Wie trauert man?

Ich weiß, dass das ein blöder Titel ist und ich weiß auch, dass jeder Mensch anders trauert. Ich fange mal so an. Vor zwei Wochen ist der Vater von einer Freundin gestorben und ich versuche und hab auch versucht für Sie da zu sein. Gestern ist mein Opa verstorben und ich weiß einfach nicht wie ich mit allem umgehen soll. Ich merke auch, dass mein Freund nicht, weiß wie er damit umgehen soll, was ich auch völlig verstehe. Ich kann es nicht genau beschreiben, wie ich mich fühle aber ich glaube das ich das nicht so nach außen zeige. Ich möchte jetzt meine Freundin damit nicht belasten, aber auch meinen Freund nicht die ganze Zeit voll heulen. Deshalb versuche ich einfach weiter zu arbeiten und einfach so zu tun als wäre nichts. Ist das schlecht? Versteht mich jemand?

Bearbeitet von Tina363
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Liebe Tina,

mein herzliches Beileid zu deinem Verlust. Dein Opa und du, ihr standet euch sicher sehr nahe. Ich kenne deine Situation, ich habe leider auch schon einige liebe Menschen verloren - daher verstehe ich gut, wie du dich fühlst und was dich beschäftigt.

Zunächst einmal wiederhole ich, was du selbst schon gesagt hast: es gibt in der Trauer kein Richtig und kein Falsch. Erlaube dir, alle Gefühle so zu durchleben, wie sie kommen, und hab keine Angst, dass du jemanden damit belastest. Das kannst du deinem Umfeld schon zumuten. Weine, wenn dir danach ist, sei wütend, du darfst auch lachen, wenn dir danach ist - alles darf sein, so lange du nur auf dich und deine Gefühle hörst. Du musst wirklich für niemanden stark sein oder so tun, als wäre alles gut. Nicht zu seinen Gefühlen zu stehen, macht es für dich und natürlich auch für die anderen nicht leichter, damit umzugehen. Versuch mal, deinem Partner gegenüber deine Gefühle in Worte zu fassen. Sag ihm, wie es dir geht, formuliere auch ruhig, was du gerade brauchst. Zum Beispiel: "Ich bin gerade traurig/wütend/... und ich möchte weinen/alleine sein/erzählen/in den Arm genommen werden/..." Das macht es dir und deinem Umfeld leichter, mit dir so umzugehen, dass sich alle möglichst miteinander "wohlfühlen" und jeder weiß, woran er ist. Ich bin kurz nach dem Tod meiner geliebten Tante bei der Arbeit in einem Meeting in Tränen ausgebrochen - ich habe ehrlich gesagt, was los ist und habe nur Zuspruch und Trost erhalten. Hätte ich ruhig auch schon vorher sagen können.

Was deine Freundin angeht: auch hier hilft ehrliche Kommunikation. "Liebe xy, ich weiß, dass du gerade noch schwer mit dem Tod deines Vaters zu kämpfen hast. Nun bin ich selbst auch in der Situation, um einen lieben Menschen zu trauern. Vielleicht können wir uns gegenseitig unterstützen und zusammen trauern, jeder so, wie es für ihn gerade richtig ist. Wir können miteinander reden und einander einfach nur zuhören. Wenn dir das aber momentan zu viel ist, kann ich es verstehen." Eine gute Freundschaft hält das aus, keine Sorge.

Ich wünsche euch allen alles Liebe und viel Kraft für die kommende Zeit! Es wird besser, versprochen! Und wenn du dich austauschen möchtest, bin ich gerne für dich da.

Liebe Grüße,
DieKati

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Wow Dankeschön für die lieben Worte 😊

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Genau, jeder Mensch trauert anders. Und umgehen tut man am besten offen und ehrlich. Wenn es einem zum heulen Zumute ist, dann tut man das (und vor allem vor Familie und engen Freunden muss man sich nicht zusammenreißen) und wenn es ein ruhiges Gefühl ist, dann braucht man sich nicht künstlich schlecht zu fühlen.
Mein Onkel ist 2020 gestorben. Er war noch nicht so alt aber krank. Hatte eine lange Krankenhausstatistik hinter sich und ich wusste, dass es irgendwann so sein wird. Ich konnte dann nicht weinen. Es tat mir leid, dass er nicht ein schönes Leben haben durfte und er fehlt mir. Aber mein Verhalten wurde von seiner Freundin als kalt dargelegt und dass er mir egal gewesen wäre. Deshalb schreibe ich dir auch das, denn man sollte akzeptieren wie andere trauern und unter Umständen auch darüber reden, was einen bewegt.
Alles gute!!