Hallo ihr Lieben,
vorab: danke fürs zuhören.
Ich weiss leider gar nicht wie der Kopf mir steht
Meine Mutter ist meine beste Freundin, bis auf keine Pupertät in der ich sehr anstrengend war, haben wir ein ganz tolles Verhältnis, ich war mindesten 1-2 Mal zu Besuch, wir haben alles geteilt und immer was zu lachen gehabt.
Bis vor 2 Monaten wussten wir nicht Mal was mit ihr los ist, unspezifische Rückenschmerzen, natürlich erstmals wochenlang Physio, Orthopäde, usw - alles ohne Besserung.
Als man ein CT gemacht hat und einen 2-3 Schatten auf der Lunge zu sehen waren, wusste ich leider schon: das kann nicht nichts heißen. OP, Entfernung von zwei Rundherde, Ergebnis: kein Lungenkrebs, aber Krebs - welche, das wissen sie bis jetzt noch nicht. Nach dem pet CT (ich habe die Bilder gesehen) musste ich mich erstmals hinlegen: Lunge, Nieren, voller Metastasen.
Der Onkologe meinte bereits, dass er sie für den Rest ihres Lebens begleiten wird: wie lange, das wissen wir noch immer nicht, entweder Sarkom oder Melanom - aber macht wohl nicht viel Unterschied was die Überlebenschancen anbelangen.
Mir hat es regelrecht den Boden unter den Füßen weggezogen, mein Rückzugsort, meine Stärke Mutter, so zerbrechlich zu sehen: es gibt Momente, da breche ich zusammen, zu Hause, ohne dass es jemand merkt, ich möchte für meinen Mutter stark sein. Ich bereue so viel, dass sie meine Hochzeit nicht mehr miterleben wird, mich nicht im weißen Kleid sehen kann und es mit mir aussuchen, wahrscheinlich niemals ihre Enkel kennen lernen wird. Wenn ich bei ihr bin würde ich so gerne so viel sagen, aber wiederum auch einfach nichts und nur da sein.
Sie bekommt jetzt Chemo, aber sie ist nicht wiederzuerkennen, sie schläft nur, weint viel, ich Versuche sie aufzubauen und da zu sein aber komme selber psychisch an meine Grenzen.
Es ist eine Mischung aus: ich kann und will sie nicht verlieren und, ich will nicht dass sie leiden muss.
Vielleicht gibt es hier ja ein paar Menschen die wissen wie es mir geht, mir ihre Erfahrungen schildern können und vor allem mir etwas helfen können, auch wenn es nur nette Worte sind.
Danke fürs Zuhören
Mutter schwer erkrankt
Hallo Sunny,
ich habe deinen Text gelesen und direkt einen Kloß im Hals bekommen - es tut mir so leid, dass es deiner Mutter so schlecht geht und die Prognosen auch nicht gerade hoffnungserweckend sind. Toll, dass sie sich auf dich, ihre Tochter, jetzt verlassen kann, dass du ihr beistehst, auch wenn es dich so viel Kraft kostet.
Wenn so ein Schicksal jemanden aus der Familie oder dem nahen Umfeld trifft, höre und lese ich immer wieder, die Angehörigen "müssen stark sein". Und dann frage ich mich: "Ach ja, müssen sie das wirklich, immer stark sein?" Meine Antwort darauf ist Nein.
Ich würde mir wünschen, dass man sich wieder mehr erlaubt, schwach zu sein, traurig zu sein, nicht zu wissen wie es weitergeht, keine Antwort zu haben, einfach mal nicht zu funktionieren und das anderen auch zu sagen und zu zeigen.
Darum wünsche ich auch dir, dass es da Menschen gibt, die dich in deiner Trauer, Verzweiflung und Angst, die völlig legitim und verständlich sind, auffangen, ernst nehmen und begleiten, dass du mit jemandem über all deine Gefühle und Sorgen sprechen kannst. Freunde, andere Angehörige, Seelsorger...den Anfang mache jetzt einfach mal ich, indem ich dich virtuell ganz lieb drücke und sage: ich verstehe dich. Ich kann alle deine Gedanken nachvollziehen, sie sind normal. Hab keine Angst davor, andere Personen mit deinen Gefühlen zu "belästigen", du musst und solltest das nicht mit dir selbst ausmachen. Wenn es dir hilft, hier zu schreiben - ich habe ein offenes Ohr.
Deiner Mama wünsche ich, dass sie die Chemo gut übersteht, dass es, wenn auch keine Heilung mehr möglich ist, immerhin noch Linderung oder eine Stabilisierung gibt...und dass sie noch eine möglichst schöne Zeit auf dieser Welt hat, mit den Menschen, sie die liebt und die sie lieben.
Keiner weiß, wie lange man auf dieser Erde bleiben darf. Darum halte ich mich möglichst immer an einen Spruch, den ich mal gelesen habe:
"Es geht nicht darum, das Leben mit Jahren zu füllen, sondern die Jahre mit Leben." Dass euch das für die kommende schwere Zeit zwischen Therapien, Diagnosen, Hoffen und Bangen gelingt, das wünsche ich euch von ganzem Herzen.
Liebe Grüße,
DieKati