Neues Kind nach plötzlichem Kindstod

Hey ihr,

ich denke, dass der Titel alles sagt..
Ich wollte einfach mal fragen, wie lange ihr nach dem Tod eures Kindes, ob plötzlicher Kindstod, Krankheiten oder divers, mit einem neuen baby gewartet habt.

Ich selbst überlege viel, mein Gefühl sagt mir aber, dass alles noch zu frisch ist. (10.02.24 verloren am plötzlichen Kindstod)
Ich sage es so;
Wenn es passiert, dann ist es so aber ich hätte massive Angst davor. Ich würde es durchziehen, keine Frage aber ich wüsste nicht, wie ich mit so einer Angst klarkommen sollte.

Deswegen frage ich euch nach euren Erfahrungen, berichten, wie lange ihr gewartet habt und wie ihr mit der Angst umgegangen seid..

Alle Mama‘s und Papa‘s dir auch ein Sternenkind haben:
Meine aufrichtige Anteilnahme!
In meinem Glauben erzählt Gott: die Seele war zu stark für den Körper aber sie kommt eines Tages wieder nach hause in einem neuen Körper.

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Hey,
Mein aufrichtiges Beileid zu deinem schrecklichen Verlust.
Dein Beitrag hat mich gerade sehr mitgenommen und ich wusste erst nicht ob ich darauf etwas antworten soll, da ich mich nicht in deine Lage versetzen kann. Ich denke, das kann niemand der so etwas Schlimmes nicht selbst erlebt hat.

Die Angst wird dir vermutlich immer bleiben, du kannst aber hoffentlich mit der Zeit lernen besser mit ihr umzugehen. Auch ist es völlig in Ordnung, dass du dich noch nicht bereit für ein Regenbogenbaby fühlst. Dein Körper sagt es dir wenn er bereit ist, jeder Mensch ist anders und jeder Mensch geht anders damit um und das ist ok.

Auch ist es keine Schwäche sondern eine Stärke sich professionelle Hilfe zu holen, auch wenn der Schritt leider vielen Personen schwer fällt.

Ich wünsche dir nur das Beste!❤️

2

Hallo,

dein Verlust tut mir sehr leid!

Wir haben eins unserer Kinder unerwartet im Säuglingsalter verloren.

Die Perspektive auf ein weiteres (gesundes) Kind hat mir immer viel Kraft gegeben. Ich hatte sehr früh nach dem Verlust den Wunsch nach einem weiteren Kind.
Ich bin dann 7 Monate später schwanger geworden.

Ich kenne inzwischen einige Sternenmamas und viele verschiedene Geschichten. Daher kann ich sagen: Es ist alles total individuell. Manchen hilft ein neuer Kinderwunsch, anderen macht er Angst. Für manche ist eine längere Trauerzeit ohne Schwangerschaft sinnvoll, für andere trägt eine neue Schwangerschaft ein Stück weit zur Heilung bei.

Was ich rückblickend als sehr wichtig erachte: Das entstandene Trauma sollte ein Stück weit verarbeitet sein. Es sollte beim Kinderwunsch die Sehnsucht nach einem weiteren Baby im Mittelpunkt stehen, nicht die Sehnsucht nach dem verlorenen Kind (denn diese wird bleiben, zumindest ist es bei mir so). Wenn dir schon der Gedanke an eine neue Schwangerschaft Angst macht, ist es vielleicht noch zu früh? Professionelle Hilfe (in meinem Fall Psychotherapie), Selbsthilfegruppen, Trauerkurse, Austausch mit anderen Betroffenen kann helfen, das Trauma zu bearbeiten, die eigenen Gedanken zu ordnen, wieder Lebensfreude zu entwickeln.

Ich habe von Anfang an sämtliche greifbare Angebote wahrgenommen und wirklich sehr aktiv an meiner Trauer/an meinem Trauma gearbeitet. Das hat viel Kraft gekostet, aber ich wollte unbedingt wieder "auf die Beine kommen" und eben auch einem weiteren Kind ein gut vorbereitetes und positives Nest bieten. Ich denke, der Plan ging halbwegs auf. Dennoch überfiel mich zum Beispiel im neuen Wochenbett noch einmal eine heftige Trauerwelle, das war sehr herausfordernd. Es kann also immer sein, dass man nochmal von Ängsten (ja, auch die gab es in der Schwangerschaft natürlich) oder eben von Trauer überwältigt wird. Wichtig ist es dann, zu wissen, wie man damit umgehen kann, was die eigenen Kraftquellen und Ansprechpartner sind, damit man die schwierigen Zeiten übersteht.

Alles Gute und viel Kraft für deinen weiteren Weg!

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Es tut mir unendlich leid, dass euer Kind gestorben ist. Das ist das schlimmste, was man als Eltern erleben kann.

Wir haben erwartet unsere Tochter kurz nach der Geburt verloren (wir wussten den Großteil der Schwangerschaft, dass sie nicht lebensfähig ist) und sehr plötzlich, innerhalb von einer Woche, unseren Sohn an einer schweren Krankheit.

Ich werde dir nicht sagen, wie lange wir gewartet haben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es einen nur stresst, das zu wissen.
Die Menschen sind unterschiedlich. Die einen sind sehr schnell bereit für ein weiteres Kind, die anderen brauchen sehr lange oder bekommen nie wieder eins.
Da sollte man sich nicht von anderen beeinflussen lassen. Weder drängen, noch ein schlechtes Gewissen machen lassen.

Für uns war aber immer klar: Wir bekommen kein *neues* Baby, sondern wir bekommen ein *weiteres* Kind.
Das ist meiner Meinung nach das Wichtigste, was Eltern bei der Entscheidung beachten müssen: Dass sie mit dem Baby nicht das verstorbene Kind "ersetzen", sondern dass sie ein weiteres Kind bekommen, das die Lücke niemals ausfüllen wird.

Die Angst ist bis heute da (die Kinder sind 3 und 1 Jahr alt), aber sie wird weniger.
Die Schwangerschaften waren eine emotionale Achterbahnfahrt und es war wirklich hart.
Geholfen haben mir unzählige Gespräche und Tränen mit meinem Mann, Gespräche mit unserer Pfarrerin und auch das Forum hier zur Schwangerschaft bzw. Familienleben mit besonderer Vorgeschichte. Der Austausch da war echt wohltuend.

Alles Gute euch und viel Kraft!

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Hallo,

erst einmal tut mir euer Verlust sehr sehr leid und ich kann die Trauer sehr nachfühlen.🤍💐

Unser Sohn ist letztes Jahr, 3 Wochen vor seinem ET, still auf die Welt gekommen. Uns war da schon, also recht früh, klar, dass wir diese Liebe unbedingt wollen und es — irgendwann — noch einmal versuchen möchten.
Jetzt, 10 Monate später, bin ich wieder schwanger und natürlich ist die Angst da. Mir hat es sehr geholfen, mich erst einmal intensiv mit dem Verlust auseinander zu setzen, auch mit einem mehrwöchigen Aufenthalt in einer Klinik. Dass es keinen Ersatz gibt ist klar und dass es auf dieser Welt nichts gibt, was diese Lücke füllen kann. Dass er nicht wieder kommt, ist zwar immer noch sehr schwer zu akzeptieren, dennoch kann ich heute mit mehr Liebe als Trauer auf die Zeit und unseren Sohn blicken.
Ich hatte irgendwann das Gefühl, dass es in Ordnung ist, ein Geschwisterkind zu bekommen und so hat es auch sofort geklappt. Unser Sohn wird immer einen Platz in unserer Familie haben, er wird immer der große Bruder sein, der auf einem Stern wohnt.

Ich denke die Angst wird man niemals los werden, aber wie auch mit so einer Vorerfahrung.

Ich wünsche dir für eueren Weg alles alles Gute und finde es unglaublich mutig und stark, den Weg weiter gehen zu wollen.

Liebe Grüße