Trauergeschenk

Hallo.
Der Partner meiner besten und ältesten Freundin ist gestorben (sehr dubiosen Umstände, Selbstmord nicht ausgeschlossen).
Ich sehe sie fast täglich, versuche ihr beizustehen. Fühle mich sehr hilflos, zu sehen wie sie zerbricht und ich nicht helfen kann.

Bald ist die Beerdigung. Nur im kleinsten Kreis, ich werde ihr also nicht beistehen können, sie nicht unterstützen können.

Meine Frage ist, habt ihr eine Idee was ich ihr zusätzlich zu einer Trauerkarte überreichen kann? Ich dachte an ein Bild der beiden als Kissen... sie dass sie ihn bei sich hat, ihn umarmen kann. Aber jetzt wo ich das schreibe, finde ich das sehr schrecklich und respektlos. Ich möchte nicht nur eine Karte geben, ich kenne sie seit dem Kindergarten... und was schreibt man überhaupt in so eine Karte, wenn einem die Worte fehlen😪

Entschuldigt bitte, ich weiß selbst nicht, was ich für Antworten erhoffe. Vielleicht wollte ich mir nur alles von der Seele schreiben. Und vielleicht habt ihr ja doch einen Tipp für mich 🙏

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Ich habe meine Mutter relativ früh verloren.
Mir hat einfach gereicht zu wissen, dass ich Menschen um mich habe, die mir zuhören, für mich da sind.
Dazu braucht es kein Geschenk.
Also den Polster würde ich nicht schenken, es sei denn du weißt, dass sie genau sowas will. Ich hätte es nicht wollen. Ich wollte nicht jeden Tag daran erinnert werden.
Anstelle einer vorgedruckten Karte würde ich ihr einen persönlichen Brief überreichen.
In dem du dein Mitgefühl zum Ausdruck bringst und eben immer für sie da bist.
Dann weiß sie, dass du einfach da bist.

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Vielen lieben Dank für deine Antwort!
Ja, ich glaube auch dass ein Fotogeschenk nicht so toll ist. Das mit dem Brief ist eine gute Idee 🙏

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Hallo!

O Gott, bloß nicht so ein Kissen!

Als mein Mann starb, kamen tausende von Karten. Jede hatte ihre Berechtgung, die meisten waren aufrichtig und ehrlich betroffen, aber irgendwann war mir das zu viel. Ich konnte nicht eine beantworten. Es gab nur wenige sehr persönliche Briefe. die kamen aber von Menschen, denen ich sowieso immer mal begegne. Da konnte ich was zu sagen, musste nicht schreiben.

Geholfen haben mir die direkten Kontakte und kurze pesönliche Nachrichten. Eben das, was sich über die ersten Wochen hinaus erhalten hat. Das, was sich nicht nur um den Tod drehte, sondern ums Leben und um Beständigkeit.

Geschenke hätte ich befremdlich gefunden. So ein Kissen hätte mich gegruselt! Der Tortengutschein aber, der war super, aber da hatte diejenige gut hingehört und genau gewusst, wie ich das verstehen und für richtig befinden würde.

Wenn da auch noch die Möglichkeit des Suizids besteht, wäre deine Aufgabe das Aushalten., nicht nur die Trauer der Freundin, sondern auch die Wut. Das ist nicht einfach, so was wertfrei auszuhalten.
Es ist dabei egal, ob du die richtigen Worte findest oder richtig reagierst. Wichtig ist, dass du authentisch bleibst. Hört sich einfach an, ist aber sauschwer.

LG

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Danke für deine Antwort!
Wir reden wirklich viel, sehen uns fast täglich. Wir reden über den Verlust, aber ab und zu bringe ich auch meine Kinder mit und sie zaubern ihr dann doch ein kleines Lächeln ins Gesicht. Ihre Mutter sagte, dass es ihr so gut tut. Ich habe dennoch das Gefühl, dass es zu wenig ist 🙇‍♀️
Aber auf jeden Fall werde ich die bei allem begleiten, egal welche Gefühle da noch kommen!

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Hallo!

Das ist doch das Beste, was du tun kannst. Es ist nicht zu wenig und ich glaube, ein Brief, obwohl du sie oft siehst, oder ein Geschenk würden eher was kaputt machen, weil das so indirekt wäre.

Das meine ich mit Aushalten. Du musst auch aushalten, dass vielleicht alles zu wenig ist, dass du das Gefühl hast, dem Ganzen nicht gerecht zu werden. Erst später wird dir (und ihr) klar, was ihr gerade leistet.

Ich finde, du machst das super.

LG

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Hallo meine Liebe,

Dein Text berührt mich wirklich sehr. Weisst du auch warum?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es bei der Trauerbegleitung darum geht, dass jemand da ist, der die Katastrophe mit dir aushält.
Man hat so viele Fragen und die nach dem WARUM wird man niemals beantwortet kriegen. Man stellt sie immer und immer wieder. Man möchte es wissen, es wird aber keine Antwort mehr kommen. Trauer verläuft auch nicht geradlinig, sie verläuft in Wellen. Es gibt gute und schlechte Tage. Das Leben ist für die Hinterbliebenen danach einfach anders. Man kommt nie wieder hinter diesen Punkt zurück. So wie ich es verstanden habe ist es noch ganz frisch und es hat noch keine Beisetzung stattgefunden. Meine Erfahrung ist, dass man in der ersten Zeit völlig erschüttert und verängstigt ist. Man traut sich die einfachsten Sachen nicht mehr. Das Leben steht völlig Kopf. Was in dieser Zeit gut tun KÖNNTE (Für Trauer gibt es keine Schablone. Sie ist so vielfältig wie die Menschen selbst) ist zb, wenn Du sie fragst, ob du vorbei kommen sollst. Wenn du zb was zu essen (Etwas, dass keiner Arbeit mehr bedarf, belegte Brötchen, ein fertiger Auflauf oder sowas) mitbringst oder wenn du sie fragst, ob du ihr was einkaufen sollst oder ob sie Hilfe im Haushalt oder bei den ganzen Behördengängen braucht. Das sind alles nur Beispiele. Es kommt immer drauf an, was die Person möchte. Ob vllt jemand bei dem Gespräch mit dem Bestatter dabei sein soll. Ich weiss ja nicht, ob sie irgendwie anderweitig noch Unterstützung hat. Man ist in dieser Zeit wenig aufnahmefähig, alles rauscht nur so an einem vorbei.

Aber du kannst ihr das wertvollste geben, was du besitzt: Zeit.
Zeit & Menschen/Familie/Freunde sind das wertvollste im Leben. Die Kohle und den materiellen Scheiss lassen wir eh zurück. Am Ende kann man nichts mitnehmen außer seiner Erinnerungen.

Achso und was auch noch gut tut ist wenn man als Betroffener überall noch willkommen ist und die Leute nicht fluchtartig den Saal verlassen und einen als Außerirdischen betrachten. Das Paket, was man trägt, ist so schon schwer genug.

Ich wünsche dir und deiner Freundin ganz viel Kraft.

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Vielen lieben Dank für deine Worte! 🙏 Das bestärkt mich, dass ich, auch wenn ich wohl nie die richtigen Worte finde, es doch irgendwie richtig mache wenn ich einfach irgendwie beistehe.
Genau, die Beerdigung war noch nicht.
Zum Glück lebt sie gerade bei ihren Eltern, sie fangen sie gut auf. Wir sehen uns auch fast täglich, gehen spazieren oder gestern haben wir einfach mit meinen Kindern gespielt, das hat ihr glaube ich sehr gut getan. Aber ja, es ist noch ein weiter Weg und viel Arbeit, das zu verarbeiten!

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Ja, das ist wahr. Man schließt mit sowas niemals ab. Es bleibt immer im Kopf. Es wird nur anders. Alles im Leben verändert sich. Und auch diese Sprüche von wegen "die Zeit heilt alle Wunden " oder "es geht jeden Tag wieder die Sonne auf" ..... die sind zwar gut gemeint von den Leuten .... aber die Zeit heilt eben nicht alles. Trauerarbeit ist harte Arbeit.

Achso und übrigens brauchst du keine "richtigen Worte " finden. Es ist völlig okay, wenn du ihr ehrlich sagst, dass es dafür keine Worte gibt. Die Nähe zählt mehr als Worte.

Alles, alles Liebe für Euch ❤

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Ich persönlich habe für mich die Erfahrung gemacht das geschenke in so einer Situation wahnsinnig unpassend sind.
Als unsere Tochter gestorben ist wollte ich rein garnichts haben. Karten waren ok, da konnte ich dann entscheiden wann und ob ich sie mir angucke. Wobei nicht mal viele Karten gekommen sind weil sich keiner getraut hat auszusprechen das ein Kind gestorben ist.
Naja aufjedenfall kann ich dir nur sagen das es am wichtigsten ist einfach da zu sein, irgendwie etwas Sicherheit zu bieten und zuzuhören. Bevormunde sie nicht, auch wenn sie in tiefer Trauer steckt ist sie eine erwachsene Frau. Das fand ich immer ganz schlimm, das plötzlich jeder wusste was für mich das beste war.
Wirklich, aufrichtige Menschen die den Schmerz mit einem aushalten (was bestimmt sehr schwer ist) sind das wertvollste was es in so einer situation gibt.
Ich finde es toll wieviele Gedanken du dir machst.