Hallo ihr Lieben, dies ist mein erster Post, aber ich habe hier in diesem Forum nur durchs Lesen schon so viel Trost erfahren zu allen möglichen Themen während meiner Schwangerschaft, dass ich hoffe, nun auch Menschen zu finden, die mich verstehen können.
Ich habe vor 9 Tagen einen wunderbaren Jungen entbunden in einer interventionsfreien Wassergeburt. Unser Traum, dass er sich nach 11 Tagen über dem ET doch noch von selbst auf den Weg begibt, ist also in Erfüllung gegangen. Die ersten drei Tage war ich voller Endorphine und obwohl ich noch nicht die überschwängliche Liebe spürte, konnte ich super viel bonden, das Stillen lief gut und ich sag einigermaßen klar, dass die Liebe kommen wird.
Doch am Tag unserer Entlassung ging es los. Ich wollte nicht aus dem KH nach Hause, weil das hieß, wieder weiter weg von meiner Schwangerschaft zu sein. Seitdem wir zu Hause sind, breche ich jeden Tag mehrmals in bitterliche Tränen aus und spüre einen Schmerz und eine Leere in mir, die ich selten gefühlt habe in meinem Leben. Alles was mich an die Schwangerschaft erinnert, löst Weinkrämpfe aus - die Kliniktasche, meine Umstandskleidung, mein Gesicht im Spiegel, das so rosig war in der Schwangerschaft. Ich Kreise mein Becken, wenn ich duschen gehe und stelle schmerzhaft fest, dass ich da niemanden mehr beruhigen muss in meinem Bauch, weil ihn die Dusche aufregt. Ich könnte endlos so weitermachen.
Ich habe am Abend auch mal gute Momente und kann den Kleinen grundsätzlich auch gut an mich ranlassen, wir stillen, kuscheln ganz viel nackt und und und… und trotzdem habe ich das Gefühl, dass es nicht das gleiche Kind ist, was da in meinem Bauch gewachsen ist. Dann frage ich mich, wo mein Baby denn hin ist, wenn es nicht dieses hier ist. Im nächsten Moment leide ich mit dem Wurm mit, wenn ich merke, dass er sich mit Gebärtmuttergeräuschen beruhigen lässt und anscheinend meinen Bauch genauso sehr vermisst wie ich.
Ich vermisse aber auch dieses Körpergefühl, die Liebe zu meinem Bauch und wie schön ich mich gefühlt habe, wie alle Freunde und Familie so aufmerksam waren und einen umsorgt haben. Ich habe mich geliebt gefühlt und mich selber auch geliebt wie noch nie.
Nun sitze ich da mit dem Wesen auf das ich mich so sehr gefreut habe, von dem ich dachte, dass es mich in einem Hormoncocktail der Liebe baden wird. Stattdessen kämpfe ich darum, ihn zu sehen und nicht nur seine Bedürfnisse.
Jetzt habe ich mir so viel von der Seele geschrieben und doch nicht das Gefühl, meinem inneren Chaos genug Ausdruck verliehen zu haben.
Ich hoffe so sehr, dass ich damit nicht alleine bin und die eine oder andere vllt auch einen Tipp hat, was diese Babyblues Zeit und den Abschied von der Schwangerschaft etwas erträglicher macht.
Ich danke euch schon jetzt.
LG
Landkeksin
Baby Blues - Unendliche Trauer um meine Schwangerschaft - Suche Trost
Hast du eine Hebamme?
Ja ich habe eine ganz tolle Hebamme, die mich gut im Blick hat und auch eine Therapeutin an meiner Seite (bin aufgrund einer anderen Geschichte vor der Schwangerschaft in Behandlung).
Das hilft mir auch sehr, aber ich wollte hier so gern schauen, ob es Frauen gibt, die durch das gleiche Tal gegangen sind.
Hallo!
Ich bin nicht sehr aktiv in diesem Forum und eigentlich nur stille Mitleserin.
Aber bei deinem Beitrag konnte ich nicht vorbei.
Ich habe 2020 meine Tochter zur Welt gebracht und ich war nach dem Krankenhaus genau in der gleichen Situation wie du. Ich hatte bereits beim Auschecken aus der Klinik Tränen in den Augen. In meiner Schwangerschaft hatte ich genau wie du unglaublich viel Aufmerksamkeit und wurde umhegt und umsorgt. Plötzlich ist der kleine Wurm da und alles dreht sich nicht mehr direkt um dich, sondern um dein Baby. Ich hab auch meine Umstandswäsche angesehen und geweint. Ich bin ungefähr zwei Wochen daheim gesessen und habe geweint. Ich war unglaublich verzweifelt und wusste, dass ich so nicht weiterleben könnte wenn das nicht wieder weg gehen würde.
Im Prinzip hatte ich 1:1 die Gefühle die du hattest. Ich habe nach ca. einer Woche meine Hebamme angerufen bzw. angeschrieben, weil ich nur geheult habe und sie hat mir gesagt, dass dieser Zustand aufgrund der Hormonumstellung ungefähr zwei Wochen andauern kann. Aber alles was darüber geht muss man behandeln. Ich hatte das Glück, dass ich nach etwas mehr als zwei Wochen eine Besserung bemerkte. Es wurde dann wirklich von Tag zu Tag besser.
Wenn das bei dir nicht der Fall ist, melde dich bei deiner Hebamme. Sie kann dir sicher viele Kontakte nennen wo du dir Hilfe holen kannst. Und bitte tue das auch wenn es nicht besser wird. Du musst in dieser Situation wirklich an dich denken, denn keiner hat was davon wenn du weiterhin leidest. Auch die Bindung zu meinem Baby wurde dann schlagartig besser und bitte setz dich dabei nicht unter Druck. Dein Leben hat sich grundsätzlich geändert und an das muss man sich erst mal gewöhnen. Du liebst dein Kind ganz sicher, auch wenn es dir vielleicht jetzt noch nicht bewusst ist.
Ich wusste erst nach ca. 6 Monaten, dass ich noch nie eine tiefere Liebe zu einem Menschen empfunden habe, als die zu meiner Tochter. Das braucht bei einem länger und bei anderen ist diese Liebe schon kurz nach der Geburt präsent. Ich hatte zunächst auch ein schlechtes Gewissen. Aber das sind ganz normale Gefühle und du darfst so fühlen. Du bist in einer Situation, in der man so viel Neues bewältigen muss. Somit mach dir bitte keine Sorgen, hole dir Hilfe, sei achtsam mit dir und deinem Körper und es wird alles gut werden!
Wenn du mal schreiben willst, kannst du dich gern bei mir melden.
LG
A.
Ich danke dir so sehr, dass du dir extra die Zeit genommen hast, mir zu antworten. Deine Worte helfen mir sehr. Das ist auch meine Hoffnung, dass sich das so entwickelt, aber zu hören, dass jemand die gleichen doofen Gedanken hatte und es durchgestanden hat macht mir Mut.
Meine Hebamme und auch meine Therapeutin wissen bereits Bescheid :)