Hallo zusammen,
ich weiß garnicht so recht, warum ich das hier schreibe. Wahrscheinlich weil ich (wie viele andere auch) etwas Zuspruch brauche...
Ich bin 35 Jahre alt, meine Eltern haben sich getrennt, als ich in der Grundschule war.
Meine Mutter hat einen neuen Mann kennengelernt, bei ihm bin ich zusammen mit meiner Schwester aufgewachsen. Viele Jahre später, als ich im Studium war, ist mein Stiefvater plötzlich mit 46 Jahren verstorben. Plötzlicher Herztod, nach einer Feier, wir waren dabei und haben gesehen wie der Notarzt gekämpft hat. Wie es uns und insbesondere meiner Mutter ging, brauche ich nicht zu sagen. Es war furchtbar und wir durchlebten eine harte Zeit.
Meine Mutter hat nach 2 Jahren jemand Neues kennengelernt und auch nochmal geheiratet. Dies ist nun 11 Jahre her. Sie lebten zusammen und auch meine Schwester und ich haben eine eigene Familie gegründet. Das Verhältnis war super, er wurde sogar der "Opa" unserer Kinder...
Nun ist auch dieser Lebensgefährte verstorben. Er ist morgens aufgestanden, im Bad zusammen gebrochen und wieder konnte der Notarzt nichts mehr tun. Er wurde 61 Jahre alt, stand kurz vor der Rente. Mein Mann, meine Mama und ich waren (wieder) dabei. Diese Bilder werde ich nicht mehr los.
Das Ganze ist nun 5 Wochen her. Warum nochmal wir? Warum diese ähnliche Geschichte? Ich bin fassungslos, traurig, in Sorgen um meine Mutter und weiß nicht, wie es weiter gehen soll.
Wir haben viele Freunde und Bekannte, wir unterstützen uns, wo es nur geht. Aber im Vordergrund steht die Ohnmacht. Warum?
Liebe Grüße und danke fürs Lesen...
Schon wieder wir - Tod Stiefvater
Meine Liebe,
Es gibt keine Worte für euren unermesslichen Schmerz. Es tut mir wirklich von Herzen leid.
Wenn ich das so lese frage ich mich auch, warum zwei mal so etwas ähnliches passiert. Leider sind die wirklich wichtigen Fragen im Leben auch immer die, auf die man keine Antwort bekommt.
Diese Bilder von den schlimmen Ereignissen werdet ihr glaube nie wieder los. Sowas brennt sich ein. Nur das "danach" verschwimmt manchmal etwas.
Ich finde es bemerkenswert wie ihr und deine Mama damals neuen Mut gefasst hat und dich nochmal "an die liebe getraut" hat.
Und dann -könnte man meinen- kriegt sie nochmal so einen Tritt in den A......
Ich denke ihr empfindet das so. Könnte mir vorstellen, dass ihr euch "auserwählt" fühlt.
Es ist nicht eure Schuld und ihr habt auch kein "Pech an den Händen". Weisst du, warum ich das "einfach so" sagen kann?
Für Unfälle oder plötzliche Todesfälle gibt es keine "gerechte Verteilung". Wenn man davon überhaupt sprechen kann. Auf der Welt ist überhaupt nix gerecht. Wir Menschen möchten immer für alles einen Grund oder eine Erklärung haben oder suchen nach Gerechtigkeit, aber manchmal sind die Dinge einfach so wie sie sind. Sie passieren einfach. Das Leben passiert einfach. Manchmal wünscht man sich man könnte die Zeit zurück drehen. An dieselben Orte gehen, wo diese Personen immer waren, aber sie sind einfach nicht mehr dort zu finden. Das Leben ist einfach nicht zu durchschauen und unerklärlich. Umso mehr wir erleben dürfen oder müssen, desto mehr stellen wir fest, dass wir eigentlich von nix eine Ahnung haben und nix so ist wie es manchmal scheint.
Es gibt immer so tolle Sprüche wie "die Zeit heilt alle Wunden" zb .... die Zeit heilt gar nix. Die Wunden werden immer da sein. Sie verändern sich nur. Sie vernarben irgendwann. Sehen und vor allem fühlen wird man sie immer. Mit der Zeit verändern sich die Bilder und es wird erträglicher. Und niemand hat euch vorzuschreiben "wie schnell das zu gehen hat". Trauer ist ein individueller Prozess. Sie verläuft in Wellen. Manchmal fühlt man sich besser und dann fällt man wieder zurück. Das macht es unberechenbar, aber das ist der natürliche Prozess.
Ganz wichtig sind Menschen, die für euch da sind. Die die Katastrophe mit aushalten. Die euch zuhören. Die euch Lasten abnehmen, bis ihr sie irgendwann wieder alleine schultern könnt.
Am Ende zählen nur die Menschen. Menschlichkeit ist eines der höchsten Güter.
Scheut euch nicht Hilfe anzunehmen. Nehmt euch Zeit.
Ich wünsche euch ganz viel Kraft. Ich wünsche euch ganz viele liebe Menschen. Ich wünsche euch, dass ihr euren Lebensmut behaltet.
Alles Liebe für euch 💞
Danke!!!
Danke für die wirklich vielen lieben, ehrlichen und aufbauenden Worte. So ein langer Text. Danke für deine Mühe, die du dir gegeben hast 💓
Das habe ich gerne gemacht. Es ist das einzige, was man tun kann und gleichzeitig das wichtigste.
Alles, alles erdenklich Gute für Euch
Hallo, mein Beileid zum Verlust des Stiefvaters und Opas. Viel Kraft!
Meine Schwiegermutter hatte eine sehr gute Freundin. Bei ihr war es auch so, dass zwei Männer von ihr jung verstorben sind. Nach dem zweiten Mann ist sie dann keine Beziehung mehr eingegangen. Sie lebte alleine, arbeitete, hatte viel Kontakt zu ihren Kindern mit Familie, war sehr aktiv.
Leider verstarb sie ebenfalls plötzlich vor 1,5 Jahren mit ca. 65 Jahren im Beisein ihrer Familie und hinterlässt zwei Töchter mit mehreren kleinen Enkeln. Meine Schwiegermutter besucht noch regelmäßig die Töchter mit Familien, das tut allen gut.
Was ich damit sagen will, auch andere teilen das Schicksal, dass man mehrfach Partner/Stiefvater frühzeitig verliert. Das lindert natürlich nicht Euren Schmerz, aber ihr könnt Euch sicher sein, dass Ihr nicht alleine seid. Alles Liebe