Mein Vater wird wohl sterben..

Hallo,

Es ist heute das erste Mal, dass ich hier schreibe und wahrscheinlich wird mir niemand helfen können, aber ich muss mir das einfach von der Seele schreiben. Und vielleicht hat ja der ein oder andere von euch hilfreiche Worte für mich.

Mein Vater (er wird in einem Monat 78 Jahre) hat am Mittwoch die Diagnose Krebs bekommen #heul. Meine Mutter und ich hatten das schon befürchtet, da leider vieles dafür gesprochenen hat, aber mein Papa hat es offenbar verdrängt.

Die Nachricht hat ihn jedenfalls total aus der Bahn geworfen (verständlich) und seitdem ist es ein Auf und ein Ab mit ihm. Er braucht eine Strahlentherapie in Kombination mit einer Immuntherapie. Noch dazu möchten die Ärzte ihm eine Magensonde legen, falls er künstlich ernährt werden MÜSSTE.

Seine erste Reaktion war, er lässt nichts machen, es ist ihm alles zuviel und er stirbt dann lieber (typisch für meinen Vater). Wir waren alle daraufhin total fertig, ich habe nur geheult #heul. Nachdem mein Onkel (ist Internist) dann mit ihm geredet hatte, hat er sich doch dazu entschlossen, die Behandlung zu machen. Wir waren alle erleichtert, doch schon einen Tag später kam die nächste schlechte Nachricht: seine Entzündungswerte im Blut sind zu hoch, er muss ins KH und Infusionen bekommen.

Das war ihm nicht recht, aber er ist dann doch gegangen. Jetzt liegt er seit zwei Tagen im KH und heute hat er meiner Mutter nun auf einmal gesagt, dass er jetzt doch nichts machen lassen will #schmoll. Er sagt dass ihm alles zuviel ist und er nicht mehr mag...

Ich kann das gar nicht glauben...mein Papa will einfach so sterben, ohne auch nur etwas versucht zu haben #heul...noch dazu wäre es ein qualvoller Tod, weil ihm die Metastase am Hals die Luft zuschnüren würde #schock! Ich meine sollen wir ihm dann einfach so beim Sterben zuschauen??? Wie soll ich das nur schaffen? Ich heule jetzt schon jeden Tag, kann kaum mehr was essen und bin psychisch total am Boden...wie muss es erst meinem Vater gehen :-(? Er tut mir sooooo leid, ich möchte ihm helfen und kann gar nichts tun...

Er würde ohne Behandlung sicher nur mehr ein paar Monate leben, ich kann mir gar net vorstellen, dass mein Papa dann nicht mehr da wäre...ich möchte ihn so gerne umstimmen und gebe die Hoffnung nicht auf, dass er sich doch noch therapieren lässt...aber dieses Hin und Her ist einfach schrecklich...meine Mutter ist auch schon ganz fertig...

Habt ihr Tipps für mich, wie ich damit besser umgehen kann? Auch mit dem Wissen, dass mein Vater den sicheren Tod wählen würde, wenn er die Behandlung verweigern sollte? Wie soll ich dann nur diese Zeit überstehen?

Ich hätte doch nur noch gerne ein paar Jahre mit ihm zusammen haben wollen #heul.....

Lg

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Doch, du kannst ihm helfen...ihr alle könnt ihm helfen. Akzeptiert seine Entscheidung und redet nicht alle auf ihn ein.
Es ist sein Leben, seine Entscheidung. Diese Entscheidung, die Behandlung nicht zu starten, ist sein freier Wille. Er ist im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte. Er darf und kann so für sich entscheiden. Und für euch gilt es dies zu akzeptieren und zu tragen. Ob ihr es verstehen könnt, das ist zweitrangig. Auch eure Bedürfnisse stehen aktuell nicht zur Debatte. Nur der Wille deines Vaters zählt.
Und natürlich braucht er dafür Zeit, er hat die Diagnose ganz frisch bekommen. Er hat bis jetzt immer nur nachgegeben, wenn auf ihn eingeredet wurde, kam er zur Ruhe konnte er seinen (!) Weg wieder sehen. Für dich ist es ganz wichtig, das zu erkennen und zu verstehen. Er würde es nur euch zuliebe machen....ist das fair? Nein.

Es ist für die Familie immer eine schockierende Diagnose, trotzdem darf man dann seine eigenen Bedürfnisse und Ängste nicht in den Vordergrund stellen. So schwer das auch ist. Meine Mutter ist auch an Krebs verstorben, mir wäre nicht im Traum eingefallen ihre Entscheidungen und ihren Weg anzuzweifeln...im Gegenteil. Sie hat auch "den sicheren Tod" gewählt und die Familie hat alles in die Wege geleitet, um diesen Wunsch umzusetzen. Hätte sie sich wieder umentscheiden, dann hätten wir auch kommentarlos diesen Weg begleitet.

Du hast jetzt die Wahl, entweder bedauerst du weiterhin die Situation aus deinem Blickwinkel oder du nimmst sie an und ihr habt als Familie, noch eine durchaus schöne Zeit in der ihr alle an einem Strang zieht, diese in vollen Zügen genießt udn eurem Vater respektvoll zur Seite steht.

Mich persönlich entsetzt es immer sehr, wenn ich höre, das Angehörige die Wünsche ihrer Lieben nicht akzeptieren können oder wollen. Ich kann diese übergriffige und egoistische Denkweise gar nicht nachvollziehen. Ich hätte meine Mutter niemals so respektlos behandelt. Denn sie hat das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben und somit auch auf ein selbstbestimmtes Ende. Wie jeder andere Mensch auch.

Ich wünsche dir wirklich, das du es schaffst die Perspektive zu wechseln, für deinen Vater. Ja verdammt, es ist unsagbar schwer, aber nicht unmöglich. An diesem aktuellen hin und her tragt ihr die Verantwortung mit, auch das muß dir klar werden.

Ich wünsche deinem Vater, das er seinen Weg mit eurer Unterstützung so gehen darf, wie er es möchte.

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Es tut mir leid, wenn du mein Verhalten als übergriffig und respektlos beurteilst, das alles ist für mich auch sehr schwer und eine Ausnahmesituation...da handelt man vielleicht nicht immer richtig oder angemessen...es freut mich, dass du es bei deiner Mutter geschafft hast, ihre Entscheidung so toll zu akzeptieren, ich tu mir halt noch schwerer damit, ich bin eben anders als du.

Das bedeutet aber nicht, dass ich es nicht auch noch schaffe, es dauert halt nur seine Zeit

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Ja, es ist eine verdammt harte Zeit. Ich denke jede auch nur mögliche Gefühlsvariante eines Menschen wird nach außen kommen. Es tut weh, es ist scheiße, Krebs ist ein Ar*****h, man will es nicht wahrhaben.
Mach dir bitte bewußt, das es nur eine Hauptperson in dieser absoluten Ausnahmesituation gibt, nämlich deinen Vater. Und ja, es ist auch schlichtweg unser Job, unsere Eltern auf den Friedhof zu bringen, weil es einfach der Gang der Dinge ist, es gehört zum Leben dazu.

Natürlich schaffst du das, aber leider muß es jetzt passieren und richtet sich nicht nach dir. Dein Vater hat diese Zeit vielleicht nicht mehr, er braucht jetzt von euch Sicherheit und Stärke, das ihr ihn auf seinem Weg begleiten könnt. Den Weg,den er aus freien Stücken gehen möchte.

Das Leben fragt einfach nicht, ob man dazu bereit ist, man muß da einfach durch. Ich hatte damals immer das gefühl, das mein inneres Kind sich trotzig hinstellt, aufstampft und sagt: "Ne, will ich alles nicht!". Das "trotzige Kind" haben meine Freunde, enge Vertraute immer gut in den Griff bekommen, bei ihnen durfte/konnte ich alles rauslassen.

Du schaffst das, wie es viele andere erwachsenen Kinder auch täglich schaffen und geschafft haben.
Zur Not sprich mit der Seelsorge oä in der Klinik, die Onkologie bietet so etwas eigentlich immer an, für die Patienten, aber auch für die Angehörigen.

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Ich bin der Meinung, das der arme Kerl vor nicht mal einer Woche die Diagnose bekommen hat, und seit dem alle auf ihn einzureden scheinen.
Vielleicht muss er seine Diagnose erstmal selber verkraften und sich sortieren!
Ihr solltet eure Gefühle hinten anstellen, und einfach erstmal für ihn da sein.
Natürlich seid ihr traurig, aber er ist der Patient und er sollte entscheiden.
Das ist nicht böse gemeint, aber manchmal braucht man ein paar Tage um alles zu realisieren und klar zu sehen .

Welchen Krebs hat er denn?

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Er hat Mundhöhlenkrebs, ein paar Jahre könnte man mit der Behandlung noch rausholen meinen die Ärzte...

Ja ich weiß, ihr habt alle eh Recht #schmoll, wir sind zu egoistisch und denken nur an uns...ich fahre ihn heute besuchen, ich werde kein Wort wegen der Behandlung sagen, es sei denn er fängt an...und dann werde ich ihm antworten, dass es seine Entscheidung ist...auch wenn es mir das Herz zerreißt...

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Das tut mir sehr leid.
Vielleicht überlegt er es sich ja auch noch anders.
Aber ihr solltet einfach für ihn da sein.
Alles gute und viel Kraft :-(

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dein Vater ist 78, er hatte schon ein Leben. Es ist seine Entscheidung,
Du schreibst darüber, wie es dir geht, du hattest bis jetzt deinen Vater und er wird irgendwann gehen, das ist der Lauf der Zeit. Damit müssen wir alle Leben. und auch du wirst das überstehen.
Eine Krebstherapie ist nicht ohne,und die Frage ist doch auch, wie hoch sind die Chancen, geheilt zu werden. und wirklich wieder eine Lebnsqualität zu haben.

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Ich weiß wie du dich fühlst.. Ich habe meinen Papa vor 2 Jahren auf dem Geburtstag unserer Tochter verloren.

Er hatte Lungenkrebs (was aber wohl nicht der Auslöser war). Der Krebs hatte wohl schon im Kopf gestreut.

Dein Vater möchte nicht mehr. Er denkt sich bestimmt, ich habe mein Leben gelebt... So war mein Papa zumindest. Er sagte das er für jeden Tag dankbar sei aber er es auch so nimmt wie es kommt. wir haben am Sterbebett gesessen als er im Krankenhaus lag. Er zwar nicht mehr so bei Bewusst sein. Die Ärztin sagte aber auch das er dennoch gekämpft hat. Er wollte noch zu unserer Tochter auf dem Geburtstag aus dem Krankenhaus kommen oder ein Foto von der Geschenkten Kette mit unserer Tochter sehen wolle... So weit kam es leider nicht mehr... Ich habe ihn angefleht das er nicht mehr kämpfen soll... Wir wollten ihn nicht leiden sehen...und als wir zuhause waren rief 1,5 std später das Krankenhaus an... Er wollte warten... Unsere Tochter hat einen persönlichen Schutzengel.

Du kannst für deinen Vater da sein. Wenn er die Maßnahmen nicht möchte, akzeptiert es. Auch wenn es schwer fällt. Er hat ein tolles alter erreicht.

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Es tut mir leid mit deinem Vater, dass war sicher hart für dich/euch #schmoll! Hätte dein Vater noch eine Chance gehabt oder war der Krebs nicht mehr aufzuhalten?

Ja, es ist schwer, sehr schwer sogar...wie muss es erst meinem Vater gehen??? Ich möchte ihm so gerne Mut machen, ihm helfen und ihn am liebsten heilen #heul! Ich weiß natürlich, dass letzteres nicht möglich ist, ich hätte halt nur noch gerne ein paar Jahre mit ihm...es wäre auch möglich, wenn er die Behandlung machen würde...vielleicht fällt es mir deswegen so schwer, seine Entscheidung zu akzeptieren...aber ich werde es schaffen zu akzeptieren, es wird vielleicht etwas dauern, aber ich schaffe das!!!

Ich kann mir gar net vorstellen, dass mein Papa irgendwann nicht mehr da sein wird, ich könnte jedes Mal heulen wenn ich daran denke #heul. Es ging alles so schnell, noch vor wenigen Wochen war alles ok, und nun muss ich mich damit auseinandersetzen, meinen Vater sterben zu sehen....

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Mein Papa war verwirrt und hatte Schwindel... im KH sagten die das ein Lungenkrebs in den Kopf streuen kann... und das verhalten hatte er auch... die wollten ihn in seinem Zustand in den CT? schieben.. aber es hätte uns nichts gebracht, Er bekam auch stark Morphium damit er in sein Dämmerzustand nicht so unruhig ist.

Wie gesagt er bekam Schwindel und war vergesslicher.. Er hatte es auf die Chemo geschoben. Es ging alles total schnell... wir haben damit nicht gerechnet... 8 Tage und dann verstarb er...

Wenn er überlebt hätte dann wäre er ein schwerer Pflegefall gewesen, deshalb finde auch wenn schwer fällt besser das er verstorben ist, Dabei war ich total das Papakind. Als das KH angerufen hat, fragte meine Tochter mich.. Mama warum weinst du nicht?... Ich war traurig.. ja... aber ich war auf der anderen Seite erleichtert das er sich nicht quälen muss. Ich sehe ihn heute noch im Sterbebett vor mir.

Du kannst höchstens noch sagen das ihr euch freuen würdet, wenn er es versucht.. und wenn er es nicht schafft das er abbrechen kann..

Es ist eine scheiß Zeit..

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Hallo,

Es tut mir wirklich leid was die ganze Familie jetzt durchstehen muss und ich wünsche euch, dass ihr euren Weg findet.

Ich schreibe nur höchst selten in Foren, aber in diesem Fall kann ich dir vielleicht eine andere Perspektive geben.
Mein Papa hat mit gerade mal 60 Jahren die Diagnose Glioblastom erhalten. Bösartiger Hirntumor, inoperabel. Ich hatte damals wie heute nicht das Gefühl, dass er sich voller kämpferischer Überzeugung in die Behandlung gestürzt hat. Schon kurz nach der Diagnose erfolgte eine OP um das Wachstum zu hemmen, anschließend Strahlentherapie. Ab diesem Zeitpunkt war mein Papa „nicht mehr da“, desorientiert, schwach, Wortfindungsstörungen, zittrige Anfälle.. Er baute - trotz oder mit - Therapie rapide ab, quälte sich durch. Alles was ihm Spaß machte, war nicht mehr möglich. Gerade acht Monate nach der Diagnose ist er gestorben, bis heute bricht mir beim Gedanken an ihn das Herz, aber es war eine Erlösung.
Die Frage die ich mir seitdem regelmäßig stelle ist, wie wäre es ohne Therapie verlaufen? Die Prognose der Ärzte damals war, ohne Therapie wenige Monate, mit Therapie vielleicht zwei Jahre. Bis zur ersten OP waren seine Einschränkungen überschaubar, natürlich ist es nur eine - vielleicht im Nachhinein zu melancholisch hoffnungsvolle - Mutmaßung, aber vielleicht hätte er ohne Therapie noch wenige Monate etwas aus seinem Leben herausholen können, die Therapie hat ihn quasi gebrochen.

Was ich damit sagen will ist, dein Papa muss seine Diagnose erst selbst verarbeiten, muss sich über die Prognose im Klaren sein und hierzu auch (ärztliche) Meinungen einholen wie die Therapie in seinem Fall verlaufen könnte. Wie viele Einschränkungen und Schmerzen kämen ohne Behandlung auf ihn zu, was bliebe an Lebensqualität und wie würde das mit der Strahlentherapie aussehen - gibt es die Chance auf Heilung?

Seit ich meinen Papa beim Sterben begleitet habe, bin ich davon überzeugt, dass man für sein Leben kämpfen muss, aber lieber kämpfe ich um wenige Monate die ich mit dem Wissen um den nahenden Tad voll auskosten kann, als um verbleibende Jahre in denen ich nicht mehr „ich selbst“ sein kann, der Tod aber trotzdem über mir schwebt. Aber das hängt natürlich immer individuell von der Diagnose, der Prognose und den Behandlungsmöglichkeiten ab.

Alles Gute und ich hoffe dein Papa findet seinen Weg und ihr begleitet ihn dabei.

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Liebe leli,
ich verstehe dich nur zu gut :-(.
Mein Vater starb mit 65 völlig überraschend für uns(vor gerade mal 6 Wochen).
Er hatte Krebs. Und das ohne, dass er es wusste, wir es wussten oder die Ärzte es gemerkt hätten.
Er ist 6 Tage nach seiner Diagnose gestorben (10 Tage im KH.. Rein ist er mit "fühlt sich länger unwohl, hat erbrochen". Wir hatten keine Zeit uns vernünftig zu verabschieden, diese Situation überhaupt annähernd zu verarbeiten. Wir haben einfach nur funktioniert.
Man funktioniert einfach nur für denjenigen und bis das dann angekommen ist und gesagt ist dann überwältigt einen das so unfassbar.
Ich bin immer oft so verzweifelt, weil man nicht weiß wohin mit seinen Gefühlen, wohin mit diesem Wissen dass dieser Mensch nicht mehr da ist und dass man keine Chance hat noch irgendetwas zu erleben, irgendetwas nachzuholen. Das tut einfach unheimlich weh, unbeschreiblich weh.
Wir hatten das Glück, dass wir Tag und Nacht bei ihm im Krankenhaus bleiben durften und da wirklich noch, trotz Corona, so viel Menschlichkeit erleben durften. Dass man uns und ihm das nicht verwehrt hat beisammen zu sein und auch die Palliativversorgung war erstklassig.
Unser einziger Wunsch war, dass er nicht solche Schmerzen erleiden muss, wie mein Schwiegervater im Sterbeprozess (auch Krebs) und dafür haben die auch gesorgt. Die haben ihm soviel Mittel gegeben, wie möglich war, ohne dass es irgendeine fördernde Wirkung hatte für sein Ableben und er hat immer Flüssigkeit zugeführt bekommen. Denn was für mich außer Frage stand, war, dass er nicht verdursten würde. Denn das ist ein Tod, den möchte man nicht erleiden. Ich bin zwar nicht medizinisch ausgebildet, arbeite aber zwangsläufig damit zusammen und so etwas möchte man nicht erleben. Das war uns unheimlich wichtig.

Ich bin oft neidisch.. Schande auf mich.. Mein Mann hatte soviel mehr Zeit die Krebsdiagnose seines Papas zu verarbeiten.. Ja.. Es war ein 3 jähriges Siechtum bis zu seinem schmerzhaften Tod daheim.. Aber sie hatten diese Zeit. Wir nicht. Nicht mal annähernd.

Ich bitte dich und deine Familie, obwohl wir uns nicht kennen, nutzt diese Zeit!!! Jede Sekunde, Minute, Stunde und Tage, die dein Papa noch da ist! Redet, lacht, weint. Was auch immer. Ihr habt diese Möglichkeit. Ich würde ALLES dafür geben.. Wirklich alles, dass wir diese Zeit noch gehabt hätten..
Aber mein Papa baute so schnell ab.. Wie gesagt.. 6 Tage nach der Diagnose war er tot und ab Tag 4 nach der Diagnose nicht mehr ansprechbar.. "Auf dem Weg" sagte man uns.. Wir begreifen es bis jetzt nicht und werden wir auch nie.
Oft war ich, trotz 34 Jahren, wie ein Kleinkind. Ich will das nicht, das darf nicht sein, das KANN doch gar nicht sein.
Ja, er hat hoffentlich kaum gelitten und sehr kurz bis zum Tod und wir hoffen, wirklich komplett ohne Schmerzen.
Aber, was hat er gefühlt, als man ihm gesagt hat, was er alles hat und das man ihm nicht mehr helfen kann?! Er hat mit uns in den wenigen Tagen nicht über seine Gefühle aufgeklärt. Musste er aber auch nicht. Sein stummes Weinen reichte..

Bitte.. Nutzt die Zeit, die euch noch bleibt. Akzeptiert seinen Wunsch und helft ihm dabei, dass es von den Ärzten genau so umgesetzt wird.

Alles Gute euch allen. Haltet zusammen. Haltet euch gegenseitig.

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Hallo leli,

gib deinem Vater Zeit diese Diagnose zu verarbeiten. Das braucht Zeit und Ruhe. Und wenn er tatsächlich keine Behandlung möchte, dann akzeptiert seine Entscheidung. Es ist sein Leben, seine Entscheidung.
Aber lasst ihn nicht allein, seid einfach da.

Mein Vater hat 2020 für sich entschieden, "Es ist genug! Ich bin bereit zu gehen und will auch gehen!" Er hatte etliche schwerwiegende Vorerkrankungen, hätte aber vielleicht trotzdem noch einige wenige Jahre gehabt.
Diese Entscheidung mussten wir Kinder akzeptieren und Möglichkeiten finden, damit umzugehen: natürlich wollten wir ihn "behalten", ein Leben ohne Papa undenkbar.
Geholfen haben uns viele Gespräche mit ihm und Begleitung durch eine Sterbebegleitung (zu Hause).
Erst als wir seine Entscheidung wirklich angenommen haben, konnte er loslassen.
Von seiner Entscheidung bis zum Tod vergingen gerade einmal 14 Tage. Aber in dieser Zeit konnte er Abschied nehmen, wir Abschied nehmen und auch Freunde und Verwandte. Er war in dieser Zeit nie allein, aber keiner hat ihn bedrängt: wenn er reden wollte, wurde geredet und auch gelacht, ansonsten geschwiegen. Immer so, wie er es wollte!
Vielleicht denkst du: boah, wie abgeklärt. Nein, es war schwer, ich habe viel geweint und vermisse ihn heute immer noch.
Aber für ihn war es die richtige Entscheidung. Und nur das zählt.

Lass deinem Vater Zeit seine Entscheidung zu treffen und wenn sie gefallen ist, unterstütze ihn mit aller Kraft die du hast.

LG Dino

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Hallo!

Du bist sehr aufgeregt und kreist ausschließlich um dich und deine Befindlichkeiten. Es geht erst mal nicht darum, auf deinen Vater einzureden, sondern ihm zuzuhören.

Seit über 20 Jahren arbeite ich im Palliativ- und Hospizbereich. Davor war ich lange in einem Krankenhaus, vorwiegend Neurologie und Onkologie. Ich reihe dir meine Erfahrungen mal aus:

1. Ärzte haben mit ihren Prognosen seltenst Recht. Sie glauben sich selber, haben aber selten Recht. Diejenigen, die am allerbesten wissen, was Sache ist und was kommen wird, sind die Personen, die da im Bette liegen.

2. In meiner eigenen Patientenverfügung steht dick und fett, dass ich niemals und auf gar keinen Fall eine Magensonde haben will. Gott bewahre!

3. Man kriegt keine Chemo und/oder Bestrahlung und lebt danach glücklich und zufrieden bis man 100 ist. Das hat alles Nebenwirkungen und alles hat seinen Preis. Dein Vater wird das für sich abwägen.Er ist 78, nicht 35. Das macht einen Unterschied.

4. Wir betreuen oft Menschen mit dieser Krebsart. Ja, man sitzt dann da und guckt beim Sterben zu, aber das wird sowieso mit den Eltern geschehen, falls es denn der Reihe nach geht. Ich weiß nicht, wie weit du dich mit dem Thema überhaupt schon auseinander gesetzt hast. Du kannst jetzt mit totalem Aktionismus in die Situation gehen, du kannst aber vielleicht auch mal hinhören und dich ein bisschen schlau machen. Es gibt Möglichkeiten, den Zustand und auch das Sterben erträglich zu machen. Er wird nicht einfach so ersticken oder was auch immer du dir denkst. Verhungern ist -nebenbei bemerkt- das allerkleinste bzw. gar kein Problem. Vielleicht fragst du unverbindlich (!) bei einem ambulanten Hospiz in deiner Nähe nach?

5. Du machst es ihm und dir tausend Mal schwerer, wenn du die Dramaqueen gibst statt ihn und seine Wünsche in den Mittelpunkt zu stellen.

6. Mein Mann starb vor 1,5 Jahren. Er hat seinen Krebs ignoriert bis er voller Metastasen war. So war er, das passte zu ihm. Der hatte eine Scheißangst vor Krankenhäusern, vor dem Ausgeliefertsein. Er hat unfassbar viel Energie darauf verwendet, so lange wie möglich ein total normales Leben zu führen. Irgendwann brach das zusammen. Ärzte hämmerten auf uns ein, was wir noch alles tun sollten. Ich wollte aber nicht, dass er noch irgendwo hingeht. Er auch nicht. Nur unsere Palliativärztin sagte, als ich frage, ob sie an seiner Stelle noch eine Therapie machen würde:

"Seid ihr bescheuert? Das Zeugs wird über die Leber abgebaut, aber nicht mehr über diese Metastasenleber!"

Alle anderen versprachen Zeit, aber niemand konnte sagen, wie viel Zeit und was wir mit dieser vielleicht gewonnenen Zeit tun sollten, wenn er ja doch krank im Bett liegen würde.
Er blieb hier bei uns Zuhause, hat Abschied genommen, genoss die Familie, hat das beinahe zelebriert. Das war todtraurig und gleichzeitig ein großes Geschenk für mich und unsere Kinder. Ich frage immer noch, was wir ihm angetan hätten, wenn wir den Medizinmarathon mitgemacht hätten. Wir hatten nur noch ein paar Wochen, aber die waren intensiv wie 100 Jahre.

7. Es ist schwer und traurig, wenn jemanden gehen lassen muss. Er wird aber nicht bleiben, nur weil du dich nicht der Realität stellen willst. Und nein, das nicht auch nicht besonders sensibel, sondern das Gegenteil davon.

Rede mit deinem Vater, hör ihm zu und das so oft es möglich ist. Stell dich hinter ihn! Er braucht Menschen an seiner Seite! So schwer ist das doch nicht!

Alles Gute!

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Ich kann dir von der anderen Seite berichten.

Meine Mutter hat 8 Jahre gegen Krebs gekämpft. Mehrere chemos, Bestrahlungen, Operationen immer wieder hatte sie die Hoffnung es endlich zu schaffen.
Doch es wurde höchstens kurzzeitig besser, um dann noch schlimmer zurück zu kommen.

Die letzten 7 Monate lag sie nur noch da, starrte vollgestopft mit opiaten an die Decke, hat nicht mehr gesprochen, hatte eine Magensonde und ein Stoma und reagierte auf nichts.

Ich wünschte sie hätte eher "aufgegeben" und wäre als meine Mutter gestorben und nicht als eine Hülle ihrer selbst. Denn all die Jahre sie so leiden zu sehen waren definitiv schlimmer, als sie eher gehen zu lassen.

Wenn dein Vater sich gegen eine Behandlung entscheidet, akzeptiere das auch wenn es dir unvernünftig vorkommt. Es ist SEIN Leben!
Nutzt die Zeit die ihr habt.

Ich hoffe ihm bleibt großes Leid erspart!