Ist es unangebracht?

Hallo ihr Lieben,
ich habe bald einen Termin bei meiner Ärztin, Fachrichtung nicht relevant.
Sie hat vor knapp einem Jahr ihr Kind verloren. Seitdem es gestorben ist, war ich nicht mehr bei ihr, erst jetzt wieder.

Ich würde ihr gerne einen Strauß Blumen mitbringen. So als, ich weiß nicht, Gedenken.
Ist das unangebracht oder gar übergriffig? Sollte ich lieber ganz normal hingehen und nichts außer „guten Tag“ - so in die Richtung - sagen?
Oder ist es okay, Anteilnahme zu zeigen?
Ich stehe ihr nicht nahe, sie ist einfach eine tolle Ärztin, aber wir kennen uns sonst auch nicht weiter.

Ich freue mich über jede Meinung.

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Ich würde es auf keinen Fall machen, unangebracht, übergriffig, unangenehm. Was soll sie denn darauf sagen? Meinst du sie fände es schön auf der Arbeit von quasi Fremden auf ihren privaten Verlust angesprochen zu werden? Sorry, für mich gerade ein totaler Fremdschäm-Moment, mag aber auch einfach an meiner Einstellung dazu liegen.

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So sehe ich es auch. Der Verlust ist eine private Angelegenheit, aber du sprichst sie im Rahmen ihres Berufs an.

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Hallo

Da du sie nur als Ärztin kennst gehe ich davon aus, dass du das nicht von ihr erfahren hast.
Ich würde gar nichts von mir aus ansprechen, weil ich Angst hätte da etwas wieder zu verschlimmern an Trauer, was vielleicht gerade etwas besser geworden ist.

Auch wenn man so einen Tod wohl nie verwinden kann heilt man ja doch als Mensch ein Stück. Aber ein Jahr ist für eine Mutter sicher sehr kurz her. Vielleicht hat sie gerade zurück zum Alltag gefunden und möchte im Beruf nicht dauernd erinnert werden.

Privat würde ich das total anders sehen und mich freuen, dass an mein Kind gedacht wird.
Aber da kennt man sich und kann sich einschätzen.

Viele Grüße

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Oje,
ich stelle mir gerade eine Ärztin vor, die im Jahr nach dem Tod ihres Kindes jeden Tag von mindestens einem Patienten darauf angesprochen wird und womöglich noch Blumen, eine Trauerkarte o.ä. bekommt...

Merkst du was?
Du bist ja nicht ihre einzige Patientin und vermutlich wird jeden Tag jemand in die Praxis kommen, der sie "seitdem" nicht gesehen hat.

Lass die Frau ihren Job machen - sicher ist sie heilfroh, dass sie bei der Arbeit einfach "dienstlich" sein kann.
Sicher gibt es Eltern, denen es gut tut, viel zu reden. Aber erstens weißt du das bei ihr nicht, zweitens s.o.
Würde das Kind noch leben, würdest du vermutlich auch nicht mir ihr über ihr Kind sprechen, oder?
Dass du es weißt ist nur für eine einzige Sache gut: damit du nicht in irgendwelche Fettnäpfchen treten kannst.

LG!

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>>Ist das unangebracht oder gar übergriffig?<<

Ja, definitiv.

Privat und Beruf sind zu trennen und ich denke nicht, dass sie sich wirklich über deine Anteilnahme freuen wird. Auch wenn die Absichten noch so gut sind.

Ich kenne das leider aus eigener Erfahrung, dass mich Leute auf der Arbeit aufgesucht haben um ihre Neugier zu befriedigen und hierbei sehr aufdringlich und distanzlos waren, obwohl ich mit ihnen eigentlich nichts zu tun hatte. Problematisch war, dass ich diese Menschen nicht so abkanzeln konnte, wie ich privat auf der Straße gemacht hätte.

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Super, danke für eure Meinungen, sehr eindeutig!
Natürlich, ich will sie im Job nicht unangenehm berühren. Dann halte ich die Klappe!

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Es ist zwar lieb gemeint von dir, aber ich finde es auch ziemlich unpassend. Ich hatte vor knapp zwei Jahren eine FG. Zwar im ersten Trimester und auch wenn es nicht vergleichbar ist, so tut es dennoch wahnsinnig weh. Ich war froh, dass meine Patienten nichts davon wussten. Wenn da jemand plötzlich mit einem Strauß gestanden hätte, was hätte ich da tun sollen? Wie reagiert man da? Man ist in der Arbeit, soll professionell sein und dann wird man mit so „kaltblütig“ mit der Trauer konfrontiert. Da werden plötzlich wieder Wunden aufgerissen, man wird völlig aus dem Konzept gebracht. Was machst du, wenn sie womöglich völlig die Fassung verliert? Soll sie dir einfach nur danken und dann die Behandlung fortsetzen als sei nichts gewesen? Du bringst sie damit wirklich in eine unangenehme Situation.
So nett du es auch meinst, lass es lieber. Ich war damals froh, in der Arbeit meine „Arbeitsrolle“ einzunehmen und konnte mich so von mir als Privatperson abgrenzen (Ich hoffe, du verstehst, was ich meine). Vielleicht geht es deiner Ärztin ähnlich.

Wenn du ihr gerne einen Strauß schenken möchtest, dann tu das einfach so, ohne Bezug auf ihren Verlust. Sag ihr, dass sie eine tolle Ärztin ist und du dich auf diese Weise bedanken möchtest. Du weißt, dass du zusätzlich damit dein Beileid ausdrücken möchtest, aber sie kommt nicht in Verlegenheit und freut sich vielleicht wirklich über eine kleine Aufmerksamkeit zwischendurch.

Liebe Grüße
Orchifee

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Ich antworte dir aus der Perspektive deiner Ärztin (auch wenn ich keine Ärztin bin).

Im privaten Umfeld bin ich immer froh, wenn ich merke, dass unsere Kinder nicht in Vergessenheit geraten. Es war sehr schlimm für meinen Mann und mich, dass sich dieses Jahr nur ein Paar aus unserem gesamten Familien- und Freundeskreis bei uns gemeldet hat.

Ich freue mich auch bei Leuten aus unserem weiteren Bekanntenkreis, wenn sie mal nachfragen, oder uns erzählen, dass sie auf dem Friedhof waren.

Bei Leuten, die in keinem privaten Zusammenhang mit mir oder meinen Kindern stehen, wäre ich nicht wütend.
Ich würde es irgendwie wertschätzen können (solange es keine Sensationslust ist). Aber je nach Situation würde es mich viel zu sehr aufwühlen. Und im beruflichen Kontext habe ich keine Chance, auszuweichen. Da käme ich mir auch bloßgestellt vor.
Etwas anderes wäre es, wenn das Thema aufkommt. Dann finde ich nichts schlimmer, als wenn Leute, die Bescheid wissen, so tun, als ob nichts wäre.

Für mich wäre es angenehmer und es würde mir besser tun, wenn jemand zum Beispiel einen Teddy aufs Grab stellen würde, was vor einer Weile mal eine Userin gefragt hat.

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Mein herzliches Beileid zu deinem Verlust. Wie schrecklich!

Genau wegen der Diskussion mit dem Teddy auf dem Grab habe ich meine Frage gestellt.

Ich hatte bei meinem Fall jetzt nur nicht bedacht, dass die Frau mir ja nicht ausweichen kann und im Beruf eventuell keine Anteilnahme wünscht.
Ich habe nur gesehen: Sie ist Mutter, ich bin Mutter, ich kann mir kaum vorstellen, wie schlimm ihr Schmerz sein muss. Dass meine nette Geste im beruflichen Umfeld unschön wirken kann - ja, das habe ich nicht bedacht.

Gut, dass ich gefragt habe. Manchmal stehe ich mir selbst im Weg.

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Ich kann dir aber sagen, dass du MIR mit deiner Frage geholfen hast. Weil ich mir jetzt denke, dass du auch eine Person sein könntest, die mit mir beruflich zu tun hat. Dass es da Leute gibt, die mich aus Respekt nicht darauf ansprechen, obwohl sie daran denken.
Und das kommt für mich genau in einer Zeit, in der ich diesen Gedanken gut gebrauchen kann, also danke dafür!

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Ich würde da auch nix von mir aus machen. Wenn es zur Sprache kommt, drückst du natürlich deine Anteilnahme aus und das war’s 🤷‍♀️

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Auf keinen Fall ansprechen.
Beruf ist und kann auch Schutzraum sein, um privates außen vor zu lassen.

Falls sie von sich etwas sagt, dann ist es ok, darauf zu antworten. Nur dann und nur soweit sie es erwähnt.

Wenn du sie als tolle Ärztin schätzt und deswegen ja auch zu ihr hingehst, dann kannst du auch ein Dankeschön sagen.
Aktuell vermutlich nicht erlaubt wegen Corona. Aber sonst in der Weihnachtszeit eine Kleinigkeit für's Team mitbringen. So, dass jeder etwas davon abbekommt, der selbst möchte. Für das Team, wozu die Ärztin natürlich auch gehört.

Aber ohne Bezug auf ein Ereignis. Einfach als Dankeschön und Anerkennung für die Menschlichkeit in ihrem Beruf.
Nichts was rumsteht. Hygiene, Allergieauslösend, nimmt Platz weg usw.