Ich habe meinen Mann verloren...

Nun ist es bald vier Wochen her, dass mein Mann relativ unerwartet verstorben ist. Er war zwar schon lange Zeit krank, in letzter Zeit auch pflegebedürftig, aber dass er dann so schnell sterben würde, damit hatten wir nicht gerechnet. Im Prinzip haben wir es einen Tag vor seinem Tod erfahren, dass er es wohl nicht schaffen wird – und dann hat er einfach aufgehört zu kämpfen und ist im Frieden mit sich und der Welt gegangen. Wir hatten im Vorfeld schon öfter darüber gesprochen, dass er gehen darf, wenn er nicht mehr kann. Und so hat er es dann gemacht.

Klingt eigentlich schön. Wir hatten auch noch die Möglichkeit, uns zu verabschieden und alles zu sagen, was zu sagen ist. Es war also eigentlich der perfekte Abschied.

Und doch bin ich so unsagbar traurig, fassungslos, zutiefst erschüttert und entzwei gerissen, dass ich mich kaum beruhigen kann. Ich habe meinen Mann fast 32 Jahre an meiner Seite gehabt, wir sind durch tiefe Täler gegangen, haben auch sehr schöne Zeiten gehabt, und wir haben stets zusammengehalten. Wir waren eins, tief verbunden und auch sehr aufeinander fixiert. Unsere Beziehung war geprägt von Liebe, Vertrautheit und Vertrauen, wir hatten uns beide tief ineinander verwurzelt.

Ich komme überhaupt nicht damit klar, dass mir jetzt eine Hälfte von mir selbst fehlt. Ich bin mit 19 Jahren mit meinem Mann und seinen drei Kindern zusammengekommen, ich war noch nie wirklich allein im Leben. Und jetzt? Jetzt muss ich mich völlig neu erfinden und habe nicht die geringste Ahnung, wie ich das schaffen soll. Es wäre so leicht, einfach Schluss zu machen und ihm zu folgen, aber ich möchte das den Kindern nicht antun, und auch nicht meinem Mann, der das sicher nicht gewollt hätte. Und doch ist da diese unbändige Sehnsucht, wieder mit ihm vereint zu sein. Ich weiß, dass das nicht geht, ich weiß es ja. Aber ich komme einfach nicht klar mit der Situation.

Ich versuche, in den Alltag zurückzufinden. Ich gehe wieder arbeiten. Ich stehe morgens auf, durchlebe den Tag, gehe abends ins Bett. Aber ich bin nicht mehr ich, und ich habe Angst, dass ich nie wieder ich selbst sein werde. Ich fühle mich wie eine leere, seelenlose Hülle, jeglicher Energie beraubt und entwurzelt.

Ich habe ein tolles Umfeld, das versucht, mich so gut es geht aufzufangen und zu unterstützen. Ich bin getragen von Freundschaft und Wärme, und ich sollte eigentlich dankbar dafür sein. Bin ich auch. Aber am Ende des Tages bin ich trotzdem allein, und das reißt alles andere wieder ein.

Alle sagen mir, dass ich jetzt Zeit brauche, wünschen mir Kraft und versprechen, dass es mit der Zeit einfacher wird. Der logisch denkende Teil von mir weiß das auch. Es MUSS ja wieder besser werden. Ich habe schon mehrere Menschen in meinem Leben verloren, auch beide Eltern, und ich weiß, dass dieser Schmerz irgendwann nachgelassen hat. Aber jetzt – jetzt kann ich mir das nicht vorstellen, dass dieses Loch in meiner Seele sich jemals schließen wird...

Ich weiß eigentlich gar nicht, was ich mit diesem Post erreichen will. Aber es hat gut getan, sich das mal von der Seele zu schreiben. Und vielleicht gibt es hier ja noch mehr "Überlebende", die mir ein bisschen Mut machen können und erzählen können, wie sie das geschafft haben.

Traurige Grüße

trixicat

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hallo trixicat

zuerst mal nehm ich dich virtuell ganz fest in den Arm , denn tröstende Worte gibt es nicht.
ich habe vor 12 Jahren auch meinen Mann verloren. er fiel auf der Feier von meinem 50.Geburtstag tot um.
ich kenne diesen Gedanken sehr gut , einfach hinterher zu wollen. wir waren 30 Jahre zusammen und mein Leben brach total auseinander.
was mir damals sehr geholfen hat , war die Seite von verwitwet.de
dort habe ich ganze Nächte zugebracht , mich mit Gleichgesinnten im chat unterhalten oder einfach nur von den Schicksalen anderer gelesen.
das half mir , mit jemand reden / schreiben zu können der die Trauer versteht.
für das Umfeld geht das Leben einfach weiter , während unseres stehen bleibt.

auch nach 12 Jahren fehlt mir mein Mann , aber es wird leichter....ganz bestimmt.

ich wünsche dir ganz viel Kraft für die kommende Zeit.

#winke

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Mein ganz herzliches Beileid ❤ Ich habe meinen Mann vor 7 Jahren, nach 35 Jahren gemeinsamen Lebens verloren, auch nach Krankheit und Pflege. Ich habe es sonntags erfahren im KrHs, konnte ihn am Donnerstag heimholen und Freitag starb er friedlich in seinem Bett.
Nimm Dir alle Zeit der Welt, die Du brauchst, um Dich neu zu sortieren, dafür gibt es keine Regeln und keine Pläne.
Irgendwann wird der Schmerz stiller, aber die Lücke bleibt. Aber auch das ist normal. Mein Mann fehlt mir jeden Tag und ich hätte ihn gerne wieder - aber nicht in dem Zustand, in dem er zuletzt war - und das tröstet mich dann auch wieder, dass er sich nicht noch Jahre quälen musste. Ich war schon immer sehr selbstständig und kam so gesehen gut zurecht, aber das Alleinesein am Abend mag ich auch nicht. Ich wünsche Dir alles Liebe ❤
Liebe Grüße von Moni