Warum ist man in einem Hospiz?

Ich stehe gerade etwas neben mir. Die Frau meines Vaters hat sein 6 Jahren Lungenkrebs, angeblich war alles unter Kontrolle. Seit etwa einem halben Jahr hatze sie starke Schmerzen im Knie umd im Ellenbogen. Nun vor 6 Wochen kam sie ins Krankenhaus, wegen einer Gallenentzündung und einer Sepsis. Man hat nun festgestellt, dass sie in den Knochen Metastasen hat.

Mein Papa ist 85 und schon etwas tüddelig. Die Patientin hat einen Sohm der mit dem Arzt geredet hat, seine Mutter ist heute in ein Hospiz gekommen. Mein Vater erzählte mir am Telefon, ich wohne weiter weg, dass man sie dort aufpeppeln möchte, um sie dann zu operieren.

Nun bin ich ja noch nicht so tüddelig und weiß was ein Hospiz ist, aber lasse mich gerne eines besseren belehren.

Die Voraussetzung, dass man in ein Hospiz kommt, ist doch eine vorgeschrittene, unheilbare Erkrankung und das Krankenhaus sieht eigentlich keine Aussicht auf Heilung? Oder sehe ich das falsch? Wunder ausgenommen.

Ich mag es nicht, dass man Menschen "Märchen" erzählt, man nimmt ihnen ja die Möglichkeit, dass man sich verabschiedet und schürt falsche Hoffnungen. Angeblich ist der Plan, dass man die Patientin stabilisiert um sie dann zu operieren, dafür würde man sie doch aber nicht in ein Hospiz schicken?!

Mein Papa darf gerne in dem Glauben bleiben, dass alles wieder hübsch wird, aber ich bin da eher der Realist. Was meint ihr dazu? Lieben Dank

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Oh das tut mir leid für euch.
Ein Hospiz ist für die Sterbebegleitung und Palliativstation ist zum Aufpäppeln. Es kann sein dass dort auch Menschen versterben aber das ist zur Schmerzmittel Einstellung und Kraft zu tanken für eine Chemotherapie oder so. Grob gesagt verstehe ich so den Unterschied.

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Das tut mir sehr leid!
Ich kenne es auch nur so, dass das Hospiz für schwerkranke, unheilbare Menschen gedacht ist. Ich hab jetzt auch nochmals gegoogelt und auch nur gleichlautende Infos gefunden.
Ein naher Verwandter von mir ist erst vor kurzem im Hospiz verstorben. Ihm ging es darum, würdevoll zu sterben, nicht pflegebedürftig und abhängig zu sein. Es war bei ihm schon länger klar, dass er unheilbar erkrankt ist. Als sein Zustand immer schlimmer wurde, er nichts mehr alleine machen konnte, kaum noch Luft bekommen hatte, ging er ins Hospiz. Dort hat er dann die Medikamente abgesetzt (nur noch Schmerzmittel genommen) und ist dann im Kreise seiner Frau und Kinder friedlich eingeschlafen.
Er war glaube ich ca. 1 Woche dort.

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Liebe Eleni,

ich wünsche euch viel Kraft in eurer Situation.
Ein Hospiz ist tatsächlich vor allem ein Ort, um in ruhiger und schöner Atmosphäre schmerzlindernd gepflegt zu werden - nicht mehr mit dem Fokus auf Heilung, sondern vielmehr mit dem Fokus auf einen guten Abschied, wenn man es so nennen mag.
Allerdings habe ich auch schon von Patientinnen und Patienten gehört, die in einem Hospiz "aufgepäppelt" und zu weiteren Behandlungen wieder entlassen wurden. Von daher ist es auch möglich, dass dein Vater nichts durcheinander bekommen hat. Dennoch scheint ihre Erkrankung sehr ernst und weit fortgeschritten zu sein. Dass sich dein Vater mit solchen Erklärungen Trost verspricht, ist also auch denkbar.

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Hallo!

Die Bedingung für eine Aufnahme ins Hospiz ist, dass es keine kurative Therapie mehr geben wird.

Es stimmt, dass wir -ich arbeite in einem- es manchmal schaffen, Gäste "auszupäppeln". Wenn es ihnen zu lange zu gut geht es müssen sie sogar das Hospiz wieder verlassen. Das passiert aber eher selten und ist nie unser Ziel. Ein Hospiz ist ein Ort für die letzte Lebensphase.

Allerdings glaube ich nicht, dass man deinen Vater belogen hat. Es ist das, was er hören und verstehen will. Manchmal braucht es eine solche Übergangszeit bis alle Beteiligten verstehen, worum es geht. Auch dein Vater wird es verstehen. Er braucht nur noch ein bisschen. Lass die KollegInnen im Hospiz mal machen.

Alles Gute!

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Danke schön. Alle Antworten sind so liebevoll geschrieben. Hier möchte ich mich aber auch bedanken, für die wunderbare Behandlung, die ihr den Menschen gebt. Ich bin am Wochenende erst dort vor Ort, weil ich weiter weg wohne und ich habe eine wahnsinnige Angst, aber ich weiß auch, dass das der schrecklich schönste Ort ist, an dem ich in dieser Situation sein kann...

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Hallo eleni!

Nun, in einem Hospiz wird gestorben, aber es ist kein schrecklicher Ort. Das Sterben ist oft harte Arbeit für alle Beteiligten und nicht alle gehen friedlich und lebenssatt. Wir können so "wunderbar handeln", weil wir einen sehr guten Personalschlüssel und weil alle Mitarbeitenden eine vollständige Pflegeausbildung haben. DAS ist eigentlich Pflege und nicht das, was heute in vielen Heimen und Krankenhäusern stattfindet.

Die eigentliche Idee von Hospizarbeit war, dass sie sich selbst überflüssig macht und überall so gearbeitet und gepflegt werden kann wie in einem Hospiz. Man braucht ja nicht erst am Lebensende gute Pflege, sondern immer, wenn man krank und/oder alt ist. Davon sind wie weiter entfernt als zu der Zeit als diese Idee entstand, was furchtbar traurig ist.

Vor deinem Besuch dort musst du keine Angst haben. Es wird ja nicht vor Publikum auf dem Flur gestorben! Vor den Zimmern findet Alltag statt. Ganz normal und ganz entspannt, weil die Arbeitenden dort keinen Stress und keine Eile haben Das heißt, sie bzw. wir haben wohl Stress, der ist aber anders und nicht für alle spür- oder sichtbar. Geh mal hin. Das wird eine gute Erfahrung.

LG

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