Starkes Heimweh nach dem Auszug

Hallo Leute,

ich brauche mal etwas Trost. Damit ihr die Situation besser versteht hole ich mal etwas weiter aus. Vor etwas 4 Jahren ist mein Vater ganz plötzlich gestorben. Er ist damals einfach umgekippt. Plötzlicher Herztod. Man konnte nichts machen. Da war ich gerade 21y Zurück blieben meine Mutter, mein Bruder und ich. Meine Schwester war damals schon längst ausgezogen.

Wir haben also begonnen uns zustutzt durchzukämpfen. Leider ging das nicht gut. Der Alltag war von Geschrei und Gestreite geprägt, da meine Mutter mit dem Verlust nicht gut umgehen konnte und kann. Nun ging das Leben weiter und ich begann und schloss eine Ausbildung ab. Nach der Ausbildung begann ich eine eigene Wohnung zu suchen. Diese Entscheidung sorgte für noch mehr Streit mit meiner Mutter, da sie nicht verstanden hat, warum ich ausziehen will. Trotz allem behilelten wie ein recht gutes Verhältniis, haben Sachen zusammen unternommen, aber eben auch super viel gestritten. Mir wurde der Streit zu viel (und auch die Zeit zur Arbeit war mir auf Dauer zu lang), weshalb ich ausziehen wollte.

Ende Juni hab ich dann eine tolle Wohnung gefunden. Sehr nahe an meiner Arbeit und trotz allem könnte ich binnen 30 Minuten zu meiner Mutter und meinem Bruder fahren.

Von der Zusage bis zum Auszug vergingen gut 3 Monate (Kündigungsfrist der Mieter und Verzögerung der Möbellieferung). Meiner Mutter ist es zunehmend schwer gefallen, weshalb sie mir auch nicht geholfen hat. Ich hab den Auszug total entgegen gefiebert und begeistert meine Einrichtung gekauft.

Nun bin ich diese Woche schlussendlich tatsächlich umgezogen. Die Möbel wurden aufgebaut und ich bin fleißig am einräumen. Innerlich zerfrisst mich aber der Kummer. Früher sehnte ich mich so sehr nach Ruhe und frier Zeit. Heute bin ich das erste mal nach der Arbeit "nach Hause" gekommen und es hat sich völlig falsch angefühlt. Als wäre ich am falschen Ort. Langsam nimmt die Wohnung Gestalt an, aber ich kann es mir nicht vorstellen tatsächlich hier zu wohnen. Ich vermisse meine Mutter und meinen Bruder. Also nicht direkt sie, sondern ihre Anwesenheit. Zu wissen, dass jemand da ist. Der Gedanke nun alles allein regeln zu müssen schockt mich immer noch. Und ich Versuch mich die gesamte Zeit abzulenken um ja nicht zur Ruhe zu kommen. Ich saß vorhin 2 Stunden vor dem Fernseher und hab mich gefragt, ob es nun immer so sein wird? Es ist für mich einfach nicht greifbar. Freitag fahr ich heim um meine restlichen Sachen zu holen. Und zwei Wochen später bin ich spätestens wieder da, weil ich zum Arzt muss. Ich kann mir nur nicht vorstellen, einfach wieder zu gehen. Es war doch fast 25 Jahre mein zu Hause

Habt ihr Tipps für mich? Ich war doch so euphorisch. Ich kann mir das einfach nicht erklären. Und der lange Text tut mir leid. Ich musste das aber irgendwie mal loswerden.

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Du schreibst, du kannst dir das nicht erklären, ich finde das aber mehr als normal. Nicht nur war das Zuhause 25 Jahre lang dein Zuhause, was eine verdammt lange Zeit ist - du wohnst nun auch zum ersten Mal allein.
Das klingt verlockend, solange man noch mit Mama und Geschwistern unter einem Dach wohnt, aber wenn es dann tatsächlich so weit ist, ist der Schreck und Schock doch verständlich :D
Es ist nun mal etwas komplett anderes.

Was du nun aber auf keinen Fall denken solltest: Dass der Schritt ein Fehler war. Das wäre Quatsch. Im Gegenteil, gestehe dir doch zu, zu trauern. Das gehört dazu, du befindest dich noch mitten in der finalen Ablösung von deinem Elternzuhause. Du darfst trauern, ohne dass das gleichbedeutend ist mit "das war sicher ein Fehler!".

Sei traurig, weine, schwelge in Erinnerungen. Lebe deine Gefühle aus, anstatt sie wegzudrücken. Kauf dir ne riesen Packung Eis, krall dir deine Fotoalben und los gehts.

Und dann planst du, was du als nächstes in deiner Wohnung umsetzen willst.
Ne Party? Orangefarbene Wände mit ner quietschpinken Couch und dunkelblauen Kissen?
Scheissegal, denn dir steht jetzt ALLES offen, es sind DEINE 4 Wände :) Und das hat verdammt viele Vorteile. Sobald dein Trauerprozess abgeschlossen ist, wirst du die auch sehen. <3

Bearbeitet von JaneDoe
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Hallo du,

ich möchte mich meiner Vorschreiberin vollumfänglich anschließen.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich damals auszog. Im Vorfeld gab es auch immer öfter Streit mit meiner Mutter, mit der ich mich zuvor immer gut verstanden habe. Es war für uns beide rückblickend das Zeichen: Abstand ist genau das, was wir jetzt brauchen. Es wird uns guttun, nicht mehr aufeinander zu hocken. Ich wollte den gewohnten Strukturen einfach entwachsen - man nennt es Abnabelung und ist ein ganz wichtiger Schritt im Leben.

Auf dem Weg in meine neue Wohnung flossen bei mir Tränen, aber ist das nicht normal, wenn man etwas Altbekanntes, Gewohntes hinter sich lässt und in einen neuen Abschnitt aufbricht?
Ich war etwa 40 Kilometer weit weg von "daheim", in einer schönen Wohnung. Die ersten Tage waren etwas seltsam, aber schnell war mir klar: das ist jetzt dein neues Zuhause, das ist dein Leben. Das Verhältnis zu meiner Mutter entspannte sich sofort. Wir hatten uns bei meinen Besuchen "daheim" wieder was zu erzählen, genossen die Zeit zusammen, hatten keine Zeit und keinen Grund mehr für Streit.

Mittlerweile bin ich gemeinsam mit meinem Partner noch zweimal umgezogen. Beruflich bedingt beträgt der Abstand zwischen meinen Eltern und mir jetzt um die 100 Kilometer. Keiner von uns empfindet das als schlimm, ich bin in meinem neuen Ort integriert und angekommen und will hier nicht mehr weg.

Auch wenn es sich im Moment vielleicht alles noch merkwürdig anfühlt: du hast alles richtig gemacht. Ich wünsche dir ein gutes Einleben in DEINER Wohnung! 🍀

Liebe Grüße,
DieKati

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Mir gehts selbst nicht so gut.
Ich kann das voll verstehen.
Ich war auch in einer Wohnung wo ich glücklich war und musste dort wegziehen wegen meinem Kind und so.
Ich vermisse es dort. Ich wünschte ich wäre mit ihr dort. Aber sie ist nicht mehr bei mir.
Ich vermisse meine Wohnung sosehr. Und das Glück das ich dort hatte. Jetzt ist alles anders. Wir sind an einem Ort an dem ich mich nicht wohlfühle. Ich möchte nur dorthin zurück.

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Ich möchte ein kurzes Update geben und mich auch bei den Tipps bedanken, die mir wirklich geholfen haben. Ich war nun von Freitag auf Samstag bei meiner Mutter, ehe wir Samstag gemeinsam mit meinem Bruder Eis essen waren, da wir mit dem Auto noch einige Sachen zu meiner Wohnung gebracht haben. Die beiden haben mir dann noch bei einigen Kleinigkeiten geholfen, ehe sie gefahren sind. Der Moment, als sie ins Auto gestiegen sind und ohne mich einfach weggefahren sind, war hart. Mehr als hart und zurück in meiner Wohnung traf mich erneut die Einsamkeit. Ich bin dann nochmal allein unterwegs gewesen ehe ich mich dieser Einsamkeit gestellt habe. Ich habe mir selbst gesagt, dass es schon wird. Ich hab dann neue Bilder aufgestellt.

Abends war ich dann tatsächlich komplett mit einräumen und einrichten fertig und konnte dann noch etwas Fernsehen. Und was soll ich sagen? Heute morgen war diese Einsamkeit wie weggeblasen. Ich hab mich erstmals wie "zu Hause" gefühlt. Es kam mir kein Chaos entgegen und auch keine unausgeräumten Kartons, sondern Ordnung und Sauberkeit. Ich hab mir dann ein leckeres Frühstück gemacht und den Tag auf der Couch verbracht und was soll ich sagen? Es ging mir den ganzen Tag richtig gut und ich hab die Stille erstmals richtig genossen. Ich hatte nicht einmal Sehnsucht, sondern war einfach nur zufrieden. So hatte ich es mir vorgestellt.

Bearbeitet von EarthSun
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Hey, das sind doch tolle Neuigkeiten.

Alles braucht seine Zeit.
Und jeder Mensch muss sich an neue Situationen gewöhnen - egal ob er 5, 10, 20 oder 50 Jahre alt ist.

Kauf dir Blumen und stelle sie in deine neue Wohnung.
Lade Freunde ein und mach eine kleine Einweihungsfeier - oder lade sie einfach zum Kaffeetrinken in deine eigenen vier Wände.

Und lade auch deine Mutter mal ein, damit sie sieht, wie schön du es dir dort gemacht hast, dass es dir gut geht und dass sie sich um dich keine Sorgen machen muss.
Wenn sie sieht, dass es dir gut geht und dass alles gut läuft, dann wird sie auch deinen Auszug besser verarbeiten können.

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Hallo du,

ich lese dein Update erst jetzt, wollte dir aber dennoch schnell ein paar Zeilen dalassen.

Toll, dass es schon besser wird mit dem Einsamkeitsgefühl. Es gibt ja einen bedeutenden Unterschied zwischen Alleinsein und Einsamkeit. Und dass du das Alleinsein nun, da deine Wohnung soweit fertig eingerichtet ist und die Kartons ausgepackt sind, schon immer mehr genießen kannst, ist ein sehr gutes Zeichen. Ich bin auch jemand, der sich nach einem Umzug erst so richtig wohlfühlt, wenn das Chaos um mich rum beseitigt ist.

Ich bin jedenfalls immer noch total überzeugt davon, dass der Schritt der absolut richtige war. Ich denke, das siehst du mittlerweile genauso, oder?

Mit der Zeit wirst du die Vorteile des "Für-Dich-Seins" so richtig auskosten können und machst das vielleicht jetzt schon. Du kannst tun und lassen, was du willst, wann und wie du es willst. Mach's dir in deiner Wohnung richtig schön. Wenn ich so zurückdenke, wie toll das war, als immer mehr "von meiner Persönlichkeit" in die Wohnung einzog...wie immer mal wieder neue Möbelstücke (mein Teddyfell-Sessel 😍), Bilder und Deko dazu kamen und das Ganze zu "meinem Reich" verwandelten - schön war's, und schön ist es bis heute 🥰

Wenn dir nach Gesellschaft ist, kannst du rausgehen oder Leute einladen. Wenn du deine Ruhe willst, kannst du die Tür hinter dir schließen und wenn's klingelt, nicht aufmachen (außer dem Pizzaboten 😉). Das genieße ich bis heute, viele Jahre nach meinem Auszug aus dem Elternhaus.

Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Freude in der eigenen Bude! 🤗

Liebe Grüße,
DieKati