Schwester tot gefunden

Hallo

Ich schreibe hier weil mir die Seelsorge überhaupt nichts gebracht hat mit ihren Bibelsprüchen. Ich habe vor 8 Wochen meine Schwester tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Sie war erst 40.
Ich kann es irgendwie nicht verarbeiten und habe auch niemanden mit dem ich reden kann. Ich bin vor 23 Jahren aus meiner Heimat aufs Land gezogen und meine beste Freundin ist weit weg. Sie ist voll berufstätig und ich möchte sie nicht mit meinen Problemen belasten.
Ich habe schon versucht mir eine Therapie zu suchen aber die Wartezeit beträgt 1 bis 1 1/2 Jahre. Ich bin in ein tiefes Loch gefallen und komme da auch alleine nicht mehr raus. Tagsüber funktioniere ich einfach. Versuche so gut es geht meinen Alltag zu erledigen. Nachts wache ich mit Angstzuständen auf und habe regelmäßig Alpträume. Zb. sehe ich meinen Toten Vater der auch früh gestorben ist. Meine Oma die an Lungenkrebs gestorben ist. Sie reden alle auf mich ein das ich noch nicht sterben darf weil ich noch eine Aufgabe habe. Dann schauen sie mich alle böse an. Ich sehe immer wieder meinen Hund sterben und ich kann ihn nicht retten. Diese Schlaflosigkeit macht mich fertig. Ich kann mich nicht richtig auf Dinge konzentrieren. Ich habe ganz schlimme Probleme mit dem Blutdruck. Mal 80/40 und dann mal wieder 170/110.
Mittlerweile denke ich das es schön wäre auch einfach nicht mehr aufzuwachen. Dann müsste ich das alles nicjt mehr aushalten. Auch die Menschen um mich die alle so tun als wäre nichts. Ich kann diese Sprüche nicht mehr ertragen. "Kopf hoch" es geht weiter. Oder die Geschichten von noch schlimmeren Schicksalen und ich soll doch froh sein das es nicht meine Kinder oder mein Mann gewesen ist. Warum sind die Menschen so unemphatisch? Ich erzähle schon gar nichts mehr weil Bekannte nichts von Traurigen Menschen wissen wollen. Ich habe mich komplett zurück gezogen und habe keine Lust mehr so zu tun als sei ich gut drauf. Es meldet sich auch bei mir keiner mehr. Ich frage mich ob das noch das normale Leben ist, oder ob das Depressionen sind, oder ob unsere Gesellschaft mit dem Tod einfach nichts zu tun haben will. Ich weiss nicht wie ich aus dem Loch wieder raus komme.Ich wollte das einfach mal irgend einem Menschen sagen.

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Hallo elefantenfee,


es tut mir sehr Leid das deine Schwester so früh von euch gegangen ist.

Eine Tote Person zu finden ist ein sehr schlimmes Ereignis. Wenn es aber eine Person ist die einem nahe gestanden hat denke ich ist es noch viel schlimmer.

Du steckst noch in der Trauerphase bzw fängst erst damit an weil der Schock noch zu tief in dir gesessen hat das du gar nicht trauern konntest. Das diese Bilder und noch viele andere Bilder Nachts kommen und dir den Schlaf rauben wird dir deine letzten Kräfte nehmen. Es ist auch sehr schwer wenn du niemand hast dem du dich anvertrauen kannst. Eine Therapie wäre bestimmt hilfreich. Aber leider ist die Warteliste bei den meisten sehr lang. Ich weiß nicht ob es in eurer Gegend eventuell Trauergruppen gibt, oder Selbsthilfegruppen die sie sich mit dem Thema befassen. Hast du dich mit deinen Sorgen und gesundheitlichen Problemen deinem Hausarzt anvertraut? Ich denke das er dir helfen wird. Vielleicht ist es auch möglich mit seiner Hilfe schneller einen Therapieplatz zu bekommen.

Es ist in unserer Gesellschaft auch nicht leicht jemand zu finden der einem in dem Fall zuhört und für einem da ist. Das Thema Tod wird leider viel zu wenig in der Öffentlichkeit thematisiert und somit weiß man nicht wie man sich trauernden gegenüber verhalten soll. Ich schließe mich dabei auch nicht aus. Die Sprüche die man dir gesagt hat sind nicht böse gemeint, es ist einfach sie ein Zeichen dafür, das, das Gegenüber nicht weiß wie es reagieren soll. Ein oft gebrauchter Spruch heißt: " Zeit heilt alle Wunden". Es stimmt in den meisten Fällen leider nicht. Wenn man niemand hat bei dem man seine Sorgen abladen kann werden sie einen mit der Zeit von innen auffressen.

Aus der eigenen Unsicherheit werden Trauernde auch oft gemieden. Man mach einen Bogen um sie weil man Angst falsch zu reagieren. Das wiederum ist ein Teufelskreis. Dadurch werden Trauernde noch einsamer.

Ich kann auch verstehen das der Gedanke kommt am besten nicht wieder aufzuwachen und die Schmerzen sind zu Ende. Ich bitte dich aber so schwer und aussichtslos es für dich aussehen kann kämpfe bitte weiter. Versuche zu trauern und gib bitte nicht auf.


Traurige Grüße

blaue-Rose

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Schön geschrieben, ich schließe mich hier vollumfänglich an


Kleine Ergänzung an die TE:

Es gibt Notfallsprechstunden in z.B. Psychiatrischen Kliniken. Die können auch nicht zaubern , aber jemanden, der zuhört, der einfach da ist, ist gerade ganz wichtig. Jetzt, nicht in einem Jahr! Such Dir unbedingt jemanden mit dem Du reden kannst. Wenn es hilft, für den Übergang auch erstmal hier....

Und erkundige dich mal gezielt nach Traumatherapie, die wird leider viel zu wenig angeboten (irgendwie steckt die Traumabehandlung für Privatpersonen noch in den Kinderschuhen!) ich habe leider im persönlichen Umfeld PTBS erlebt und bin dafür (vielleicht zu) sensibilisiert, es könnten erste Anzeichen dafür in deinem Text sein.



"Trauer muss sprechen und braucht wahre Freunde die zuhören und gleichzeitig Stille ertragen können!"

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es gibt auch Trauergruppen, in denen sich betroffene gegenseitig helfen

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Versuch es übers kostenerstattungsverfahren

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Seine Schwester in jungen Jahren tot aufzufinden, ist definitiv ein traumatisches Ereignis. Du bist noch in der Trauerphase aber ich denke so wie Du dein Leid beschreibst, solltest du jemanden suchen mit dem du eine Traumatherapie in Angriff nehmen kannst.

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Bei solchen schwerwiegenden Verlusten haben mir beispielsweise Bücher wie "out of body" geholfen, weil es nicht auf Religionen/Glaubenssystemen sondern auf Erfahrungsgrundlage formuliert ist. Oder "über die Schwelle des irdischen hinaus", wobei ich das erstgenannte für den Anfang eher empfehlen würde und es ist auch das Bessere.

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Liebe Elefantenfee,

ich kann absolut verstehen, dass dich dieses Erlebnis zu tiefst traumatisiert haben muss. Es tut mir sehr leid, dass du fiese Erfahrung machen musstest und dass dich dein Trauma so sehr verfolgt.

Ein Therapie ist sicherlich ein guter Weg. Wenn du dich an deinen Hausarzt wendest,kann in einer derartigen Akutsituqtion auch über den Hausarzt ei schnellerer Termin vereinbart werden. Das ist ja nicht zumutbar dich über 1 Jahr damit alleine klar kommen zu lassen.

Darf ich fragen ob bzw an was du glaubst? Gibt es dahin gehend vielleicht jemanden der Dir helfen kann?

Liebe Grüße