Opa stirbt, wie Kind (8) vorbereiten?

Hallo,
Leider haben wir seit einigen Tagen die Gewissheit, dass mein lieber Schwiegervater nicht mehr lange zu leben hat. Er ist erst Mitte 60 und die Diagnose kam absolut unerwartet. Mein Mann und ich sind ziemlich mitgenommen, wissen selbst nicht recht wo uns der Kopf steht und ich habe absolut keine Ahnung wie ich es unserem Sohn sagen soll. Der größte Wunsch des Opas ist es seinen Enkel noch mal zu sehen, diesen Wunsch möchten wir ihm natürlich erfüllen. Allerdings weiß ich nicht wie ich meinen Sohn darauf vorbereiten soll. Kann man das überhaupt? Ich fühle mich so hilflos.

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Hallo!
Mein Vater war zwar schon älter und auch schon lange krank, aber bis Weihnachten wirkte er für Außenstehende noch ziemlich fit. 3 Wochen später war er - nach einem längeren Krankenhausaufenthalt - schon deutlich schwächer, konnte nur noch wenige Meter laufen, brauchte Hilfe beim Aufstehen... 2,5 Wochen später konnte er das Bett nicht mehr verlassen und weitere 1,5 Wochen später ist er verstorben.
Unser Sohn (10) hat das alles sehr bewusst miterlebt, auch wenn wir aufgrund der großen Entfernung nur selten bei meinen Eltern waren. Er hatte immer einen besonderen Draht zu meinem Vater, und ich fand es auch schwer, meinem Sohn zu erklären, dass der geliebte Opa nicht mehr gesund wird. Aber letztlich waren es unsere Gespräche und die zum Schluss sehr intensive Zeit mit meinem Vater, die meinem Sohn geholfen hat. Außerdem war das Buch "Wo gehst Du hin, Opa." für unseren Sohn sehr tröstlich.
https://www.amazon.de/Wo-gehst-du-hin-Opa/dp/3905945460

Aber letztlich bin ich immer gut damit gefahren, die Kinder nur mit den nötigsten Infos zu versorgen und in erster Linie ihre Fragen zu beantworten. Vieles ergibt sich aus dem Gespräch, wirklich vorbereiten kann man sich auf so ein Gespräch nicht.

LG und alles Gute, viel Kraft für die kommende schwere Zeit!

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Meine Enkelin war auch 8 Jahre alt, als mein Mann immer kranker und schwächer wurde, sie war ja viel bei uns. Mein Mann starb zuhause in seinem Bett, während Leonie in der Küche saß und noch ein wunderschönes Bild für ihn malte. Sie bestand darauf, sich alleine von ihm zu verabschieden und schickte ihre Eltern raus. Man hörte sie im Schlafzimmer murmeln - und sie legte ihm das Bild auf die Bettdecke. Sie ging vollkommen selbstverständlich und ruhig mit der Situation um.
Wir haben sie immer in alles eingeweiht, ohne jedes Krankheitsdetail natürlich.
Die Beiden haben sich sehr geliebt und waren sehr zusammengewachsen.
Sie wollte wenige Tage später seine Urne aussuchen, und durfte es auch, sie nahm die schönste.
Bei der Beisetzung ging sie an meiner Hand mit mir direkt hinter der Urne, auch das wollte sie so.
Bitte lass die Verabschiedung zu und erklärt es ihm, dass es schwere Krankheiten gibt, die man nicht heilen kann,auch wenn man es so sehr möchte. Er wird es ja schon wissen, dass Menschen auch sterben. Kinder sehen es oft wesentlich ruhiger als Erwachsene. Wenn er Fragen hat, nicht sagen, das verstehst du noch nicht, sondern eher zugeben, dass man selber auch sehr traurig und ratlos ist. Ihr dürft auch zusammen weinen, das haben wir auch.
Ihr könnt auch den Opa fragen, was er möchte, dass man dem Enkel sagt.
Ob man nur sagt, dass er sehr krank ist und man nicht weiß, ob er gesund wird oder nicht mehr. Man muss ja vielleicht nicht direkt sagen, Opa stirbt, er wird selber fragen, was er wissen möchte.
Mein Mann ist übrigens auch nach 7 Jahren noch immer präsent, seine Fotos,, seine Anekdoten - und Leonie hat ihn noch immer lieb, trägt Erinnerungen an einer Kette.....
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft für die kommende Zeit.
LG Moni

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Hallo Zabibu,
Kinder verstehen mehr als wir glauben. Ich würde ebenfalls mit dem Kind darüber sprechen. Er hat mit Sicherheit Fragen dazu. Diese sollte man auch ehrlich beantworten. Das Buch, was meine Vorrednerin angesprochen hat fände ich auch gut.
Dein Sohn soll dann entscheiden, was er möchte. Es bringt nichts, ihn zu etwas zu zwingen, was er nicht möchte.
Hier gibt es kein richtig oder falsch.
Wünsche euch viel Kraft für die kommende Zeit.
LG
Der Mabu

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Das ist wirklich eine sehr schwierige Situation und ich kann absolut verstehen, dass euch das beschäftigt und ihr überlegt, wie ihr euren Sohn beschützen könnt. Eigentlich kann man nur versuchen ganz behutsam das Gespräch zu suchen und das Thema anzusprechen, um ihn auf diese womöglich letzte Begegenung vorzubereiten. Jedes Kind ist da etwas anders und ihr könnte vermutlich am besten einschätzen, wie es eurem Sohn psychisch geht. Oftmals ist es so, dass Kinder mehr verkraften, als man zunächst meinen würde. Vielleicht hilft euch die Information auf dieser Seite auch etwas: https://bestattungen-maenner.de/ist-es-sinnvoll-kinder-an-einer-beerdigung-teilnehmen-zu-lassen-teil-1/
Hier wird ein ähnliches Thema behandelt und auch dort kommt zum Ausdruck, dass Kinder oft stärker sind, als wir Erwachsenen glauben. Drücke euch auf jeden Fall ganz fest und wünsche eurer Familie viel Kraft in dieser schweren Zeit.

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Hallo,
vor Ostern bekam mein Vater die Diagnose Speiseröhrenkrebs. Er hat diverse andere Vorerkrankungen und es geht ihm nicht gut. Auf Grund des schlechten Allgemeinzustandes sind die Ärzte sehr vorsichtig in der Wahl der Therapien, aber es sieht nicht gut aus ... ich kann also voll nachempfinden wie es euch geht. Unabhängig von der eigenen Betroffenheit musste auch ich entscheiden, wie sage ich es den Kindern (11,9,6 Jahre)?

Nachdem ich die gesicherte Diagnose hatte, habe ich mit meinen Kindern gesprochen. Da bereits entfernte Verwandte verstorben sind und wir die Kinder (damals waren sie noch kleiner) bereits mit zu einer Beerdigung genommen hatten, wissen sie sehr wohl, was es bedeutet, wenn ich ihnen erzähle das Opa nun auch am Krebs erkrankt ist ...
Sie sind traurig gewesen in dem Moment, aber es belastet sie nicht permanent im Alltag. Sie spielen und lachen trotzdem. Sie werden weinen, wenn der Tag des Abschiedes da ist und sicher auch danach immer wieder ...

Aber dass Wissen, das jemand bald geht, gibt einem immer auch die Chance, Abschied zu nehmen und die Zeit noch einmal bewusst mit einander zu verbringen! Ich versuche so viel Zeit wie möglich mit meinem Vater zu verbringen und auch die Kinder zu motivieren den Opa nochmal zu besuchen, auch wenn es da dann schnell langweilig wird ;-)
Ich wünsche euch viel Kraft für die kommende Zeit!