Seelenschmerz - Fehlgeburt

Ich möchte einfach nur mir von der Seele sprechen, und da ich das leider mit keinem in meinem Umfeld machen kann, bin ich hier gelandet.

Heute vor fünf Wochen hatte ich eine Ausschabung in der 12 ssw. weil das Herzchen meines Krümmels in der 11. Woche aufgehört hat zu schlagen. Und genau heute kam auch meine Periode. Damit hat es mir erneut die Entgültigkeit der fehlgeschlagenen Schwangerschaft verdeutlicht, und ich muss es verarbeiten.

In der Zeit meiner Fehlgeburt war mein Mann leider im Ausland, ich hatte sehr viel Stress auf der Arbeit und musste schnell zur Ausschabung, da ich bereits eine erhöhte Temperatur bekommen habe und alle panik bekamen, es könnte sich alles entzünden. Ich musste eine Begleitperson mitbringen und damit war umgehen, jemandem von der Fehlgeburt zu erzählen, wobei niemand ausser meinem Mann von der Schwangerschaft wussten. Meine Eltern haben mich dann hingefahren und waren meine Begleitpersonen. Somit habe ich auch die beiden mit einem Kummer belegt, den ich denen so gern erspart hätte. Aber ich war nicht alleine mit meinem Schmerz.

Und nun ist es 5 Wochen her... und es tut immer noch so sehr weh. Ich war mir komischerweise so sicher, dass ich im November mein Baby bekommen würde, mein drittes wundervolles Kind. Ich habe schlimme Übelkeit gehabt, solange ich wach war, war mir unglaublich schlecht, habe mich so lange zusammen reissen müssen, und wofür? Um mir mein Herz brechen zu lassen.... wir haben bereits zwei wundervolle Mädchen, und ich hatte vorher noch nie eine Fehlgeburt, ich bin so dankbar dafür, dass ich das früher nicht erleben musste. Arme Frauen, die sowas erleben müssen, und noch keine Kinder haben, wie schrecklich das sein muss. Ich habe viele Jahre gedacht, wir wären komplett und dass ich keine Kinder mehr möchte, vor 2 Jahren hat mein Mann gefragt, ob ich es mir vorstellen könnte, noch ein Kind zu bekommen, ich habe mit dem Gedanken ein halbes Jahr gelebt und es hat über 1,5 Jahre gebraucht, bis es klappte. Ich verstehe, dass sowas in meinem Alter schnell passieren kann, und ich verstehe auch, dass es besser so ist, als später unter Umständen noch schlimmeres durchmachen zu müssen, wenn mit dem Krümmel etwas nicht stimmt.... aber das was ich alles verstehe und was ich empfinde liegen so weit auseinander.... ich bin mitten in meiner Trauer.

Vor einigen Tagen haben wir erfahren, dass mein Schwager bald papa wird. Unsere Kinder wären nur 5 Wochen auseinander und das tut mir und meinem Mann so unendlich weh. Die beiden wissen nichts von unserem Verlust, aber für mich wird wohl für immer der Begleitgedanke, wenn ich ihr Kind sehen werde, so alt wäre meins auch.

Die Ärzte im Krankenhaus meinten, ich sei noch jung genug und könnte noch mehrere Kinder bekommen.... aber das alles will ich gar nicht hören. Ich glaube, ich will garnichts hören. Ich möchte nur so sehr, dass es endlich weniger weh tut.

In der Zeit der starken Übelkeit habe ich es überstanden, in dem ich mir vorgestellt habe, dass ich bald die belohnung fürs Tapfersein im Arm halten würde und nun trauere ich um genau diese Vorstellungen.

Mein Mann möchte es gerne erneut versuchen, ich weiss aber bei bestem Willen nicht, wie man eine Schwangerschaft nach einer Fehlgeburt entspannt und ausgeglichen erleben kann, wenn man doch dann ständig daran denken muss, dass es jederzeit zu ende sein könnte.

Aktuell erscheint mir ein Leben unkomplett mit Herzschmerz verlokender, als ein erneuter Versuch und die Ängste, die im Zusammenhang aufkommen. Aber werde ich dann nicht für den Rest meines Lebens nicht denken, was wäre wenn?

Ich bin so unendlich traurig und empfinde es als unendlich ungerecht gegenüber allen Frauen dieser Welt, dass man soche SChmerzen in der Seele aushalten muss... ich rede nicht davon, dass wenn mit dem Krümmel etwas nicht stimmt, dann ist ein Abgang notwendig, ich rede von dem Seelenschmerz der damit verbunden ist. Ich wünschte so sehr, ich könnte damit besser umgehen.

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Hallo!

Fühl dich umarmt.

Du bist nicht allein.

So viele Frauen teilen diese Erfahrung. Fehlgeburten gehören leider zur Fortpflanzung dazu.

Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn in geselliger damenrunde mal eine den Anfang macht und erzählt, dann kommen plötzlich ganz viele Erfahrungen dieser Art.

In meinem Freundeskreis hat fast jede Frau, die Kinder hat, auch mindestens eine Fehlgeburt hinter sich.

Damit will ich deinen Schmerz keinesfalls klein reden, ich möchte nur sagen du bist nicht allein mit deinem Schmerz und Verlust.

Ich selbst hatte auch nach zwei gesunden Kindern zwei Fehlgeburten in Folge und für mich war der Zug drittes Kind damit abgefahren, gerade auch weil schwanger werden nicht unbedingt einfach war aufgrund meines pcos und ich mir immer riesigen Stress gemacht habe mit zyklusbeobachtung um nur ja die fruchtbare Zeit zu erwischen.

Mit eben dem Satz "später wirst du es bereuen, es nicht wenigstens versucht zu haben" hat mein mann mich, jetzt im Nachhinein gott sei dank, überredet, es nochmal zu versuchen.

Wir haben uns drauf geeinigt, es noch ein Jahr lang drauf ankommen zu lassen und was soll ich sagen, 6 Monate nach der zweiten Fehlgeburt war ich wieder schwanger, einfach so.

Klar, die Schwangerschaft war alles andere als entspannt und richtig aufatmen konnte ich erst, als mein Sohn gesund auf der Welt war, da habe ich vor Glück und Erleichterung geheult wie ein schlosshund. Aber mein Sohn war all das tausendfach wert!

Nimm dir die Zeit, diedu zum trauern brauchst und vielleicht kommt der kinderwunsch irgendwann zurück.

Ich wünsche dir alles Gute

LG waldfee

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Liebe Waldfee,

Vielen lieben Dank für deine Worte, die Bedeuten mir wirklich viel.

Ich freue mich von Herzen für euch, dass ihr euren Sohn schließlich in den Armen haltet ❤️

Genau die Worte hat gestern auch mein Mann gesagt, er hat Angst, dass wir es bereuen, wenn wir es nicht noch mal versuchen. Aktuell bin ich da nicht bereit für, aber wir sollen ja eh noch abwarten… und dass du erst aufatmen konntest, nachdem er da war, kann ich sooo gut nachempfinden, wie soll man nach einer Fehlgeburt eines so sehr gewünschten Babys in der Folgeschwangerschaft auch nur einen einzigen Tag unbesorgt verleben? Das bleibt wohl ein unausweichlicher Begleiter.

Es tut so gut zu lesen, dass ihr eurer Wunder bekommen habt. Wer weiß, vielleicht darf ich irgendwann mal auch meins in den Händen halten…

Alles gute für euch ❤️

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Huhu,

fühl dich erstmal umarmt.

Ich bin so eine, die erst eine Fehlgeburt hatte und erst danach 2 gesunde Kinder bekommen hat.

Es war damals schrecklich. Auch bei mir hat in der 11. SSW das Herz aufgehört zu schlagen. Ursache war ein Gendefekt und dadurch verursachte Wassereinlagerungen, die das kleine Herzchen einfach nicht geschafft hat. Es war damals furchtbar für mich so naiv und unwissend, wie ich dachte, einfach schwanger werden und zack... 9 Monate später Baby auf dem Arm.

Bei mir wussten es aber übrigens alle schon und das hat letzten Endes ja auch nix geändert. Was mir geholfen hat: Sich mit Betroffenen austauschen. Man ist damit tatsächlich nicht alleine. Außerdem haben wir uns bestätigen/durchchecken lassen und somit erfahren, dass der Gendefekt eine spontane Laune der Natur war. Bei mir hat das Trauern und Verarbeiten damals ca. 3 Monate gedauert und dann war ich wieder bereit für einen neuen Versuch. Bin dann direkt schwanger geworden und der "Versuch" wird im Oktober 6 Jahre alt.
Die Schwangerschaft war nicht einfach, was allerdings auch an meiner damaligen Frauenärztin lag. Ich habe meinem Körper nicht mehr vertraut und meine Frauenärztin hat die Angst eher noch verstärkt, als mich aufzufangen.
Beim Bruder habe ich mir dann eine andere Frauenärztin gesucht und da war alles top. Und so war auch die Schwangerschaft viel viel entspannter. Zudem hat mir in der Schwangerschaft dann tatsächlich geholfen, dass ich ja schon meine Tochter hatte. Bis zur 16. SSW hatte ich nämlich immer wieder Blutungen und bin zu jedem Frauenarzttermin mit dem Gedanken gegangen, dass es schief geht. Und dann war mein Gedanke einfach, wenn es so ist, dann gibt es einen Grund dafür und dann ist es ok. Ich habe immer noch meine Tochter. Es war dann bei Frauenarzt dann aber immer alles ok und irgendwann hörten die Blutungen auf.

Wichtig ist, dass du dir Zeit zum Verarbeiten nimmst. Ich habe mir zum Beispiel so ein kleines Kästchen gemacht, da hab ich einen kleinen Schutzengel reingelegt und die Ultraschallbilder und auch einen Brief dem ich meinem Krümel geschrieben habe.

Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft!

Bearbeitet von Dampfblase87