermutlich krankheitsbedingt nicht, aber da wird sich etwas finden,
falls doch noch ein Besuch zustande kommt.

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Sie ist heute verstorben.
Meine Mutter hat sich nicht mehr gemeldet, was sie zwar ein wenig traurig
macht, aber es ist nun mal so.