Vater gestorben...wie Mutter auffangen... überfordert

Hallo,
mein Vater ist letzten Freitag mit 82 Jahren gestorben.
Meine Mutter ist leider sehr unselbständige in den letzten Jahren geworden...mein Vater hat immer alles gemacht.
Gekocht,Wäsche gewaschen, Tabletten zugeordnet usw.
Ich komme selber gar nicht zum trauern ,da ich mich gerade um meine Mutter kümmere und ihr helfe bei Tabletten,Essen kochen und so profanen Dinge wie die Waschmaschine, Geschirrspüler und Mikrowelle zu bedienen.
Ich fühle mich völlig überfordert und mein Bruder meint nur ich müsse mich rechtzeitig abgrenzen.
Da hat er sicherlich etwas recht....aber zur Zeit denke ich nur ...ich muss helfen....es ist ja auch alles so frisch.Meine Eltern waren fast 58 Jahre verheiratet.
Aber ich komme schon nach 5 Tage an meine persönlichen Grenzen....ich habe ja auch noch Kind,Beruf,Mann und eigene Familie.
Was mache ich nur wenn meine Mutter weiterhin erwartet,dass ich 2 x täglich 7 Tage die Woche komme....
Eigentlich ist sie noch zu fit für z.B.Pflege....sie muss es nur wieder lernen...nur wie?
Ich muss nächste Woche wieder arbeiten...jetzt bin ich gerade krankgeschrieben....oje es ist gerade alles so viel.
An mich denken....ist so leicht gesagt....aber auch nicht so einfach umzusetzen....

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Oje, es klingt als würdest du jetzt im Schnellverfahren alles vermitteln wollen, was dein Vater sonst übernommen hat. Ich denke mit dem Tempo kommt auch deine Mutter nicht zurecht.

Die große Frage ist ja auch, was ist der Grund für ihre Unselbstständigkeit? Einfach das Alter (kommt nicht mehr in den Keller zur Waschmaschine), steckt da mehr hinter oder hatte dein Vater da einfach nur Lust zu und eigentlich kann sie alles?

Und ja, dein Tatendrang kann auch für dich eine Art Übersprungshandlung sein.

Dein Vater ist gerade erst verstorben, ich denke die Prio hat jetzt die Beerdigung udn erst danach sollte man sich um die Alltagsdinge kümmern.
Weißt du genau, was deine Mutter noch kann? Vielleicht möchte sie lieber nicht den Geschirrspüler oder die Mikrowelle nutzen, auch das wäre in Ordnung. Sprich mit ihr, was ist ihre Priorität für die nächste Zeit?

Ich weiß nicht, wie weit sie entfernt wohnt, aber ich würde jetzt in der frischen Phase einfach ihre Wäsche mitnehmen udn zu Hause in Ruhe fertig machen....sofern sie einverstanden ist.
Wenn es noch geht, dann vielleicht nur einzelne Komponenten an Essen vorbereiten (mehrere Protionen Gulasch oder Eintopf einfrieren zB), sie bereitet sie sich dann Beilagen selber zu. Geht das nicht mehr, dann kann man auch über "Essen auf Rädern" nachdenken.

Über allem schwebt aber wirklich, das du mit ihr sprichst, über ihre Vorstellungen, über deine Vorstellungen. Jetzt einfach kopflos handeln bringt euch beiden nichts. Übernimm das, was sie wirklich nicht mehr kann, findet Wege das was sie noch kann auf ihre Art zu machen. Mir fällt da zB noch der Einkauf ein. Stehen in nächster Zeit wichtige Arzttermine an?

Ich denke ihr beide müsst jetzt die Grenze definieren, zwischen notwendiger Unterstützung, Erhaltung der Eigenständigkeit und Selbstbestimmung.
Es gibt auch für später viele andere Möglichkeiten: Essen auf Rädern, eine Putzhilfe, einen aktuellen Medikamentenplan vom Hausarzt....oder ggf Pflegedienst, der die Medikamente stellt.

Auch deine Mutter muß erst in der neuen Sitaution ankommen, das bedeutet aber nicht, das du ihr jetzt alles abnehmen sollst. Sonst kann sie nicht rausfinden, was wirklich noch geht und was nicht mehr.
Das wird sich alles schon noch einspielen, es ist halt für euch eine große Umstellung.

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Lieben Dank für deine nette Antwort und deine Tipps....irgendwie schaffen wir das schon.
Sie hat sich heute schon ganz gut geschlagen und die Waschmaschine mit meiner Hilfe angestellt und auch den Trockner genutzt.
Kind - Eltern Verhältnis dreht sich gerade um....auch nicht so einfach.
Liebe Grüße

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Mein herzliches Beileid zum Tod Deines Vaters.
Es kommt erstmal darauf an, was sie tatsächlich nicht kann und was sie nicht tun mag. Da hilft nichts, da musst Du Dich mit ihr zusammensetzen und nett und freundlich Prioritäten setzen. Waschen muss sie höchstens alle 2 Wochen, da kann man ja mal hinfahren und helfen. In der Mikro Gefrierbehälter auftauen muss sie lernen, muss sie z.B. bei Essen auf Rädern auch können. Notfalls Zettel dranhängen für die einfachsten Einstellungen.
Putzen - Putzhilfe?
Bei allem Respekt vor ihrer Trauer, Du musst ihr sagen, dass sie alleine klarkommen MUSS, da Du selber einen vollen Zeitplan hast. Tabletten kann man für eine Woche in den entsprechenden Behältern vorbereiten.
Zweimal die Woche zu ihr gehen muss reichen - irgendwann evtl. einmal.
Ein Besuch Einkauf und Tabletten vorbereiten, beim anderen "nach Bedarf".
Den 24 Stunden- Service Deines Vaters kannst Du nicht leisten.
LG Moni

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Lieben Dank Moni für deine nette Antwort und die Tipps.
Tablettenboxen zum vorsortieren habe ich gerade aus der Apotheke geholt und Termin beim Arzt für ihre Medikamentierung habe ich mir auch geholt. Zum Glück haben mir meine Eltern vor einiger Zeit Vollmachten für die Gesundheitspflege und Patientenverfügung unterschrieben.
Sie kann körperlich und geistig noch alles...hat es nur verlernt.
Liebe Grüße

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Mein herzliches Beileid erstmal.

Ich kenne deine Situation umgekehrt. Mutter starb. Vater war komplett aufgeschmissen. Über 30 Jahre war er nicht mehr einkaufen, falls er es vorher überhaupt mal war. Weder Bekleidung noch Lebensmittel. Er konnte kaum kochen. Haushaltsgeräte hatte er nie bedient. Anfangs hab ich alles erledigt, doch irgendwann war ich am selben Punkt wie du. Ich war gerade Anfang 20. Eigentlich hätte er mich auffangen sollen.
Also hab ich ihm klar gemacht, dass es so nicht mehr weiter geht und er lernen wird selbstständig zu sein. Ich hab ihm dann alles nach und nach beigebracht. Siehe da, es hat funktioniert obwohl ich es nicht für möglich gehalten hätte.
Ich kann dir nur raten deiner Mutter nicht alles abzunehmen. Sie ist fit und kann sich um sich theoretisch um sich selbst kümmern. In der Praxis kannst du sie fürs Erste begleiten um ihr Sicherheit zu geben.
Sollten größere Dinge anstehen, die sie aufgrund ihres Alters nicht schafft, ist es klar zu helfen, aber den normalen Alltag sollte sie bewältigen können.
Wie geht es ihr mit der Trauer? Vielleicht würde ihr eine professionelle Hilfe zur Trauerbewältigung gut tun?

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Ich kenne dieses Gefühl des "Helfen müssen". Es ist eine große Aufgabe und alle müssen zusammen halten und sich helfen und stützen. Häufig war ich mit meiner Sorge und Angst alleine und denoch gibt es Stellen die Helfen können. Ich habe es spät angenommen, aber ich habe es gemacht. Mütter und auch Töchter können lernen und man darf sich nicht entmutigen lassen und ich hoffe (ich darf Du sagen) Du nimmst Dir auszeiten, das ist so wichtig. Gib Deiner Mutter auch Zeit zum Trauern, auch für Dich ist das Wichtig. Es ist alles noch sehr frisch. Ich wünsche Dir alles Gute und viel Kraft.#klee

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Lieben Dank für deine Antwort ❤️